nennen nur den uns bereits bekannten Strandvogel Krokodilwächter, den Sporenkiebitz aber nach seinem Geschrei "Siksak".
Jn seinem Betragen hat letzterer viel Aehnlichkeit mit dem Kiebitz, scheint aber minder gesellig zu sein, und hält sich mehr paarweise zusammen. Aber ein Paar lebt dicht bei dem andern und ver- einigt sich gern auf kurze Zeit mit Seinesgleichen. Schon in meinen "Ergebnissen" u. s. w. habe ich gesagt, daß es wenige Vögel gibt, welche den Forscher durch ihre Allgegenwart so belästigen wie der Sporenkiebitz. Anfangs freut man sich allerdings über ihr munteres, lebendiges Wesen, über den raschen Lauf, über den leichten, schönen strandläuferartigen Flug und die laute, wenn auch nicht gerade wohltönende, so doch nicht unangenehme Stimme, ihren Muth und ihre Kampflust. Aber bald lernt man sie gründlich hassen. Sie verstehen es meisterhaft, dem Jäger und dem Naturforscher seine Jagd zu verleiden; denn sie sind nicht blos für das kleine Strandgeflügel, sondern für alle Vögel überhaupt die Wächter und Warner. Jhnen entgeht Nichts. Der Jäger, welcher an einem
[Abbildung]
Der Sporenkiebitz(Hoplopterus spinosus).
der Seen eine Viertelstunde lang durch Sumpf und See gewatet ist und endlich auf dem Bauche herankriecht, um einen scheuen Flaming oder Pelekan zu überlisten, muß zu seinem größten Aerger vernehmen, daß er von einem Paare dieser allgegenwärtigen Vögel aufgespürt wurde und Gefahr läuft, die Beute, welcher er sich schon ganz sicher dünkte, zu verlieren. Jn weiten Kreisen umfliegen die Störenfriede mit lautem "Siksak, siksäh" den Schützen, stoßen frech auf ihn herab, regen die ganze fliegende Bevölkerung des Sees auf und scheuchen alle klügeren Vögel in die Flucht. Erzürnt springt man auf, und oft genug schießt man voll Jngrimm einen der zudringlichen Gesellen aus der Luft herab. So geht es bei Tage, nicht anders bei Nacht; denn die Sage der Araber, daß der Siksak niemals schlafe und immer und immer umsonst die Ruhe suche, fußt auf Beobachtung des Vogels.
Wie dem Jäger, ergeht es auch jedem andern Geschöpfe, welches geeignet ist, das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Seevögel zu stören. Jeder Milan, welcher lungernd vorüber-
Die Läufer. Stelzvögel. Kiebitze.
nennen nur den uns bereits bekannten Strandvogel Krokodilwächter, den Sporenkiebitz aber nach ſeinem Geſchrei „Sikſak“.
Jn ſeinem Betragen hat letzterer viel Aehnlichkeit mit dem Kiebitz, ſcheint aber minder geſellig zu ſein, und hält ſich mehr paarweiſe zuſammen. Aber ein Paar lebt dicht bei dem andern und ver- einigt ſich gern auf kurze Zeit mit Seinesgleichen. Schon in meinen „Ergebniſſen“ u. ſ. w. habe ich geſagt, daß es wenige Vögel gibt, welche den Forſcher durch ihre Allgegenwart ſo beläſtigen wie der Sporenkiebitz. Anfangs freut man ſich allerdings über ihr munteres, lebendiges Weſen, über den raſchen Lauf, über den leichten, ſchönen ſtrandläuferartigen Flug und die laute, wenn auch nicht gerade wohltönende, ſo doch nicht unangenehme Stimme, ihren Muth und ihre Kampfluſt. Aber bald lernt man ſie gründlich haſſen. Sie verſtehen es meiſterhaft, dem Jäger und dem Naturforſcher ſeine Jagd zu verleiden; denn ſie ſind nicht blos für das kleine Strandgeflügel, ſondern für alle Vögel überhaupt die Wächter und Warner. Jhnen entgeht Nichts. Der Jäger, welcher an einem
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Der Sporenkiebitz(Hoplopterus spinosus).
