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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Prälat. Fasanenhuhn.
"Kai-Pha" heißt, auf dem Markte zu Bangkok und erfuhr auf Befragen, daß dieser Fasan in den
östlichen Theilen des Reiches Lao und insbesondere in der Provinz Phre oder Phe nicht selten ist,
wurde auch versichert, daß er in einzelnen Gegenden der malayischen Halbinsel vorkomme. Ueber
das Freileben fehlt zur Zeit noch jede Kunde, und auch über das Betragen in der Gefangen-
schaft hat bisher, soviel ich weiß, nur Schomburgk berichtet. Er nennt die Gefangenen,
welche er besaß, zierliche und anmuthige Vögel. "Sie können zwar", meint er, "mit dem Gold-
fasan an Glanz des Gefieders nicht wetteifern; aber sie haben denselben Anstand und dieselbe
ansprechende Weise der Bewegung. Jch erlaubte meinen Gefangenen ihren Käfig zu verlassen und
im Hause umherzugehen und sah mit Vergnügen, wie sie hier auf Kerbthiere eifrig Jagd machten,
wie sie z. B., wenn sie eine Spinne oder eine Ameise an den Wänden herumkriechen sahen, viele Fuß
hoch emporflogen, um solche Beute zu fangen. Sie ziehen Kerbthiere ihrer Alltagsspeise, Reis in
Schalen (Paddy), bei weitem vor und lieben nächstdem besonders Pflanzenstoffe, zumal Bananen,
überhaupt alle Fruchtarten. Sehr oft vernimmt man von ihnen einen schwachen Laut; werden sie
aber erschreckt und aufgescheucht, so stoßen sie einen rauhen Schrei aus. Beim Auffliegen verursachen
sie ein schwirrendes, dem eines aufstehenden Rebhuhnes ähnliches, aber kräftigeres Geräusch. Einer
meiner Gefangenen war ganz zahm, eine von den Hennen, welche ich besaß, dagegen sehr wild und
scheu, sodaß sie nie aus dem Käfige gelassen werden durfte, die andere ebenso zahm wie der
Hahn. Jch brachte sie in denselben Käfig mit ihm; er aber begrüßte sie mit Schnabelhieben, sodaß
ich sie wieder wegnehmen mußte. Wenn beide in der Vorhalle umherliefen, hielt sie sich in Folge
dieser Behandlung in einer gewissen Entfernung von ihm. Jch glaube deswegen, daß sich der Prälat
nur zu bestimmten Zeiten mit dem Weibchen vereinigt."

Der Akklimatisationsgarten verdankt, soviel ich weiß, die Prälaten, welche er besitzt, dem
Könige von Siam, welcher eine größere Anzahl lebender Thiere als Geschenke an den Kaiser von
Frankreich sandte.



Jm Jahre 1857 erhielt die zoologische Gesellschaft zu London ein Paar Fasanenhühner vom
Himalaya und erlebte schon im darauf folgenden Jahre die Freude, Nachkommenschaft zu erzielen.
Später wurden mehrere derselben Art eingeführt, und gegenwärtig findet man nicht nur dieses eine Fasa-
nenhuhn, sondern auch drei oder vier seiner Verwandten in jedem größeren Thiergarten. Alle Arten
der Gruppe scheinen so leicht zahm zu werden, daß wir mit aller Sicherheit behaupten dürfen, sie
binnen wenig Jahren auf unsern Hühnerhöfen zu sehen, falls wir nicht vorziehen sollten, mit ihnen
diejenigen Waldungen, welche jetzt dem Edelfasan Herberge geben, zu bevölkern.

Die Fasanenhühner im engsten Sinne unterscheiden sich vom Prälaten und seinen Verwandten
dadurch, daß die Federn des Halses weniger zerschlissen, die der Vorderbrust lanzetförmig verlängert
und zugespitzt, die Haubenfedern aber von den Wurzeln an bebartet sind.

