gegen den Strand an oder schließen selbst einen Kreis und verringern diesen allgemach mehr und mehr; auf schmalen Flüssen oder Kanälen theilen sie sich in zwei Haufen, bilden eine geschlossene Reihe auf dieser, eine auf jener Seite, schwimmen gegen einander an und fischen so ebenfalls den betreffenden Theil rein aus. Jhr Hamenschnabel leistet ihnen dabei unübertreffliche Dienste, weil er ihnen ein leichtes Erfassen und Festhalten der gefangenen Beute gestattet. Für gewöhnlich fressen die Pelekane nur Fische; zuweilen greifen sie jedoch auch andere Wirbelthiere an. Junge Schwimm- vögel, welche sich in ihre Nähe wagen, sind immer gefährdet; sie schlingen noch halberwachsene Enten hinab. Jhr Schlund ist sow eit, daß er eine geballte Mannsfaust bequem durchläßt: ich habe mehr als einmal meinen gefangenen Pelekanen große Fische mit der Hand aus ihrem Magen gezogen. Der unendliche Reichthum der südlichen Gewässer an Fischen macht es ihnen leicht, sich zu ernähren, gestattet ihnen sogar, ihrer ungeheueren Gefräßigkeit Genüge zu leiften.
Die Pelekane gehen mit ziemlich aufrecht getragenem Leibe langsam und wankend, jedoch nicht eigentlich schwerfällig, unternehmen zuweilen verhältnißmäßig lange Fußwanderungen, zeigen sich ebenso auf Baumwipfeln sehr geschickt, suchen diese auch da, wo sie in der Nähe sich finden, regelmäßig auf, um auszuruhen, sich zu sonnen und ihr Gefieder zu putzen; sie schwimmen leicht, rasch und ausdauernd und fliegen ganz ausgezeichnet. Nach einem kurzen Anlaufe, wobei sie, wie die Schwäne, mit den Flügeln auf das Wasser schlagen, daß es auf weithin schallt, erheben sie sich von der Oberfläche desselben, legen den Hals in ein S gebogen zusammen, den Kopf, so zu sagen, auf den Nacken und den Keblsack auf den Vorderhals, bewegen die Flügel zehn bis zwölf Mal rasch und nach einander in weit ausholenden Schlägen und streichen hierauf gleitend einige Ellen weit fort, bis sie einer gefährlichen Stelle entrückt sind und nun entweder kreisend sich in höhere Luftschichten emporschrauben oder in der angegebenen Weise weiter fliegen. Daß sie der Flug nicht im Geringsten ermüdet, sieht man nicht blos an den Wandernden, sondern auch an denen, welche sich an einem Orte festgesetzt haben. Gewisse Jnseln behagen ihnen so, daß sie dieselben nicht verlassen mögen; von ihnen aus müssen sie dann, um einen reichlichen Fischfang zu thun, oft mehrere Meilen weit fliegen; Das aber ficht sie nicht an: ein solcher Flug erscheint ihnen als ein Morgenspaziergang, und sie legen die Entfernung auch wirklich in überraschend kurzer Zeit zurück. Die geistigen An- lagen sind keineswegs verkümmert. An Sinnesschärfe stehen die Pelekane hinter anderen Ruder- füßlern schwerlich weit zurück; an Verstand scheinen sie ihre Verwandten zu übertreffen. Sie zeigen sich da, wo sie dem Menschen nicht trauen, ungemein vorsichtig, an anderen Orten dagegen so vertrauensselig, daß sie sich wie zahme Vögel benehmen: sie schwimmen z. B. in den Hafenstädten des südlichen rothen Meeres unbesorgt zwischen den Schiffen umher und lassen sich von den Schiffern füttern, wie unsere Schwäne von Spaziergängern. Aber sie merken sich jede Verfolgung, welche ihnen wurde, sehr genau und unterscheiden einen Menschen, welcher sie einmal bedrohte, sicher von allen übrigen. Gefangene können ungemein zahm und ohne sonderliche Vorkehrungen zum Aus- und Ein- fliegen gewöhnt werden; es genügt, ihnen mehrere Male nacheinander die Schwingen zu verkürzen oder auszuziehen und sie an einem bestimmten Orte zu füttern, von diesem aus mit sich zu nehmen, um sie einzugewöhnen. Jn der Nähe der Fischerdörfer an den egyptischen Strandseen sieht man zahme Pelekane, welche des Morgens ausgehen, sich ihr Futter selbst zu suchen, und des Abends zurückkehren; einzelne besuchen die Fischmärkte, stellen sich hier neben den Käufern auf und betteln, bis diese ihnen Etwas zuwerfen; andere stehlen mit wirklicher List Einiges von den aufgespeicherten Vorräthen. Anfänglich setzen sich die Gefangenen ihrem Pfleger zur Wehre, bedrohen ihn wenigstens mit dem ungeheuren, aber sehr ungefährlichen Schnabel, später lassen sie sich fast Alles gefallen, was dieser mit ihnen vorzunehmen beliebt und gestatten z. B. unseren Thierschaubudenbesitzern den weiten Rachen zu öffnen, den Unterschnabel zu biegen, die Kehlhaut auszudehnen, umzustülpen etc. Pelekane sind ebenso gutmüthig als klug: sie vertragen sich mit allen Thieren und scheinen froh zu sein, wenn ihnen Nichts zu Leide gethan wird. Nur ihr kaum zu stillender Heißhunger treibt sie zuweilen an, sich kühn vorzudrängen oder selbst einen Kampf mit anderen Fischliebhabern zu wagen; doch muß es
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Pelekan.
