Um das Jahr 1726 wurden von letzteren zwei Stücke lebend nach Batavia gebracht und somit die früher bezweifelte Wahrheit der Angabe bestätigt. Cook fand die Vögel oft an der von ihm besuchten Küste, und von nun an thaten fast alle Reisenden ihrer Erwähnung. Gegenwärtig wissen wir, daß der schwarze Schwan, obwohl hier und da verdrängt, noch häufig in allen entsprechenden Seen, Lachen und Flüssen Südaustraliens und Tasmaniens gefunden wird. Jn den weniger besuchten Gegenden des Jnneren kommt er noch jetzt in erstaunlicher Menge vor, laut Bennett, zu Tausenden vereinigt, ist dort auch noch so wenig scheu, daß man ohne Mühe soviel Stücke erlegen kann, als man will. Während der Wintermonate erscheint er in Australien und vertheilt sich hier über die größeren Sümpfe und Seen, in der Regel zu kleinen Gesellschaften, vielleicht Familien ver- einigt; gegen den Frühling, unseren Herbst hin, bricht er wieder zu seinen Brutplätzen auf. Nach Gould fällt die Zeit seiner Fortpflanzung in die Monate Oktober bis Januar; dieser Forscher fand noch frisch gelegte Eier um die Mitte des letzten Monats und erhielt um die Mitte des Dezember Junge im Dunenkleide. Das Nest ist ein großer Haufen von allerlei Sumpf- und Wasserpflanzen und wird ebenso wie das der nördlichen Arten bald auf kleinen Jnseln, bald mitten im Wasser ange- legt. Fünf bis sieben schmuzigweiße oder blaßgrüne, überall verwaschen fahlgrün gefleckte Eier von 41/2 Zoll Länge und 23/4 Zoll Breite, welche also denen des Höckerschwanes an Größe wenig nachstehen, bilden das Gelege. Das Weibchen brütet mit größtem Eifer; das Männchen hält treue Wacht. Die Jungen kommen in einem graulichen oder rußigen Dunenkleide zur Welt, schwimmen und tauchen vom ersten Tage ihres Lebens an vorzüglich und entgehen dadurch mancherlei Gefahren.
Jn seinem Wesen und Betragen hat der schwarze Schwan mit dem stummen Verwandten viele Aehnlichkeit, doch ist er lauter, d. h. schreilustiger, und zumal gegen die Paarungszeit hin läßt er seine sonderbare Stimme oft vernehmen. Letztere erinnert einigermaßen an dumpfe Trompetentöne, läßt sich also mit Worten schwer beschreiben. Auf einen tiefen, wenig vernehmbaren Laut folgt ein höherer pfeifender, ebenfalls nicht besonders lauter und unreiner, welcher kaum bezeichnet werden kann. Jeder einzelne Doppellaut scheint mit großer Anstrengung hervorgebracht zu werden, wenigstens legt der schreiende Schwan seinen Hals der ganzen Länge nach auf das Wasser, sodaß der Schnabel die Oberfläche desselben fast berührt, und gibt nun die Laute zu hören. Gegen Seines- gleichen zeigt sich der schwarze Schwan ebenso kampflustig, schwächeren Thieren gegenüber ebenso herrsch- süchtig als die übrigen Verwandten, insbesondere der Singschwan; mit diesem aber verträgt er sich ziemlich gut, wenigstens außer der Paarungszeit.
Unsere Gefangenen beweisen, daß das Entzücken der Reisenden, welche schwarze Schwäne in Australien sahen, gerechtfertigt ist. Schon im Schwimmen ziert der schwarze Schwan ein Gewässer im hohen Grade; seine eigentliche Pracht aber zeigt er erst, wenn er in höherer Luft dahinfliegt und nun auch die blendend weißen, von dem Gefieder scharf abstechenden Schwingen sehen läßt. Wenn mehrere zusammenfliegen, bilden sie eine schiefe Reihe oder eine sogenannte Schleife; die langen Hälse werden dabei weit vorgestreckt, und in das sausende Fuchteln der Flügel mischt sich der Lockton, welcher in der Ferne ebenfalls klangvoll wird. Jn stillen Mondscheinnächten fliegen sie oft von einer Lache zur anderen und rufen sich dabei beständig gegenseitig zu, zur wahren Freude des Beobachters.
