überaus zähes Leben besitzen und einen sehr starken Schuß vertragen. Uebrigens jagt wohl nur der Naturforscher oder der Sonntagsschütze ernsthaft auf Austernfischer, weil deren Wildpret von der Nahrung einen so widerwärtigen Geschmack annimmt, daß es gänzlich ungenießbar wird. Dagegen gelten die Eier mit Recht als eine höchst schmackhafte Speise. Liebhaber fangen sich einen oder den anderen Austernfischer, um den anziehenden Gesellen in der Gefangenschaft beobachten zu können. Laufschlingen, welche dort, wo sich viele dieser Vögel umhertreiben, gestellt werden, führen regelmäßig zum Ziele, und die Eingewöhnung der Gefangenen verursacht keine Mühe. Wenn man ihnen anfänglich einige Krabben, zerkleinertes Fischfleisch, zerhackte Muscheln und dergleichen vorwirft, kann man sie bald aus einfachste Stubenfutter, aufgeweichtes Milchbrot nämlich, gewöhnen. Jungein- gefangene lassen sich mit diesem Futter oder mit Grütze großfüttern. Die Alten verlieren nach kurzer Zeit ihre Scheu vor dem Menschen, d. h. sobald sie zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß dieser ihnen wohlwill. Sie vertragen sich auch mit allen übrigen Vögeln, welche man mit ihnen zusammenbringt und leisten diesen nach wie vor ihre Wächterdienste. "Ein Paar Austernfischer", erzählt Gadamer, "welche ich vom Neste aus groß gezogen hatte, waren so zahm, daß sie mich sogar an meiner Stimme erkannten und mich, sobald sie dieselbe vernahmen, mit lautem Zurufe begrüßten. Jch ließ sie unter meinen Haushühnern frei umherlaufen, und nie waren die Hühner so sicher vor dem Habicht, als solange sie diese treuen Wächter hatten, welche die Ankunft eines solchen Räubers sofort durch ihr weittöniges Angstgeschrei zu erkennen gaben und sich bei den Hühnern bald Nachachtung zu verschaffen wußten."
Die zweite Zunft umfaßt die Schnepfenvögel (Limicolae), unter sich in allem Wesentlichen sehr übereinstimmende Mitglieder der Ordnung. Sie kennzeichnen: der walzenförmige Rumpf, der mittellange Hals, der stark gewölbte, mittelgroße Kopf, der lange, dünne, an den Schneiden stumpfe und ungezähnte, schwache, nicht selten weiche und biegsame, meist mit einer nervenreichen Haut überzogene Schnabel, der schwache, schlanke, gewöhnlich hohe Fuß, welcher drei vorwärts gerichtete Zehen und in der Regel auch eine kleine, kurze, höher gestellte Hinterzehe hat, bei einigen Arten kurze Schwimmhäute, bei anderen Hautlappen an den Seiten der Zehen zeigt, der mittellange, spitze Flügel, dessen hinterer Rand mehr oder weniger sichelförmig ausgeschnitten ist, und welcher vor der ersten großen Schwungfeder noch ein kleines schmales Federchen, eine verkümmerte Schwinge trägt, sowie endlich der kurze, aus zwölf bis sechsundzwanzig Steuerfedern gebildete Schwanz. Das Gefieder wechselt, ebensowohl, was seine Dichtigkeit, als was die Färbung anlangt. Es ist nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter und der Jahreszeit aber bei Vielen sehr verschieden.
