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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Baumläufer. Säbelspecht. Spechtbaumhacker.
vielen Jungen um sich, alle oft an einem großen oder an einigen nahe beisammen stehenden Bäumen
versammelt, bald diesem, bald jenem Jungen ein aufgefundenes Kerbthier reichend oder von diesen
beim emsigen Aufsuchen eines neuen verfolgt. Die verschiedenen Stimmen der Alten, zumal wenn
sich ein vermeintlicher Feind zeigt und ihr ängstliches Betragen dabei, die Abwechslungen und ihre
possirliche Eilfertigkeit bei allen ihren Verrichtungen gewähren Dem, der darauf achtet, die angenehmste
Unterhaltung". Das Baumläuferpaar brütet zweimal im Laufe des Sommers, das erstemal im
März oder Anfangs April, das zweitemal im Juni. Das Gelege der zweiten Brut zählt aber
immer weniger Eier, als das erste, oft nur ihrer drei bis fünf.

Für die Gefangenschaft eignet sich der Baumläufer nicht. Es ist so gut wie unmöglich, ihn
zu ernähren. Der Fang verursacht dem Geübten wenig Mühe. Es genügt, einige Schweinsborsten
mit Vogelleim zu bestreichen und gewisse Lieblingsbäume zu bekleben, um das Vögelchen zu berücken.
Von einer Jagd desselben kann selbstverständlich keine Rede sein; denn höchstens der Naturforscher
darf sich für berechtigt halten, den nur Nutzen bringenden harmlosen und liebenswürdigen Vogel
zu tödten.



Da das "Thierleben" nicht der Ort ist, die verschiedenen Formen der Baumhacker aufzuzählen,
darf es genügen, wenn ich zwei von ihnen, welche mir von besonderer Wichtigkeit zu sein scheinen,
hier aufführe.

Der Säbelspecht, wie der Prinz von Wied den einen nennt (Xiphorhynchus trochili-
rostris),
fällt auf wegen seines ungewöhnlich langen, sichelförmigen, gekrümmten, feinen und schlanken,
seitlich zusammengedrückten Schnabels und des kurzen Schwanzes. Auch die Flügel, in denen die
vierte Schwinge die längste ist, sind verhältnißmäßig kurz und die Beine zierlich. Die Zunge ist
sehr kurz, breit zugespitzt und ganzrandig. Das Gefieder ist düster, oben und unten olivenbraun, am
Kopf, Hals und auf der Brust gelblichweiß gestrichelt, an der Kehle weiß; die Flügel und der Schwanz
sind dunkelröthlichbraun. Das Auge ist braun, der Schnabel röthlichbraun, der Fuß schmuzigroth-
braun. Die Länge beträgt 91/2, die Breite 111/4, die Fittiglänge 33/4, die Schwanzlänge 31/4 Zoll.
Der Schnabel ist der Krümmung nach gemessen 21/2 Zoll lang.

"Diesen sonderbaren Vogel", sagt der Prinz, "fand ich in den großen, ununterbrochenen
Waldungen an der verwilderten Straße, welche von Jlheos in den Sertong der Provinz Bahia führt.
Hier beobachteten wir ihn paarweise, aber nicht häufig. Er klettert beständig an den Stämmen und
Aesten, und nie haben wir ihn in aufrechter Stellung auf einem Zweige sitzen sehen. Jn seinem
Magen fand ich Käfer und andere kleine Kerbthiere. Jch kann aber weiter Nichts über die Lebensart
dieser gewöhnlich im dichtesten Urwald verborgenen Vögel hinzufügen."

Burmeister erhielt einige dieser Vögel aus den Waldungen des Orgelgebirges, und Schom-
burgk
erwähnt, daß sie nördlich bis Guyana vorkommen.



Der Spechtbaumhacker (Dendroplex Picus) bildet ersichtlich den Uebergang von den Baum-
hackern zu den Spechten. Der Schnabel ist gerade, von oben wie von unten gleichmäßig zugespitzt,
seitlich stark zusammengedrückt, hoch, mit scharfer Rückenfirste; der Flügel ist ziemlich kurz, der
Schwanz mäßig lang, der Fuß verhältnißmäßig groß. Das Gefieder ist röthlichbraun, auf Flügeln
und Schwanz rothbraun; die Federn des Kopfes, Halses und der Brust sind durch breite weiße,
dunkelgraubraun eingefaßte Querflecken gezeichnet. Das Auge ist braun, der Schnabel weißlich,
der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4, die Schwanzlänge 3 Zoll.

