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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Rackelhuhn.
von dieser durch bedeutendere Größe. Sehr häufig mag es für eine Birkhenne angesehen werden.
Die Länge des Männchens beträgt 25 bis 28, die des Weibchens 21 bis 22 Zoll.

Die Blendlinge zwischen Birk- und Schneehuhn lassen sich leichter als Das erkennen, was sie
sind; denn ihr Gefieder zeigt in nicht mißzudeutender Weise ein Gemisch der Färbung beider Stamm-
eltern. Die Schwärze des Birkhuhns und die Weiße des Schneehuhns streiten sich, um mich so
auszudrücken, um die Oberherrschaft. Ob dieser Blendling ein besonderes Sommerkleid anlegt,
welches dann ein Gemisch von Schwarz und Braun sein würde, konnte bis jetzt noch nicht festgestellt
werden, und ebenso wenig kennt man, soweit mir bekannt, weibliche Blendlinge dieser Art.

Das Rackelhuhn ist überall gefunden worden, wo Auer- und Birkhähne neben einander leben:
in Deutschland, in der Schweiz, vornehmlich aber in Skandinavien. Hier werden, laut Nilsson,
alljährlich derartige Blendlinge gefangen oder erlegt. Am öftersten hat man sie in dem nördlichen
Theile vom Wermeland beobachtet; auch in Norwegen scheinen sie nicht gerade selten zu sein. Der
Rackelhahn hat keine besonderen Balzplätze, sondern findet sich auf denen der Auer- oder häufiger
noch auf denen des Birkhahnes ein, regelmäßig zum Aerger der balzenden Hähne und der Jäger;
denn im Bewußtsein seiner Stärke geht er mit allen Birkhähnen Kämpfe ein, jagt sie aus einander
und treibt sie schließlich in die Flucht, stört mindestens das gewöhnliche Zusammenleben der balzenden
Hähne auf das empfindlichste: die Jäger versichern, daß ein einziger Rackelhahn die ganze Jagd
verderben könne. Die Laute, welche er beim Balzen ausstößt, bestehen in einem röchelnden und
grobgurgelnden "Farr farr farr", welches etwas mehr Aehnlichkeit mit dem Balzen des Birkhahnes
als mit dem des Auerhahnes hat. Er schleift aber weder, noch thut er einen Hauptschlag, wie der
Auerhahn, sondern bläst gegen das Ende des Balzens hin, wie der Birkhahn, nur weit stärker.
Kein einziger Beobachter will gesehen haben, daß er nach dem Balzen die Birkhennen betritt; doch
hat diese Behauptung wenig zu bedeuten, da man auch von der Begattung des Auer- und Birkwildes
nur in Ausnahmefällen Zeuge wird, und das vereinzelte Vorkommen des Rackelhahns die
Beobachtung noch besonders erschwert.

Ueber das Betragen dieses Blendlings hat Nilsson Einiges veröffentlicht. "Jch habe", sagt
er, "nach einander drei Rackelhähne im Käfige gehalten, und einen von ihnen fünf Jahre lang
beobachtet. Jm allgemeinen ist der Vogel mehr träge als lebhaft, und sitzt fast den ganzen Tag über
in ruhender Stellung, mit etwas aufgesträubten Federn, niederhängendem Schwanze und geschlossenen
Augen auf seiner Stange. Außer der Frühlingszeit hört man fast nie einen Laut von ihm. Auch
nachdem er fünf Jahre im Bauer zugebracht hatte, war er noch wild und schüchtern; Demjenigen,
welcher sich dem Käfige näherte, wich er furchtsam aus. Dagegen zeigte er sich gegen kleinere
Thiere und Vögel, welche zu seinem Behälter kamen oder von seinem Futter zu fressen suchten,
zornig und wüthend, am meisten gegen den Frühling hin. Er "rackelte" dann auch mit einem
grunzenden und knurrenden Laute, sperrte dabei den Schnabel weit auf und bedrohte Jeden, welcher
ihm sich näherte. Ende März oder Anfangs April, je nachdem das Frühlingswetter früher oder
später eintrat, begann er zu balzen. Während der Balze ging er nun auch auf seiner Stange oder
auf dem Boden des Gebauers hin und her, erhob den Schwanz und breitete ihn fächerförmig aus,
ließ die Flügel sinken, sträubte die Halsfedern und richtete den Schnabel weit geöffnet nach oben.
Die ersten Laute klangen tiefer als die letzteren, welche in besonderer Anfregung höher und heftiger
ausgestoßen, aber doch kaum in einer Entfernung von hundertundfunfzig Schritten vernommen
wurden. Jm ganzen bestand sein Balzen aus grunzenden, rasselnden oder knarrenden Lauten,
welche er gleichsam hervorkrächzte. Jn demselben Garten mit ihm, jedoch in einem andern Käfige,
balzte ein Birkhahn, und man hatte somit Gelegenheit, beide zu vergleichen. Der Birkhahn erschien
als ein Tonkünstler, welcher eine anmuthige Schäferweise mit Leichtigkeit und einem gewissen
Wohlbehagen vorträgt: der Rackelhahn dagegen geberdete sich bei seinem Singen gar wunderlich,
und es kostete ihm sichtlich Mühe, sein rauhes Lied hervorzubringen; dennoch war in diesem ein
gewisser Takt und Tonfall nicht zu verkennen. Er balzte den ganzen April hindurch und bis

