gar nicht mehr gefunden. Vor etwa hundert Jahren hat man es in Großbritannien eingebürgert, und gegenwärtig lebt es hier zahlreich in einigen östlichen Grafschaften.
Während meiner Reise in Spanien habe ich das Rothhuhn vielfach beobachtet, schon deshalb, weil mir eine ausführliche Beschreibung seiner Lebensweise damals nicht bekannt war; inzwischen hat mein Bruder eine solche gegeben, und da ich sein Erstlingsrecht zu wahren habe, werde ich das von ihm Gesagte hier wiederholen und nur hier und da einige Worte des trefflichen A. von Homeyer hinzufügen.
"Das Rothhuhn liebt bergige Gegenden, welche mit Feldern abwechseln. Jn Spanien findet man es fast auf allen Gebirgen, mit Ausnahme vielleicht der Züge längs der Nordküste, bis zu sechs- tausend Fuß über dem Meere empor. Den dichten Wald meidet es; dagegen siedelt es sich gern in den Parks oder auf dünn bewaldeten Strecken an, deren Pflanzenwuchs hauptsächlich aus hoher Haide, immergrünem Eichengebüsch, Rosmarin und Thimiansträuchen besteht." Auf den Balearen fand es Homeyer am häufigsten in den Haferfeldern der Abhänge des Gebirges, eben da zwischen den mit Ciskenrosen und Lentiskengesträuch bewachsenen Steinhalden, endlich auch mitten zwischen den Felsen selbst, und zwar im Jnnern der Jnsel ebenso häufig wie an der Küste. Es ist ein Standvogel, welcher ein ziemlich beschränktes Gebiet bewohnt und in unmittelbarer Nachbarschaft mit andern seiner Art lebt. Schinz behauptet, daß sich das Rothhuhn in seinen Sitten vom Steinhuhne sehr unterscheide. Es soll minder gesellig sein, nicht in eigentlichen Ketten leben, auch gepaart minder treu zusammenhalten, sich schwer zähmen lassen u. s. w. Jch kenne die Quellen nicht, aus welchen genannter Forscher geschöpft hat, glaube aber behaupten zu dürfen, daß vorstehende Angaben nicht begründet sind.
"Jn seinen Bewegungen", fährt mein Bruder fort, "hat das Rothhuhn viel mit unserm Reb- huhne gemein; doch darf man es wohl auch in dieser Hinsicht zierlicher und anmuthiger nennen. Sein Lauf ist ungemein rasch und im hohen Grade gewandt; es rennt mit gleicher Schnelligkeit zwischen Felsblöcken und Steinen dahin, klettert sogar mit vielem Geschick auf diesen umher und nimmt dabei nur selten seine Schwingen zu Hilfe. Sein Flug ist bedeutend schneller als der unseres Rebhuhnes, verursacht auch weit weniger Geräusch als dieser. Das Rothhuhn erhebt sich leicht, steigt rasch in eine gewisse Höhe, streicht in ihr mit schwirrenden, wenig vernehmlichen Flügelschlägen dahin und schwebt oft auf große Strecken fort, ohne einen Flügel zu bewegen. Von Felswänden stürzt es sich förmlich raubvogelartig zur Tiefe herab. Demungeachtet fliegt es nur ungern weit und noch weniger wiederholt nach einander auf, sondern sucht sich soviel als möglich durch Laufen zu helfen." Auch Homeyer sagt, daß es in allen Lebensverrichtungen viele Aehnlichkeit mit dem Rebhuhne hat: "es weidet, läuft und drückt sich vor dem Hunde wie vor dem Menschen oder von selbst während des Tages, um auszuruhen oder sich zu verbergen, und ist hauptsächlich abends rege. Dabei liegt es jedoch nicht so fest, geht vielmehr gern heraus. Wenn es auf den Beinen ist, läßt es sich weit treiben, ohne aufzufliegen; ist es jedoch des Verfolgens überdrüssig, so erhebt es sich nicht außer Schußweite, wie unser Rebhuhn so oft thut, sondern drückt sich und läßt den Jäger schußgerecht herankommen." Bezeichnend für unsern Vogel ist, daß er gern bäumt; er thut Dies auch keineswegs blos im Fall der Noth, sondern da, wo es Bäume gibt, regelmäßig, unzweifelhaft in der Absicht, von der Höhe aus zu sichern. Den Lockruf des Männchens übersetzt Homeyer durch die Worte: "Schick scherna", während wir geglaubt haben, daß ein schnarrendes "Tack tackerack" oder "Kerekeket" dafür gebraucht werden könne; ich muß jedoch genanntem Forscher beistimmen, wenn er sagt, daß der Ruf in derselben Art und Weise wie von unserm Rebhuhne ausgestoßen wird, nur daß der Ton nicht so kreischend, durchdringend, sondern mehr lispelnd, zischend und rund ist. Um zu warnen, stoßen beide Geschlechter ein leises "Reb reb", beim Aufstehen ein schallendes "Scherb" aus.