Der Kirrik der Jndier, welchen wir vorzugsweise Fasanenhuhn nennen wollen (Euploca-
mus-Gallophasis-melanotus)
, ist trotz seiner einfachen Färbung ein sehr schmucker Vogel. Beim
Männchen sind alle Federn der Oberseite glänzend schwarz, die des Vorderhalses und der Brust
weißlich, die des Bauches und der Schwanzdeckfedern düsterbraunschwarz. Das Auge ist braun, der
Schnabel blaßhorngelb, das nackte Wangenfeld lebhaft roth, der Fuß horngrau. Die Länge beträgt
23, die Breite 28, die Fittiglänge 83/4, die Schwanzlänge 10 Zoll.

Die Färbung des etwas kleineren Weibchens ist ein düsteres Umberbraun; jede Feder aber zeigt
einen lichtgrauen Schaftstrich und ebensolchen Endsaum. Letzterer ist unten und auf dem Oberflügel
breiter und lichter als oben: es entsteht daher dort eine fleckige, hier eine bindige Zeichnung. Die

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Prälat. Faſanenhuhn.
„Kai-Pha“ heißt, auf dem Markte zu Bangkok und erfuhr auf Befragen, daß dieſer Faſan in den
öſtlichen Theilen des Reiches Lao und insbeſondere in der Provinz Phre oder Phé nicht ſelten iſt,
wurde auch verſichert, daß er in einzelnen Gegenden der malayiſchen Halbinſel vorkomme. Ueber
das Freileben fehlt zur Zeit noch jede Kunde, und auch über das Betragen in der Gefangen-
ſchaft hat bisher, ſoviel ich weiß, nur Schomburgk berichtet. Er nennt die Gefangenen,
welche er beſaß, zierliche und anmuthige Vögel. „Sie können zwar“, meint er, „mit dem Gold-
faſan an Glanz des Gefieders nicht wetteifern; aber ſie haben denſelben Anſtand und dieſelbe
anſprechende Weiſe der Bewegung. Jch erlaubte meinen Gefangenen ihren Käfig zu verlaſſen und
im Hauſe umherzugehen und ſah mit Vergnügen, wie ſie hier auf Kerbthiere eifrig Jagd machten,
wie ſie z. B., wenn ſie eine Spinne oder eine Ameiſe an den Wänden herumkriechen ſahen, viele Fuß
hoch emporflogen, um ſolche Beute zu fangen. Sie ziehen Kerbthiere ihrer Alltagsſpeiſe, Reis in
Schalen (Paddy), bei weitem vor und lieben nächſtdem beſonders Pflanzenſtoffe, zumal Bananen,
überhaupt alle Fruchtarten. Sehr oft vernimmt man von ihnen einen ſchwachen Laut; werden ſie
aber erſchreckt und aufgeſcheucht, ſo ſtoßen ſie einen rauhen Schrei aus. Beim Auffliegen verurſachen
ſie ein ſchwirrendes, dem eines aufſtehenden Rebhuhnes ähnliches, aber kräftigeres Geräuſch. Einer
meiner Gefangenen war ganz zahm, eine von den Hennen, welche ich beſaß, dagegen ſehr wild und
ſcheu, ſodaß ſie nie aus dem Käfige gelaſſen werden durfte, die andere ebenſo zahm wie der
Hahn. Jch brachte ſie in denſelben Käfig mit ihm; er aber begrüßte ſie mit Schnabelhieben, ſodaß
ich ſie wieder wegnehmen mußte. Wenn beide in der Vorhalle umherliefen, hielt ſie ſich in Folge
dieſer Behandlung in einer gewiſſen Entfernung von ihm. Jch glaube deswegen, daß ſich der Prälat
nur zu beſtimmten Zeiten mit dem Weibchen vereinigt.“

Der Akklimatiſationsgarten verdankt, ſoviel ich weiß, die Prälaten, welche er beſitzt, dem
Könige von Siam, welcher eine größere Anzahl lebender Thiere als Geſchenke an den Kaiſer von
Frankreich ſandte.