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Rackelhuhn.
von dieſer durch bedeutendere Größe. Sehr häufig mag es für eine Birkhenne angeſehen werden.
Die Länge des Männchens beträgt 25 bis 28, die des Weibchens 21 bis 22 Zoll.

Die Blendlinge zwiſchen Birk- und Schneehuhn laſſen ſich leichter als Das erkennen, was ſie
ſind; denn ihr Gefieder zeigt in nicht mißzudeutender Weiſe ein Gemiſch der Färbung beider Stamm-
eltern. Die Schwärze des Birkhuhns und die Weiße des Schneehuhns ſtreiten ſich, um mich ſo
auszudrücken, um die Oberherrſchaft. Ob dieſer Blendling ein beſonderes Sommerkleid anlegt,
welches dann ein Gemiſch von Schwarz und Braun ſein würde, konnte bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt
werden, und ebenſo wenig kennt man, ſoweit mir bekannt, weibliche Blendlinge dieſer Art.

Das Rackelhuhn iſt überall gefunden worden, wo Auer- und Birkhähne neben einander leben:
in Deutſchland, in der Schweiz, vornehmlich aber in Skandinavien. Hier werden, laut Nilſſon,
alljährlich derartige Blendlinge gefangen oder erlegt. Am öfterſten hat man ſie in dem nördlichen
Theile vom Wermeland beobachtet; auch in Norwegen ſcheinen ſie nicht gerade ſelten zu ſein. Der
Rackelhahn hat keine beſonderen Balzplätze, ſondern findet ſich auf denen der Auer- oder häufiger
noch auf denen des Birkhahnes ein, regelmäßig zum Aerger der balzenden Hähne und der Jäger;
denn im Bewußtſein ſeiner Stärke geht er mit allen Birkhähnen Kämpfe ein, jagt ſie aus einander
und treibt ſie ſchließlich in die Flucht, ſtört mindeſtens das gewöhnliche Zuſammenleben der balzenden
Hähne auf das empfindlichſte: die Jäger verſichern, daß ein einziger Rackelhahn die ganze Jagd
verderben könne. Die Laute, welche er beim Balzen ausſtößt, beſtehen in einem röchelnden und
grobgurgelnden „Farr farr farr“, welches etwas mehr Aehnlichkeit mit dem Balzen des Birkhahnes
als mit dem des Auerhahnes hat. Er ſchleift aber weder, noch thut er einen Hauptſchlag, wie der
Auerhahn, ſondern bläſt gegen das Ende des Balzens hin, wie der Birkhahn, nur weit ſtärker.
Kein einziger Beobachter will geſehen haben, daß er nach dem Balzen die Birkhennen betritt; doch
hat dieſe Behauptung wenig zu bedeuten, da man auch von der Begattung des Auer- und Birkwildes
nur in Ausnahmefällen Zeuge wird, und das vereinzelte Vorkommen des Rackelhahns die
Beobachtung noch beſonders erſchwert.

