breit, hat einen sehr ansehnlichen Kamm und hinten zwei Hautbuchten; die Gabel ist dünn und wenig gespreizt, das Becken flach, der Handtheil der Vorderglieder lang und schmächtig, stets länger als der Oberarmknochen, das Gerüst der Hinterglieder lang und dünn, der Schädel durch seine hohe Stirn und die weit geöffneten Augenhöhlen, die Hirnschale durch zwei häutige Stellen neben dem großen Hinterhauptsloche ausgezeichnet und der Unterkiefer zum Unterschiede von allen übrigen Knochen luftführend. Die Zunge ist schmal, scharfkantig, vorn ungetheilt, hinten gezähnelt, der Zungenkern knorpelig; der Schlund zeigt keine kropfartige Erweiterung; die Muskeln des Magens sind schwach; die Leber ist mäßig groß, die Milz klein, die Niere lang und groß, der Eierstock einfach u. s. w.
Alle Erdtheile beherbergen Mitglieder dieser Familie, selbst wenn man dieselbe im engsten Sinne auffaßt. Einzelne Arten verbreiten sich über große Länderstrecken, eine jede scheint aber ein gewisses Gebiet und bezüglich eine bestimmte Oertlichkeit mehr oder weniger zu bevorzugen, mindestens zur Brutzeit sich eine solche zu erwählen. Beliebte Aufenthaltsorte sind die Küste des Meeres oder die Ufer und sandigen Stellen der Flüsse, Seen und größerer Teiche, nicht minder auch die Sümpfe oder richtiger die Moore und endlich Gebirgshöhen, welche von dem schmelzenden Schnee zwar bewässert werden, aber doch weder, Sümpfe noch Moore sind. Auf ihren Wanderungen folgen einzelne Arten den Gewässern, streichen also ebensowohl längs der Meeresküste dahin oder in Strom- niederungen fort; andere hingegen kümmern sich zu dieser Zeit wenig um das ihnen befreundete Wasser. Während der Brutzeit leben alle Arten paarweise, aber unmittelbar neben einander; gelegentlich des Zuges scharen sie sich zu Gesellschaften, welche zuweilen zu Schwärmen anwachsen können; unter allen Umständen aber hält sich jede Art soviel als möglich zusammen und vereinigt sich streng genommen nur scheinbar mit anderen Vögeln oder auch mit Verwandten, indem sie die gleiche Oertlichkeit zeitweilig besucht.
Man ist berechtigt, die Regenpfeifer die beweglichsten aller Stelzvögel zu nennen. Sie und ihre nächsten Verwandten scheinen keine eigentliche Tageszeit zu haben; denn sie treiben sich munter umher, vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, scheinen also nur gelegentlich stunden-, vielleicht blos minutenlang zu schlafen. Jhr Lauf ist vorzüglich, ihr Flug leicht und schnell; die eine Bewegung wie die andere ermüdet sie wenig. Zum Schwimmen entschließen sie sich ungern; wenn sie es aber thun, erfährt man, daß sie sich auch im Wasser zu Hause wissen. Fast alle Arten lassen ein helltönendes Pfeifen vernehmen und geben während der Paarungszeit trillerartig verbundene Töne zu hören, welche man am liebsten Gesang nennen möchte. Jhr Nest ist eine einfache Vertiefung, welche selten mit wenigen Halmen ausgekleidet wird. Das Gelege zählt drei oder vier birn- oder kreiselförmige, bunt gefleckte Eier, nie mehr und nie weniger, welche stets so geordnet werden, daß ihre Spitzen im Mittelpunkte sich berühren. Beide Eltern theilen sich in das Geschäft der Bebrütung, und beide führen ihre Brut, welche sofort nach dem Ausfchlüpfen und Abtrocknen das Nest verläßt, anfangs aber von der Mutter noch gehudert wird.
