Zeitlang den Maikäfern nachgegangen ist, sieht man eine Menge kleiner Löcher, die er mit seinem weichen Schnabel in den Boden gebohrt hat. Aber dieser dient ihm auch zum Tödten der größeren Käfer und zum Abstoßen der harten Flügeldecken, Füße und Brustschilder. Er stößt einen Käfer so lange mit dem Schnabel gegen den Boden, bis jene Theile abspringen und wirft ihn dann, so zubereitet, in den Schlund hinab, um ihn verschlingen zu können." Der Schnabel ist gut zum Ergreifen; um aber die erfaßte Beute hinab zu würgen, ist es unbedingt nöthig, sie vorher in die Höhe zu schleudern und dann aufzufangen. Junge Wiedehopfe, welche man heranziehen will, muß man stopfen; im entgegengesetzten Falle verhungern sie, weil sie buchstäblich nicht im Stande sind, das mit dem Schnabel Erfaßte auch zu verschlingen. Letzteres lernen sie erst mit der Zeit.
Jn Europa erwählt sich der Wiedehopf am liebsten Baumhöhlungen zur Anlage seines Nestes, ohne jedoch ein Mauerloch oder eine Felsenspalte, welche ihm passend erscheint, unbeachtet zu lassen. Jn Egypten nistet er fast ausschließlich in Mauerlöchern und sehr häufig in passenden Höhlungen bewohnter Gebäude. Er ist überhaupt um die Wahl seines Nistplatzes nicht verlegen. Bei uns begnügt er sich im Nothfall mit einem einigermaßen versteckten Plätzchen auf dem flachen Boden; in den Steppengegenden legt er sein Nest sogar zwischen den Knochen eines Aases an: Pallas fand einmal ein Nest mit sieben Jungen in der Brusthöhlung eines Menschengerippes. Die Baumhöhlen werden gewöhnlich gar nicht, zuweilen aber mit einigen Hälmchen und Würzelchen, auch wohl mit etwas Kuhmist ausgebant. Das Nest auf dem Boden wird durch allerlei trockene Halme, feine Wurzeln und Genist gebildet und ebenfalls mit Kuhmist ausgeziert. Das Gelege besteht aus vier bis sieben verhältnißmäßig kleinen, sehr länglichen Eiern, welche auf schmuzigweißgrünem oder gelb- lichgrauem Grunde mit äußerst feinen, weißen Pünktchen übersäet oder auch fleckenlos sind, über- haupt sehr abweichen. Selten findet man sie vor Anfangs Mai vollzählig; denn der Wiedehopf nistet nur einmal im Jahre. Die Eier werden vom Weibchen allein sechszehn Tage lang mit der größten Hingebung bebrütet, die Jungen von beiden Eltern sorgfältig gepflegt, mit Maden und Käfern groß gefüttert und noch lange nach dem Ausfliegen geführt, geleitet, unterrichtet und gewarnt. Während der Brutzeit macht der Wiedehopf das Sprichwort wahr; denn er und seine Jungen stinken dann in wirklich unerträglicher Weise. Die Eltern sind nicht im Stande, den Koth der Jungen wegzuschaffen; diese sitzen daher, wie Naumann sagt, "bis an die Hälse im eigenen Unrath", und der letztere verbreitet, wenn er in Fäulniß übergeht, einen überaus ekelhaften Geruch. Schon das brütende Weibchen nimmt sich selten die Mühe, den eigenen Unrath wegzutragen; das Kinderzimmer aber wird nie gereinigt. Der Gestank zieht Fliegen herbei, welche ihre Brut in dem Miste absetzen, und so kommt es, daß das Nest schließlich auch noch von Maden wimmelt. Die Jungen stinken selbstverständlich am meisten, die Alten geben ihnen zuletzt aber wenig nach, und erst viele Wochen nach dem Ausfliegen verlieren die einen, wie die andern den ihnen anhängenden Gestank. Wenn die Jungen vollständig erwachsen sind, merkt man so wenig mehr davon, daß man sie wie ihre Eltern ohne Ekel verspeisen kann. Sie sind dann sehr fett und ungemein schmackhaft. Den Bekennern des mosaischen Glaubens freilich bleibt solche Speise verboten, und nicht anders denken die Mahamedaner: auch in ihren Augen gilt der "Hud Hud", so sehr sie ihn sonst schätzen, als ein unreines Wesen.