Ueber das Betragen dieſes Blendlings hat Nilſſon Einiges veröffentlicht. „Jch habe“, ſagt
er, „nach einander drei Rackelhähne im Käfige gehalten, und einen von ihnen fünf Jahre lang
beobachtet. Jm allgemeinen iſt der Vogel mehr träge als lebhaft, und ſitzt faſt den ganzen Tag über
in ruhender Stellung, mit etwas aufgeſträubten Federn, niederhängendem Schwanze und geſchloſſenen
Augen auf ſeiner Stange. Außer der Frühlingszeit hört man faſt nie einen Laut von ihm. Auch
nachdem er fünf Jahre im Bauer zugebracht hatte, war er noch wild und ſchüchtern; Demjenigen,
welcher ſich dem Käfige näherte, wich er furchtſam aus. Dagegen zeigte er ſich gegen kleinere
Thiere und Vögel, welche zu ſeinem Behälter kamen oder von ſeinem Futter zu freſſen ſuchten,
zornig und wüthend, am meiſten gegen den Frühling hin. Er „rackelte“ dann auch mit einem
grunzenden und knurrenden Laute, ſperrte dabei den Schnabel weit auf und bedrohte Jeden, welcher
ihm ſich näherte. Ende März oder Anfangs April, je nachdem das Frühlingswetter früher oder
ſpäter eintrat, begann er zu balzen. Während der Balze ging er nun auch auf ſeiner Stange oder
auf dem Boden des Gebauers hin und her, erhob den Schwanz und breitete ihn fächerförmig aus,
ließ die Flügel ſinken, ſträubte die Halsfedern und richtete den Schnabel weit geöffnet nach oben.
Die erſten Laute klangen tiefer als die letzteren, welche in beſonderer Anfregung höher und heftiger
ausgeſtoßen, aber doch kaum in einer Entfernung von hundertundfunfzig Schritten vernommen
wurden. Jm ganzen beſtand ſein Balzen aus grunzenden, raſſelnden oder knarrenden Lauten,
welche er gleichſam hervorkrächzte. Jn demſelben Garten mit ihm, jedoch in einem andern Käfige,
balzte ein Birkhahn, und man hatte ſomit Gelegenheit, beide zu vergleichen. Der Birkhahn erſchien
als ein Tonkünſtler, welcher eine anmuthige Schäferweiſe mit Leichtigkeit und einem gewiſſen
Wohlbehagen vorträgt: der Rackelhahn dagegen geberdete ſich bei ſeinem Singen gar wunderlich,
und es koſtete ihm ſichtlich Mühe, ſein rauhes Lied hervorzubringen; dennoch war in dieſem ein
gewiſſer Takt und Tonfall nicht zu verkennen. Er balzte den ganzen April hindurch und bis