Kerb- und Weichthiere, Würmer und kleines Wassergethier bilden die Nahrung dieser Vögel, welche ihrerseits zu dem schmackhaftesten Wildpret zählen und demgemäß vielfachen Verfolgungen ausgesetzt sind.
Ein sehr bekanntes Mitglied der Familie ist der Goldregenpfeifer(Charadrius auratus), auch grüner Kiebitz, Brachhühnchen, Acker-, Saatgrille und Pardervogel, Düte oder Dütvogel genannt und wegen seines dünnen Schnabels, der schlanken Füße, spitzen Flügel und des goldfarbenen Kleides als Vertreter einer besondern Sippe angesehen. Das Gefieder ist oben schwarz, dicht mit kleinen, grünen oder goldgelben Flecken gezeichnet, unten rein schwarz, im Herbst- kleide hingegen auf Hals und Brust gelblichgrau gefleckt und auf dem Bauche weiß; die schwärzlichen Steuerfedern zeigen weiße Querbinden; das Schwarz des Halses wird durch ein weißes Band einge-
Die Läufer. Stelzvögel. Regenpfeifer.
breit, hat einen ſehr anſehnlichen Kamm und hinten zwei Hautbuchten; die Gabel iſt dünn und wenig geſpreizt, das Becken flach, der Handtheil der Vorderglieder lang und ſchmächtig, ſtets länger als der Oberarmknochen, das Gerüſt der Hinterglieder lang und dünn, der Schädel durch ſeine hohe Stirn und die weit geöffneten Augenhöhlen, die Hirnſchale durch zwei häutige Stellen neben dem großen Hinterhauptsloche ausgezeichnet und der Unterkiefer zum Unterſchiede von allen übrigen Knochen luftführend. Die Zunge iſt ſchmal, ſcharfkantig, vorn ungetheilt, hinten gezähnelt, der Zungenkern knorpelig; der Schlund zeigt keine kropfartige Erweiterung; die Muskeln des Magens ſind ſchwach; die Leber iſt mäßig groß, die Milz klein, die Niere lang und groß, der Eierſtock einfach u. ſ. w.
Alle Erdtheile beherbergen Mitglieder dieſer Familie, ſelbſt wenn man dieſelbe im engſten Sinne auffaßt. Einzelne Arten verbreiten ſich über große Länderſtrecken, eine jede ſcheint aber ein gewiſſes Gebiet und bezüglich eine beſtimmte Oertlichkeit mehr oder weniger zu bevorzugen, mindeſtens zur Brutzeit ſich eine ſolche zu erwählen. Beliebte Aufenthaltsorte ſind die Küſte des Meeres oder die Ufer und ſandigen Stellen der Flüſſe, Seen und größerer Teiche, nicht minder auch die Sümpfe oder richtiger die Moore und endlich Gebirgshöhen, welche von dem ſchmelzenden Schnee zwar bewäſſert werden, aber doch weder, Sümpfe noch Moore ſind. Auf ihren Wanderungen folgen einzelne Arten den Gewäſſern, ſtreichen alſo ebenſowohl längs der Meeresküſte dahin oder in Strom- niederungen fort; andere hingegen kümmern ſich zu dieſer Zeit wenig um das ihnen befreundete Waſſer. Während der Brutzeit leben alle Arten paarweiſe, aber unmittelbar neben einander; gelegentlich des Zuges ſcharen ſie ſich zu Geſellſchaften, welche zuweilen zu Schwärmen anwachſen können; unter allen Umſtänden aber hält ſich jede Art ſoviel als möglich zuſammen und vereinigt ſich ſtreng genommen nur ſcheinbar mit anderen Vögeln oder auch mit Verwandten, indem ſie die gleiche Oertlichkeit zeitweilig beſucht.