gegen den Strand an oder ſchließen ſelbſt einen Kreis und verringern dieſen allgemach mehr und mehr; auf ſchmalen Flüſſen oder Kanälen theilen ſie ſich in zwei Haufen, bilden eine geſchloſſene Reihe auf dieſer, eine auf jener Seite, ſchwimmen gegen einander an und fiſchen ſo ebenfalls den betreffenden Theil rein aus. Jhr Hamenſchnabel leiſtet ihnen dabei unübertreffliche Dienſte, weil er ihnen ein leichtes Erfaſſen und Feſthalten der gefangenen Beute geſtattet. Für gewöhnlich freſſen die Pelekane nur Fiſche; zuweilen greifen ſie jedoch auch andere Wirbelthiere an. Junge Schwimm- vögel, welche ſich in ihre Nähe wagen, ſind immer gefährdet; ſie ſchlingen noch halberwachſene Enten hinab. Jhr Schlund iſt ſow eit, daß er eine geballte Mannsfauſt bequem durchläßt: ich habe mehr als einmal meinen gefangenen Pelekanen große Fiſche mit der Hand aus ihrem Magen gezogen. Der unendliche Reichthum der ſüdlichen Gewäſſer an Fiſchen macht es ihnen leicht, ſich zu ernähren, geſtattet ihnen ſogar, ihrer ungeheueren Gefräßigkeit Genüge zu leiften.
Die Pelekane gehen mit ziemlich aufrecht getragenem Leibe langſam und wankend, jedoch nicht eigentlich ſchwerfällig, unternehmen zuweilen verhältnißmäßig lange Fußwanderungen, zeigen ſich ebenſo auf Baumwipfeln ſehr geſchickt, ſuchen dieſe auch da, wo ſie in der Nähe ſich finden, regelmäßig auf, um auszuruhen, ſich zu ſonnen und ihr Gefieder zu putzen; ſie ſchwimmen leicht, raſch und ausdauernd und fliegen ganz ausgezeichnet. Nach einem kurzen Anlaufe, wobei ſie, wie die Schwäne, mit den Flügeln auf das Waſſer ſchlagen, daß es auf weithin ſchallt, erheben ſie ſich von der Oberfläche deſſelben, legen den Hals in ein S gebogen zuſammen, den Kopf, ſo zu ſagen, auf den Nacken und den Keblſack auf den Vorderhals, bewegen die Flügel zehn bis zwölf Mal raſch und nach einander in weit ausholenden Schlägen und ſtreichen hierauf gleitend einige Ellen weit fort, bis ſie einer gefährlichen Stelle entrückt ſind und nun entweder kreiſend ſich in höhere Luftſchichten emporſchrauben oder in der angegebenen Weiſe weiter fliegen. Daß ſie der Flug nicht im Geringſten ermüdet, ſieht man nicht blos an den Wandernden, ſondern auch an denen, welche ſich an einem Orte feſtgeſetzt haben. Gewiſſe Jnſeln behagen ihnen ſo, daß ſie dieſelben nicht verlaſſen mögen; von ihnen aus müſſen ſie dann, um einen reichlichen Fiſchfang zu thun, oft mehrere Meilen weit fliegen; Das aber ficht ſie nicht an: ein ſolcher Flug erſcheint ihnen als ein Morgenſpaziergang, und ſie legen die Entfernung auch wirklich in überraſchend kurzer Zeit zurück. Die geiſtigen An- lagen ſind keineswegs verkümmert. An Sinnesſchärfe ſtehen die Pelekane hinter anderen Ruder- füßlern ſchwerlich weit zurück; an Verſtand ſcheinen ſie ihre Verwandten zu übertreffen. Sie zeigen ſich da, wo ſie dem Menſchen nicht trauen, ungemein vorſichtig, an anderen Orten dagegen