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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Zahnschnäbler. Schwäne.
Boote zu ihren Brutteichen, verfolgt sie rudernd und schlägt sie schließlich mit Stöcken todt. Alte und
Junge sind um diese Zeit sehr fett, und namentlich die letzteren geben einen vortrefflichen Braten.



Südamerika beherbergt zwei Schwanenarten, welche sich von den nordischen unterscheiden, der
eine durch geringe Größe und Gestaltung, der andere durch die Färbung. Letzterer, der schwarz-
hälsige Schwan
(Cygnus nigricollis), gehört zu den anziehendsten Schwimmvögeln überhaupt.
Jhm eigenthümlich sind die kurzen Flügel, welche kaum die Schwanzwurzel erreichen, und der nur
aus achtzehn Federn gebildete Schwanz. Sein Gefieder ist weiß, der Kopf und Hals bis in die Mitte
hinab aber schwarz; über dem Auge verläuft ein weißer Streifen. Das Auge selbst ist braun, der
Schnabel bleigrau, an der Spitze gelb, der Höcker und die nackte Zügelstelle blutroth, der Fuß blaß-
roth. Jn der Größe kommt dieser Vogel ungefähr mit dem Zwergschwane überein: die Länge
beträgt 43, die Fittiglänge 14, die Schwanzlänge 6 bis 7 Zoll.

Der Verbreitungskreis des schwarzhälsigen Schwanes beschränkt sich auf die Südspitze von
Amerika, vom Süden Perus an bis zu den Falklandsinseln und vonhieraus der Ostküste entlang bis
nach Santos in Brasilien. Der Aufenthalt wechselt je nach der Jahreszeit; im Herbste und Frühlinge
sieht man den Vogel in kleinen Gesellschaften über die Stadt Buenos-Ayres hinziehen, dem
Norden sich zuwendend, um hier den Winter zu verbringen und nach dem Süden zurückkehrend, um
daselbst zu brüten. Zu diesem Ende bezieht er die Lagunen, Seen und großen Lachen des
Festlandes, einzelne in bedeutender Anzahl; nach der Brutzeit, über welche bestimmte Mittheilungen
fehlen, schlägt er sich mit Verwandten in zahlreiche Scharen zusammen, welche viele Hunderte zählen
können. Jn seinem Wesen und Gewohnheiten unterscheidet er sich, soviel wir bis jetzt wissen, wenig
von den nordischen Verwandten; seine Haltung ist jedoch eine minder zierliche, als die des Höcker-
schwanes: er trägt den Hals im Schwimmen und im Gehen mehr gerade und erinnert dadurch
einigermaßen an die Gänse. Der Flug soll leicht und schön sein.

Hormby brachte die ersten lebenden schwarzhälsigen Schwäne nach Europa und schenkte sie dem
Grafen von Derby, dessen Bemühungen es nach und nach gelang, acht Stück zusammenzubringen.
Sechs von ihnen waren noch am Leben, als die prachtvolle Thiersammlung des Grafen nach dessen
Tode zersplittert wurde. Von ihnen gelangten zwei in den Besitz der Königin, die übrigen vier in
den Thiergarten zu London. Hier lebten sie mehrere Jahre, ohne sich fortzupflanzen. Einer von
ihnen starb, und die Gesellschaft besaß schließlich nur noch ein einziges Paar. Dieses begann im
Jahre 1856 ein Nest zu bauen, legte jedoch nicht, und erst im darauf folgenden Jahre erzielte man
vier Junge. Von dieser Zeit an haben sich die schönen Vögel regelmäßig vermehrt, gehören jedoch
noch immer zu den größten Seltenheiten in unseren Thiergärten. Außer in London habe ich sie nur
in den Thiergärten zu Amsterdam und zu Köln gesehen.

Ueber die Eier weiß ich Nichts zu sagen; die Jungen hingegen sind durch eine prachtvolle
Zeichnung von Wolf dargestellt worden. Sie kommen in einem weißen Dunenkleide zur Welt,
wachsen, laut Sclater, ungemein rasch heran und ähneln schon im ersten Herbste ihres Lebens den
Alten so, daß man sie kaum noch unterscheiden kann.



Der Schwan Neuhollands (Cygnus-Chenopsis-atratus), seiner vorherrschenden Färbung
halber gemeiniglich schwarzer Schwan genannt, ist uns, Dank den Bestrebungen unserer Thier-
gärtner, neuerdings wohl bekannt geworden und verbreitet sich so rasch über unsere Weiher, daß er

Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwäne.
Boote zu ihren Brutteichen, verfolgt ſie rudernd und ſchlägt ſie ſchließlich mit Stöcken todt. Alte und
Junge ſind um dieſe Zeit ſehr fett, und namentlich die letzteren geben einen vortrefflichen Braten.