Jm Jahre 1857 erhielt die zoologiſche Geſellſchaft zu London ein Paar Faſanenhühner vom
Himalaya und erlebte ſchon im darauf folgenden Jahre die Freude, Nachkommenſchaft zu erzielen.
Später wurden mehrere derſelben Art eingeführt, und gegenwärtig findet man nicht nur dieſes eine Faſa-
nenhuhn, ſondern auch drei oder vier ſeiner Verwandten in jedem größeren Thiergarten. Alle Arten
der Gruppe ſcheinen ſo leicht zahm zu werden, daß wir mit aller Sicherheit behaupten dürfen, ſie
binnen wenig Jahren auf unſern Hühnerhöfen zu ſehen, falls wir nicht vorziehen ſollten, mit ihnen
diejenigen Waldungen, welche jetzt dem Edelfaſan Herberge geben, zu bevölkern.

Die Faſanenhühner im engſten Sinne unterſcheiden ſich vom Prälaten und ſeinen Verwandten
dadurch, daß die Federn des Halſes weniger zerſchliſſen, die der Vorderbruſt lanzetförmig verlängert
und zugeſpitzt, die Haubenfedern aber von den Wurzeln an bebartet ſind.

Der Kirrik der Jndier, welchen wir vorzugsweiſe Faſanenhuhn nennen wollen (Euploca-
mus-Gallophasis-melanotus)
, iſt trotz ſeiner einfachen Färbung ein ſehr ſchmucker Vogel. Beim
Männchen ſind alle Federn der Oberſeite glänzend ſchwarz, die des Vorderhalſes und der Bruſt
weißlich, die des Bauches und der Schwanzdeckfedern düſterbraunſchwarz. Das Auge iſt braun, der
Schnabel blaßhorngelb, das nackte Wangenfeld lebhaft roth, der Fuß horngrau. Die Länge beträgt
23, die Breite 28, die Fittiglänge 8¾, die Schwanzlänge 10 Zoll.

Die Färbung des etwas kleineren Weibchens iſt ein düſteres Umberbraun; jede Feder aber zeigt
einen lichtgrauen Schaftſtrich und ebenſolchen Endſaum. Letzterer iſt unten und auf dem Oberflügel
breiter und lichter als oben: es entſteht daher dort eine fleckige, hier eine bindige Zeichnung. Die