der Seen eine Viertelſtunde lang durch Sumpf und See gewatet iſt und endlich auf dem Bauche herankriecht, um einen ſcheuen Flaming oder Pelekan zu überliſten, muß zu ſeinem größten Aerger vernehmen, daß er von einem Paare dieſer allgegenwärtigen Vögel aufgeſpürt wurde und Gefahr läuft, die Beute, welcher er ſich ſchon ganz ſicher dünkte, zu verlieren. Jn weiten Kreiſen umfliegen die Störenfriede mit lautem „Sikſak, ſikſäh“ den Schützen, ſtoßen frech auf ihn herab, regen die ganze fliegende Bevölkerung des Sees auf und ſcheuchen alle klügeren Vögel in die Flucht. Erzürnt ſpringt man auf, und oft genug ſchießt man voll Jngrimm einen der zudringlichen Geſellen aus der Luft herab. So geht es bei Tage, nicht anders bei Nacht; denn die Sage der Araber, daß der Sikſak niemals ſchlafe und immer und immer umſonſt die Ruhe ſuche, fußt auf Beobachtung des Vogels.
Wie dem Jäger, ergeht es auch jedem andern Geſchöpfe, welches geeignet iſt, das friedliche Zuſammenleben der verſchiedenen Seevögel zu ſtören. Jeder Milan, welcher lungernd vorüber-
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Die Läufer. Stelzvögel. Kiebitze.
nennen nur den uns bereits bekannten Strandvogel Krokodilwächter, den Sporenkiebitz aber nach
ſeinem Geſchrei „Sikſak“.
Jn ſeinem Betragen hat letzterer viel Aehnlichkeit mit dem Kiebitz, ſcheint aber minder geſellig
zu ſein, und hält ſich mehr paarweiſe zuſammen. Aber ein Paar lebt dicht bei dem andern und ver-
einigt ſich gern auf kurze Zeit mit Seinesgleichen. Schon in meinen „Ergebniſſen“ u. ſ. w. habe
ich geſagt, daß es wenige Vögel gibt, welche den Forſcher durch ihre Allgegenwart ſo beläſtigen wie
der Sporenkiebitz. Anfangs freut man ſich allerdings über ihr munteres, lebendiges Weſen, über den
raſchen Lauf, über den leichten, ſchönen ſtrandläuferartigen Flug und die laute, wenn auch nicht
gerade wohltönende, ſo doch nicht unangenehme Stimme, ihren Muth und ihre Kampfluſt. Aber
bald lernt man ſie gründlich haſſen. Sie verſtehen es meiſterhaft, dem Jäger und dem Naturforſcher
ſeine Jagd zu verleiden; denn ſie ſind nicht blos für das kleine Strandgeflügel, ſondern für alle
Vögel überhaupt die Wächter und Warner. Jhnen entgeht Nichts. Der Jäger, welcher an einem
[Abbildung Der Sporenkiebitz (Hoplopterus spinosus).]
der Seen eine Viertelſtunde lang durch Sumpf und See gewatet iſt und endlich auf dem Bauche
herankriecht, um einen ſcheuen Flaming oder Pelekan zu überliſten, muß zu ſeinem größten Aerger
vernehmen, daß er von einem Paare dieſer allgegenwärtigen Vögel aufgeſpürt wurde und Gefahr
läuft, die Beute, welcher er ſich ſchon ganz ſicher dünkte, zu verlieren. Jn weiten Kreiſen umfliegen
die Störenfriede mit lautem „Sikſak, ſikſäh“ den Schützen, ſtoßen frech auf ihn herab, regen die ganze
fliegende Bevölkerung des Sees auf und ſcheuchen alle klügeren Vögel in die Flucht. Erzürnt ſpringt
man auf, und oft genug ſchießt man voll Jngrimm einen der zudringlichen Geſellen aus der Luft
herab. So geht es bei Tage, nicht anders bei Nacht; denn die Sage der Araber, daß der Sikſak
niemals ſchlafe und immer und immer umſonſt die Ruhe ſuche, fußt auf Beobachtung des Vogels.
Wie dem Jäger, ergeht es auch jedem andern Geſchöpfe, welches geeignet iſt, das friedliche
Zuſammenleben der verſchiedenen Seevögel zu ſtören. Jeder Milan, welcher lungernd vorüber-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/638>, abgerufen am 10.11.2024.
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