kästen, welche zu Gunsten der Segler und Blauvögel aufgehängt werden, auch wohl die Taubenhäuser, und selten thun sie es ohne Erfolg."
"Aber was sie auch thun mögen, heiter sind sie stets. Kaum haben sie ihren Hunger gestillt, so vereinigen sie sich zu kleinen Gesellschaften auf der Spitze und den Zweigen eines abgestorbenen Baumes und beginnen vonhieraus eine sonderbare Jagd auf vorüberfliegende Kerbthiere, indem sie sich acht oder zwölf Ellen weit auf sie herabstürzen, zuweilen die kühnsten Schwenkungen ausführen und, nachdem sie ihre Beute gefaßt, wieder zum Baum zurückkehren und einen freudigen Schrei ausstoßen. Zuweilen jagt einer spielend den andern in einer höchst anziehenden Weise; denn während sie die weiten, schön geschwungenen Bogen beschreiben, entfalten sie die volle Pracht ihres Gefieders und gewähren dadurch ein überaus angenehmes Schauspiel. Wenn sie von einem Baum zum andern fliegen, ist ihre Bewegung gleichsam nur ein einziger Schwung. Sie öffnen die Flügel, fenken sich herab und heben sich, in der Nähe des Stammes angelangt, langsam wieder empor. Kletternd bewegen sie sich aufwärts, seitwärts und rückwärts, anscheinend ohne jegliche Schwierigkeit, aber selten (?) mit dem Kopfe nach unten gerichtet, wie Kleiber und manche andere Spechte zu thun pflegen. Jhre Schwingungen von einem Baume zum andern geschehen, wie man meinen möchte, häufig in der Absicht, einen andern ihrer Art anzugreifen. Dieser aber weiß seinen Gegner, Dank seiner unendlichen Gewandtheit, immer zu foppen, indem er mit erstaunlicher Schnelligkeit rund um den Baum klettert."
"Selten findet man ein neu angelegtes Nest; gewöhnlich begnügt sich das Paar, wenn es brüten will, mit einem alten, welches ein wenig ausgebessert und etwas tiefer ausgehauen wird. Jhre Nest- höhlen findet man in jedem abgestorbenen Baume, oft zehn oder zwölf in einem einzigen Stamme, einige eben angefangen, einige tiefer ausgemeiselt und andere vollendet. Grüne oder lebende Bäume werden so selten benutzt, daß ich mich keines erinnern kann, welcher ein Nistloch dieser Spechtart gehabt hätte.... Jn Louisiana und Kentucky brütet der Rothkopf zweimal im Laufe des Jahres, in den mittleren Staaten gewöhnlich nur einmal. Das Weibchen legt zwei bis sechs rein- weiße und durchscheinende Eier, zuweilen in Höhlen, welche nur 6 Fuß über dem Boden eingemeiselt wurden, zuweilen in solchen, welche so hoch angebracht wurden, als möglich." Nach Wilson's Ver- sicherung hat die Brut des Rothkopfs in der schwarzen Natter (Coluber constrietor) eine furchtbare Feindin. Diese Schlange windet sich häufig an den höchsten Baumstämmen empor, dringt in das friedliche Kinderzimmer des Spechtes, verschlingt hier die Eier oder die hilflosen Jungen, Ange- sichts der ängstlich schreienden und umherflatternden Eltern, und legt sich dann, wenn der Raum groß genug ist, zusammengeringelt in das Nest, um die Verdauung abzuwarten. Der Schulbube, welcher seinen Hals wagte, um ein Nest dieses Spechtes auszuheben, findet sich oft nicht wenig enttäuscht, wenn er seine Hand in die Höhle steckt und anstatt der Jungen die entsetzliche Schlange packt. Er hat dann gewöhnlich nichts Eiligeres zu thun, als ohne alle Rücksicht auf Glieder und Beinkleider am Stamme herunterzurutschen und verläßt schreckerfüllt so schnell als möglich den Baum.
