Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben.
die meisten am Halse, und viele von ihnen findet man nicht blos erwürgt, sondern in Folge der heftigen,
krampfhaften Zuckungen während des Todeskampfes förmlich enthauptet. Gewitzte Knaben suchen die
Tränkstellen zu erkunden und streuen hier klebrige Körner aus, welche einen so vorzüglichen Vogelleim
abgeben, daß die Taube verloren ist, wenn auch nur eine einzige Feder berührt wurde. Die
Gefangenen gewöhnen sich bald an den Verlust ihrer Freiheit und können im Käfig zur Fortpflanzung
gebracht werden. Ein Paar, welches Audubon sah, war mit seinen Jungen gefangen und in einen
Gesellschaftsbauer gebracht worden. Hier bedeckte es sofort die Kleinen und äzte sie, bis sie erwachsen
waren. Sodann schritt es zum zweitenmale zur Fortpflanzung und legte und brütete in demselben
Neste. Gosse sagt übrigens, daß die Gefangenen sehr hinfällig sind. Eins dieser Täubchen, welches
er in seinem Zimmer fliegen ließ, stieß bei einem Fluchtversuch ein wenig gegen die Decke, fiel
nieder und verendete auf der Stelle. Demungeachtet sieht man das Grundtäubchen nicht gerade
selten in unseren Thiergärten oder in den Buden der Händler.



Die im Osten der Erde lebenden Erdtäubchen kennzeichnen sich durch sehr schlanken Wuchs
und langen, meist aus vierzehn Federn gebildeten Schwanz. Hierher gehören die Sperbertäubchen

[Abbildung] Das Sperbertäubchen (Geopeleia striata). 1/2 der nat. Größe.
(Geopeleia), kleine, niedliche Vögel, mit kurz abgerundeten Flügeln, deren drei erste Schwingen stufig
verkürzt und gegen die Spitze hin sehr verschmälert sind, einen dem Fittig an Länge gleichkommenden
Schwanz, dessen vier äußersten Federpaare sich gleichförmig abstufen, und bandartig gezeichnetes
Gefieder.

Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben.
die meiſten am Halſe, und viele von ihnen findet man nicht blos erwürgt, ſondern in Folge der heftigen,
krampfhaften Zuckungen während des Todeskampfes förmlich enthauptet. Gewitzte Knaben ſuchen die
Tränkſtellen zu erkunden und ſtreuen hier klebrige Körner aus, welche einen ſo vorzüglichen Vogelleim
abgeben, daß die Taube verloren iſt, wenn auch nur eine einzige Feder berührt wurde. Die
Gefangenen gewöhnen ſich bald an den Verluſt ihrer Freiheit und können im Käfig zur Fortpflanzung
gebracht werden. Ein Paar, welches Audubon ſah, war mit ſeinen Jungen gefangen und in einen
Geſellſchaftsbauer gebracht worden. Hier bedeckte es ſofort die Kleinen und äzte ſie, bis ſie erwachſen
waren. Sodann ſchritt es zum zweitenmale zur Fortpflanzung und legte und brütete in demſelben
Neſte. Goſſe ſagt übrigens, daß die Gefangenen ſehr hinfällig ſind. Eins dieſer Täubchen, welches
er in ſeinem Zimmer fliegen ließ, ſtieß bei einem Fluchtverſuch ein wenig gegen die Decke, fiel
nieder und verendete auf der Stelle. Demungeachtet ſieht man das Grundtäubchen nicht gerade
ſelten in unſeren Thiergärten oder in den Buden der Händler.



Die im Oſten der Erde lebenden Erdtäubchen kennzeichnen ſich durch ſehr ſchlanken Wuchs
und langen, meiſt aus vierzehn Federn gebildeten Schwanz. Hierher gehören die Sperbertäubchen