Leider wird den schönen Thieren in Australien rücksichtslos nachgestellt. Man nimmt ihnen während der Brutzeit die Eier weg, sucht sie während der Mauser, welche auch sie zeitweilig unfähig zum Fliegen macht, in ihren Sümpfen auf und erlegt sie nicht selten aus schändlichem Muthwillen, wie es nun einmal der Engländer Art und Weise ist. Gould hörte, daß die Boote eines Walfisch- fängers in eine Flußmündung einliefen und nach kurzer Zeit mit schwarzen Schwänen angefüllt zum Schiffe zurückkehrten. Die weiße Bevölkerung wird dem Vogel buchstäblich zum Verderben; da, wo sie sich fest angesiedelt, muß er weichen oder unterliegen. Schon heutigentages ist er in vielen Gegenden, welche er früher zu Tausenden bevölkerte, gänzlich ausgerottet worden und leider an eine Schonung für die nächste Zeit noch nicht zu denken.
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Gänſe.
Um das Jahr 1726 wurden von letzteren zwei Stücke lebend nach Batavia gebracht und ſomit die früher bezweifelte Wahrheit der Angabe beſtätigt. Cook fand die Vögel oft an der von ihm beſuchten Küſte, und von nun an thaten faſt alle Reiſenden ihrer Erwähnung. Gegenwärtig wiſſen wir, daß der ſchwarze Schwan, obwohl hier und da verdrängt, noch häufig in allen entſprechenden Seen, Lachen und Flüſſen Südauſtraliens und Tasmaniens gefunden wird. Jn den weniger beſuchten Gegenden des Jnneren kommt er noch jetzt in erſtaunlicher Menge vor, laut Bennett, zu Tauſenden vereinigt, iſt dort auch noch ſo wenig ſcheu, daß man ohne Mühe ſoviel Stücke erlegen kann, als man will. Während der Wintermonate erſcheint er in Auſtralien und vertheilt ſich hier über die größeren Sümpfe und Seen, in der Regel zu kleinen Geſellſchaften, vielleicht Familien ver- einigt; gegen den Frühling, unſeren Herbſt hin, bricht er wieder zu ſeinen Brutplätzen auf. Nach Gould fällt die Zeit ſeiner Fortpflanzung in die Monate Oktober bis Januar; dieſer Forſcher fand noch friſch gelegte Eier um die Mitte des letzten Monats und erhielt um die Mitte des Dezember Junge im Dunenkleide. Das Neſt iſt ein großer Haufen von allerlei Sumpf- und Waſſerpflanzen und wird ebenſo wie das der nördlichen Arten bald auf kleinen Jnſeln, bald mitten im Waſſer ange- legt. Fünf bis ſieben ſchmuzigweiße oder blaßgrüne, überall verwaſchen fahlgrün gefleckte Eier von 4½ Zoll Länge und 2¾ Zoll Breite, welche alſo denen des Höckerſchwanes an Größe wenig nachſtehen, bilden das Gelege. Das Weibchen brütet mit größtem Eifer; das Männchen hält treue Wacht. Die Jungen kommen in einem graulichen oder rußigen Dunenkleide zur Welt, ſchwimmen und tauchen vom erſten Tage ihres Lebens an vorzüglich und entgehen dadurch mancherlei Gefahren.
