Sippschaftsangehörigen, keine Verwandten; die Naturforscher, welche ihn zum Vertreter einer Familie erhoben haben, sind also in ihrem Rechte. Es kennzeichnen ihn äußerlich der gedrungene Leib, der kurze Hals, der große Kopf, welcher einen langen, geraden, sehr zusammengedrückten, vorn keilförmigen, harten Schnabel trägt, der mittelhohe, kräftige Fuß, dessen drei Zehen sich ebensowohl durch ihre Kürze als ihre Breite und eine große Spannhaut zwischen der äußeren und mittleren aus- zeichnen, die mittellangen, aber spitzen Flügel, in denen die erste Schwungfeder die längste ist, und der aus zwölf Federn gebildete, ziemlich kurze, gerade abgeschnittene Schwanz. Jm inneren Bau macht sich, laut Nitzsch, bemerklich: die bedeutende Entwicklung derjenigen Muskeln, welche die Kiefern bewegen und mehrere hiervon theilweise abhängige Verhältnisse des Kopfgerüstes, sowie auch
[Abbildung]
Der Austernfischer (Haematopus ostralegus). [ 1/3 ] der nat. Größe.
gewisse Eigenthümlichkeiten des übrigen Gerippes und der Weichtheile. Die Wirbelsäule besteht aus dreizehn Hals-, neun Rücken- und neun Schwanzwirbeln. Das Gabelbein ist weniger als bei anderen Strandvögeln gekrümmt, die vier Hauptbuchten des Brustbeins sind sehr ausgebildet, die neun Rippen- paare fallen auf durch ihre Schmächtigkeit, die Gaumenbeine durch ihre Breite; die Augenscheidwand ist mehrfach durchbrochen. Sehr ausgebildete Nasendrüsen, welche als breite Polster die zwischen den Augen befindliche Gegend der Stirnbeine bedecken, die kurze, am hinteren Rande mit hornigen Zähnen besetzte Zunge, der dickwandige, reichmuskelige Vormagen, der schwachmuskelige Magen und der sehr lange Darmschlauch mögen außerdem noch hervorgehoben werden. Das Gefieder ist auf der Ober- seite, dem Vorderhalse und Kropfe schwarz, etwas schillernd, auf dem Unterrücken, Bürzel, unter dem Auge, auf der Brust und dem Bauche weiß; die Handschwingen und Steuerfedern sind an der Wurzel
Steinwälzer. Auſternfiſcher.
Sippſchaftsangehörigen, keine Verwandten; die Naturforſcher, welche ihn zum Vertreter einer Familie erhoben haben, ſind alſo in ihrem Rechte. Es kennzeichnen ihn äußerlich der gedrungene Leib, der kurze Hals, der große Kopf, welcher einen langen, geraden, ſehr zuſammengedrückten, vorn keilförmigen, harten Schnabel trägt, der mittelhohe, kräftige Fuß, deſſen drei Zehen ſich ebenſowohl durch ihre Kürze als ihre Breite und eine große Spannhaut zwiſchen der äußeren und mittleren aus- zeichnen, die mittellangen, aber ſpitzen Flügel, in denen die erſte Schwungfeder die längſte iſt, und der aus zwölf Federn gebildete, ziemlich kurze, gerade abgeſchnittene Schwanz. Jm inneren Bau macht ſich, laut Nitzſch, bemerklich: die bedeutende Entwicklung derjenigen Muskeln, welche die Kiefern bewegen und mehrere hiervon theilweiſe abhängige Verhältniſſe des Kopfgerüſtes, ſowie auch
[Abbildung]
Der Auſternfiſcher (Haematopus ostralegus). [⅓] der nat. Größe.
gewiſſe Eigenthümlichkeiten des übrigen Gerippes und der Weichtheile. Die Wirbelſäule beſteht aus dreizehn Hals-, neun Rücken- und neun Schwanzwirbeln. Das Gabelbein iſt weniger als bei anderen Strandvögeln gekrümmt, die vier Hauptbuchten des Bruſtbeins ſind ſehr ausgebildet, die neun Rippen- paare fallen auf durch ihre Schmächtigkeit, die Gaumenbeine durch ihre Breite; die Augenſcheidwand iſt mehrfach durchbrochen. Sehr ausgebildete Naſendrüſen, welche als breite Polſter die zwiſchen den Augen befindliche Gegend der Stirnbeine bedecken, die kurze, am hinteren Rande mit hornigen Zähnen beſetzte Zunge, der dickwandige, reichmuskelige Vormagen, der ſchwachmuskelige Magen und der ſehr lange Darmſchlauch mögen außerdem noch hervorgehoben werden. Das Gefieder iſt auf der Ober- ſeite, dem Vorderhalſe und Kropfe ſchwarz, etwas ſchillernd, auf dem Unterrücken, Bürzel, unter dem Auge, auf der Bruſt und dem Bauche weiß; die Handſchwingen und Steuerfedern ſind an der Wurzel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0643"n="603"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Steinwälzer. Auſternfiſcher.</hi></fw><lb/>
Sippſchaftsangehörigen, keine Verwandten; die Naturforſcher, welche ihn zum Vertreter einer<lb/>