Jch will es unentschieden lassen, ob man berechtigt ist, die verschiedenen ausländischen Dünn- schnäbler, welche man der Hopffamilie zugezählt hat, auch wirklich Hopfe zu nennen, einige aber gehören dieser Familie gewiß an, so sehr sie sich auch in manchen Gewohnheiten von ihren europäischen Verwandten unterscheiden.
Die Baumhopfe(Irrisor), afrikanische Waldvögel, sind gestreckt gebaut, langschnäbelig, kurzfüßig, kurzflügelig und langschwänzig. Der Schnabel ist seicht gebogen, auf der Firste gekielt,
Die Späher. Klettervögel. Hopfe.
Zeitlang den Maikäfern nachgegangen iſt, ſieht man eine Menge kleiner Löcher, die er mit ſeinem weichen Schnabel in den Boden gebohrt hat. Aber dieſer dient ihm auch zum Tödten der größeren Käfer und zum Abſtoßen der harten Flügeldecken, Füße und Bruſtſchilder. Er ſtößt einen Käfer ſo lange mit dem Schnabel gegen den Boden, bis jene Theile abſpringen und wirft ihn dann, ſo zubereitet, in den Schlund hinab, um ihn verſchlingen zu können.“ Der Schnabel iſt gut zum Ergreifen; um aber die erfaßte Beute hinab zu würgen, iſt es unbedingt nöthig, ſie vorher in die Höhe zu ſchleudern und dann aufzufangen. Junge Wiedehopfe, welche man heranziehen will, muß man ſtopfen; im entgegengeſetzten Falle verhungern ſie, weil ſie buchſtäblich nicht im Stande ſind, das mit dem Schnabel Erfaßte auch zu verſchlingen. Letzteres lernen ſie erſt mit der Zeit.
Jn Europa erwählt ſich der Wiedehopf am liebſten Baumhöhlungen zur Anlage ſeines Neſtes, ohne jedoch ein Mauerloch oder eine Felſenſpalte, welche ihm paſſend erſcheint, unbeachtet zu laſſen. Jn Egypten niſtet er faſt ausſchließlich in Mauerlöchern und ſehr häufig in paſſenden Höhlungen bewohnter Gebäude. Er iſt überhaupt um die Wahl ſeines Niſtplatzes nicht verlegen. Bei uns begnügt er ſich im Nothfall mit einem einigermaßen verſteckten Plätzchen auf dem flachen Boden; in den Steppengegenden legt er ſein Neſt ſogar zwiſchen den Knochen eines Aaſes an: Pallas fand einmal ein Neſt mit ſieben Jungen in der Bruſthöhlung eines Menſchengerippes. Die Baumhöhlen werden gewöhnlich gar nicht, zuweilen aber mit einigen Hälmchen und Würzelchen, auch wohl mit etwas Kuhmiſt ausgebant. Das Neſt auf dem Boden wird durch allerlei trockene Halme, feine Wurzeln und Geniſt gebildet und ebenfalls mit Kuhmiſt ausgeziert. Das Gelege beſteht aus vier bis ſieben verhältnißmäßig kleinen, ſehr länglichen Eiern, welche auf ſchmuzigweißgrünem oder gelb- lichgrauem Grunde mit äußerſt feinen, weißen Pünktchen überſäet oder auch fleckenlos ſind, über- haupt ſehr abweichen. Selten findet man ſie vor Anfangs Mai vollzählig; denn der Wiedehopf niſtet nur einmal im Jahre. Die Eier werden vom Weibchen allein ſechszehn Tage lang mit der größten Hingebung bebrütet, die Jungen von beiden Eltern ſorgfältig gepflegt, mit Maden und Käfern groß gefüttert und noch lange nach dem Ausfliegen geführt, geleitet, unterrichtet und