"Den größten Theil des Jahres hindurch lebt das Rothhuhn in Ketten oder Gesperren von zehn bis dreißig Stücken; denn jedenfalls schlagen sich oft mehrere Familien zu einem Volke zusammen. Das Gesperre treibt sich in demselben Gebiete umher, obwohl nicht eben regelmäßig; es kommt auch,
Die Läufer. Scharrvögel. Feldhühner.
gar nicht mehr gefunden. Vor etwa hundert Jahren hat man es in Großbritannien eingebürgert, und gegenwärtig lebt es hier zahlreich in einigen öſtlichen Grafſchaften.
Während meiner Reiſe in Spanien habe ich das Rothhuhn vielfach beobachtet, ſchon deshalb, weil mir eine ausführliche Beſchreibung ſeiner Lebensweiſe damals nicht bekannt war; inzwiſchen hat mein Bruder eine ſolche gegeben, und da ich ſein Erſtlingsrecht zu wahren habe, werde ich das von ihm Geſagte hier wiederholen und nur hier und da einige Worte des trefflichen A. von Homeyer hinzufügen.
„Das Rothhuhn liebt bergige Gegenden, welche mit Feldern abwechſeln. Jn Spanien findet man es faſt auf allen Gebirgen, mit Ausnahme vielleicht der Züge längs der Nordküſte, bis zu ſechs- tauſend Fuß über dem Meere empor. Den dichten Wald meidet es; dagegen ſiedelt es ſich gern in den Parks oder auf dünn bewaldeten Strecken an, deren Pflanzenwuchs hauptſächlich aus hoher Haide, immergrünem Eichengebüſch, Rosmarin und Thimianſträuchen beſteht.“ Auf den Balearen fand es Homeyer am häufigſten in den Haferfeldern der Abhänge des Gebirges, eben da zwiſchen den mit Ciſkenroſen und Lentiskengeſträuch bewachſenen Steinhalden, endlich auch mitten zwiſchen den Felſen ſelbſt, und zwar im Jnnern der Jnſel ebenſo häufig wie an der Küſte. Es iſt ein Standvogel, welcher ein ziemlich beſchränktes Gebiet bewohnt und in unmittelbarer Nachbarſchaft mit andern ſeiner Art lebt. Schinz behauptet, daß ſich das Rothhuhn in ſeinen Sitten vom Steinhuhne ſehr unterſcheide. Es ſoll minder geſellig ſein, nicht in eigentlichen Ketten leben, auch gepaart minder treu zuſammenhalten, ſich ſchwer zähmen laſſen u. ſ. w. Jch kenne die Quellen nicht, aus welchen genannter Forſcher geſchöpft hat, glaube aber behaupten zu dürfen, daß vorſtehende Angaben nicht begründet ſind.