Jn ſeinem Weſen und Betragen hat der ſchwarze Schwan mit dem ſtummen Verwandten viele Aehnlichkeit, doch iſt er lauter, d. h. ſchreiluſtiger, und zumal gegen die Paarungszeit hin läßt er ſeine ſonderbare Stimme oft vernehmen. Letztere erinnert einigermaßen an dumpfe Trompetentöne, läßt ſich alſo mit Worten ſchwer beſchreiben. Auf einen tiefen, wenig vernehmbaren Laut folgt ein höherer pfeifender, ebenfalls nicht beſonders lauter und unreiner, welcher kaum bezeichnet werden kann. Jeder einzelne Doppellaut ſcheint mit großer Anſtrengung hervorgebracht zu werden, wenigſtens legt der ſchreiende Schwan ſeinen Hals der ganzen Länge nach auf das Waſſer, ſodaß der Schnabel die Oberfläche deſſelben faſt berührt, und gibt nun die Laute zu hören. Gegen Seines- gleichen zeigt ſich der ſchwarze Schwan ebenſo kampfluſtig, ſchwächeren Thieren gegenüber ebenſo herrſch- ſüchtig als die übrigen Verwandten, insbeſondere der Singſchwan; mit dieſem aber verträgt er ſich ziemlich gut, wenigſtens außer der Paarungszeit.
Unſere Gefangenen beweiſen, daß das Entzücken der Reiſenden, welche ſchwarze Schwäne in Auſtralien ſahen, gerechtfertigt iſt. Schon im Schwimmen ziert der ſchwarze Schwan ein Gewäſſer im hohen Grade; ſeine eigentliche Pracht aber zeigt er erſt, wenn er in höherer Luft dahinfliegt und nun auch die blendend weißen, von dem Gefieder ſcharf abſtechenden Schwingen ſehen läßt. Wenn mehrere zuſammenfliegen, bilden ſie eine ſchiefe Reihe oder eine ſogenannte Schleife; die langen Hälſe werden dabei weit vorgeſtreckt, und in das ſauſende Fuchteln der Flügel miſcht ſich der Lockton, welcher in der Ferne ebenfalls klangvoll wird. Jn ſtillen Mondſcheinnächten fliegen ſie oft von einer Lache zur anderen und rufen ſich dabei beſtändig gegenſeitig zu, zur wahren Freude des Beobachters.
Leider wird den ſchönen Thieren in Auſtralien rückſichtslos nachgeſtellt. Man nimmt ihnen während der Brutzeit die Eier weg, ſucht ſie während der Mauſer, welche auch ſie zeitweilig unfähig zum Fliegen macht, in ihren Sümpfen auf und erlegt ſie nicht ſelten aus ſchändlichem Muthwillen, wie es nun einmal der Engländer Art und Weiſe iſt. Gould hörte, daß die Boote eines Walfiſch- fängers in eine Flußmündung einliefen und nach kurzer Zeit mit ſchwarzen Schwänen angefüllt zum Schiffe zurückkehrten. Die weiße Bevölkerung wird dem Vogel buchſtäblich zum Verderben; da, wo ſie ſich feſt angeſiedelt, muß er weichen oder unterliegen. Schon heutigentages iſt er in vielen Gegenden, welche er früher zu Tauſenden bevölkerte, gänzlich ausgerottet worden und leider an eine Schonung für die nächſte Zeit noch nicht zu denken.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0832"n="786"/><fwplace="top"type="header">Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Gänſe.</fw><lb/>
Um das Jahr 1726 wurden von letzteren zwei Stücke lebend nach Batavia gebracht und ſomit die<lb/>
früher bezweifelte Wahrheit der Angabe beſtätigt. <hirendition="#g">Cook</hi> fand die Vögel oft an der von ihm<lb/>
beſuchten Küſte, und von nun an thaten faſt alle Reiſenden ihrer Erwähnung. Gegenwärtig wiſſen<lb/>
wir, daß der ſchwarze Schwan, obwohl hier und da verdrängt, noch häufig in allen entſprechenden<lb/>