Man iſt berechtigt, die Regenpfeifer die beweglichſten aller Stelzvögel zu nennen. Sie und ihre nächſten Verwandten ſcheinen keine eigentliche Tageszeit zu haben; denn ſie treiben ſich munter umher, vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, ſcheinen alſo nur gelegentlich ſtunden-, vielleicht blos minutenlang zu ſchlafen. Jhr Lauf iſt vorzüglich, ihr Flug leicht und ſchnell; die eine Bewegung wie die andere ermüdet ſie wenig. Zum Schwimmen entſchließen ſie ſich ungern; wenn ſie es aber thun, erfährt man, daß ſie ſich auch im Waſſer zu Hauſe wiſſen. Faſt alle Arten laſſen ein helltönendes Pfeifen vernehmen und geben während der Paarungszeit trillerartig verbundene Töne zu hören, welche man am liebſten Geſang nennen möchte. Jhr Neſt iſt eine einfache Vertiefung, welche ſelten mit wenigen Halmen ausgekleidet wird. Das Gelege zählt drei oder vier birn- oder kreiſelförmige, bunt gefleckte Eier, nie mehr und nie weniger, welche ſtets ſo geordnet werden, daß ihre Spitzen im Mittelpunkte ſich berühren. Beide Eltern theilen ſich in das Geſchäft der Bebrütung, und beide führen ihre Brut, welche ſofort nach dem Ausfchlüpfen und Abtrocknen das Neſt verläßt, anfangs aber von der Mutter noch gehudert wird.
Kerb- und Weichthiere, Würmer und kleines Waſſergethier bilden die Nahrung dieſer Vögel, welche ihrerſeits zu dem ſchmackhafteſten Wildpret zählen und demgemäß vielfachen Verfolgungen ausgeſetzt ſind.
Ein ſehr bekanntes Mitglied der Familie iſt der Goldregenpfeifer(Charadrius auratus), auch grüner Kiebitz, Brachhühnchen, Acker-, Saatgrille und Pardervogel, Düte oder Dütvogel genannt und wegen ſeines dünnen Schnabels, der ſchlanken Füße, ſpitzen Flügel und des goldfarbenen Kleides als Vertreter einer beſondern Sippe angeſehen. Das Gefieder iſt oben ſchwarz, dicht mit kleinen, grünen oder goldgelben Flecken gezeichnet, unten rein ſchwarz, im Herbſt- kleide hingegen auf Hals und Bruſt gelblichgrau gefleckt und auf dem Bauche weiß; die ſchwärzlichen Steuerfedern zeigen weiße Querbinden; das Schwarz des Halſes wird durch ein weißes Band einge-
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Die Läufer. Stelzvögel. Regenpfeifer.
breit, hat einen ſehr anſehnlichen Kamm und hinten zwei Hautbuchten; die Gabel iſt dünn und wenig
geſpreizt, das Becken flach, der Handtheil der Vorderglieder lang und ſchmächtig, ſtets länger als der
Oberarmknochen, das Gerüſt der Hinterglieder lang und dünn, der Schädel durch ſeine hohe Stirn
und die weit geöffneten Augenhöhlen, die Hirnſchale durch zwei häutige Stellen neben dem großen
Hinterhauptsloche ausgezeichnet und der Unterkiefer zum Unterſchiede von allen übrigen Knochen
luftführend. Die Zunge iſt ſchmal, ſcharfkantig, vorn ungetheilt, hinten gezähnelt, der Zungenkern
knorpelig; der Schlund zeigt keine kropfartige Erweiterung; die Muskeln des Magens ſind ſchwach;
die Leber iſt mäßig groß, die Milz klein, die Niere lang und groß, der Eierſtock einfach u. ſ. w.