Baumläufer. Säbelſpecht. Spechtbaumhacker.
vielen Jungen um ſich, alle oft an einem großen oder an einigen nahe beiſammen ſtehenden Bäumen
verſammelt, bald dieſem, bald jenem Jungen ein aufgefundenes Kerbthier reichend oder von dieſen
beim emſigen Aufſuchen eines neuen verfolgt. Die verſchiedenen Stimmen der Alten, zumal wenn
ſich ein vermeintlicher Feind zeigt und ihr ängſtliches Betragen dabei, die Abwechslungen und ihre
poſſirliche Eilfertigkeit bei allen ihren Verrichtungen gewähren Dem, der darauf achtet, die angenehmſte
Unterhaltung“. Das Baumläuferpaar brütet zweimal im Laufe des Sommers, das erſtemal im
März oder Anfangs April, das zweitemal im Juni. Das Gelege der zweiten Brut zählt aber
immer weniger Eier, als das erſte, oft nur ihrer drei bis fünf.

Für die Gefangenſchaft eignet ſich der Baumläufer nicht. Es iſt ſo gut wie unmöglich, ihn
zu ernähren. Der Fang verurſacht dem Geübten wenig Mühe. Es genügt, einige Schweinsborſten
mit Vogelleim zu beſtreichen und gewiſſe Lieblingsbäume zu bekleben, um das Vögelchen zu berücken.
Von einer Jagd deſſelben kann ſelbſtverſtändlich keine Rede ſein; denn höchſtens der Naturforſcher
darf ſich für berechtigt halten, den nur Nutzen bringenden harmloſen und liebenswürdigen Vogel
zu tödten.



Da das „Thierleben“ nicht der Ort iſt, die verſchiedenen Formen der Baumhacker aufzuzählen,
darf es genügen, wenn ich zwei von ihnen, welche mir von beſonderer Wichtigkeit zu ſein ſcheinen,
hier aufführe.

Der Säbelſpecht, wie der Prinz von Wied den einen nennt (Xiphorhynchus trochili-
rostris),
fällt auf wegen ſeines ungewöhnlich langen, ſichelförmigen, gekrümmten, feinen und ſchlanken,
ſeitlich zuſammengedrückten Schnabels und des kurzen Schwanzes. Auch die Flügel, in denen die
vierte Schwinge die längſte iſt, ſind verhältnißmäßig kurz und die Beine zierlich. Die Zunge iſt
ſehr kurz, breit zugeſpitzt und ganzrandig. Das Gefieder iſt düſter, oben und unten olivenbraun, am
Kopf, Hals und auf der Bruſt gelblichweiß geſtrichelt, an der Kehle weiß; die Flügel und der Schwanz
ſind dunkelröthlichbraun. Das Auge iſt braun, der Schnabel röthlichbraun, der Fuß ſchmuzigroth-
braun. Die Länge beträgt 9½, die Breite 11¼, die Fittiglänge 3¾, die Schwanzlänge 3¼ Zoll.
Der Schnabel iſt der Krümmung nach gemeſſen 2½ Zoll lang.

„Dieſen ſonderbaren Vogel“, ſagt der Prinz, „fand ich in den großen, ununterbrochenen
Waldungen an der verwilderten Straße, welche von Jlheos in den Sertong der Provinz Bahia führt.
Hier beobachteten wir ihn paarweiſe, aber nicht häufig. Er klettert beſtändig an den Stämmen und
Aeſten, und nie haben wir ihn in aufrechter Stellung auf einem Zweige ſitzen ſehen. Jn ſeinem
Magen fand ich Käfer und andere kleine Kerbthiere. Jch kann aber weiter Nichts über die Lebensart
dieſer gewöhnlich im dichteſten Urwald verborgenen Vögel hinzufügen.“

Burmeiſter erhielt einige dieſer Vögel aus den Waldungen des Orgelgebirges, und Schom-
burgk
erwähnt, daß ſie nördlich bis Guyana vorkommen.



Der Spechtbaumhacker (Dendroplex Picus) bildet erſichtlich den Uebergang von den Baum-
hackern zu den Spechten. Der Schnabel iſt gerade, von oben wie von unten gleichmäßig zugeſpitzt,
ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, hoch, mit ſcharfer Rückenfirſte; der Flügel iſt ziemlich kurz, der
Schwanz mäßig lang, der Fuß verhältnißmäßig groß. Das Gefieder iſt röthlichbraun, auf Flügeln
und Schwanz rothbraun; die Federn des Kopfes, Halſes und der Bruſt ſind durch breite weiße,
dunkelgraubraun eingefaßte Querflecken gezeichnet. Das Auge iſt braun, der Schnabel weißlich,
der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4, die Schwanzlänge 3 Zoll.