ſo vertrauensſelig, daß ſie ſich wie zahme Vögel benehmen: ſie ſchwimmen z. B. in den Hafenſtädten des ſüdlichen rothen Meeres unbeſorgt zwiſchen den Schiffen umher und laſſen ſich von den Schiffern füttern, wie unſere Schwäne von Spaziergängern. Aber ſie merken ſich jede Verfolgung, welche ihnen wurde, ſehr genau und unterſcheiden einen Menſchen, welcher ſie einmal bedrohte, ſicher von allen übrigen. Gefangene können ungemein zahm und ohne ſonderliche Vorkehrungen zum Aus- und Ein- fliegen gewöhnt werden; es genügt, ihnen mehrere Male nacheinander die Schwingen zu verkürzen oder auszuziehen und ſie an einem beſtimmten Orte zu füttern, von dieſem aus mit ſich zu nehmen, um ſie einzugewöhnen. Jn der Nähe der Fiſcherdörfer an den egyptiſchen Strandſeen ſieht man zahme Pelekane, welche des Morgens ausgehen, ſich ihr Futter ſelbſt zu ſuchen, und des Abends zurückkehren; einzelne beſuchen die Fiſchmärkte, ſtellen ſich hier neben den Käufern auf und betteln, bis dieſe ihnen Etwas zuwerfen; andere ſtehlen mit wirklicher Liſt Einiges von den aufgeſpeicherten Vorräthen. Anfänglich ſetzen ſich die Gefangenen ihrem Pfleger zur Wehre, bedrohen ihn wenigſtens mit dem ungeheuren, aber ſehr ungefährlichen Schnabel, ſpäter laſſen ſie ſich faſt Alles gefallen, was dieſer mit ihnen vorzunehmen beliebt und geſtatten z. B. unſeren Thierſchaubudenbeſitzern den weiten Rachen zu öffnen, den Unterſchnabel zu biegen, die Kehlhaut auszudehnen, umzuſtülpen ꝛc. Pelekane ſind ebenſo gutmüthig als klug: ſie vertragen ſich mit allen Thieren und ſcheinen froh zu ſein, wenn ihnen Nichts zu Leide gethan wird. Nur ihr kaum zu ſtillender Heißhunger treibt ſie zuweilen an, ſich kühn vorzudrängen oder ſelbſt einen Kampf mit anderen Fiſchliebhabern zu wagen; doch muß es
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Pelekan.
gegen den Strand an oder ſchließen ſelbſt einen Kreis und verringern dieſen allgemach mehr und
mehr; auf ſchmalen Flüſſen oder Kanälen theilen ſie ſich in zwei Haufen, bilden eine geſchloſſene
Reihe auf dieſer, eine auf jener Seite, ſchwimmen gegen einander an und fiſchen ſo ebenfalls den
betreffenden Theil rein aus. Jhr Hamenſchnabel leiſtet ihnen dabei unübertreffliche Dienſte, weil er
ihnen ein leichtes Erfaſſen und Feſthalten der gefangenen Beute geſtattet. Für gewöhnlich freſſen
die Pelekane nur Fiſche; zuweilen greifen ſie jedoch auch andere Wirbelthiere an. Junge Schwimm-
vögel, welche ſich in ihre Nähe wagen, ſind immer gefährdet; ſie ſchlingen noch halberwachſene Enten
hinab. Jhr Schlund iſt ſow eit, daß er eine geballte Mannsfauſt bequem durchläßt: ich habe
mehr als einmal meinen gefangenen Pelekanen große Fiſche mit der Hand aus ihrem Magen gezogen.
Der unendliche Reichthum der ſüdlichen Gewäſſer an Fiſchen macht es ihnen leicht, ſich zu ernähren,
geſtattet ihnen ſogar, ihrer ungeheueren Gefräßigkeit Genüge zu leiften.
