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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Coroya. Ani. Runzelschnabel. Sporenkukuk.
immer in die Gewalt des Jägers, denn ihre Lebenszähigkeit ist erstaunlich groß. "Wird der Maden-
fresser", berichtet Schomburgk noch, "nicht in den Kopf oder in das Herz geschossen, so kann der
Jäger versichert sein, daß er ihn nicht in seine Gewalt bekommt. Mit fabelhafter Schnelligkeit läuft
der Angeschossene durch das Gebüsch oder Gras dahin, und von zehn bis zwölf, die ich oft auf einen
Schuß verwundete, fand ich meist kaum einen oder zwei, wenn ich an die Stelle kam, wo sie herab-
gefallen waren. Gleich am andern Tage nach unserer Ankunft in Zuruma schoß ich einen mit der
Kugel vom Baume herab. Die Kugel hatte ihm den ganzen Bauch aufgerissen, sodaß die Eingeweide
heraushingen, und dennoch gelang es mir nicht, den fliehenden und seine eigenen Gedärme hinter sich
herschleppenden Vogel einzuholen, bis ihn endlich einer der Jndianer weiter als zweihundert Schritt
von der Stelle, wo er zur Erde gefallen war, die Eingeweide um das Gestrüpp gewickelt und so an
der Flucht verhindert, auffand und mir brachte."



Afrika, Ostindien, die malaiischen Eilande und Neuholland werden von einer Familie
sonderbarer Vögel bewohnt, welche man Kukals oder Sporenkukuke (Centropodes) genannt
hat. Jhre Gestalt erinnert noch an die anderer Kukuke; der Schnabel ist aber sehr kräftig, kurz,
stark gebogen und seitlich zusammengedrückt, der Fuß hochläufig und verhältnißmäßig kurzzehig, die
Hinterzehe in der Regel mit einem mehr oder weniger langen, fast geraden, spitzen Sporn bewehrt,
der Flügel sehr kurz und abgerundet, der zehnfedrige Schwanz mittel- oder sehr lang und ebenfalls
abgestuft. Das Gesieder ist merkwürdig harsch, weil alle Federn mehr oder weniger hartschäftig und
hartfahnig sind. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht durch die Färbung, die Jungen aber sehr
auffällig von den Alten, deren Kleid sie, wie es scheint, erst im dritten Lebensjahre anlegen.

Man darf die Kukals als die altweltlichen Vertreter der Fersenkukuke ansehen, da sie in ihren
Sitten und Gewohnheiten manchfach an diese erinnern. Niedere, dicht verschlungene Gebüsche, Rohr-
dickichte und selbst Graswälder bilden ihren Aufenthalt. Hier rennen sie viel auf dem Boden umher,
drängen sich mit mäuseartiger Gewandtheit durch die dichtesten Verfilzungen der Pflanzenwelt, klettern
an den Rohrstengeln oder im Gezweig der Büsche empor, durchschlüpfen und durchsuchen auch das
Jnnerste der andern Vögeln fast unzugänglichen Gebüsche und jagen großen Kerbthieren, Tausend-
füßlern, Skorpionen, oder selbst Eidechsen und Schlangen nach, plündern Vogelnester aus und ver-
schmähen überhaupt keinerlei thierische Beute, scheinen dagegen aber Pflanzenstosse nicht zu berühren.
Jhr Flug ist sehr schlecht, und die Schwingen werden deshalb auch nur im äußersten Nothfall
gebraucht. Die Stimme besteht aus eigenthümlichen dumpfen und theilweise bauchrednerischen Lauten.
Jhre Nester erbauen sie im dichtesten Gestrüpp, Röhricht oder im Grase, ohne große Mühe auf den
Bau zu verwenden; doch stellen einige ein Nest her, welches insofern sich auszeichnet, als es überwölbt
und mit zwei Oeffnungen versehen wird, von denen die eine zum Ein-, die andere zum Ausschlüpfen
dient. Das Gelege besteht aus drei bis fünf weißen Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden.
Die Jungen sind äußerst häßliche, sonderbare Geschöpfe.



Während meines Aufenthalts in Afrika habe ich eine dort häufige Art, den Sporenkukuk
(Centropus aegyptius), kennen gelernt. Er gehört zu den Arten mit verhältnißmäßig kurzem Schwanze
und vorherrschend röthlichbraunem Gefieder, welche gegenwärtig in der Sippe der Sporenfüße ver-
einigt werden. Kopf und Nacken sind schwarz, Rücken und Flügel röthlichkastanienbraun, die Steuer-
federn grünlichschwarz, weiß gesäumt, alle Untertheile gilblichfahlgrau. Das Auge ist prächtig