gewarnt. Während der Brutzeit macht der Wiedehopf das Sprichwort wahr; denn er und ſeine Jungen ſtinken dann in wirklich unerträglicher Weiſe. Die Eltern ſind nicht im Stande, den Koth der Jungen wegzuſchaffen; dieſe ſitzen daher, wie Naumann ſagt, „bis an die Hälſe im eigenen Unrath“, und der letztere verbreitet, wenn er in Fäulniß übergeht, einen überaus ekelhaften Geruch. Schon das brütende Weibchen nimmt ſich ſelten die Mühe, den eigenen Unrath wegzutragen; das Kinderzimmer aber wird nie gereinigt. Der Geſtank zieht Fliegen herbei, welche ihre Brut in dem Miſte abſetzen, und ſo kommt es, daß das Neſt ſchließlich auch noch von Maden wimmelt. Die Jungen ſtinken ſelbſtverſtändlich am meiſten, die Alten geben ihnen zuletzt aber wenig nach, und erſt viele Wochen nach dem Ausfliegen verlieren die einen, wie die andern den ihnen anhängenden Geſtank. Wenn die Jungen vollſtändig erwachſen ſind, merkt man ſo wenig mehr davon, daß man ſie wie ihre Eltern ohne Ekel verſpeiſen kann. Sie ſind dann ſehr fett und ungemein ſchmackhaft. Den Bekennern des moſaiſchen Glaubens freilich bleibt ſolche Speiſe verboten, und nicht anders denken die Mahamedaner: auch in ihren Augen gilt der „Hud Hud“, ſo ſehr ſie ihn ſonſt ſchätzen, als ein unreines Weſen.
Jch will es unentſchieden laſſen, ob man berechtigt iſt, die verſchiedenen ausländiſchen Dünn- ſchnäbler, welche man der Hopffamilie zugezählt hat, auch wirklich Hopfe zu nennen, einige aber gehören dieſer Familie gewiß an, ſo ſehr ſie ſich auch in manchen Gewohnheiten von ihren europäiſchen Verwandten unterſcheiden.
Die Baumhopfe(Irrisor), afrikaniſche Waldvögel, ſind geſtreckt gebaut, langſchnäbelig, kurzfüßig, kurzflügelig und langſchwänzig. Der Schnabel iſt ſeicht gebogen, auf der Firſte gekielt,
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[26/0038]
Die Späher. Klettervögel. Hopfe.
Zeitlang den Maikäfern nachgegangen iſt, ſieht man eine Menge kleiner Löcher, die er mit ſeinem
weichen Schnabel in den Boden gebohrt hat. Aber dieſer dient ihm auch zum Tödten der größeren
Käfer und zum Abſtoßen der harten Flügeldecken, Füße und Bruſtſchilder. Er ſtößt einen Käfer
ſo lange mit dem Schnabel gegen den Boden, bis jene Theile abſpringen und wirft ihn dann, ſo
zubereitet, in den Schlund hinab, um ihn verſchlingen zu können.“ Der Schnabel iſt gut zum
Ergreifen; um aber die erfaßte Beute hinab zu würgen, iſt es unbedingt nöthig, ſie vorher in die
Höhe zu ſchleudern und dann aufzufangen. Junge Wiedehopfe, welche man heranziehen will, muß
man ſtopfen; im entgegengeſetzten Falle verhungern ſie, weil ſie buchſtäblich nicht im Stande ſind,
das mit dem Schnabel Erfaßte auch zu verſchlingen. Letzteres lernen ſie erſt mit der Zeit.
Jn Europa erwählt ſich der Wiedehopf am liebſten Baumhöhlungen zur Anlage ſeines Neſtes,
ohne jedoch ein Mauerloch oder eine Felſenſpalte, welche ihm paſſend erſcheint, unbeachtet zu laſſen.