Alle dieser Zunft angehörigen Vögel ähneln sich hinsichtlich der Lebensweise. Sie bewohnen feuchte und sumpfige Orte, die Ufer der Gewässer und die Seeküste, leben im Sommer paarweise, wenn auch oft noch in Vereinen, während des Herbstes und Winters in großen und in gemischten Gesellschaften, scheinen sich gegenseitig zugethan zu sein, verkehren mindestens gern mit einander, und fressen Kerbthiere, deren Larven, Würmer, Schal- und Krebsthierchen, einzelne wohl auch Sämereien. Bei fast allen Arten betheiligen sich beide Geschlechter am Fortpflanzungsgeschäft, bauen gemein- schaftlich an dem sehr verschiedenen, meist jedoch auf dem Boden stehenden Neste, bebrüten auch abwechselnd die zwei bis vier birnförmigen, erdfarbenen Eier und führen die flaumigen Jungen, welche das Nest sehr bald verlassen, bis sie selbst im Stande sind, sich Nahrung zu suchen. Alle bei uns wohnenden Arten gehören zu den Zugvögeln; die unter niederen Breiten lebenden sind Strichvögel.
Die Schnepfen (Scolopaces), denen die Zunft ihre Benennung verdankt, mögen die Reihe eröffnen. Sie gehören zu den ausgezeichnetsten Stelzvögeln, welche wir kennen. Jhre Merkmale
Die Läufer. Stelzvögel. Schnepfen.
überaus zähes Leben beſitzen und einen ſehr ſtarken Schuß vertragen. Uebrigens jagt wohl nur der Naturforſcher oder der Sonntagsſchütze ernſthaft auf Auſternfiſcher, weil deren Wildpret von der Nahrung einen ſo widerwärtigen Geſchmack annimmt, daß es gänzlich ungenießbar wird. Dagegen gelten die Eier mit Recht als eine höchſt ſchmackhafte Speiſe. Liebhaber fangen ſich einen oder den anderen Auſternfiſcher, um den anziehenden Geſellen in der Gefangenſchaft beobachten zu können. Laufſchlingen, welche dort, wo ſich viele dieſer Vögel umhertreiben, geſtellt werden, führen regelmäßig zum Ziele, und die Eingewöhnung der Gefangenen verurſacht keine Mühe. Wenn man ihnen anfänglich einige Krabben, zerkleinertes Fiſchfleiſch, zerhackte Muſcheln und dergleichen vorwirft, kann man ſie bald aus einfachſte Stubenfutter, aufgeweichtes Milchbrot nämlich, gewöhnen. Jungein- gefangene laſſen ſich mit dieſem Futter oder mit Grütze großfüttern. Die Alten verlieren nach kurzer Zeit ihre Scheu vor dem Menſchen, d. h. ſobald ſie zu der Ueberzeugung gekommen ſind, daß dieſer ihnen wohlwill. Sie vertragen ſich auch mit allen übrigen Vögeln, welche man mit ihnen zuſammenbringt und leiſten dieſen nach wie vor ihre Wächterdienſte. „Ein Paar Auſternfiſcher“, erzählt Gadamer, „welche ich vom Neſte aus groß gezogen hatte, waren ſo zahm, daß ſie mich ſogar an meiner Stimme erkannten und mich, ſobald ſie dieſelbe vernahmen, mit lautem Zurufe begrüßten. Jch ließ ſie unter meinen Haushühnern frei umherlaufen, und nie waren die Hühner ſo ſicher vor dem Habicht, als ſolange ſie dieſe treuen Wächter hatten, welche die Ankunft eines ſolchen Räubers ſofort durch ihr weittöniges Angſtgeſchrei zu erkennen gaben und ſich bei den Hühnern bald Nachachtung zu verſchaffen wußten.“
Die zweite Zunft umfaßt die Schnepfenvögel (Limicolae), unter ſich in allem Weſentlichen ſehr übereinſtimmende Mitglieder der Ordnung. Sie kennzeichnen: der walzenförmige Rumpf, der mittellange Hals, der ſtark gewölbte, mittelgroße Kopf, der lange, dünne, an den Schneiden ſtumpfe und ungezähnte, ſchwache, nicht ſelten weiche und biegſame, meiſt mit einer nervenreichen Haut überzogene Schnabel, der ſchwache, ſchlanke, gewöhnlich hohe Fuß, welcher drei vorwärts gerichtete Zehen und in der Regel auch eine kleine, kurze, höher geſtellte Hinterzehe hat, bei einigen Arten kurze Schwimmhäute, bei anderen Hautlappen an den Seiten der Zehen zeigt, der mittellange, ſpitze Flügel, deſſen hinterer Rand mehr oder weniger ſichelförmig ausgeſchnitten iſt, und welcher vor der erſten großen Schwungfeder noch ein kleines ſchmales Federchen, eine verkümmerte Schwinge trägt, ſowie endlich der kurze, aus zwölf bis ſechsundzwanzig Steuerfedern gebildete Schwanz. Das Gefieder wechſelt, ebenſowohl, was ſeine Dichtigkeit, als was die Färbung anlangt. Es iſt nach dem Geſchlechte wenig, nach dem Alter und der Jahreszeit aber bei Vielen ſehr verſchieden.