Seen, Lachen und Flüſſen Südauſtraliens und Tasmaniens gefunden wird. Jn den weniger<lb/>
beſuchten Gegenden des Jnneren kommt er noch jetzt in erſtaunlicher Menge vor, laut <hirendition="#g">Bennett,</hi> zu<lb/>
Tauſenden vereinigt, iſt dort auch noch ſo wenig ſcheu, daß man ohne Mühe ſoviel Stücke erlegen<lb/>
kann, als man will. Während der Wintermonate erſcheint er in Auſtralien und vertheilt ſich hier<lb/>
über die größeren Sümpfe und Seen, in der Regel zu kleinen Geſellſchaften, vielleicht Familien ver-<lb/>
einigt; gegen den Frühling, unſeren Herbſt hin, bricht er wieder zu ſeinen Brutplätzen auf. Nach<lb/><hirendition="#g">Gould</hi> fällt die Zeit ſeiner Fortpflanzung in die Monate Oktober bis Januar; dieſer Forſcher fand<lb/>
noch friſch gelegte Eier um die Mitte des letzten Monats und erhielt um die Mitte des Dezember<lb/>
Junge im Dunenkleide. Das Neſt iſt ein großer Haufen von allerlei Sumpf- und Waſſerpflanzen<lb/>
und wird ebenſo wie das der nördlichen Arten bald auf kleinen Jnſeln, bald mitten im Waſſer ange-<lb/>
legt. Fünf bis ſieben ſchmuzigweiße oder blaßgrüne, überall verwaſchen fahlgrün gefleckte Eier<lb/>
von 4½ Zoll Länge und 2¾ Zoll Breite, welche alſo denen des Höckerſchwanes an Größe wenig<lb/>
nachſtehen, bilden das Gelege. Das Weibchen brütet mit größtem Eifer; das Männchen hält treue<lb/>
Wacht. Die Jungen kommen in einem graulichen oder rußigen Dunenkleide zur Welt, ſchwimmen<lb/>
und tauchen vom erſten Tage ihres Lebens an vorzüglich und entgehen dadurch mancherlei Gefahren.</p><lb/><p>Jn ſeinem Weſen und Betragen hat der ſchwarze Schwan mit dem ſtummen Verwandten viele<lb/>
Aehnlichkeit, doch iſt er lauter, d. h. ſchreiluſtiger, und zumal gegen die Paarungszeit hin läßt er<lb/>ſeine ſonderbare Stimme oft vernehmen. Letztere erinnert einigermaßen an dumpfe Trompetentöne,<lb/>
läßt ſich alſo mit Worten ſchwer beſchreiben. Auf einen tiefen, wenig vernehmbaren Laut folgt ein<lb/>
höherer pfeifender, ebenfalls nicht beſonders lauter und unreiner, welcher kaum bezeichnet werden<lb/>
kann. Jeder einzelne Doppellaut ſcheint mit großer Anſtrengung hervorgebracht zu werden,<lb/>
wenigſtens legt der ſchreiende Schwan ſeinen Hals der ganzen Länge nach auf das Waſſer, ſodaß<lb/>
der Schnabel die Oberfläche deſſelben faſt berührt, und gibt nun die Laute zu hören. Gegen Seines-<lb/>
gleichen zeigt ſich der ſchwarze Schwan ebenſo kampfluſtig, ſchwächeren Thieren gegenüber ebenſo herrſch-<lb/>ſüchtig als die übrigen Verwandten, insbeſondere der Singſchwan; mit dieſem aber verträgt er ſich<lb/>
ziemlich gut, wenigſtens außer der Paarungszeit.</p><lb/><p>Unſere Gefangenen beweiſen, daß das Entzücken der Reiſenden, welche ſchwarze Schwäne in<lb/>
Auſtralien ſahen, gerechtfertigt iſt. Schon im Schwimmen ziert der ſchwarze Schwan ein Gewäſſer<lb/>
im hohen Grade; ſeine eigentliche Pracht aber zeigt er erſt, wenn er in höherer Luft dahinfliegt und<lb/>
nun auch die blendend weißen, von dem Gefieder ſcharf abſtechenden Schwingen ſehen läßt. Wenn<lb/>
mehrere zuſammenfliegen, bilden ſie eine ſchiefe Reihe oder eine ſogenannte Schleife; die langen<lb/>