Jn Egypten niſtet er faſt ausſchließlich in Mauerlöchern und ſehr häufig in paſſenden Höhlungen
bewohnter Gebäude. Er iſt überhaupt um die Wahl ſeines Niſtplatzes nicht verlegen. Bei uns
begnügt er ſich im Nothfall mit einem einigermaßen verſteckten Plätzchen auf dem flachen Boden; in
den Steppengegenden legt er ſein Neſt ſogar zwiſchen den Knochen eines Aaſes an: Pallas fand
einmal ein Neſt mit ſieben Jungen in der Bruſthöhlung eines Menſchengerippes. Die Baumhöhlen
werden gewöhnlich gar nicht, zuweilen aber mit einigen Hälmchen und Würzelchen, auch wohl mit
etwas Kuhmiſt ausgebant. Das Neſt auf dem Boden wird durch allerlei trockene Halme, feine
Wurzeln und Geniſt gebildet und ebenfalls mit Kuhmiſt ausgeziert. Das Gelege beſteht aus vier
bis ſieben verhältnißmäßig kleinen, ſehr länglichen Eiern, welche auf ſchmuzigweißgrünem oder gelb-
lichgrauem Grunde mit äußerſt feinen, weißen Pünktchen überſäet oder auch fleckenlos ſind, über-
haupt ſehr abweichen. Selten findet man ſie vor Anfangs Mai vollzählig; denn der Wiedehopf
niſtet nur einmal im Jahre. Die Eier werden vom Weibchen allein ſechszehn Tage lang mit der
größten Hingebung bebrütet, die Jungen von beiden Eltern ſorgfältig gepflegt, mit Maden und
Käfern groß gefüttert und noch lange nach dem Ausfliegen geführt, geleitet, unterrichtet und
gewarnt. Während der Brutzeit macht der Wiedehopf das Sprichwort wahr; denn er und ſeine
Jungen ſtinken dann in wirklich unerträglicher Weiſe. Die Eltern ſind nicht im Stande, den Koth
der Jungen wegzuſchaffen; dieſe ſitzen daher, wie Naumann ſagt, „bis an die Hälſe im eigenen
Unrath“, und der letztere verbreitet, wenn er in Fäulniß übergeht, einen überaus ekelhaften Geruch.
Schon das brütende Weibchen nimmt ſich ſelten die Mühe, den eigenen Unrath wegzutragen; das
Kinderzimmer aber wird nie gereinigt. Der Geſtank zieht Fliegen herbei, welche ihre Brut in dem
Miſte abſetzen, und ſo kommt es, daß das Neſt ſchließlich auch noch von Maden wimmelt. Die
Jungen ſtinken ſelbſtverſtändlich am meiſten, die Alten geben ihnen zuletzt aber wenig nach, und erſt
viele Wochen nach dem Ausfliegen verlieren die einen, wie die andern den ihnen anhängenden
Geſtank. Wenn die Jungen vollſtändig erwachſen ſind, merkt man ſo wenig mehr davon, daß man
ſie wie ihre Eltern ohne Ekel verſpeiſen kann. Sie ſind dann ſehr fett und ungemein ſchmackhaft.
Den Bekennern des moſaiſchen Glaubens freilich bleibt ſolche Speiſe verboten, und nicht anders
denken die Mahamedaner: auch in ihren Augen gilt der „Hud Hud“, ſo ſehr ſie ihn ſonſt ſchätzen,
als ein unreines Weſen.
Jch will es unentſchieden laſſen, ob man berechtigt iſt, die verſchiedenen ausländiſchen Dünn-
ſchnäbler, welche man der Hopffamilie zugezählt hat, auch wirklich Hopfe zu nennen, einige aber
gehören dieſer Familie gewiß an, ſo ſehr ſie ſich auch in manchen Gewohnheiten von ihren
europäiſchen Verwandten unterſcheiden.
Die Baumhopfe (Irrisor), afrikaniſche Waldvögel, ſind geſtreckt gebaut, langſchnäbelig,
kurzfüßig, kurzflügelig und langſchwänzig. Der Schnabel iſt ſeicht gebogen, auf der Firſte gekielt,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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