Es trägt zur Vervollständigung unserer Kenntniß der Heherspechte bei, wenn ich hier noch einer andern Art der Gruppe Erwähnung thue. Jn Kalifornien und Mejiko wird der Rothkopf durch einen Verwandten (Melanerpes formieivorus) vertreten, welchen wir Sammelspecht nennen wollen. Die Oberseite ist schwarz, die Stirn, ein Fleck auf den Vorderschwingen, der Jnnensaum der Hinter- schwingen und der Bürzel sind weiß; der Oberkopf bis zum Genick ist hochroth, die Kehle und ein Brustband sind schwarz; ein Feld, welches die schwarze Kehle umgibt, ist schwefelgelb; die Brust und die Seiten sind weiß, schwarz in die Länge gestrichelt. Das Auge ist gelb, der Schnabel und die Beine sind schwarz. Die Länge beträgt 9, die Fittiglänge 51/4, die Schwanzlänge 21/4 Zoll.
"Der Sammelspecht", sagt Heermann, "ist der häufigste und lärmendste aller Spechte Kalifor- niens. Vom höchsten Zweige eines Baumes aus, auf dem er zu sitzen pflegt, schwingt er sich plötzlich nach unten herab, ein Kerbthier verfolgend, kehrt, nachdem er es ergriffen, zu seinem früheren Platze
Die Späher. Klettervögel. Heherſpechte.
käſten, welche zu Gunſten der Segler und Blauvögel aufgehängt werden, auch wohl die Taubenhäuſer, und ſelten thun ſie es ohne Erfolg.“
„Aber was ſie auch thun mögen, heiter ſind ſie ſtets. Kaum haben ſie ihren Hunger geſtillt, ſo vereinigen ſie ſich zu kleinen Geſellſchaften auf der Spitze und den Zweigen eines abgeſtorbenen Baumes und beginnen vonhieraus eine ſonderbare Jagd auf vorüberfliegende Kerbthiere, indem ſie ſich acht oder zwölf Ellen weit auf ſie herabſtürzen, zuweilen die kühnſten Schwenkungen ausführen und, nachdem ſie ihre Beute gefaßt, wieder zum Baum zurückkehren und einen freudigen Schrei ausſtoßen. Zuweilen jagt einer ſpielend den andern in einer höchſt anziehenden Weiſe; denn während ſie die weiten, ſchön geſchwungenen Bogen beſchreiben, entfalten ſie die volle Pracht ihres Gefieders und gewähren dadurch ein überaus angenehmes Schauſpiel. Wenn ſie von einem Baum zum andern fliegen, iſt ihre Bewegung gleichſam nur ein einziger Schwung. Sie öffnen die Flügel, fenken ſich herab und heben ſich, in der Nähe des Stammes angelangt, langſam wieder empor. Kletternd bewegen ſie ſich aufwärts, ſeitwärts und rückwärts, anſcheinend ohne jegliche Schwierigkeit, aber ſelten (?) mit dem Kopfe nach unten gerichtet, wie Kleiber und manche andere Spechte zu thun pflegen. Jhre Schwingungen von einem Baume zum andern geſchehen, wie man meinen möchte, häufig in der Abſicht, einen andern ihrer Art anzugreifen. Dieſer aber weiß ſeinen Gegner, Dank ſeiner unendlichen Gewandtheit, immer zu foppen, indem er mit erſtaunlicher Schnelligkeit rund um den Baum klettert.“
„Selten findet man ein neu angelegtes Neſt; gewöhnlich begnügt ſich das Paar, wenn es brüten will, mit einem alten, welches ein wenig ausgebeſſert und etwas tiefer ausgehauen wird. Jhre Neſt- höhlen findet man in jedem abgeſtorbenen Baume, oft zehn oder zwölf in einem einzigen Stamme, einige eben angefangen, einige tiefer ausgemeiſelt und andere vollendet. Grüne oder lebende Bäume werden ſo ſelten benutzt, daß ich mich keines erinnern kann, welcher ein Niſtloch dieſer Spechtart gehabt hätte.... Jn Louiſiana und Kentucky brütet der Rothkopf zweimal im Laufe des Jahres, in den mittleren Staaten gewöhnlich nur einmal. Das Weibchen legt zwei bis ſechs rein- weiße und durchſcheinende Eier, zuweilen in Höhlen, welche nur 6 Fuß über dem Boden eingemeiſelt wurden, zuweilen in ſolchen, welche ſo hoch angebracht wurden, als möglich.“ Nach Wilſon’s Ver- ſicherung hat die Brut des Rothkopfs in der ſchwarzen Natter (Coluber constrietor) eine furchtbare Feindin. Dieſe Schlange windet ſich häufig an den höchſten Baumſtämmen empor, dringt in das friedliche Kinderzimmer des Spechtes, verſchlingt hier die Eier oder die hilfloſen Jungen, Ange- ſichts der ängſtlich ſchreienden und umherflatternden Eltern, und legt ſich dann, wenn der Raum groß genug iſt, zuſammengeringelt in das Neſt, um die Verdauung abzuwarten. Der Schulbube, welcher ſeinen Hals wagte, um ein Neſt dieſes Spechtes auszuheben, findet ſich oft nicht wenig enttäuſcht, wenn er ſeine Hand in die Höhle ſteckt und anſtatt der Jungen die entſetzliche Schlange packt. Er hat dann gewöhnlich nichts Eiligeres zu thun, als ohne alle Rückſicht auf Glieder und Beinkleider am Stamme herunterzurutſchen und verläßt ſchreckerfüllt ſo ſchnell als möglich den Baum.