Südamerika beherbergt zwei Schwanenarten, welche ſich von den nordiſchen unterſcheiden, der
eine durch geringe Größe und Geſtaltung, der andere durch die Färbung. Letzterer, der ſchwarz-
hälſige Schwan
(Cygnus nigricollis), gehört zu den anziehendſten Schwimmvögeln überhaupt.
Jhm eigenthümlich ſind die kurzen Flügel, welche kaum die Schwanzwurzel erreichen, und der nur
aus achtzehn Federn gebildete Schwanz. Sein Gefieder iſt weiß, der Kopf und Hals bis in die Mitte
hinab aber ſchwarz; über dem Auge verläuft ein weißer Streifen. Das Auge ſelbſt iſt braun, der
Schnabel bleigrau, an der Spitze gelb, der Höcker und die nackte Zügelſtelle blutroth, der Fuß blaß-
roth. Jn der Größe kommt dieſer Vogel ungefähr mit dem Zwergſchwane überein: die Länge
beträgt 43, die Fittiglänge 14, die Schwanzlänge 6 bis 7 Zoll.

Der Verbreitungskreis des ſchwarzhälſigen Schwanes beſchränkt ſich auf die Südſpitze von
Amerika, vom Süden Perus an bis zu den Falklandsinſeln und vonhieraus der Oſtküſte entlang bis
nach Santos in Braſilien. Der Aufenthalt wechſelt je nach der Jahreszeit; im Herbſte und Frühlinge
ſieht man den Vogel in kleinen Geſellſchaften über die Stadt Buenos-Ayres hinziehen, dem
Norden ſich zuwendend, um hier den Winter zu verbringen und nach dem Süden zurückkehrend, um
daſelbſt zu brüten. Zu dieſem Ende bezieht er die Lagunen, Seen und großen Lachen des
Feſtlandes, einzelne in bedeutender Anzahl; nach der Brutzeit, über welche beſtimmte Mittheilungen
fehlen, ſchlägt er ſich mit Verwandten in zahlreiche Scharen zuſammen, welche viele Hunderte zählen
können. Jn ſeinem Weſen und Gewohnheiten unterſcheidet er ſich, ſoviel wir bis jetzt wiſſen, wenig
von den nordiſchen Verwandten; ſeine Haltung iſt jedoch eine minder zierliche, als die des Höcker-
ſchwanes: er trägt den Hals im Schwimmen und im Gehen mehr gerade und erinnert dadurch
einigermaßen an die Gänſe. Der Flug ſoll leicht und ſchön ſein.

Hormby brachte die erſten lebenden ſchwarzhälſigen Schwäne nach Europa und ſchenkte ſie dem
Grafen von Derby, deſſen Bemühungen es nach und nach gelang, acht Stück zuſammenzubringen.
Sechs von ihnen waren noch am Leben, als die prachtvolle Thierſammlung des Grafen nach deſſen
Tode zerſplittert wurde. Von ihnen gelangten zwei in den Beſitz der Königin, die übrigen vier in
den Thiergarten zu London. Hier lebten ſie mehrere Jahre, ohne ſich fortzupflanzen. Einer von
ihnen ſtarb, und die Geſellſchaft beſaß ſchließlich nur noch ein einziges Paar. Dieſes begann im
Jahre 1856 ein Neſt zu bauen, legte jedoch nicht, und erſt im darauf folgenden Jahre erzielte man
vier Junge. Von dieſer Zeit an haben ſich die ſchönen Vögel regelmäßig vermehrt, gehören jedoch
noch immer zu den größten Seltenheiten in unſeren Thiergärten. Außer in London habe ich ſie nur
in den Thiergärten zu Amſterdam und zu Köln geſehen.

Ueber die Eier weiß ich Nichts zu ſagen; die Jungen hingegen ſind durch eine prachtvolle
Zeichnung von Wolf dargeſtellt worden. Sie kommen in einem weißen Dunenkleide zur Welt,
wachſen, laut Sclater, ungemein raſch heran und ähneln ſchon im erſten Herbſte ihres Lebens den
Alten ſo, daß man ſie kaum noch unterſcheiden kann.