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[55/0067] Baumläufer. Säbelſpecht. Spechtbaumhacker. vielen Jungen um ſich, alle oft an einem großen oder an einigen nahe beiſammen ſtehenden Bäumen verſammelt, bald dieſem, bald jenem Jungen ein aufgefundenes Kerbthier reichend oder von dieſen beim emſigen Aufſuchen eines neuen verfolgt. Die verſchiedenen Stimmen der Alten, zumal wenn ſich ein vermeintlicher Feind zeigt und ihr ängſtliches Betragen dabei, die Abwechslungen und ihre poſſirliche Eilfertigkeit bei allen ihren Verrichtungen gewähren Dem, der darauf achtet, die angenehmſte Unterhaltung“. Das Baumläuferpaar brütet zweimal im Laufe des Sommers, das erſtemal im März oder Anfangs April, das zweitemal im Juni. Das Gelege der zweiten Brut zählt aber immer weniger Eier, als das erſte, oft nur ihrer drei bis fünf. Für die Gefangenſchaft eignet ſich der Baumläufer nicht. Es iſt ſo gut wie unmöglich, ihn zu ernähren. Der Fang verurſacht dem Geübten wenig Mühe. Es genügt, einige Schweinsborſten mit Vogelleim zu beſtreichen und gewiſſe Lieblingsbäume zu bekleben, um das Vögelchen zu berücken. Von einer Jagd deſſelben kann ſelbſtverſtändlich keine Rede ſein; denn höchſtens der Naturforſcher darf ſich für berechtigt halten, den nur Nutzen bringenden harmloſen und liebenswürdigen Vogel zu tödten. Da das „Thierleben“ nicht der Ort iſt, die verſchiedenen Formen der Baumhacker aufzuzählen, darf es genügen, wenn ich zwei von ihnen, welche mir von beſonderer Wichtigkeit zu ſein ſcheinen, hier aufführe. Der Säbelſpecht, wie der Prinz von Wied den einen nennt (Xiphorhynchus trochili- rostris), fällt auf wegen ſeines ungewöhnlich langen, ſichelförmigen, gekrümmten, feinen und ſchlanken, ſeitlich zuſammengedrückten Schnabels und des kurzen Schwanzes. Auch die Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, ſind verhältnißmäßig kurz und die Beine zierlich. Die Zunge iſt ſehr kurz, breit zugeſpitzt und ganzrandig. Das Gefieder iſt düſter, oben und unten olivenbraun, am Kopf, Hals und auf der Bruſt gelblichweiß geſtrichelt, an der Kehle weiß; die Flügel und der Schwanz ſind dunkelröthlichbraun. Das Auge iſt braun, der Schnabel röthlichbraun, der Fuß ſchmuzigroth- braun. Die Länge beträgt 9½, die Breite 11¼, die Fittiglänge 3¾, die Schwanzlänge 3¼ Zoll. Der Schnabel iſt der Krümmung nach gemeſſen 2½ Zoll lang. „Dieſen ſonderbaren Vogel“, ſagt der Prinz, „fand ich in den großen, ununterbrochenen Waldungen an der verwilderten Straße, welche von Jlheos in den Sertong der Provinz Bahia führt. Hier beobachteten wir ihn paarweiſe, aber nicht häufig. Er klettert beſtändig an den Stämmen und Aeſten, und nie haben wir ihn in aufrechter Stellung auf einem Zweige ſitzen ſehen. Jn ſeinem Magen fand ich Käfer und andere kleine Kerbthiere. Jch kann aber weiter Nichts über die Lebensart dieſer gewöhnlich im dichteſten Urwald verborgenen Vögel hinzufügen.“ Burmeiſter erhielt einige dieſer Vögel aus den Waldungen des Orgelgebirges, und Schom- burgk erwähnt, daß ſie nördlich bis Guyana vorkommen. Der Spechtbaumhacker (Dendroplex Picus) bildet erſichtlich den Uebergang von den Baum- hackern zu den Spechten. Der Schnabel iſt gerade, von oben wie von unten gleichmäßig zugeſpitzt, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, hoch, mit ſcharfer Rückenfirſte; der Flügel iſt ziemlich kurz, der Schwanz mäßig lang, der Fuß verhältnißmäßig groß. Das Gefieder iſt röthlichbraun, auf Flügeln und Schwanz rothbraun; die Federn des Kopfes, Halſes und der Bruſt ſind durch breite weiße, dunkelgraubraun eingefaßte Querflecken gezeichnet. Das Auge iſt braun, der Schnabel weißlich, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4, die Schwanzlänge 3 Zoll.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/67>, abgerufen am 26.11.2024.