Hälſe werden dabei weit vorgeſtreckt, und in das ſauſende Fuchteln der Flügel miſcht ſich der Lockton,<lb/>
welcher in der Ferne ebenfalls klangvoll wird. Jn ſtillen Mondſcheinnächten fliegen ſie oft von einer<lb/>
Lache zur anderen und rufen ſich dabei beſtändig gegenſeitig zu, zur wahren Freude des Beobachters.</p><lb/><p>Leider wird den ſchönen Thieren in Auſtralien rückſichtslos nachgeſtellt. Man nimmt ihnen<lb/>
während der Brutzeit die Eier weg, ſucht ſie während der Mauſer, welche auch ſie zeitweilig unfähig<lb/>
zum Fliegen macht, in ihren Sümpfen auf und erlegt ſie nicht ſelten aus ſchändlichem Muthwillen,<lb/>
wie es nun einmal der Engländer Art und Weiſe iſt. <hirendition="#g">Gould</hi> hörte, daß die Boote eines Walfiſch-<lb/>
fängers in eine Flußmündung einliefen und nach kurzer Zeit mit ſchwarzen Schwänen angefüllt zum<lb/>
Schiffe zurückkehrten. Die weiße Bevölkerung wird dem Vogel buchſtäblich zum Verderben; da,<lb/>
wo ſie ſich feſt angeſiedelt, muß er weichen oder unterliegen. Schon heutigentages iſt er in vielen<lb/>
Gegenden, welche er früher zu Tauſenden bevölkerte, gänzlich ausgerottet worden und leider an eine<lb/>
Schonung für die nächſte Zeit noch nicht zu denken.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[786/0832]
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Gänſe.
Um das Jahr 1726 wurden von letzteren zwei Stücke lebend nach Batavia gebracht und ſomit die
früher bezweifelte Wahrheit der Angabe beſtätigt. Cook fand die Vögel oft an der von ihm
beſuchten Küſte, und von nun an thaten faſt alle Reiſenden ihrer Erwähnung. Gegenwärtig wiſſen
wir, daß der ſchwarze Schwan, obwohl hier und da verdrängt, noch häufig in allen entſprechenden
Seen, Lachen und Flüſſen Südauſtraliens und Tasmaniens gefunden wird. Jn den weniger
beſuchten Gegenden des Jnneren kommt er noch jetzt in erſtaunlicher Menge vor, laut Bennett, zu
Tauſenden vereinigt, iſt dort auch noch ſo wenig ſcheu, daß man ohne Mühe ſoviel Stücke erlegen
kann, als man will. Während der Wintermonate erſcheint er in Auſtralien und vertheilt ſich hier
über die größeren Sümpfe und Seen, in der Regel zu kleinen Geſellſchaften, vielleicht Familien ver-
einigt; gegen den Frühling, unſeren Herbſt hin, bricht er wieder zu ſeinen Brutplätzen auf. Nach
Gould fällt die Zeit ſeiner Fortpflanzung in die Monate Oktober bis Januar; dieſer Forſcher fand
noch friſch gelegte Eier um die Mitte des letzten Monats und erhielt um die Mitte des Dezember
Junge im Dunenkleide. Das Neſt iſt ein großer Haufen von allerlei Sumpf- und Waſſerpflanzen
und wird ebenſo wie das der nördlichen Arten bald auf kleinen Jnſeln, bald mitten im Waſſer ange-
legt. Fünf bis ſieben ſchmuzigweiße oder blaßgrüne, überall verwaſchen fahlgrün gefleckte Eier
von 4½ Zoll Länge und 2¾ Zoll Breite, welche alſo denen des Höckerſchwanes an Größe wenig
nachſtehen, bilden das Gelege. Das Weibchen brütet mit größtem Eifer; das Männchen hält treue
Wacht. Die Jungen kommen in einem graulichen oder rußigen Dunenkleide zur Welt, ſchwimmen
und tauchen vom erſten Tage ihres Lebens an vorzüglich und entgehen dadurch mancherlei Gefahren.