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[355/0383] Rackelhuhn. von dieſer durch bedeutendere Größe. Sehr häufig mag es für eine Birkhenne angeſehen werden. Die Länge des Männchens beträgt 25 bis 28, die des Weibchens 21 bis 22 Zoll. Die Blendlinge zwiſchen Birk- und Schneehuhn laſſen ſich leichter als Das erkennen, was ſie ſind; denn ihr Gefieder zeigt in nicht mißzudeutender Weiſe ein Gemiſch der Färbung beider Stamm- eltern. Die Schwärze des Birkhuhns und die Weiße des Schneehuhns ſtreiten ſich, um mich ſo auszudrücken, um die Oberherrſchaft. Ob dieſer Blendling ein beſonderes Sommerkleid anlegt, welches dann ein Gemiſch von Schwarz und Braun ſein würde, konnte bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden, und ebenſo wenig kennt man, ſoweit mir bekannt, weibliche Blendlinge dieſer Art. Das Rackelhuhn iſt überall gefunden worden, wo Auer- und Birkhähne neben einander leben: in Deutſchland, in der Schweiz, vornehmlich aber in Skandinavien. Hier werden, laut Nilſſon, alljährlich derartige Blendlinge gefangen oder erlegt. Am öfterſten hat man ſie in dem nördlichen Theile vom Wermeland beobachtet; auch in Norwegen ſcheinen ſie nicht gerade ſelten zu ſein. Der Rackelhahn hat keine beſonderen Balzplätze, ſondern findet ſich auf denen der Auer- oder häufiger noch auf denen des Birkhahnes ein, regelmäßig zum Aerger der balzenden Hähne und der Jäger; denn im Bewußtſein ſeiner Stärke geht er mit allen Birkhähnen Kämpfe ein, jagt ſie aus einander und treibt ſie ſchließlich in die Flucht, ſtört mindeſtens das gewöhnliche Zuſammenleben der balzenden Hähne auf das empfindlichſte: die Jäger verſichern, daß ein einziger Rackelhahn die ganze Jagd verderben könne. Die Laute, welche er beim Balzen ausſtößt, beſtehen in einem röchelnden und grobgurgelnden „Farr farr farr“, welches etwas mehr Aehnlichkeit mit dem Balzen des Birkhahnes als mit dem des Auerhahnes hat. Er ſchleift aber weder, noch thut er einen Hauptſchlag, wie der Auerhahn, ſondern bläſt gegen das Ende des Balzens hin, wie der Birkhahn, nur weit ſtärker. Kein einziger Beobachter will geſehen haben, daß er nach dem Balzen die Birkhennen betritt; doch hat dieſe Behauptung wenig zu bedeuten, da man auch von der Begattung des Auer- und Birkwildes nur in Ausnahmefällen Zeuge wird, und das vereinzelte Vorkommen des Rackelhahns die Beobachtung noch beſonders erſchwert. Ueber das Betragen dieſes Blendlings hat Nilſſon Einiges veröffentlicht. „Jch habe“, ſagt er, „nach einander drei Rackelhähne im Käfige gehalten, und einen von ihnen fünf Jahre lang beobachtet. Jm allgemeinen iſt der Vogel mehr träge als lebhaft, und ſitzt faſt den ganzen Tag über in ruhender Stellung, mit etwas aufgeſträubten Federn, niederhängendem Schwanze und geſchloſſenen Augen auf ſeiner Stange. Außer der Frühlingszeit hört man faſt nie einen Laut von ihm. Auch nachdem er fünf Jahre im Bauer zugebracht hatte, war er noch wild und ſchüchtern; Demjenigen, welcher ſich dem Käfige näherte, wich er furchtſam aus. Dagegen zeigte er ſich gegen kleinere Thiere und Vögel, welche zu ſeinem Behälter kamen oder von ſeinem Futter zu freſſen ſuchten, zornig und wüthend, am meiſten gegen den Frühling hin. Er „rackelte“ dann auch mit einem grunzenden und knurrenden Laute, ſperrte dabei den Schnabel weit auf und bedrohte Jeden, welcher ihm ſich näherte. Ende März oder Anfangs April, je nachdem das Frühlingswetter früher oder ſpäter eintrat, begann er zu balzen. Während der Balze ging er nun auch auf ſeiner Stange oder auf dem Boden des Gebauers hin und her, erhob den Schwanz und breitete ihn fächerförmig aus, ließ die Flügel ſinken, ſträubte die Halsfedern und richtete den Schnabel weit geöffnet nach oben. Die erſten Laute klangen tiefer als die letzteren, welche in beſonderer Anfregung höher und heftiger ausgeſtoßen, aber doch kaum in einer Entfernung von hundertundfunfzig Schritten vernommen wurden. Jm ganzen beſtand ſein Balzen aus grunzenden, raſſelnden oder knarrenden Lauten, welche er gleichſam hervorkrächzte. Jn demſelben Garten mit ihm, jedoch in einem andern Käfige, balzte ein Birkhahn, und man hatte ſomit Gelegenheit, beide zu vergleichen. Der Birkhahn erſchien als ein Tonkünſtler, welcher eine anmuthige Schäferweiſe mit Leichtigkeit und einem gewiſſen Wohlbehagen vorträgt: der Rackelhahn dagegen geberdete ſich bei ſeinem Singen gar wunderlich, und es koſtete ihm ſichtlich Mühe, ſein rauhes Lied hervorzubringen; dennoch war in dieſem ein gewiſſer Takt und Tonfall nicht zu verkennen. Er balzte den ganzen April hindurch und bis 23 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/383>, abgerufen am 23.11.2024.