beschreibt Holtz sehr gut, und namentlich ist die Vergleichung des laufenden Steppenhuhns mit Puppen, welche durch ein Werk bewegt werden, vortrefflich gewählt. Das Auftreten, von dem man im Freien Nichts vernimmt, war auf dem festen Boden sehr hörbar. Wenn die Sonne nicht ins Zimmer schien, suchte der Gefangene eine Thüre auf, unter welcher kalte Luft durchströmte, und Holtz schloß daraus, gewiß richtig, daß ihm die Zimmerwärme lästig gewesen sei. "Meine Frau hatte oft ihren Spaß mit dem Vogel. Wenn sie sich ihm etwas näherte, richtete er zornig den Kopf gegen sie, ließ ein tiefes "Guck" hören, welches sich auch zuweilen verdoppelte; näherte sie sich ihm mehr, so stieß er das "Guck" ärgerlicher und helltönender, vier- bis fünfmal nach einander aus, verstärkte es zu einem im Tone höher ansteigenden "Gurrrrrrr", und richtete den Hals unwillig noch höher empor. Zuweilen biß er dann nach dem von ihr hingehaltenen Finger und sträubte die Schwanzfedern im Kreise hoch empor, dem Rade einer Pfautaube gleich." Der Tod dieses Gefangenen erfolgte schon am 11. November.
Bolle's und Homeyer's Mittheilungen über gefangene Steppenhühner bekunden die geübten Beobachter. "Der allgemeinen Erscheinung nach", meint der Erstere, "ähnelt das Steppenhuhn den Tauben sehr; nur steht es noch viel niedriger auf den Beinen als alle mir bekannte Tauben, auch als die Flughühner. Der sehr kleine Kopf, der anscheinend nicht auf längerem Halse, wie bei den Tauben, sondern kurz, gedrungen auf dem massigen Körper aufsitzt, erinnert zugleich an die Wachtel, ein Eindruck, welcher durch die fahle Sprenkelung des Gefieders noch vermehrt wird; kurz, dem äußeren Ansehen nach erscheint der Vogel uns etwa als ein Mittelglied zwischen Taube und Wachtel. Der Rumpf ist breit, unten sehr abgeplattet; die Flügelspitzen werden hoch, die Steuer- federn wagrecht getragen; der Lauf ist trippelnd, nicht zu schnell; beim Laufen wackelt der Rumpf etwas, und die Füße sind dabei kaum sichtbar. Die Stimme, welche man nicht oft hört, ist leise und besteht aus zwei verschiedenen Lauten, mit denen die Thierchen einander locken, und die, von dem einen ausgestoßen, sogleich ihre Beantwortung seitens der andern finden. Männchen und Weibchen scheinen dieselben Rufe zu haben und damit zu wechseln. Diese bestehen aus einem tiefen und volltönenden "Geluk, geluk" und aus einem hohen "Kürr, kürr", welche beide, wie gesagt, leise ausgestoßen werden." Von Homeyer konnte die gefangenen Vögel länger beobachten, und seine Beschreibung ist deshalb noch richtiger. "Das Steppenhuhn", sagt er, "erinnert durchaus nicht an eine Taube, sondern zeigt sich vollkommen flughuhnartig. Der Schritt, die Bewegungen sind fast ganz wie bei der Khata. Der Unterschied zwischen beiden ergibt sich daraus, daß die Fußwurzeln so ver- schieden lang sind, und die Fußbildung selbst eine andere ist, weshalb das Steppenhuhn kürzere Schritte macht und mehr schleicht als das Flughuhn." Jch habe Dem hinzuzufügen, daß das Schleichen hauptsächlich in der schiefen Haltung der Fußwurzeln seine Erklärung findet. Das Step- penhuhn ist unter den Scharrvögeln ein wahrer Sohlengänger. Es erhebt den Untertheil seines Leibes kaum einen halben Zoll über den Boden, während das Flughuhn doch mindestens um das Dreifache höher steht, nur, weil es seine Ständer sehr gerade hält. "Die ganze Unterseite", fährt unser Forscher fort, "bildet beim Fressen fast eine gerade Linie, über welche sich der Rücken wölbt. Die Körper- rundung liegt bei ihm aber nicht in der Mitte, sondern im Vordertheil, während nach hinten zu der Unterrücken sehr gestreckt verläuft. Die Flügel werden, wie auch Bruch richtig beobachtet, auf ver- schiedene Weise getragen; stets liegen die Schwingen fächerartig zusammengeschlagen hinter einander, sodaß sie sich dachziegelartig decken und die kürzere auf der längeren sich abzeichnet. Die deshalb sehr schmalerscheinende, fast säbelförmige Schwinge wird entweder ganz frei getragen und liegt besonders bei lebhaften Bewegungen gewöhnlich auf dem Schwanze, oder sie ist unter den langen schmalen Deckfedern des Schwanzes verborgen und liegt entweder unter dem Schwanze, in eine Linie mit den mittleren langen Schwanzfedern auslaufend oder mit der Spitze frei nach oben; letzteres ist das Gewöhnlichere. ... Jn der Ruhe", schließt Homeyer, "kugelt sich der Vogel ziemlich stark und gleicht jetzt der Wachtel mehr als wenn er in Bewegung ist. Den Eindruck des Schleichens bekam ich bei allen langsamen Bewegungen, den des Marionettenganges bei der schnelleren, den des Wackelnden
Steppenhuhn.