Coroya. Ani. Runzelſchnabel. Sporenkukuk.
immer in die Gewalt des Jägers, denn ihre Lebenszähigkeit iſt erſtaunlich groß. „Wird der Maden-
freſſer“, berichtet Schomburgk noch, „nicht in den Kopf oder in das Herz geſchoſſen, ſo kann der
Jäger verſichert ſein, daß er ihn nicht in ſeine Gewalt bekommt. Mit fabelhafter Schnelligkeit läuft
der Angeſchoſſene durch das Gebüſch oder Gras dahin, und von zehn bis zwölf, die ich oft auf einen
Schuß verwundete, fand ich meiſt kaum einen oder zwei, wenn ich an die Stelle kam, wo ſie herab-
gefallen waren. Gleich am andern Tage nach unſerer Ankunft in Zuruma ſchoß ich einen mit der
Kugel vom Baume herab. Die Kugel hatte ihm den ganzen Bauch aufgeriſſen, ſodaß die Eingeweide
heraushingen, und dennoch gelang es mir nicht, den fliehenden und ſeine eigenen Gedärme hinter ſich
herſchleppenden Vogel einzuholen, bis ihn endlich einer der Jndianer weiter als zweihundert Schritt
von der Stelle, wo er zur Erde gefallen war, die Eingeweide um das Geſtrüpp gewickelt und ſo an
der Flucht verhindert, auffand und mir brachte.“



Afrika, Oſtindien, die malaiiſchen Eilande und Neuholland werden von einer Familie
ſonderbarer Vögel bewohnt, welche man Kukals oder Sporenkukuke (Centropodes) genannt
hat. Jhre Geſtalt erinnert noch an die anderer Kukuke; der Schnabel iſt aber ſehr kräftig, kurz,
ſtark gebogen und ſeitlich zuſammengedrückt, der Fuß hochläufig und verhältnißmäßig kurzzehig, die
Hinterzehe in der Regel mit einem mehr oder weniger langen, faſt geraden, ſpitzen Sporn bewehrt,
der Flügel ſehr kurz und abgerundet, der zehnfedrige Schwanz mittel- oder ſehr lang und ebenfalls
abgeſtuft. Das Geſieder iſt merkwürdig harſch, weil alle Federn mehr oder weniger hartſchäftig und
hartfahnig ſind. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht durch die Färbung, die Jungen aber ſehr
auffällig von den Alten, deren Kleid ſie, wie es ſcheint, erſt im dritten Lebensjahre anlegen.

Man darf die Kukals als die altweltlichen Vertreter der Ferſenkukuke anſehen, da ſie in ihren
Sitten und Gewohnheiten manchfach an dieſe erinnern. Niedere, dicht verſchlungene Gebüſche, Rohr-
dickichte und ſelbſt Graswälder bilden ihren Aufenthalt. Hier rennen ſie viel auf dem Boden umher,
drängen ſich mit mäuſeartiger Gewandtheit durch die dichteſten Verfilzungen der Pflanzenwelt, klettern
an den Rohrſtengeln oder im Gezweig der Büſche empor, durchſchlüpfen und durchſuchen auch das
Jnnerſte der andern Vögeln faſt unzugänglichen Gebüſche und jagen großen Kerbthieren, Tauſend-
füßlern, Skorpionen, oder ſelbſt Eidechſen und Schlangen nach, plündern Vogelneſter aus und ver-
ſchmähen überhaupt keinerlei thieriſche Beute, ſcheinen dagegen aber Pflanzenſtoſſe nicht zu berühren.
Jhr Flug iſt ſehr ſchlecht, und die Schwingen werden deshalb auch nur im äußerſten Nothfall
gebraucht. Die Stimme beſteht aus eigenthümlichen dumpfen und theilweiſe bauchredneriſchen Lauten.
Jhre Neſter erbauen ſie im dichteſten Geſtrüpp, Röhricht oder im Graſe, ohne große Mühe auf den
Bau zu verwenden; doch ſtellen einige ein Neſt her, welches inſofern ſich auszeichnet, als es überwölbt
und mit zwei Oeffnungen verſehen wird, von denen die eine zum Ein-, die andere zum Ausſchlüpfen
dient. Das Gelege beſteht aus drei bis fünf weißen Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden.
Die Jungen ſind äußerſt häßliche, ſonderbare Geſchöpfe.