Die Pelekane gehen mit ziemlich aufrecht getragenem Leibe langſam und wankend, jedoch nicht
eigentlich ſchwerfällig, unternehmen zuweilen verhältnißmäßig lange Fußwanderungen, zeigen ſich
ebenſo auf Baumwipfeln ſehr geſchickt, ſuchen dieſe auch da, wo ſie in der Nähe ſich finden,
regelmäßig auf, um auszuruhen, ſich zu ſonnen und ihr Gefieder zu putzen; ſie ſchwimmen leicht,
raſch und ausdauernd und fliegen ganz ausgezeichnet. Nach einem kurzen Anlaufe, wobei ſie,
wie die Schwäne, mit den Flügeln auf das Waſſer ſchlagen, daß es auf weithin ſchallt, erheben
ſie ſich von der Oberfläche deſſelben, legen den Hals in ein S gebogen zuſammen, den Kopf, ſo
zu ſagen, auf den Nacken und den Keblſack auf den Vorderhals, bewegen die Flügel zehn bis zwölf
Mal raſch und nach einander in weit ausholenden Schlägen und ſtreichen hierauf gleitend einige
Ellen weit fort, bis ſie einer gefährlichen Stelle entrückt ſind und nun entweder kreiſend ſich in
höhere Luftſchichten emporſchrauben oder in der angegebenen Weiſe weiter fliegen. Daß ſie der Flug
nicht im Geringſten ermüdet, ſieht man nicht blos an den Wandernden, ſondern auch an denen, welche
ſich an einem Orte feſtgeſetzt haben. Gewiſſe Jnſeln behagen ihnen ſo, daß ſie dieſelben nicht verlaſſen
mögen; von ihnen aus müſſen ſie dann, um einen reichlichen Fiſchfang zu thun, oft mehrere Meilen
weit fliegen; Das aber ficht ſie nicht an: ein ſolcher Flug erſcheint ihnen als ein Morgenſpaziergang,
und ſie legen die Entfernung auch wirklich in überraſchend kurzer Zeit zurück. Die geiſtigen An-
lagen ſind keineswegs verkümmert. An Sinnesſchärfe ſtehen die Pelekane hinter anderen Ruder-
füßlern ſchwerlich weit zurück; an Verſtand ſcheinen ſie ihre Verwandten zu übertreffen. Sie zeigen
ſich da, wo ſie dem Menſchen nicht trauen, ungemein vorſichtig, an anderen Orten dagegen ſo
vertrauensſelig, daß ſie ſich wie zahme Vögel benehmen: ſie ſchwimmen z. B. in den Hafenſtädten des
ſüdlichen rothen Meeres unbeſorgt zwiſchen den Schiffen umher und laſſen ſich von den Schiffern
füttern, wie unſere Schwäne von Spaziergängern. Aber ſie merken ſich jede Verfolgung, welche ihnen
wurde, ſehr genau und unterſcheiden einen Menſchen, welcher ſie einmal bedrohte, ſicher von allen
übrigen. Gefangene können ungemein zahm und ohne ſonderliche Vorkehrungen zum Aus- und Ein-
fliegen gewöhnt werden; es genügt, ihnen mehrere Male nacheinander die Schwingen zu verkürzen oder
auszuziehen und ſie an einem beſtimmten Orte zu füttern, von dieſem aus mit ſich zu nehmen, um
ſie einzugewöhnen. Jn der Nähe der Fiſcherdörfer an den egyptiſchen Strandſeen ſieht man zahme
Pelekane, welche des Morgens ausgehen, ſich ihr Futter ſelbſt zu ſuchen, und des Abends zurückkehren;
einzelne beſuchen die Fiſchmärkte, ſtellen ſich hier neben den Käufern auf und betteln, bis dieſe
ihnen Etwas zuwerfen; andere ſtehlen mit wirklicher Liſt Einiges von den aufgeſpeicherten Vorräthen.
Anfänglich ſetzen ſich die Gefangenen ihrem Pfleger zur Wehre, bedrohen ihn wenigſtens mit dem
ungeheuren, aber ſehr ungefährlichen Schnabel, ſpäter laſſen ſie ſich faſt Alles gefallen, was dieſer
mit ihnen vorzunehmen beliebt und geſtatten z. B. unſeren Thierſchaubudenbeſitzern den weiten
Rachen zu öffnen, den Unterſchnabel zu biegen, die Kehlhaut auszudehnen, umzuſtülpen ꝛc. Pelekane
ſind ebenſo gutmüthig als klug: ſie vertragen ſich mit allen Thieren und ſcheinen froh zu ſein, wenn
ihnen Nichts zu Leide gethan wird. Nur ihr kaum zu ſtillender Heißhunger treibt ſie zuweilen an,
ſich kühn vorzudrängen oder ſelbſt einen Kampf mit anderen Fiſchliebhabern zu wagen; doch muß es
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/983>, abgerufen am 23.11.2024.
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