Alle dieſer Zunft angehörigen Vögel ähneln ſich hinſichtlich der Lebensweiſe. Sie bewohnen feuchte und ſumpfige Orte, die Ufer der Gewäſſer und die Seeküſte, leben im Sommer paarweiſe, wenn auch oft noch in Vereinen, während des Herbſtes und Winters in großen und in gemiſchten Geſellſchaften, ſcheinen ſich gegenſeitig zugethan zu ſein, verkehren mindeſtens gern mit einander, und freſſen Kerbthiere, deren Larven, Würmer, Schal- und Krebsthierchen, einzelne wohl auch Sämereien. Bei faſt allen Arten betheiligen ſich beide Geſchlechter am Fortpflanzungsgeſchäft, bauen gemein- ſchaftlich an dem ſehr verſchiedenen, meiſt jedoch auf dem Boden ſtehenden Neſte, bebrüten auch abwechſelnd die zwei bis vier birnförmigen, erdfarbenen Eier und führen die flaumigen Jungen, welche das Neſt ſehr bald verlaſſen, bis ſie ſelbſt im Stande ſind, ſich Nahrung zu ſuchen. Alle bei uns wohnenden Arten gehören zu den Zugvögeln; die unter niederen Breiten lebenden ſind Strichvögel.
Die Schnepfen (Scolopaces), denen die Zunft ihre Benennung verdankt, mögen die Reihe eröffnen. Sie gehören zu den ausgezeichnetſten Stelzvögeln, welche wir kennen. Jhre Merkmale
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[606/0646]
Die Läufer. Stelzvögel. Schnepfen.
überaus zähes Leben beſitzen und einen ſehr ſtarken Schuß vertragen. Uebrigens jagt wohl nur der
Naturforſcher oder der Sonntagsſchütze ernſthaft auf Auſternfiſcher, weil deren Wildpret von der
Nahrung einen ſo widerwärtigen Geſchmack annimmt, daß es gänzlich ungenießbar wird. Dagegen
gelten die Eier mit Recht als eine höchſt ſchmackhafte Speiſe. Liebhaber fangen ſich einen oder den
anderen Auſternfiſcher, um den anziehenden Geſellen in der Gefangenſchaft beobachten zu können.
Laufſchlingen, welche dort, wo ſich viele dieſer Vögel umhertreiben, geſtellt werden, führen regelmäßig
zum Ziele, und die Eingewöhnung der Gefangenen verurſacht keine Mühe. Wenn man ihnen
anfänglich einige Krabben, zerkleinertes Fiſchfleiſch, zerhackte Muſcheln und dergleichen vorwirft, kann
man ſie bald aus einfachſte Stubenfutter, aufgeweichtes Milchbrot nämlich, gewöhnen. Jungein-
gefangene laſſen ſich mit dieſem Futter oder mit Grütze großfüttern. Die Alten verlieren nach
kurzer Zeit ihre Scheu vor dem Menſchen, d. h. ſobald ſie zu der Ueberzeugung gekommen ſind, daß
dieſer ihnen wohlwill. Sie vertragen ſich auch mit allen übrigen Vögeln, welche man mit ihnen
zuſammenbringt und leiſten dieſen nach wie vor ihre Wächterdienſte. „Ein Paar Auſternfiſcher“,
erzählt Gadamer, „welche ich vom Neſte aus groß gezogen hatte, waren ſo zahm, daß ſie mich ſogar
an meiner Stimme erkannten und mich, ſobald ſie dieſelbe vernahmen, mit lautem Zurufe begrüßten.
