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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Steinwälzer.
orangengelb. Die Länge beträgt 9, die Breite 18, die Fittiglänge 6, die Schwanzlänge 2 1/3 Zoll.
Jm Herbste und Winter wird das Kleid durch die breiten Federränder unscheinbar. Bei den Jungen
ist der Oberkörper schwärzlichgraubraun, rost- und ockergelb, der Vorderkörper grauschwarz.

Man darf annehmen, daß der Steinwälzer hauptsächlich den Meeresküsten entlang zieht und
deshalb so selten das Jnnere des Landes besucht. Jm Norden wie im Süden unsers heimatlichen
Erdtheils kann man beobachten, daß sein Zug ebenso regelmäßig geschieht, wie bei andern Strand-
vögeln. Jn Skandinavien, auf Jsland und in Grönland erscheinen die ersten Steinwälzer von Ende
Aprils an bis Mitte Mai's, und verlassen diese Gegend schon Ende Augusts wieder. Zur selben Zeit
gewahrt man die ersten bereits an der Küste des Mittelmeeres und zwar an der nördlichen ebensogut
wie an der südlichen. Jn der Sommerherberge lebt der Vogel paarweise und nur um die Zugzeit in

[Abbildung] Der Steinwälzer oder Dolmetscher (Strepsilas interpres). [1/2] der nat. Größe.
kleineren Gesellschaften; in der Winterherberge vereinigt er sich zwar hauptsächlich mit den kleinen
Strandläufern, bildet aber doch auch selbständige Flüge, welche bis zu einer bedeutenden Anzahl
anwachsen können. Auf diesen Flügen entfernen sie sich nur dann von der eigentlichen Küste des
Meeres, wenn in deren Nähe ein Salzwassersee liegt, wie Dies am Nordrande Egyptens der Fall.

Dem aufmerksamen Beobachter wird der Steinwälzer nicht entgehen. Die Schönheit seines
Gefieders, seine Lebhaftigkeit, Munterkeit, leichte Beweglichkeit zeichnen ihn so aus, daß er die Auf-
merksamkeit eines Jeden erregen muß. Eigentlich ruhig sieht man ihn selten; höchstens in den
Mittagsstunden verträumt er ein paar Minuten, still auf einer und derselben Stelle sitzend. Während
des übrigen Tages ist er in steter Bewegung, vom Morgen bis nach Sonnenuntergang, ja, man hört
ihn oft auch noch des Nachts. Er geht trippelnd, wenn er Nahrung sucht, ziemlich langsam, vermag

Steinwälzer.
orangengelb. Die Länge beträgt 9, die Breite 18, die Fittiglänge 6, die Schwanzlänge 2⅓ Zoll.
Jm Herbſte und Winter wird das Kleid durch die breiten Federränder unſcheinbar. Bei den Jungen
iſt der Oberkörper ſchwärzlichgraubraun, roſt- und ockergelb, der Vorderkörper grauſchwarz.

Man darf annehmen, daß der Steinwälzer hauptſächlich den Meeresküſten entlang zieht und
deshalb ſo ſelten das Jnnere des Landes beſucht. Jm Norden wie im Süden unſers heimatlichen
Erdtheils kann man beobachten, daß ſein Zug ebenſo regelmäßig geſchieht, wie bei andern Strand-
vögeln. Jn Skandinavien, auf Jsland und in Grönland erſcheinen die erſten Steinwälzer von Ende
Aprils an bis Mitte Mai’s, und verlaſſen dieſe Gegend ſchon Ende Auguſts wieder. Zur ſelben Zeit
gewahrt man die erſten bereits an der Küſte des Mittelmeeres und zwar an der nördlichen ebenſogut
wie an der ſüdlichen. Jn der Sommerherberge lebt der Vogel paarweiſe und nur um die Zugzeit in

[Abbildung] Der Steinwälzer oder Dolmetſcher (Strepsilas interpres). [½] der nat. Größe.
kleineren Geſellſchaften; in der Winterherberge vereinigt er ſich zwar hauptſächlich mit den kleinen
Strandläufern, bildet aber doch auch ſelbſtändige Flüge, welche bis zu einer bedeutenden Anzahl
anwachſen können. Auf dieſen Flügen entfernen ſie ſich nur dann von der eigentlichen Küſte des
Meeres, wenn in deren Nähe ein Salzwaſſerſee liegt, wie Dies am Nordrande Egyptens der Fall.

