ungeselligsten Vögeln zu gehören; denn sie vereinigt sich auch nicht einmal auf dem Zuge mit anderen ihrer Art.
Gefangene Rallen sind allerliebst. Sie gewöhnen sich rasch an den Verlust ihrer Freiheit und an den Käfig. Anfänglich freilich suchen sie sich beständig unter Hausgeräth zu verstecken; bald aber werden sie zutraulich und zuletzt so zahm, daß sie ihrem Pfleger nicht blos das Futter aus der Hand nehmen, sondern, was andere Vögel selten thun, sich sogar streicheln lassen. Ein Arzt in Saalfeld hatte eine Ralle so gezähmt, daß sie ihm im Hause nachlief wie ein Hund, auf seine Geberden achtete und im Winter mit ihm das Bett theilte, d. h. wirklich unter die Bettdecke kroch, um sich hier zu wärmen. Später schlief sie jederzeit am liebsten unter Federbetten. Das muntere Wesen, die manchfaltigen Stellungen und solche Zutraulichkeit müssen jeden Liebhaber für den prächtigen Vogel einnehmen, um so mehr, als seine Haltung fast keine Schwierigkeit verursacht, da er sich rasch an Milchsemmel gewöhnt und, wenn man ihm zuweilen einige Ameiseneier und Mehlwürmer reicht, ziemlich lange hält.
Jn der Freiheit nährt sich die Ralle hauptsächlich von Kerbthieren und deren Larven, später aber, wenn die Samen reifen, auch von diesen, insbesondere von Gras- und Schilfsämereien. Gelegentlich nimmt sie Gehäusschnecken zu sich, und wahrscheinlich verschmäht sie ein Vogelei ebenso- wenig, wie ihre nächsten Verwandten.
Das Nest steht im dichten Grase oder Schilfe sehr verborgen und wird deshalb selten entdeckt, obgleich die Alten ihren Standort durch ihre Abendmusik anzeigen. Gewöhnlich findet man es, laut Naumann, am Rande eines Wassergrabens, bald unter Weidengesträuch, bald auch in weniger dichten Schilfgräsern, sehr selten in etwas kurzem Grase. Es ist ein loses Geflecht aus trockenen Schilfblättern, Binsen und Grashalmen von tiefnapfförmiger Gestalt. Das Gelege zählt sechs bis zehn, zuweilen noch mehr, schön gestaltete, fest- und glattschalige, feinkörnige Eier, welche auf blaßrostgelbem oder grünlichem Grunde ziemlich spärlich mit violetten und aschgrauen Unter- und röthlichen oder zimmtbraunen Oberflecken gezeichnet sind. Die Jungen tragen ein schwarzes Dunen- kleid, verlassen sofort nach dem Ausschlüpfen das Nest und laufen wie Mäuse durch das Pflanzen- gestrüpp, schwimmen im Nothfall auch recht gut. Jhre Mutter hält sie durch den sanften Lockton zusammen, bis sie erwachsen sind.
Brasilien beherbergt eine Sippe der Familie, welcher wir den Namen Hühnerrallen (Ara- mides) geben wollen. Es sind schlank gebaute Vögel, mit mehr als kopflangem, kräftigen, seitlich stark zusammengedrückten, auf der Oberfirste sanft gewölbten Schnabel, ziemlich hohen, dünnläufigen Beinen und mittellangen, ganz getrennten Zehen, welche lange, scharfe, mäßig gebogene Krallen tragen, verhältnißmäßig langen, d. h. bis auf die Schwanzmitte reichenden Flügeln, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längsten sind, mittellangem Schwanze und einfarbigem, d. h. nicht durch Schaftstreifen und Querwellen gezeichneten Gefieder.
Eine Art dieser Vögel (Aramides gigas), welche den für alle brasilianischen Arten geltenden Namen Serrakura erhalten mag, ist neuerdings öfters lebend nach Europa gebracht und mir durch eigene Anschauung bekannt worden. Sie kommt an Größe einem kleinen Huhne ungefähr gleich, übertrifft also unser Rohrhühnchen noch etwas: ihre Länge beträgt 18, die Fittiglänge 10, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder ist am Kopfe, Vorderhalse und auf den Schenkeln schiefergrau, auf Hinterkopf und Oberhals rothbraun, auf Rücken und Flügeldeckfedern olivengrün, auf Unter- bauch und Steiß schwarz; die Schwingen sind lebhaft rostroth, wie die Unterbrust und die Bauch- seiten, die Steuerfedern schwärzlich. Das Auge ist karminroth, der Schnabel gelbgrün, an der Spitze graulich, der Fuß fleischroth.
Die Läufer. Stelzvögel. Rallen.
ungeſelligſten Vögeln zu gehören; denn ſie vereinigt ſich auch nicht einmal auf dem Zuge mit anderen ihrer Art.