beſchreibt Holtz ſehr gut, und namentlich iſt die Vergleichung des laufenden Steppenhuhns mit Puppen, welche durch ein Werk bewegt werden, vortrefflich gewählt. Das Auftreten, von dem man im Freien Nichts vernimmt, war auf dem feſten Boden ſehr hörbar. Wenn die Sonne nicht ins Zimmer ſchien, ſuchte der Gefangene eine Thüre auf, unter welcher kalte Luft durchſtrömte, und Holtz ſchloß daraus, gewiß richtig, daß ihm die Zimmerwärme läſtig geweſen ſei. „Meine Frau hatte oft ihren Spaß mit dem Vogel. Wenn ſie ſich ihm etwas näherte, richtete er zornig den Kopf gegen ſie, ließ ein tiefes „Guck“ hören, welches ſich auch zuweilen verdoppelte; näherte ſie ſich ihm mehr, ſo ſtieß er das „Guck“ ärgerlicher und helltönender, vier- bis fünfmal nach einander aus, verſtärkte es zu einem im Tone höher anſteigenden „Gurrrrrrr“, und richtete den Hals unwillig noch höher empor. Zuweilen biß er dann nach dem von ihr hingehaltenen Finger und ſträubte die Schwanzfedern im Kreiſe hoch empor, dem Rade einer Pfautaube gleich.“ Der Tod dieſes Gefangenen erfolgte ſchon am 11. November.
Bolle’s und Homeyer’s Mittheilungen über gefangene Steppenhühner bekunden die geübten Beobachter. „Der allgemeinen Erſcheinung nach“, meint der Erſtere, „ähnelt das Steppenhuhn den Tauben ſehr; nur ſteht es noch viel niedriger auf den Beinen als alle mir bekannte Tauben, auch als die Flughühner. Der ſehr kleine Kopf, der anſcheinend nicht auf längerem Halſe, wie bei den Tauben, ſondern kurz, gedrungen auf dem maſſigen Körper aufſitzt, erinnert zugleich an die Wachtel, ein Eindruck, welcher durch die fahle Sprenkelung des Gefieders noch vermehrt wird; kurz, dem äußeren Anſehen nach erſcheint der Vogel uns etwa als ein Mittelglied zwiſchen Taube und Wachtel. Der Rumpf iſt breit, unten ſehr abgeplattet; die Flügelſpitzen werden hoch, die Steuer- federn wagrecht getragen; der Lauf iſt trippelnd, nicht zu ſchnell; beim Laufen wackelt der Rumpf etwas, und die Füße ſind dabei kaum ſichtbar. Die Stimme, welche man nicht oft hört, iſt leiſe und beſteht aus zwei verſchiedenen Lauten, mit denen die Thierchen einander locken, und die, von dem einen ausgeſtoßen, ſogleich ihre Beantwortung ſeitens der andern finden. Männchen und Weibchen ſcheinen dieſelben Rufe zu haben und damit zu wechſeln. Dieſe beſtehen aus einem tiefen und volltönenden „Geluk, geluk“ und aus einem hohen „Kürr, kürr“, welche beide, wie geſagt, leiſe ausgeſtoßen werden.“ Von Homeyer konnte die gefangenen Vögel länger beobachten, und ſeine Beſchreibung iſt deshalb noch richtiger. „Das Steppenhuhn“, ſagt er, „erinnert durchaus nicht an eine Taube, ſondern zeigt ſich vollkommen flughuhnartig. Der Schritt, die Bewegungen ſind faſt ganz wie bei der Khata. Der Unterſchied zwiſchen beiden ergibt ſich daraus, daß die Fußwurzeln ſo ver- ſchieden lang ſind, und die Fußbildung ſelbſt eine andere iſt, weshalb das Steppenhuhn kürzere Schritte macht und mehr ſchleicht als das Flughuhn.