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[451/0479] Prälat. Faſanenhuhn. „Kai-Pha“ heißt, auf dem Markte zu Bangkok und erfuhr auf Befragen, daß dieſer Faſan in den öſtlichen Theilen des Reiches Lao und insbeſondere in der Provinz Phre oder Phé nicht ſelten iſt, wurde auch verſichert, daß er in einzelnen Gegenden der malayiſchen Halbinſel vorkomme. Ueber das Freileben fehlt zur Zeit noch jede Kunde, und auch über das Betragen in der Gefangen- ſchaft hat bisher, ſoviel ich weiß, nur Schomburgk berichtet. Er nennt die Gefangenen, welche er beſaß, zierliche und anmuthige Vögel. „Sie können zwar“, meint er, „mit dem Gold- faſan an Glanz des Gefieders nicht wetteifern; aber ſie haben denſelben Anſtand und dieſelbe anſprechende Weiſe der Bewegung. Jch erlaubte meinen Gefangenen ihren Käfig zu verlaſſen und im Hauſe umherzugehen und ſah mit Vergnügen, wie ſie hier auf Kerbthiere eifrig Jagd machten, wie ſie z. B., wenn ſie eine Spinne oder eine Ameiſe an den Wänden herumkriechen ſahen, viele Fuß hoch emporflogen, um ſolche Beute zu fangen. Sie ziehen Kerbthiere ihrer Alltagsſpeiſe, Reis in Schalen (Paddy), bei weitem vor und lieben nächſtdem beſonders Pflanzenſtoffe, zumal Bananen, überhaupt alle Fruchtarten. Sehr oft vernimmt man von ihnen einen ſchwachen Laut; werden ſie aber erſchreckt und aufgeſcheucht, ſo ſtoßen ſie einen rauhen Schrei aus. Beim Auffliegen verurſachen ſie ein ſchwirrendes, dem eines aufſtehenden Rebhuhnes ähnliches, aber kräftigeres Geräuſch. Einer meiner Gefangenen war ganz zahm, eine von den Hennen, welche ich beſaß, dagegen ſehr wild und ſcheu, ſodaß ſie nie aus dem Käfige gelaſſen werden durfte, die andere ebenſo zahm wie der Hahn. Jch brachte ſie in denſelben Käfig mit ihm; er aber begrüßte ſie mit Schnabelhieben, ſodaß ich ſie wieder wegnehmen mußte. Wenn beide in der Vorhalle umherliefen, hielt ſie ſich in Folge dieſer Behandlung in einer gewiſſen Entfernung von ihm. Jch glaube deswegen, daß ſich der Prälat nur zu beſtimmten Zeiten mit dem Weibchen vereinigt.“ Der Akklimatiſationsgarten verdankt, ſoviel ich weiß, die Prälaten, welche er beſitzt, dem Könige von Siam, welcher eine größere Anzahl lebender Thiere als Geſchenke an den Kaiſer von Frankreich ſandte. Jm Jahre 1857 erhielt die zoologiſche Geſellſchaft zu London ein Paar Faſanenhühner vom Himalaya und erlebte ſchon im darauf folgenden Jahre die Freude, Nachkommenſchaft zu erzielen. Später wurden mehrere derſelben Art eingeführt, und gegenwärtig findet man nicht nur dieſes eine Faſa- nenhuhn, ſondern auch drei oder vier ſeiner Verwandten in jedem größeren Thiergarten. Alle Arten der Gruppe ſcheinen ſo leicht zahm zu werden, daß wir mit aller Sicherheit behaupten dürfen, ſie binnen wenig Jahren auf unſern Hühnerhöfen zu ſehen, falls wir nicht vorziehen ſollten, mit ihnen diejenigen Waldungen, welche jetzt dem Edelfaſan Herberge geben, zu bevölkern. Die Faſanenhühner im engſten Sinne unterſcheiden ſich vom Prälaten und ſeinen Verwandten dadurch, daß die Federn des Halſes weniger zerſchliſſen, die der Vorderbruſt lanzetförmig verlängert und zugeſpitzt, die Haubenfedern aber von den Wurzeln an bebartet ſind. Der Kirrik der Jndier, welchen wir vorzugsweiſe Faſanenhuhn nennen wollen (Euploca- mus-Gallophasis-melanotus), iſt trotz ſeiner einfachen Färbung ein ſehr ſchmucker Vogel. Beim Männchen ſind alle Federn der Oberſeite glänzend ſchwarz, die des Vorderhalſes und der Bruſt weißlich, die des Bauches und der Schwanzdeckfedern düſterbraunſchwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel blaßhorngelb, das nackte Wangenfeld lebhaft roth, der Fuß horngrau. Die Länge beträgt 23, die Breite 28, die Fittiglänge 8¾, die Schwanzlänge 10 Zoll. Die Färbung des etwas kleineren Weibchens iſt ein düſteres Umberbraun; jede Feder aber zeigt einen lichtgrauen Schaftſtrich und ebenſolchen Endſaum. Letzterer iſt unten und auf dem Oberflügel breiter und lichter als oben: es entſteht daher dort eine fleckige, hier eine bindige Zeichnung. Die 29*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/479>, abgerufen am 22.11.2024.