Es trägt zur Vervollſtändigung unſerer Kenntniß der Heherſpechte bei, wenn ich hier noch einer andern Art der Gruppe Erwähnung thue. Jn Kalifornien und Mejiko wird der Rothkopf durch einen Verwandten (Melanerpes formieivorus) vertreten, welchen wir Sammelſpecht nennen wollen. Die Oberſeite iſt ſchwarz, die Stirn, ein Fleck auf den Vorderſchwingen, der Jnnenſaum der Hinter- ſchwingen und der Bürzel ſind weiß; der Oberkopf bis zum Genick iſt hochroth, die Kehle und ein Bruſtband ſind ſchwarz; ein Feld, welches die ſchwarze Kehle umgibt, iſt ſchwefelgelb; die Bruſt und die Seiten ſind weiß, ſchwarz in die Länge geſtrichelt. Das Auge iſt gelb, der Schnabel und die Beine ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 9, die Fittiglänge 5¼, die Schwanzlänge 2¼ Zoll.
„Der Sammelſpecht“, ſagt Heermann, „iſt der häufigſte und lärmendſte aller Spechte Kalifor- niens. Vom höchſten Zweige eines Baumes aus, auf dem er zu ſitzen pflegt, ſchwingt er ſich plötzlich nach unten herab, ein Kerbthier verfolgend, kehrt, nachdem er es ergriffen, zu ſeinem früheren Platze
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[70/0084]
Die Späher. Klettervögel. Heherſpechte.
käſten, welche zu Gunſten der Segler und Blauvögel aufgehängt werden, auch wohl die Taubenhäuſer,
und ſelten thun ſie es ohne Erfolg.“
„Aber was ſie auch thun mögen, heiter ſind ſie ſtets. Kaum haben ſie ihren Hunger geſtillt,
ſo vereinigen ſie ſich zu kleinen Geſellſchaften auf der Spitze und den Zweigen eines abgeſtorbenen
Baumes und beginnen vonhieraus eine ſonderbare Jagd auf vorüberfliegende Kerbthiere, indem ſie
ſich acht oder zwölf Ellen weit auf ſie herabſtürzen, zuweilen die kühnſten Schwenkungen ausführen und,
nachdem ſie ihre Beute gefaßt, wieder zum Baum zurückkehren und einen freudigen Schrei ausſtoßen.
Zuweilen jagt einer ſpielend den andern in einer höchſt anziehenden Weiſe; denn während ſie die
weiten, ſchön geſchwungenen Bogen beſchreiben, entfalten ſie die volle Pracht ihres Gefieders und
gewähren dadurch ein überaus angenehmes Schauſpiel. Wenn ſie von einem Baum zum andern
fliegen, iſt ihre Bewegung gleichſam nur ein einziger Schwung. Sie öffnen die Flügel, fenken ſich
herab und heben ſich, in der Nähe des Stammes angelangt, langſam wieder empor. Kletternd
bewegen ſie ſich aufwärts, ſeitwärts und rückwärts, anſcheinend ohne jegliche Schwierigkeit, aber
ſelten (?) mit dem Kopfe nach unten gerichtet, wie Kleiber und manche andere Spechte zu thun pflegen.