„Jn ſeinen Bewegungen“, fährt mein Bruder fort, „hat das Rothhuhn viel mit unſerm Reb- huhne gemein; doch darf man es wohl auch in dieſer Hinſicht zierlicher und anmuthiger nennen. Sein Lauf iſt ungemein raſch und im hohen Grade gewandt; es rennt mit gleicher Schnelligkeit zwiſchen Felsblöcken und Steinen dahin, klettert ſogar mit vielem Geſchick auf dieſen umher und nimmt dabei nur ſelten ſeine Schwingen zu Hilfe. Sein Flug iſt bedeutend ſchneller als der unſeres Rebhuhnes, verurſacht auch weit weniger Geräuſch als dieſer. Das Rothhuhn erhebt ſich leicht, ſteigt raſch in eine gewiſſe Höhe, ſtreicht in ihr mit ſchwirrenden, wenig vernehmlichen Flügelſchlägen dahin und ſchwebt oft auf große Strecken fort, ohne einen Flügel zu bewegen. Von Felswänden ſtürzt es ſich förmlich raubvogelartig zur Tiefe herab. Demungeachtet fliegt es nur ungern weit und noch weniger wiederholt nach einander auf, ſondern ſucht ſich ſoviel als möglich durch Laufen zu helfen.“ Auch Homeyer ſagt, daß es in allen Lebensverrichtungen viele Aehnlichkeit mit dem Rebhuhne hat: „es weidet, läuft und drückt ſich vor dem Hunde wie vor dem Menſchen oder von ſelbſt während des Tages, um auszuruhen oder ſich zu verbergen, und iſt hauptſächlich abends rege. Dabei liegt es jedoch nicht ſo feſt, geht vielmehr gern heraus. Wenn es auf den Beinen iſt, läßt es ſich weit treiben, ohne aufzufliegen; iſt es jedoch des Verfolgens überdrüſſig, ſo erhebt es ſich nicht außer Schußweite, wie unſer Rebhuhn ſo oft thut, ſondern drückt ſich und läßt den Jäger ſchußgerecht herankommen.“ Bezeichnend für unſern Vogel iſt, daß er gern bäumt; er thut Dies auch keineswegs blos im Fall der Noth, ſondern da, wo es Bäume gibt, regelmäßig, unzweifelhaft in der Abſicht, von der Höhe aus zu ſichern. Den Lockruf des Männchens überſetzt Homeyer durch die Worte: „Schick ſcherna“, während wir geglaubt haben, daß ein ſchnarrendes „Tack tackerack“ oder „Kerekeket“ dafür gebraucht werden könne; ich muß jedoch genanntem Forſcher beiſtimmen, wenn er ſagt, daß der Ruf in derſelben Art und Weiſe wie von unſerm Rebhuhne ausgeſtoßen wird, nur daß der Ton nicht ſo kreiſchend, durchdringend, ſondern mehr liſpelnd, ziſchend und rund iſt. Um zu warnen, ſtoßen beide Geſchlechter ein leiſes „Reb reb“, beim Aufſtehen ein ſchallendes „Scherb“ aus.
„Den größten Theil des Jahres hindurch lebt das Rothhuhn in Ketten oder Geſperren von zehn bis dreißig Stücken; denn jedenfalls ſchlagen ſich oft mehrere Familien zu einem Volke zuſammen. Das Geſperre treibt ſich in demſelben Gebiete umher, obwohl nicht eben regelmäßig; es kommt auch,
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[392/0420]
Die Läufer. Scharrvögel. Feldhühner.
gar nicht mehr gefunden. Vor etwa hundert Jahren hat man es in Großbritannien eingebürgert,
und gegenwärtig lebt es hier zahlreich in einigen öſtlichen Grafſchaften.
Während meiner Reiſe in Spanien habe ich das Rothhuhn vielfach beobachtet, ſchon deshalb,
weil mir eine ausführliche Beſchreibung ſeiner Lebensweiſe damals nicht bekannt war; inzwiſchen hat
mein Bruder eine ſolche gegeben, und da ich ſein Erſtlingsrecht zu wahren habe, werde ich
das von ihm Geſagte hier wiederholen und nur hier und da einige Worte des trefflichen
A. von Homeyer hinzufügen.
„Das Rothhuhn liebt bergige Gegenden, welche mit Feldern abwechſeln. Jn Spanien findet
man es faſt auf allen Gebirgen, mit Ausnahme vielleicht der Züge längs der Nordküſte, bis zu ſechs-
tauſend Fuß über dem Meere empor. Den dichten Wald meidet es; dagegen ſiedelt es ſich gern in
den Parks oder auf dünn bewaldeten Strecken an, deren Pflanzenwuchs hauptſächlich aus hoher
Haide, immergrünem Eichengebüſch, Rosmarin und Thimianſträuchen beſteht.“ Auf den Balearen
fand es Homeyer am häufigſten in den Haferfeldern der Abhänge des Gebirges, eben da
zwiſchen den mit Ciſkenroſen und Lentiskengeſträuch bewachſenen Steinhalden, endlich auch mitten
zwiſchen den Felſen ſelbſt, und zwar im Jnnern der Jnſel ebenſo häufig wie an der Küſte. Es iſt
ein Standvogel, welcher ein ziemlich beſchränktes Gebiet bewohnt und in unmittelbarer Nachbarſchaft
mit andern ſeiner Art lebt. Schinz behauptet, daß ſich das Rothhuhn in ſeinen Sitten vom
Steinhuhne ſehr unterſcheide. Es ſoll minder geſellig ſein, nicht in eigentlichen Ketten leben, auch
gepaart minder treu zuſammenhalten, ſich ſchwer zähmen laſſen u. ſ. w. Jch kenne die Quellen nicht,
aus welchen genannter Forſcher geſchöpft hat, glaube aber behaupten zu dürfen, daß vorſtehende
Angaben nicht begründet ſind.