Alle Erdtheile beherbergen Mitglieder dieſer Familie, ſelbſt wenn man dieſelbe im engſten
Sinne auffaßt. Einzelne Arten verbreiten ſich über große Länderſtrecken, eine jede ſcheint aber ein
gewiſſes Gebiet und bezüglich eine beſtimmte Oertlichkeit mehr oder weniger zu bevorzugen, mindeſtens
zur Brutzeit ſich eine ſolche zu erwählen. Beliebte Aufenthaltsorte ſind die Küſte des Meeres oder
die Ufer und ſandigen Stellen der Flüſſe, Seen und größerer Teiche, nicht minder auch die Sümpfe
oder richtiger die Moore und endlich Gebirgshöhen, welche von dem ſchmelzenden Schnee zwar
bewäſſert werden, aber doch weder, Sümpfe noch Moore ſind. Auf ihren Wanderungen folgen
einzelne Arten den Gewäſſern, ſtreichen alſo ebenſowohl längs der Meeresküſte dahin oder in Strom-
niederungen fort; andere hingegen kümmern ſich zu dieſer Zeit wenig um das ihnen befreundete Waſſer.
Während der Brutzeit leben alle Arten paarweiſe, aber unmittelbar neben einander; gelegentlich des
Zuges ſcharen ſie ſich zu Geſellſchaften, welche zuweilen zu Schwärmen anwachſen können; unter
allen Umſtänden aber hält ſich jede Art ſoviel als möglich zuſammen und vereinigt ſich ſtreng
genommen nur ſcheinbar mit anderen Vögeln oder auch mit Verwandten, indem ſie die gleiche
Oertlichkeit zeitweilig beſucht.
Man iſt berechtigt, die Regenpfeifer die beweglichſten aller Stelzvögel zu nennen. Sie und
ihre nächſten Verwandten ſcheinen keine eigentliche Tageszeit zu haben; denn ſie treiben ſich munter
umher, vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, ſcheinen alſo nur gelegentlich
ſtunden-, vielleicht blos minutenlang zu ſchlafen. Jhr Lauf iſt vorzüglich, ihr Flug leicht und
ſchnell; die eine Bewegung wie die andere ermüdet ſie wenig. Zum Schwimmen entſchließen ſie ſich
ungern; wenn ſie es aber thun, erfährt man, daß ſie ſich auch im Waſſer zu Hauſe wiſſen. Faſt alle
Arten laſſen ein helltönendes Pfeifen vernehmen und geben während der Paarungszeit trillerartig
verbundene Töne zu hören, welche man am liebſten Geſang nennen möchte. Jhr Neſt iſt eine
einfache Vertiefung, welche ſelten mit wenigen Halmen ausgekleidet wird. Das Gelege zählt drei
oder vier birn- oder kreiſelförmige, bunt gefleckte Eier, nie mehr und nie weniger, welche ſtets ſo
geordnet werden, daß ihre Spitzen im Mittelpunkte ſich berühren. Beide Eltern theilen ſich in das
Geſchäft der Bebrütung, und beide führen ihre Brut, welche ſofort nach dem Ausfchlüpfen und
Abtrocknen das Neſt verläßt, anfangs aber von der Mutter noch gehudert wird.
Kerb- und Weichthiere, Würmer und kleines Waſſergethier bilden die Nahrung dieſer Vögel,
welche ihrerſeits zu dem ſchmackhafteſten Wildpret zählen und demgemäß vielfachen Verfolgungen
ausgeſetzt ſind.
Ein ſehr bekanntes Mitglied der Familie iſt der Goldregenpfeifer (Charadrius auratus),
auch grüner Kiebitz, Brachhühnchen, Acker-, Saatgrille und Pardervogel, Düte
oder Dütvogel genannt und wegen ſeines dünnen Schnabels, der ſchlanken Füße, ſpitzen Flügel
und des goldfarbenen Kleides als Vertreter einer beſondern Sippe angeſehen. Das Gefieder iſt oben
ſchwarz, dicht mit kleinen, grünen oder goldgelben Flecken gezeichnet, unten rein ſchwarz, im Herbſt-
kleide hingegen auf Hals und Bruſt gelblichgrau gefleckt und auf dem Bauche weiß; die ſchwärzlichen
Steuerfedern zeigen weiße Querbinden; das Schwarz des Halſes wird durch ein weißes Band einge-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/624>, abgerufen am 22.11.2024.
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