“ Jch habe Dem hinzuzufügen, daß das Schleichen hauptſächlich in der ſchiefen Haltung der Fußwurzeln ſeine Erklärung findet. Das Step- penhuhn iſt unter den Scharrvögeln ein wahrer Sohlengänger. Es erhebt den Untertheil ſeines Leibes kaum einen halben Zoll über den Boden, während das Flughuhn doch mindeſtens um das Dreifache höher ſteht, nur, weil es ſeine Ständer ſehr gerade hält. „Die ganze Unterſeite“, fährt unſer Forſcher fort, „bildet beim Freſſen faſt eine gerade Linie, über welche ſich der Rücken wölbt. Die Körper- rundung liegt bei ihm aber nicht in der Mitte, ſondern im Vordertheil, während nach hinten zu der Unterrücken ſehr geſtreckt verläuft. Die Flügel werden, wie auch Bruch richtig beobachtet, auf ver- ſchiedene Weiſe getragen; ſtets liegen die Schwingen fächerartig zuſammengeſchlagen hinter einander, ſodaß ſie ſich dachziegelartig decken und die kürzere auf der längeren ſich abzeichnet. Die deshalb ſehr ſchmalerſcheinende, faſt ſäbelförmige Schwinge wird entweder ganz frei getragen und liegt beſonders bei lebhaften Bewegungen gewöhnlich auf dem Schwanze, oder ſie iſt unter den langen ſchmalen Deckfedern des Schwanzes verborgen und liegt entweder unter dem Schwanze, in eine Linie mit den mittleren langen Schwanzfedern auslaufend oder mit der Spitze frei nach oben; letzteres iſt das Gewöhnlichere. ... Jn der Ruhe“, ſchließt Homeyer, „kugelt ſich der Vogel ziemlich ſtark und gleicht jetzt der Wachtel mehr als wenn er in Bewegung iſt. Den Eindruck des Schleichens bekam ich bei allen langſamen Bewegungen, den des Marionettenganges bei der ſchnelleren, den des Wackelnden
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[331/0357]
Steppenhuhn.
beſchreibt Holtz ſehr gut, und namentlich iſt die Vergleichung des laufenden Steppenhuhns mit
Puppen, welche durch ein Werk bewegt werden, vortrefflich gewählt. Das Auftreten, von dem man
im Freien Nichts vernimmt, war auf dem feſten Boden ſehr hörbar. Wenn die Sonne nicht ins
Zimmer ſchien, ſuchte der Gefangene eine Thüre auf, unter welcher kalte Luft durchſtrömte, und
Holtz ſchloß daraus, gewiß richtig, daß ihm die Zimmerwärme läſtig geweſen ſei. „Meine
Frau hatte oft ihren Spaß mit dem Vogel. Wenn ſie ſich ihm etwas näherte, richtete er zornig den
Kopf gegen ſie, ließ ein tiefes „Guck“ hören, welches ſich auch zuweilen verdoppelte; näherte ſie ſich
ihm mehr, ſo ſtieß er das „Guck“ ärgerlicher und helltönender, vier- bis fünfmal nach einander aus,
verſtärkte es zu einem im Tone höher anſteigenden „Gurrrrrrr“, und richtete den Hals unwillig noch
höher empor. Zuweilen biß er dann nach dem von ihr hingehaltenen Finger und ſträubte die
Schwanzfedern im Kreiſe hoch empor, dem Rade einer Pfautaube gleich.“ Der Tod dieſes
Gefangenen erfolgte ſchon am 11. November.