Jch ließ ſie unter meinen Haushühnern frei umherlaufen, und nie waren die Hühner ſo ſicher vor dem
Habicht, als ſolange ſie dieſe treuen Wächter hatten, welche die Ankunft eines ſolchen Räubers ſofort
durch ihr weittöniges Angſtgeſchrei zu erkennen gaben und ſich bei den Hühnern bald Nachachtung zu
verſchaffen wußten.“
Die zweite Zunft umfaßt die Schnepfenvögel (Limicolae), unter ſich in allem Weſentlichen
ſehr übereinſtimmende Mitglieder der Ordnung. Sie kennzeichnen: der walzenförmige Rumpf, der
mittellange Hals, der ſtark gewölbte, mittelgroße Kopf, der lange, dünne, an den Schneiden
ſtumpfe und ungezähnte, ſchwache, nicht ſelten weiche und biegſame, meiſt mit einer nervenreichen
Haut überzogene Schnabel, der ſchwache, ſchlanke, gewöhnlich hohe Fuß, welcher drei vorwärts
gerichtete Zehen und in der Regel auch eine kleine, kurze, höher geſtellte Hinterzehe hat, bei einigen
Arten kurze Schwimmhäute, bei anderen Hautlappen an den Seiten der Zehen zeigt, der mittellange,
ſpitze Flügel, deſſen hinterer Rand mehr oder weniger ſichelförmig ausgeſchnitten iſt, und welcher vor
der erſten großen Schwungfeder noch ein kleines ſchmales Federchen, eine verkümmerte Schwinge
trägt, ſowie endlich der kurze, aus zwölf bis ſechsundzwanzig Steuerfedern gebildete Schwanz. Das
Gefieder wechſelt, ebenſowohl, was ſeine Dichtigkeit, als was die Färbung anlangt. Es iſt nach dem
Geſchlechte wenig, nach dem Alter und der Jahreszeit aber bei Vielen ſehr verſchieden.
Alle dieſer Zunft angehörigen Vögel ähneln ſich hinſichtlich der Lebensweiſe. Sie bewohnen
feuchte und ſumpfige Orte, die Ufer der Gewäſſer und die Seeküſte, leben im Sommer paarweiſe,
wenn auch oft noch in Vereinen, während des Herbſtes und Winters in großen und in gemiſchten
Geſellſchaften, ſcheinen ſich gegenſeitig zugethan zu ſein, verkehren mindeſtens gern mit einander, und
freſſen Kerbthiere, deren Larven, Würmer, Schal- und Krebsthierchen, einzelne wohl auch Sämereien.
Bei faſt allen Arten betheiligen ſich beide Geſchlechter am Fortpflanzungsgeſchäft, bauen gemein-
ſchaftlich an dem ſehr verſchiedenen, meiſt jedoch auf dem Boden ſtehenden Neſte, bebrüten auch
abwechſelnd die zwei bis vier birnförmigen, erdfarbenen Eier und führen die flaumigen Jungen, welche
das Neſt ſehr bald verlaſſen, bis ſie ſelbſt im Stande ſind, ſich Nahrung zu ſuchen. Alle bei uns
wohnenden Arten gehören zu den Zugvögeln; die unter niederen Breiten lebenden ſind Strichvögel.
Die Schnepfen (Scolopaces), denen die Zunft ihre Benennung verdankt, mögen die Reihe
eröffnen. Sie gehören zu den ausgezeichnetſten Stelzvögeln, welche wir kennen. Jhre Merkmale
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/646>, abgerufen am 16.07.2024.
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