Dem aufmerkſamen Beobachter wird der Steinwälzer nicht entgehen. Die Schönheit ſeines
Gefieders, ſeine Lebhaftigkeit, Munterkeit, leichte Beweglichkeit zeichnen ihn ſo aus, daß er die Auf-
merkſamkeit eines Jeden erregen muß. Eigentlich ruhig ſieht man ihn ſelten; höchſtens in den
Mittagsſtunden verträumt er ein paar Minuten, ſtill auf einer und derſelben Stelle ſitzend. Während
des übrigen Tages iſt er in ſteter Bewegung, vom Morgen bis nach Sonnenuntergang, ja, man hört
ihn oft auch noch des Nachts. Er geht trippelnd, wenn er Nahrung ſucht, ziemlich langſam, vermag

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[601/0641] Steinwälzer. orangengelb. Die Länge beträgt 9, die Breite 18, die Fittiglänge 6, die Schwanzlänge 2⅓ Zoll. Jm Herbſte und Winter wird das Kleid durch die breiten Federränder unſcheinbar. Bei den Jungen iſt der Oberkörper ſchwärzlichgraubraun, roſt- und ockergelb, der Vorderkörper grauſchwarz. Man darf annehmen, daß der Steinwälzer hauptſächlich den Meeresküſten entlang zieht und deshalb ſo ſelten das Jnnere des Landes beſucht. Jm Norden wie im Süden unſers heimatlichen Erdtheils kann man beobachten, daß ſein Zug ebenſo regelmäßig geſchieht, wie bei andern Strand- vögeln. Jn Skandinavien, auf Jsland und in Grönland erſcheinen die erſten Steinwälzer von Ende Aprils an bis Mitte Mai’s, und verlaſſen dieſe Gegend ſchon Ende Auguſts wieder. Zur ſelben Zeit gewahrt man die erſten bereits an der Küſte des Mittelmeeres und zwar an der nördlichen ebenſogut wie an der ſüdlichen. Jn der Sommerherberge lebt der Vogel paarweiſe und nur um die Zugzeit in [Abbildung Der Steinwälzer oder Dolmetſcher (Strepsilas interpres). ½ der nat. Größe.] kleineren Geſellſchaften; in der Winterherberge vereinigt er ſich zwar hauptſächlich mit den kleinen Strandläufern, bildet aber doch auch ſelbſtändige Flüge, welche bis zu einer bedeutenden Anzahl anwachſen können. Auf dieſen Flügen entfernen ſie ſich nur dann von der eigentlichen Küſte des Meeres, wenn in deren Nähe ein Salzwaſſerſee liegt, wie Dies am Nordrande Egyptens der Fall. Dem aufmerkſamen Beobachter wird der Steinwälzer nicht entgehen. Die Schönheit ſeines Gefieders, ſeine Lebhaftigkeit, Munterkeit, leichte Beweglichkeit zeichnen ihn ſo aus, daß er die Auf- merkſamkeit eines Jeden erregen muß. Eigentlich ruhig ſieht man ihn ſelten; höchſtens in den Mittagsſtunden verträumt er ein paar Minuten, ſtill auf einer und derſelben Stelle ſitzend. Während des übrigen Tages iſt er in ſteter Bewegung, vom Morgen bis nach Sonnenuntergang, ja, man hört ihn oft auch noch des Nachts. Er geht trippelnd, wenn er Nahrung ſucht, ziemlich langſam, vermag

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/641>, abgerufen am 22.11.2024.