Gefangene Rallen ſind allerliebſt. Sie gewöhnen ſich raſch an den Verluſt ihrer Freiheit und an den Käfig. Anfänglich freilich ſuchen ſie ſich beſtändig unter Hausgeräth zu verſtecken; bald aber werden ſie zutraulich und zuletzt ſo zahm, daß ſie ihrem Pfleger nicht blos das Futter aus der Hand nehmen, ſondern, was andere Vögel ſelten thun, ſich ſogar ſtreicheln laſſen. Ein Arzt in Saalfeld hatte eine Ralle ſo gezähmt, daß ſie ihm im Hauſe nachlief wie ein Hund, auf ſeine Geberden achtete und im Winter mit ihm das Bett theilte, d. h. wirklich unter die Bettdecke kroch, um ſich hier zu wärmen. Später ſchlief ſie jederzeit am liebſten unter Federbetten. Das muntere Weſen, die manchfaltigen Stellungen und ſolche Zutraulichkeit müſſen jeden Liebhaber für den prächtigen Vogel einnehmen, um ſo mehr, als ſeine Haltung faſt keine Schwierigkeit verurſacht, da er ſich raſch an Milchſemmel gewöhnt und, wenn man ihm zuweilen einige Ameiſeneier und Mehlwürmer reicht, ziemlich lange hält.
Jn der Freiheit nährt ſich die Ralle hauptſächlich von Kerbthieren und deren Larven, ſpäter aber, wenn die Samen reifen, auch von dieſen, insbeſondere von Gras- und Schilfſämereien. Gelegentlich nimmt ſie Gehäusſchnecken zu ſich, und wahrſcheinlich verſchmäht ſie ein Vogelei ebenſo- wenig, wie ihre nächſten Verwandten.
Das Neſt ſteht im dichten Graſe oder Schilfe ſehr verborgen und wird deshalb ſelten entdeckt, obgleich die Alten ihren Standort durch ihre Abendmuſik anzeigen. Gewöhnlich findet man es, laut Naumann, am Rande eines Waſſergrabens, bald unter Weidengeſträuch, bald auch in weniger dichten Schilfgräſern, ſehr ſelten in etwas kurzem Graſe. Es iſt ein loſes Geflecht aus trockenen Schilfblättern, Binſen und Grashalmen von tiefnapfförmiger Geſtalt. Das Gelege zählt ſechs bis zehn, zuweilen noch mehr, ſchön geſtaltete, feſt- und glattſchalige, feinkörnige Eier, welche auf blaßroſtgelbem oder grünlichem Grunde ziemlich ſpärlich mit violetten und aſchgrauen Unter- und röthlichen oder zimmtbraunen Oberflecken gezeichnet ſind. Die Jungen tragen ein ſchwarzes Dunen- kleid, verlaſſen ſofort nach dem Ausſchlüpfen das Neſt und laufen wie Mäuſe durch das Pflanzen- geſtrüpp, ſchwimmen im Nothfall auch recht gut. Jhre Mutter hält ſie durch den ſanften Lockton zuſammen, bis ſie erwachſen ſind.
Braſilien beherbergt eine Sippe der Familie, welcher wir den Namen Hühnerrallen (Ara- mides) geben wollen. Es ſind ſchlank gebaute Vögel, mit mehr als kopflangem, kräftigen, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten, auf der Oberfirſte ſanft gewölbten Schnabel, ziemlich hohen, dünnläufigen Beinen und mittellangen, ganz getrennten Zehen, welche lange, ſcharfe, mäßig gebogene Krallen tragen, verhältnißmäßig langen, d. h. bis auf die Schwanzmitte reichenden Flügeln, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, mittellangem Schwanze und einfarbigem, d. h. nicht durch Schaftſtreifen und Querwellen gezeichneten Gefieder.
Eine Art dieſer Vögel (Aramides gigas), welche den für alle braſilianiſchen Arten geltenden Namen Serrakura erhalten mag, iſt neuerdings öfters lebend nach Europa gebracht und mir durch eigene Anſchauung bekannt worden. Sie kommt an Größe einem kleinen Huhne ungefähr gleich, übertrifft alſo unſer Rohrhühnchen noch etwas: ihre Länge beträgt 18, die Fittiglänge 10, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder iſt am Kopfe, Vorderhalſe und auf den Schenkeln ſchiefergrau, auf Hinterkopf und Oberhals rothbraun, auf Rücken und Flügeldeckfedern olivengrün, auf Unter- bauch und Steiß ſchwarz; die Schwingen ſind lebhaft roſtroth, wie die Unterbruſt und die Bauch- ſeiten, die Steuerfedern ſchwärzlich. Das Auge iſt karminroth, der Schnabel gelbgrün, an der Spitze graulich, der Fuß fleiſchroth.
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[746/0792]
Die Läufer. Stelzvögel. Rallen.
ungeſelligſten Vögeln zu gehören; denn ſie vereinigt ſich auch nicht einmal auf dem Zuge mit
anderen ihrer Art.