Jhre Schwingungen von einem Baume zum andern geſchehen, wie man meinen möchte, häufig in der
Abſicht, einen andern ihrer Art anzugreifen. Dieſer aber weiß ſeinen Gegner, Dank ſeiner
unendlichen Gewandtheit, immer zu foppen, indem er mit erſtaunlicher Schnelligkeit rund um den
Baum klettert.“
„Selten findet man ein neu angelegtes Neſt; gewöhnlich begnügt ſich das Paar, wenn es brüten
will, mit einem alten, welches ein wenig ausgebeſſert und etwas tiefer ausgehauen wird. Jhre Neſt-
höhlen findet man in jedem abgeſtorbenen Baume, oft zehn oder zwölf in einem einzigen Stamme,
einige eben angefangen, einige tiefer ausgemeiſelt und andere vollendet. Grüne oder lebende
Bäume werden ſo ſelten benutzt, daß ich mich keines erinnern kann, welcher ein Niſtloch dieſer
Spechtart gehabt hätte.... Jn Louiſiana und Kentucky brütet der Rothkopf zweimal im Laufe des
Jahres, in den mittleren Staaten gewöhnlich nur einmal. Das Weibchen legt zwei bis ſechs rein-
weiße und durchſcheinende Eier, zuweilen in Höhlen, welche nur 6 Fuß über dem Boden eingemeiſelt
wurden, zuweilen in ſolchen, welche ſo hoch angebracht wurden, als möglich.“ Nach Wilſon’s Ver-
ſicherung hat die Brut des Rothkopfs in der ſchwarzen Natter (Coluber constrietor) eine furchtbare
Feindin. Dieſe Schlange windet ſich häufig an den höchſten Baumſtämmen empor, dringt in das
friedliche Kinderzimmer des Spechtes, verſchlingt hier die Eier oder die hilfloſen Jungen, Ange-
ſichts der ängſtlich ſchreienden und umherflatternden Eltern, und legt ſich dann, wenn der Raum groß
genug iſt, zuſammengeringelt in das Neſt, um die Verdauung abzuwarten. Der Schulbube, welcher
ſeinen Hals wagte, um ein Neſt dieſes Spechtes auszuheben, findet ſich oft nicht wenig enttäuſcht,
wenn er ſeine Hand in die Höhle ſteckt und anſtatt der Jungen die entſetzliche Schlange packt. Er
hat dann gewöhnlich nichts Eiligeres zu thun, als ohne alle Rückſicht auf Glieder und Beinkleider
am Stamme herunterzurutſchen und verläßt ſchreckerfüllt ſo ſchnell als möglich den Baum.
Es trägt zur Vervollſtändigung unſerer Kenntniß der Heherſpechte bei, wenn ich hier noch einer
andern Art der Gruppe Erwähnung thue. Jn Kalifornien und Mejiko wird der Rothkopf durch
einen Verwandten (Melanerpes formieivorus) vertreten, welchen wir Sammelſpecht nennen wollen.
Die Oberſeite iſt ſchwarz, die Stirn, ein Fleck auf den Vorderſchwingen, der Jnnenſaum der Hinter-
ſchwingen und der Bürzel ſind weiß; der Oberkopf bis zum Genick iſt hochroth, die Kehle und ein
Bruſtband ſind ſchwarz; ein Feld, welches die ſchwarze Kehle umgibt, iſt ſchwefelgelb; die Bruſt und
die Seiten ſind weiß, ſchwarz in die Länge geſtrichelt. Das Auge iſt gelb, der Schnabel und die
Beine ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 9, die Fittiglänge 5¼, die Schwanzlänge 2¼ Zoll.
„Der Sammelſpecht“, ſagt Heermann, „iſt der häufigſte und lärmendſte aller Spechte Kalifor-
niens. Vom höchſten Zweige eines Baumes aus, auf dem er zu ſitzen pflegt, ſchwingt er ſich plötzlich
nach unten herab, ein Kerbthier verfolgend, kehrt, nachdem er es ergriffen, zu ſeinem früheren Platze
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/84>, abgerufen am 25.11.2024.
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