Jn ſeinem Weſen und Betragen hat der ſchwarze Schwan mit dem ſtummen Verwandten viele
Aehnlichkeit, doch iſt er lauter, d. h. ſchreiluſtiger, und zumal gegen die Paarungszeit hin läßt er
ſeine ſonderbare Stimme oft vernehmen. Letztere erinnert einigermaßen an dumpfe Trompetentöne,
läßt ſich alſo mit Worten ſchwer beſchreiben. Auf einen tiefen, wenig vernehmbaren Laut folgt ein
höherer pfeifender, ebenfalls nicht beſonders lauter und unreiner, welcher kaum bezeichnet werden
kann. Jeder einzelne Doppellaut ſcheint mit großer Anſtrengung hervorgebracht zu werden,
wenigſtens legt der ſchreiende Schwan ſeinen Hals der ganzen Länge nach auf das Waſſer, ſodaß
der Schnabel die Oberfläche deſſelben faſt berührt, und gibt nun die Laute zu hören. Gegen Seines-
gleichen zeigt ſich der ſchwarze Schwan ebenſo kampfluſtig, ſchwächeren Thieren gegenüber ebenſo herrſch-
ſüchtig als die übrigen Verwandten, insbeſondere der Singſchwan; mit dieſem aber verträgt er ſich
ziemlich gut, wenigſtens außer der Paarungszeit.
Unſere Gefangenen beweiſen, daß das Entzücken der Reiſenden, welche ſchwarze Schwäne in
Auſtralien ſahen, gerechtfertigt iſt. Schon im Schwimmen ziert der ſchwarze Schwan ein Gewäſſer
im hohen Grade; ſeine eigentliche Pracht aber zeigt er erſt, wenn er in höherer Luft dahinfliegt und
nun auch die blendend weißen, von dem Gefieder ſcharf abſtechenden Schwingen ſehen läßt. Wenn
mehrere zuſammenfliegen, bilden ſie eine ſchiefe Reihe oder eine ſogenannte Schleife; die langen
Hälſe werden dabei weit vorgeſtreckt, und in das ſauſende Fuchteln der Flügel miſcht ſich der Lockton,
welcher in der Ferne ebenfalls klangvoll wird. Jn ſtillen Mondſcheinnächten fliegen ſie oft von einer
Lache zur anderen und rufen ſich dabei beſtändig gegenſeitig zu, zur wahren Freude des Beobachters.
Leider wird den ſchönen Thieren in Auſtralien rückſichtslos nachgeſtellt. Man nimmt ihnen
während der Brutzeit die Eier weg, ſucht ſie während der Mauſer, welche auch ſie zeitweilig unfähig
zum Fliegen macht, in ihren Sümpfen auf und erlegt ſie nicht ſelten aus ſchändlichem Muthwillen,
wie es nun einmal der Engländer Art und Weiſe iſt. Gould hörte, daß die Boote eines Walfiſch-
fängers in eine Flußmündung einliefen und nach kurzer Zeit mit ſchwarzen Schwänen angefüllt zum
Schiffe zurückkehrten. Die weiße Bevölkerung wird dem Vogel buchſtäblich zum Verderben; da,
wo ſie ſich feſt angeſiedelt, muß er weichen oder unterliegen. Schon heutigentages iſt er in vielen
Gegenden, welche er früher zu Tauſenden bevölkerte, gänzlich ausgerottet worden und leider an eine
Schonung für die nächſte Zeit noch nicht zu denken.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/832>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.