Gefangene Rallen ſind allerliebſt. Sie gewöhnen ſich raſch an den Verluſt ihrer Freiheit und
an den Käfig. Anfänglich freilich ſuchen ſie ſich beſtändig unter Hausgeräth zu verſtecken; bald aber
werden ſie zutraulich und zuletzt ſo zahm, daß ſie ihrem Pfleger nicht blos das Futter aus der Hand
nehmen, ſondern, was andere Vögel ſelten thun, ſich ſogar ſtreicheln laſſen. Ein Arzt in Saalfeld hatte
eine Ralle ſo gezähmt, daß ſie ihm im Hauſe nachlief wie ein Hund, auf ſeine Geberden achtete und
im Winter mit ihm das Bett theilte, d. h. wirklich unter die Bettdecke kroch, um ſich hier zu wärmen.
Später ſchlief ſie jederzeit am liebſten unter Federbetten. Das muntere Weſen, die manchfaltigen
Stellungen und ſolche Zutraulichkeit müſſen jeden Liebhaber für den prächtigen Vogel einnehmen,
um ſo mehr, als ſeine Haltung faſt keine Schwierigkeit verurſacht, da er ſich raſch an Milchſemmel
gewöhnt und, wenn man ihm zuweilen einige Ameiſeneier und Mehlwürmer reicht, ziemlich
lange hält.
Jn der Freiheit nährt ſich die Ralle hauptſächlich von Kerbthieren und deren Larven, ſpäter
aber, wenn die Samen reifen, auch von dieſen, insbeſondere von Gras- und Schilfſämereien.
Gelegentlich nimmt ſie Gehäusſchnecken zu ſich, und wahrſcheinlich verſchmäht ſie ein Vogelei ebenſo-
wenig, wie ihre nächſten Verwandten.
Das Neſt ſteht im dichten Graſe oder Schilfe ſehr verborgen und wird deshalb ſelten entdeckt,
obgleich die Alten ihren Standort durch ihre Abendmuſik anzeigen. Gewöhnlich findet man es, laut
Naumann, am Rande eines Waſſergrabens, bald unter Weidengeſträuch, bald auch in weniger
dichten Schilfgräſern, ſehr ſelten in etwas kurzem Graſe. Es iſt ein loſes Geflecht aus trockenen
Schilfblättern, Binſen und Grashalmen von tiefnapfförmiger Geſtalt. Das Gelege zählt ſechs
bis zehn, zuweilen noch mehr, ſchön geſtaltete, feſt- und glattſchalige, feinkörnige Eier, welche auf
blaßroſtgelbem oder grünlichem Grunde ziemlich ſpärlich mit violetten und aſchgrauen Unter- und
röthlichen oder zimmtbraunen Oberflecken gezeichnet ſind. Die Jungen tragen ein ſchwarzes Dunen-
kleid, verlaſſen ſofort nach dem Ausſchlüpfen das Neſt und laufen wie Mäuſe durch das Pflanzen-
geſtrüpp, ſchwimmen im Nothfall auch recht gut. Jhre Mutter hält ſie durch den ſanften Lockton
zuſammen, bis ſie erwachſen ſind.
Braſilien beherbergt eine Sippe der Familie, welcher wir den Namen Hühnerrallen (Ara-
mides) geben wollen. Es ſind ſchlank gebaute Vögel, mit mehr als kopflangem, kräftigen, ſeitlich
ſtark zuſammengedrückten, auf der Oberfirſte ſanft gewölbten Schnabel, ziemlich hohen, dünnläufigen
Beinen und mittellangen, ganz getrennten Zehen, welche lange, ſcharfe, mäßig gebogene Krallen
tragen, verhältnißmäßig langen, d. h. bis auf die Schwanzmitte reichenden Flügeln, unter deren
Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, mittellangem Schwanze und einfarbigem, d. h.
nicht durch Schaftſtreifen und Querwellen gezeichneten Gefieder.
Eine Art dieſer Vögel (Aramides gigas), welche den für alle braſilianiſchen Arten geltenden
Namen Serrakura erhalten mag, iſt neuerdings öfters lebend nach Europa gebracht und mir durch
eigene Anſchauung bekannt worden. Sie kommt an Größe einem kleinen Huhne ungefähr gleich,
übertrifft alſo unſer Rohrhühnchen noch etwas: ihre Länge beträgt 18, die Fittiglänge 10, die
Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder iſt am Kopfe, Vorderhalſe und auf den Schenkeln ſchiefergrau,
auf Hinterkopf und Oberhals rothbraun, auf Rücken und Flügeldeckfedern olivengrün, auf Unter-
bauch und Steiß ſchwarz; die Schwingen ſind lebhaft roſtroth, wie die Unterbruſt und die Bauch-
ſeiten, die Steuerfedern ſchwärzlich. Das Auge iſt karminroth, der Schnabel gelbgrün, an der Spitze
graulich, der Fuß fleiſchroth.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/792>, abgerufen am 22.11.2024.
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