Familie erhoben haben, ſind alſo in ihrem Rechte. Es kennzeichnen ihn äußerlich der gedrungene<lb/>
Leib, der kurze Hals, der große Kopf, welcher einen langen, geraden, ſehr zuſammengedrückten, vorn<lb/>
keilförmigen, harten Schnabel trägt, der mittelhohe, kräftige Fuß, deſſen drei Zehen ſich ebenſowohl<lb/>
durch ihre Kürze als ihre Breite und eine große Spannhaut zwiſchen der äußeren und mittleren aus-<lb/>
zeichnen, die mittellangen, aber ſpitzen Flügel, in denen die erſte Schwungfeder die längſte iſt, und der<lb/>
aus zwölf Federn gebildete, ziemlich kurze, gerade abgeſchnittene Schwanz. Jm inneren Bau<lb/>
macht ſich, laut <hirendition="#g">Nitzſch,</hi> bemerklich: die bedeutende Entwicklung derjenigen Muskeln, welche die<lb/>
Kiefern bewegen und mehrere hiervon theilweiſe abhängige Verhältniſſe des Kopfgerüſtes, ſowie auch<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Auſternfiſcher</hi> (<hirendition="#aq">Haematopus ostralegus</hi>). <supplied>⅓</supplied> der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
gewiſſe Eigenthümlichkeiten des übrigen Gerippes und der Weichtheile. Die Wirbelſäule beſteht aus<lb/>
dreizehn Hals-, neun Rücken- und neun Schwanzwirbeln. Das Gabelbein iſt weniger als bei anderen<lb/>
Strandvögeln gekrümmt, die vier Hauptbuchten des Bruſtbeins ſind ſehr ausgebildet, die neun Rippen-<lb/>
paare fallen auf durch ihre Schmächtigkeit, die Gaumenbeine durch ihre Breite; die Augenſcheidwand<lb/>
iſt mehrfach durchbrochen. Sehr ausgebildete Naſendrüſen, welche als breite Polſter die zwiſchen den<lb/>
Augen befindliche Gegend der Stirnbeine bedecken, die kurze, am hinteren Rande mit hornigen Zähnen<lb/>
beſetzte Zunge, der dickwandige, reichmuskelige Vormagen, der ſchwachmuskelige Magen und der ſehr<lb/>
lange Darmſchlauch mögen außerdem noch hervorgehoben werden. Das Gefieder iſt auf der Ober-<lb/>ſeite, dem Vorderhalſe und Kropfe ſchwarz, etwas ſchillernd, auf dem Unterrücken, Bürzel, unter dem<lb/>
Auge, auf der Bruſt und dem Bauche weiß; die Handſchwingen und Steuerfedern ſind an der Wurzel<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[603/0643]
Steinwälzer. Auſternfiſcher.
Sippſchaftsangehörigen, keine Verwandten; die Naturforſcher, welche ihn zum Vertreter einer
Familie erhoben haben, ſind alſo in ihrem Rechte. Es kennzeichnen ihn äußerlich der gedrungene
Leib, der kurze Hals, der große Kopf, welcher einen langen, geraden, ſehr zuſammengedrückten, vorn
keilförmigen, harten Schnabel trägt, der mittelhohe, kräftige Fuß, deſſen drei Zehen ſich ebenſowohl
durch ihre Kürze als ihre Breite und eine große Spannhaut zwiſchen der äußeren und mittleren aus-
zeichnen, die mittellangen, aber ſpitzen Flügel, in denen die erſte Schwungfeder die längſte iſt, und der
aus zwölf Federn gebildete, ziemlich kurze, gerade abgeſchnittene Schwanz. Jm inneren Bau
macht ſich, laut Nitzſch, bemerklich: die bedeutende Entwicklung derjenigen Muskeln, welche die
Kiefern bewegen und mehrere hiervon theilweiſe abhängige Verhältniſſe des Kopfgerüſtes, ſowie auch
[Abbildung Der Auſternfiſcher (Haematopus ostralegus). ⅓ der nat. Größe.]
gewiſſe Eigenthümlichkeiten des übrigen Gerippes und der Weichtheile. Die Wirbelſäule beſteht aus
dreizehn Hals-, neun Rücken- und neun Schwanzwirbeln. Das Gabelbein iſt weniger als bei anderen
Strandvögeln gekrümmt, die vier Hauptbuchten des Bruſtbeins ſind ſehr ausgebildet, die neun Rippen-
paare fallen auf durch ihre Schmächtigkeit, die Gaumenbeine durch ihre Breite; die Augenſcheidwand
iſt mehrfach durchbrochen. Sehr ausgebildete Naſendrüſen, welche als breite Polſter die zwiſchen den
Augen befindliche Gegend der Stirnbeine bedecken, die kurze, am hinteren Rande mit hornigen Zähnen
beſetzte Zunge, der dickwandige, reichmuskelige Vormagen, der ſchwachmuskelige Magen und der ſehr
lange Darmſchlauch mögen außerdem noch hervorgehoben werden. Das Gefieder iſt auf der Ober-
ſeite, dem Vorderhalſe und Kropfe ſchwarz, etwas ſchillernd, auf dem Unterrücken, Bürzel, unter dem
Auge, auf der Bruſt und dem Bauche weiß; die Handſchwingen und Steuerfedern ſind an der Wurzel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/643>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.