Bolle’s und Homeyer’s Mittheilungen über gefangene Steppenhühner bekunden die geübten
Beobachter. „Der allgemeinen Erſcheinung nach“, meint der Erſtere, „ähnelt das Steppenhuhn den
Tauben ſehr; nur ſteht es noch viel niedriger auf den Beinen als alle mir bekannte Tauben,
auch als die Flughühner. Der ſehr kleine Kopf, der anſcheinend nicht auf längerem Halſe, wie bei
den Tauben, ſondern kurz, gedrungen auf dem maſſigen Körper aufſitzt, erinnert zugleich an die
Wachtel, ein Eindruck, welcher durch die fahle Sprenkelung des Gefieders noch vermehrt wird; kurz,
dem äußeren Anſehen nach erſcheint der Vogel uns etwa als ein Mittelglied zwiſchen Taube und
Wachtel. Der Rumpf iſt breit, unten ſehr abgeplattet; die Flügelſpitzen werden hoch, die Steuer-
federn wagrecht getragen; der Lauf iſt trippelnd, nicht zu ſchnell; beim Laufen wackelt der Rumpf
etwas, und die Füße ſind dabei kaum ſichtbar. Die Stimme, welche man nicht oft hört, iſt leiſe
und beſteht aus zwei verſchiedenen Lauten, mit denen die Thierchen einander locken, und die, von
dem einen ausgeſtoßen, ſogleich ihre Beantwortung ſeitens der andern finden. Männchen und
Weibchen ſcheinen dieſelben Rufe zu haben und damit zu wechſeln. Dieſe beſtehen aus einem tiefen
und volltönenden „Geluk, geluk“ und aus einem hohen „Kürr, kürr“, welche beide, wie geſagt, leiſe
ausgeſtoßen werden.“ Von Homeyer konnte die gefangenen Vögel länger beobachten, und ſeine
Beſchreibung iſt deshalb noch richtiger. „Das Steppenhuhn“, ſagt er, „erinnert durchaus nicht an
eine Taube, ſondern zeigt ſich vollkommen flughuhnartig. Der Schritt, die Bewegungen ſind faſt
ganz wie bei der Khata. Der Unterſchied zwiſchen beiden ergibt ſich daraus, daß die Fußwurzeln ſo ver-
ſchieden lang ſind, und die Fußbildung ſelbſt eine andere iſt, weshalb das Steppenhuhn kürzere
Schritte macht und mehr ſchleicht als das Flughuhn.“ Jch habe Dem hinzuzufügen, daß das
Schleichen hauptſächlich in der ſchiefen Haltung der Fußwurzeln ſeine Erklärung findet. Das Step-
penhuhn iſt unter den Scharrvögeln ein wahrer Sohlengänger. Es erhebt den Untertheil ſeines Leibes
kaum einen halben Zoll über den Boden, während das Flughuhn doch mindeſtens um das Dreifache
höher ſteht, nur, weil es ſeine Ständer ſehr gerade hält. „Die ganze Unterſeite“, fährt unſer Forſcher
fort, „bildet beim Freſſen faſt eine gerade Linie, über welche ſich der Rücken wölbt. Die Körper-
rundung liegt bei ihm aber nicht in der Mitte, ſondern im Vordertheil, während nach hinten zu der
Unterrücken ſehr geſtreckt verläuft. Die Flügel werden, wie auch Bruch richtig beobachtet, auf ver-
ſchiedene Weiſe getragen; ſtets liegen die Schwingen fächerartig zuſammengeſchlagen hinter einander,
ſodaß ſie ſich dachziegelartig decken und die kürzere auf der längeren ſich abzeichnet. Die deshalb ſehr
ſchmalerſcheinende, faſt ſäbelförmige Schwinge wird entweder ganz frei getragen und liegt beſonders
bei lebhaften Bewegungen gewöhnlich auf dem Schwanze, oder ſie iſt unter den langen ſchmalen
Deckfedern des Schwanzes verborgen und liegt entweder unter dem Schwanze, in eine Linie mit den
mittleren langen Schwanzfedern auslaufend oder mit der Spitze frei nach oben; letzteres iſt das
Gewöhnlichere. ... Jn der Ruhe“, ſchließt Homeyer, „kugelt ſich der Vogel ziemlich ſtark und
gleicht jetzt der Wachtel mehr als wenn er in Bewegung iſt. Den Eindruck des Schleichens bekam ich
bei allen langſamen Bewegungen, den des Marionettenganges bei der ſchnelleren, den des Wackelnden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/357>, abgerufen am 25.11.2024.
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