Während meines Aufenthalts in Afrika habe ich eine dort häufige Art, den Sporenkukuk
(Centropus aegyptius), kennen gelernt. Er gehört zu den Arten mit verhältnißmäßig kurzem Schwanze
und vorherrſchend röthlichbraunem Gefieder, welche gegenwärtig in der Sippe der Sporenfüße ver-
einigt werden. Kopf und Nacken ſind ſchwarz, Rücken und Flügel röthlichkaſtanienbraun, die Steuer-
federn grünlichſchwarz, weiß geſäumt, alle Untertheile gilblichfahlgrau. Das Auge iſt prächtig

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[221/0243] Coroya. Ani. Runzelſchnabel. Sporenkukuk. immer in die Gewalt des Jägers, denn ihre Lebenszähigkeit iſt erſtaunlich groß. „Wird der Maden- freſſer“, berichtet Schomburgk noch, „nicht in den Kopf oder in das Herz geſchoſſen, ſo kann der Jäger verſichert ſein, daß er ihn nicht in ſeine Gewalt bekommt. Mit fabelhafter Schnelligkeit läuft der Angeſchoſſene durch das Gebüſch oder Gras dahin, und von zehn bis zwölf, die ich oft auf einen Schuß verwundete, fand ich meiſt kaum einen oder zwei, wenn ich an die Stelle kam, wo ſie herab- gefallen waren. Gleich am andern Tage nach unſerer Ankunft in Zuruma ſchoß ich einen mit der Kugel vom Baume herab. Die Kugel hatte ihm den ganzen Bauch aufgeriſſen, ſodaß die Eingeweide heraushingen, und dennoch gelang es mir nicht, den fliehenden und ſeine eigenen Gedärme hinter ſich herſchleppenden Vogel einzuholen, bis ihn endlich einer der Jndianer weiter als zweihundert Schritt von der Stelle, wo er zur Erde gefallen war, die Eingeweide um das Geſtrüpp gewickelt und ſo an der Flucht verhindert, auffand und mir brachte.“ Afrika, Oſtindien, die malaiiſchen Eilande und Neuholland werden von einer Familie ſonderbarer Vögel bewohnt, welche man Kukals oder Sporenkukuke (Centropodes) genannt hat. Jhre Geſtalt erinnert noch an die anderer Kukuke; der Schnabel iſt aber ſehr kräftig, kurz, ſtark gebogen und ſeitlich zuſammengedrückt, der Fuß hochläufig und verhältnißmäßig kurzzehig, die Hinterzehe in der Regel mit einem mehr oder weniger langen, faſt geraden, ſpitzen Sporn bewehrt, der Flügel ſehr kurz und abgerundet, der zehnfedrige Schwanz mittel- oder ſehr lang und ebenfalls abgeſtuft. Das Geſieder iſt merkwürdig harſch, weil alle Federn mehr oder weniger hartſchäftig und hartfahnig ſind. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht durch die Färbung, die Jungen aber ſehr auffällig von den Alten, deren Kleid ſie, wie es ſcheint, erſt im dritten Lebensjahre anlegen. Man darf die Kukals als die altweltlichen Vertreter der Ferſenkukuke anſehen, da ſie in ihren Sitten und Gewohnheiten manchfach an dieſe erinnern. Niedere, dicht verſchlungene Gebüſche, Rohr- dickichte und ſelbſt Graswälder bilden ihren Aufenthalt. Hier rennen ſie viel auf dem Boden umher, drängen ſich mit mäuſeartiger Gewandtheit durch die dichteſten Verfilzungen der Pflanzenwelt, klettern an den Rohrſtengeln oder im Gezweig der Büſche empor, durchſchlüpfen und durchſuchen auch das Jnnerſte der andern Vögeln faſt unzugänglichen Gebüſche und jagen großen Kerbthieren, Tauſend- füßlern, Skorpionen, oder ſelbſt Eidechſen und Schlangen nach, plündern Vogelneſter aus und ver- ſchmähen überhaupt keinerlei thieriſche Beute, ſcheinen dagegen aber Pflanzenſtoſſe nicht zu berühren. Jhr Flug iſt ſehr ſchlecht, und die Schwingen werden deshalb auch nur im äußerſten Nothfall gebraucht. Die Stimme beſteht aus eigenthümlichen dumpfen und theilweiſe bauchredneriſchen Lauten. Jhre Neſter erbauen ſie im dichteſten Geſtrüpp, Röhricht oder im Graſe, ohne große Mühe auf den Bau zu verwenden; doch ſtellen einige ein Neſt her, welches inſofern ſich auszeichnet, als es überwölbt und mit zwei Oeffnungen verſehen wird, von denen die eine zum Ein-, die andere zum Ausſchlüpfen dient. Das Gelege beſteht aus drei bis fünf weißen Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden. Die Jungen ſind äußerſt häßliche, ſonderbare Geſchöpfe. Während meines Aufenthalts in Afrika habe ich eine dort häufige Art, den Sporenkukuk (Centropus aegyptius), kennen gelernt. Er gehört zu den Arten mit verhältnißmäßig kurzem Schwanze und vorherrſchend röthlichbraunem Gefieder, welche gegenwärtig in der Sippe der Sporenfüße ver- einigt werden. Kopf und Nacken ſind ſchwarz, Rücken und Flügel röthlichkaſtanienbraun, die Steuer- federn grünlichſchwarz, weiß geſäumt, alle Untertheile gilblichfahlgrau. Das Auge iſt prächtig

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/243>, abgerufen am 24.11.2024.