Der Schwan Neuhollands (Cygnus-Chenopsis-atratus), ſeiner vorherrſchenden Färbung
halber gemeiniglich ſchwarzer Schwan genannt, iſt uns, Dank den Beſtrebungen unſerer Thier-
gärtner, neuerdings wohl bekannt geworden und verbreitet ſich ſo raſch über unſere Weiher, daß er

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[784/0830] Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwäne. Boote zu ihren Brutteichen, verfolgt ſie rudernd und ſchlägt ſie ſchließlich mit Stöcken todt. Alte und Junge ſind um dieſe Zeit ſehr fett, und namentlich die letzteren geben einen vortrefflichen Braten. Südamerika beherbergt zwei Schwanenarten, welche ſich von den nordiſchen unterſcheiden, der eine durch geringe Größe und Geſtaltung, der andere durch die Färbung. Letzterer, der ſchwarz- hälſige Schwan (Cygnus nigricollis), gehört zu den anziehendſten Schwimmvögeln überhaupt. Jhm eigenthümlich ſind die kurzen Flügel, welche kaum die Schwanzwurzel erreichen, und der nur aus achtzehn Federn gebildete Schwanz. Sein Gefieder iſt weiß, der Kopf und Hals bis in die Mitte hinab aber ſchwarz; über dem Auge verläuft ein weißer Streifen. Das Auge ſelbſt iſt braun, der Schnabel bleigrau, an der Spitze gelb, der Höcker und die nackte Zügelſtelle blutroth, der Fuß blaß- roth. Jn der Größe kommt dieſer Vogel ungefähr mit dem Zwergſchwane überein: die Länge beträgt 43, die Fittiglänge 14, die Schwanzlänge 6 bis 7 Zoll. Der Verbreitungskreis des ſchwarzhälſigen Schwanes beſchränkt ſich auf die Südſpitze von Amerika, vom Süden Perus an bis zu den Falklandsinſeln und vonhieraus der Oſtküſte entlang bis nach Santos in Braſilien. Der Aufenthalt wechſelt je nach der Jahreszeit; im Herbſte und Frühlinge ſieht man den Vogel in kleinen Geſellſchaften über die Stadt Buenos-Ayres hinziehen, dem Norden ſich zuwendend, um hier den Winter zu verbringen und nach dem Süden zurückkehrend, um daſelbſt zu brüten. Zu dieſem Ende bezieht er die Lagunen, Seen und großen Lachen des Feſtlandes, einzelne in bedeutender Anzahl; nach der Brutzeit, über welche beſtimmte Mittheilungen fehlen, ſchlägt er ſich mit Verwandten in zahlreiche Scharen zuſammen, welche viele Hunderte zählen können. Jn ſeinem Weſen und Gewohnheiten unterſcheidet er ſich, ſoviel wir bis jetzt wiſſen, wenig von den nordiſchen Verwandten; ſeine Haltung iſt jedoch eine minder zierliche, als die des Höcker- ſchwanes: er trägt den Hals im Schwimmen und im Gehen mehr gerade und erinnert dadurch einigermaßen an die Gänſe. Der Flug ſoll leicht und ſchön ſein. Hormby brachte die erſten lebenden ſchwarzhälſigen Schwäne nach Europa und ſchenkte ſie dem Grafen von Derby, deſſen Bemühungen es nach und nach gelang, acht Stück zuſammenzubringen. Sechs von ihnen waren noch am Leben, als die prachtvolle Thierſammlung des Grafen nach deſſen Tode zerſplittert wurde. Von ihnen gelangten zwei in den Beſitz der Königin, die übrigen vier in den Thiergarten zu London. Hier lebten ſie mehrere Jahre, ohne ſich fortzupflanzen. Einer von ihnen ſtarb, und die Geſellſchaft beſaß ſchließlich nur noch ein einziges Paar. Dieſes begann im Jahre 1856 ein Neſt zu bauen, legte jedoch nicht, und erſt im darauf folgenden Jahre erzielte man vier Junge. Von dieſer Zeit an haben ſich die ſchönen Vögel regelmäßig vermehrt, gehören jedoch noch immer zu den größten Seltenheiten in unſeren Thiergärten. Außer in London habe ich ſie nur in den Thiergärten zu Amſterdam und zu Köln geſehen. Ueber die Eier weiß ich Nichts zu ſagen; die Jungen hingegen ſind durch eine prachtvolle Zeichnung von Wolf dargeſtellt worden. Sie kommen in einem weißen Dunenkleide zur Welt, wachſen, laut Sclater, ungemein raſch heran und ähneln ſchon im erſten Herbſte ihres Lebens den Alten ſo, daß man ſie kaum noch unterſcheiden kann. Der Schwan Neuhollands (Cygnus-Chenopsis-atratus), ſeiner vorherrſchenden Färbung halber gemeiniglich ſchwarzer Schwan genannt, iſt uns, Dank den Beſtrebungen unſerer Thier- gärtner, neuerdings wohl bekannt geworden und verbreitet ſich ſo raſch über unſere Weiher, daß er

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/830>, abgerufen am 22.11.2024.