„Jn ſeinen Bewegungen“, fährt mein Bruder fort, „hat das Rothhuhn viel mit unſerm Reb-
huhne gemein; doch darf man es wohl auch in dieſer Hinſicht zierlicher und anmuthiger nennen. Sein
Lauf iſt ungemein raſch und im hohen Grade gewandt; es rennt mit gleicher Schnelligkeit zwiſchen
Felsblöcken und Steinen dahin, klettert ſogar mit vielem Geſchick auf dieſen umher und nimmt dabei
nur ſelten ſeine Schwingen zu Hilfe. Sein Flug iſt bedeutend ſchneller als der unſeres Rebhuhnes,
verurſacht auch weit weniger Geräuſch als dieſer. Das Rothhuhn erhebt ſich leicht, ſteigt raſch in
eine gewiſſe Höhe, ſtreicht in ihr mit ſchwirrenden, wenig vernehmlichen Flügelſchlägen dahin und
ſchwebt oft auf große Strecken fort, ohne einen Flügel zu bewegen. Von Felswänden ſtürzt es ſich
förmlich raubvogelartig zur Tiefe herab. Demungeachtet fliegt es nur ungern weit und noch
weniger wiederholt nach einander auf, ſondern ſucht ſich ſoviel als möglich durch Laufen zu helfen.“
Auch Homeyer ſagt, daß es in allen Lebensverrichtungen viele Aehnlichkeit mit dem Rebhuhne hat:
„es weidet, läuft und drückt ſich vor dem Hunde wie vor dem Menſchen oder von ſelbſt während des
Tages, um auszuruhen oder ſich zu verbergen, und iſt hauptſächlich abends rege. Dabei liegt es
jedoch nicht ſo feſt, geht vielmehr gern heraus. Wenn es auf den Beinen iſt, läßt es ſich weit
treiben, ohne aufzufliegen; iſt es jedoch des Verfolgens überdrüſſig, ſo erhebt es ſich nicht außer
Schußweite, wie unſer Rebhuhn ſo oft thut, ſondern drückt ſich und läßt den Jäger ſchußgerecht
herankommen.“ Bezeichnend für unſern Vogel iſt, daß er gern bäumt; er thut Dies auch keineswegs
blos im Fall der Noth, ſondern da, wo es Bäume gibt, regelmäßig, unzweifelhaft in der Abſicht, von
der Höhe aus zu ſichern. Den Lockruf des Männchens überſetzt Homeyer durch die Worte: „Schick
ſcherna“, während wir geglaubt haben, daß ein ſchnarrendes „Tack tackerack“ oder „Kerekeket“ dafür
gebraucht werden könne; ich muß jedoch genanntem Forſcher beiſtimmen, wenn er ſagt, daß der Ruf
in derſelben Art und Weiſe wie von unſerm Rebhuhne ausgeſtoßen wird, nur daß der Ton nicht ſo
kreiſchend, durchdringend, ſondern mehr liſpelnd, ziſchend und rund iſt. Um zu warnen, ſtoßen beide
Geſchlechter ein leiſes „Reb reb“, beim Aufſtehen ein ſchallendes „Scherb“ aus.
„Den größten Theil des Jahres hindurch lebt das Rothhuhn in Ketten oder Geſperren von
zehn bis dreißig Stücken; denn jedenfalls ſchlagen ſich oft mehrere Familien zu einem Volke zuſammen.
Das Geſperre treibt ſich in demſelben Gebiete umher, obwohl nicht eben regelmäßig; es kommt auch,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/420>, abgerufen am 22.11.2024.
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