[Abbildung] Das Sperbertäubchen (Geopeleia striata). ½ der nat. Größe.
(Geopeleia), kleine, niedliche Vögel, mit kurz abgerundeten Flügeln, deren drei erſte Schwingen ſtufig
verkürzt und gegen die Spitze hin ſehr verſchmälert ſind, einen dem Fittig an Länge gleichkommenden
Schwanz, deſſen vier äußerſten Federpaare ſich gleichförmig abſtufen, und bandartig gezeichnetes
Gefieder.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0310" n="288"/><fw place="top" type="header">Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben.</fw><lb/>
die mei&#x017F;ten am Hal&#x017F;e, und viele von ihnen findet man nicht blos erwürgt, &#x017F;ondern in Folge der heftigen,<lb/>
krampfhaften Zuckungen während des Todeskampfes förmlich enthauptet. Gewitzte Knaben &#x017F;uchen die<lb/>
Tränk&#x017F;tellen zu erkunden und &#x017F;treuen hier klebrige Körner aus, welche einen &#x017F;o vorzüglichen Vogelleim<lb/>
abgeben, daß die Taube verloren i&#x017F;t, wenn auch nur eine einzige Feder berührt wurde. Die<lb/>
Gefangenen gewöhnen &#x017F;ich bald an den Verlu&#x017F;t ihrer Freiheit und können im Käfig zur Fortpflanzung<lb/>
gebracht werden. Ein Paar, welches <hi rendition="#g">Audubon</hi> &#x017F;ah, war mit &#x017F;einen Jungen gefangen und in einen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsbauer gebracht worden. Hier bedeckte es &#x017F;ofort die Kleinen und äzte &#x017F;ie, bis &#x017F;ie erwach&#x017F;en<lb/>
waren. Sodann &#x017F;chritt es zum zweitenmale zur Fortpflanzung und legte und brütete in dem&#x017F;elben<lb/>
Ne&#x017F;te. <hi rendition="#g">Go&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;agt übrigens, daß die Gefangenen &#x017F;ehr hinfällig &#x017F;ind. Eins die&#x017F;er Täubchen, welches<lb/>
er in &#x017F;einem Zimmer fliegen ließ, &#x017F;tieß bei einem Fluchtver&#x017F;uch ein wenig gegen die Decke, fiel<lb/>
nieder und verendete auf der Stelle. Demungeachtet &#x017F;ieht man das Grundtäubchen nicht gerade<lb/>
&#x017F;elten in un&#x017F;eren Thiergärten oder in den Buden der Händler.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Die im O&#x017F;ten der Erde lebenden <hi rendition="#g">Erdtäubchen</hi> kennzeichnen &#x017F;ich durch &#x017F;ehr &#x017F;chlanken Wuchs<lb/>
und langen, mei&#x017F;t aus vierzehn Federn gebildeten Schwanz. Hierher gehören die <hi rendition="#g">Sperbertäubchen</hi><lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das Sperbertäubchen</hi> (<hi rendition="#aq">Geopeleia striata</hi>). ½ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
(<hi rendition="#aq">Geopeleia</hi>), kleine, niedliche Vögel, mit kurz abgerundeten Flügeln, deren drei er&#x017F;te Schwingen &#x017F;tufig<lb/>
verkürzt und gegen die Spitze hin &#x017F;ehr ver&#x017F;chmälert &#x017F;ind, einen dem Fittig an Länge gleichkommenden<lb/>
Schwanz, de&#x017F;&#x017F;en vier äußer&#x017F;ten Federpaare &#x017F;ich gleichförmig ab&#x017F;tufen, und bandartig gezeichnetes<lb/>
Gefieder.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0310] Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben. die meiſten am Halſe, und viele von ihnen findet man nicht blos erwürgt, ſondern in Folge der heftigen, krampfhaften Zuckungen während des Todeskampfes förmlich enthauptet. Gewitzte Knaben ſuchen die Tränkſtellen zu erkunden und ſtreuen hier klebrige Körner aus, welche einen ſo vorzüglichen Vogelleim abgeben, daß die Taube verloren iſt, wenn auch nur eine einzige Feder berührt wurde. Die Gefangenen gewöhnen ſich bald an den Verluſt ihrer Freiheit und können im Käfig zur Fortpflanzung gebracht werden. Ein Paar, welches Audubon ſah, war mit ſeinen Jungen gefangen und in einen Geſellſchaftsbauer gebracht worden. Hier bedeckte es ſofort die Kleinen und äzte ſie, bis ſie erwachſen waren. Sodann ſchritt es zum zweitenmale zur Fortpflanzung und legte und brütete in demſelben Neſte. Goſſe ſagt übrigens, daß die Gefangenen ſehr hinfällig ſind. Eins dieſer Täubchen, welches er in ſeinem Zimmer fliegen ließ, ſtieß bei einem Fluchtverſuch ein wenig gegen die Decke, fiel nieder und verendete auf der Stelle. Demungeachtet ſieht man das Grundtäubchen nicht gerade ſelten in unſeren Thiergärten oder in den Buden der Händler. Die im Oſten der Erde lebenden Erdtäubchen kennzeichnen ſich durch ſehr ſchlanken Wuchs und langen, meiſt aus vierzehn Federn gebildeten Schwanz. Hierher gehören die Sperbertäubchen [Abbildung Das Sperbertäubchen (Geopeleia striata). ½ der nat. Größe.] (Geopeleia), kleine, niedliche Vögel, mit kurz abgerundeten Flügeln, deren drei erſte Schwingen ſtufig verkürzt und gegen die Spitze hin ſehr verſchmälert ſind, einen dem Fittig an Länge gleichkommenden Schwanz, deſſen vier äußerſten Federpaare ſich gleichförmig abſtufen, und bandartig gezeichnetes Gefieder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/310
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/310>, abgerufen am 18.05.2024.