lichkeit des Abu-Risch, ist aber auch seine Eifersucht. Er duldet kein anderes Männchen in seinem Gebiet und fällt über jeden Eindringling mit Heftigkeit her, verfolgt ihn aufs eifrigste durch die Luft und die ärgsten Dornen hindurch und rastet nicht eher, als bis er ihn vollständig aus den Grenzen seines Reiches vertrieben hat.
Die Brutzeit ist verschieden, je nach der Oertlichkeit oder richtiger, je nachdem der Frühling zu dieser oder jener Zeit des Jahres eintritt. Jn Südnubien und in der Samhara beginnt der Nestbau, sofort nach vollendeter Mauser, im März und April; im eigentlichen Sudahn hingegen fand ich Nester im Spätsommer, nach Anfang der Regenzeit. Es hält schwer, diese von den Nestern der Verwandten zu unterscheiden. Sie sind an den äußersten Spitzen der Bäume, namentlich der Mi- mosen, aufgehängt, selten hoch über dem Boden, zuweilen so niedrig, daß man sie eben noch mit der Hand erreichen kann, manchmal auch höher oben in der Krone nahe dem Wipfel. Die Gestalt des Nestes ist eiförmig, bald länglicher, bald rundlicher, zuweilen auch walzig und dann oben und unten gerundet. Das Flugloch befindet sich oben an der Seite. Die Pflanzenwolle des Jschr bildet den hauptsächlichsten Baustoff; aus ihr werden die Wandungen zusammengefilzt und gefügt. Jm Jn- nern ist das Nest mit Haaren, Spinnweben und auch wohl mit Blüthenfasern ausgekleidet. Sehr gern hängt es der Vogel so auf, daß der Eingang durch Blätter gedeckt ist. Beide Geschlechter bauen außerordentlich eifrig und bedürfen wenigstens zwei Wochen zur Vollendung des Kunstwerks. Drei längliche, weiße Eier bilden das Gelege; sie werden, wie ich glaube, vom Weibchen allein aus- gebrütet. Ueber die Erziehung der Jungen habe ich keine Beobachtung machen können. Als auf- fallend muß es erscheinen, daß diese Blumensauger wie andere Verwandte zuweilen mit dem Nestbau beginnen, noch ehe sie ihr Hochzeitskleid angelegt haben. Möglicherweise bauen sie sich also nur Vergnügungsnester und denken noch gar nicht ernstlich an die Fortpflanzung. Doch muß ich hierzu bemerken, daß die Zergliederung des Vogels das Gegentheil zu beweisen schien.
Welche Feinde der Abu-Risch und seine Verwandten eigentlich hat, vermag ich nicht zu sagen. Jch habe nie gesehen, daß irgend ein Raubvogel nach einem Honigsauger gestoßen hätte. Die Ge- wandtheit der kleinen Gesellen und die Dornen der Mimosen, zwischen denen sie sich beständig herumtreiben, schützen sie gegen Angriffe der Sperber und anderer Falken. Dagegen werden die Nester unzweifelhaft ebenso gut, wie alle anderen, von den Affen geplündert, wenn diese sie erreichen.
Die indischen Verwandten des Abu-Risch hat man Feuerhonigsauger(Aethopyga) genannt. Auch bei ihnen ist der Schnabel noch kurz, aber dünn und deutlich gebogen. Jm Fittig ist die vierte Schwinge die längste, der Schwanz ist keilförmig gesteigert, die verschmälerten Mittel- federn sind ebenfalls verlängert. Das Kleid des Männchens ist durch lebhaft gefärbte Zügelstreifen ausgezeichnet, das des Weibchens ist unscheinbar, fast einfarbig.
Eine der schönsten Arten dieser Gruppe heißt Kadet(Aethopyga miles). Das Männchen ist auf der Oberseite blutroth, an der Kehle und auf der Oberbrust ebenso, aber etwas heller; der Oberkopf ist violettgrün, metallisch glänzend, der Nacken dunkelolivengelb, der Bauch mattolivengrün. Vom Mundwinkel an verläuft nach der Halsseite ein schmaler, nach unten sich verbreitender Streifen von stahlblauer Farbe. Die Schwingen sind braun, olivenfarbig gerandet, die seitlichen Außenfedern braun, an der Außenfahne purpurglänzend, die beiden mittleren Schwanzfedern dunkel und glänzend purpurgrün. Das Auge ist dunkelbraun, der Oberschnabel schwarz, der Unterschnabel braun, der Fuß graulichschwarz. Das Weibchen ist oben olivengrün, unten gelblichgrün. Die Länge beträgt 6, die Breite 61/2, die Fittiglänge 2 3/8 , die Schwanzlänge 3 Zoll.
Der Norden und Osten Jndiens, namentlich der Himalaya, sind die Heimat dieses Vogels. Jm Gebirge steigt er bis zu 2500 Fuß über das Meer empor. Boys behauptet, daß er Honig
Die Späher. Klettervögel. Honigſauger.
lichkeit des Abu-Riſch, iſt aber auch ſeine Eiferſucht. Er duldet kein anderes Männchen in ſeinem Gebiet und fällt über jeden Eindringling mit Heftigkeit her, verfolgt ihn aufs eifrigſte durch die Luft und die ärgſten Dornen hindurch und raſtet nicht eher, als bis er ihn vollſtändig aus den Grenzen ſeines Reiches vertrieben hat.
Die Brutzeit iſt verſchieden, je nach der Oertlichkeit oder richtiger, je nachdem der Frühling zu dieſer oder jener Zeit des Jahres eintritt. Jn Südnubien und in der Samhara beginnt der Neſtbau, ſofort nach vollendeter Mauſer, im März und April; im eigentlichen Sudahn hingegen fand ich Neſter im Spätſommer, nach Anfang der Regenzeit. Es hält ſchwer, dieſe von den Neſtern der Verwandten zu unterſcheiden. Sie ſind an den äußerſten Spitzen der Bäume, namentlich der Mi- moſen, aufgehängt, ſelten hoch über dem Boden, zuweilen ſo niedrig, daß man ſie eben noch mit der Hand erreichen kann, manchmal auch höher oben in der Krone nahe dem Wipfel. Die Geſtalt des Neſtes iſt eiförmig, bald länglicher, bald rundlicher, zuweilen auch walzig und dann oben und unten gerundet. Das Flugloch befindet ſich oben an der Seite. Die Pflanzenwolle des Jſchr bildet den hauptſächlichſten Bauſtoff; aus ihr werden die Wandungen zuſammengefilzt und gefügt. Jm Jn- nern iſt das Neſt mit Haaren, Spinnweben und auch wohl mit Blüthenfaſern ausgekleidet. Sehr gern hängt es der Vogel ſo auf, daß der Eingang durch Blätter gedeckt iſt. Beide Geſchlechter bauen außerordentlich eifrig und bedürfen wenigſtens zwei Wochen zur Vollendung des Kunſtwerks. Drei längliche, weiße Eier bilden das Gelege; ſie werden, wie ich glaube, vom Weibchen allein aus- gebrütet. Ueber die Erziehung der Jungen habe ich keine Beobachtung machen können. Als auf- fallend muß es erſcheinen, daß dieſe Blumenſauger wie andere Verwandte zuweilen mit dem Neſtbau beginnen, noch ehe ſie ihr Hochzeitskleid angelegt haben. Möglicherweiſe bauen ſie ſich alſo nur Vergnügungsneſter und denken noch gar nicht ernſtlich an die Fortpflanzung. Doch muß ich hierzu bemerken, daß die Zergliederung des Vogels das Gegentheil zu beweiſen ſchien.
Welche Feinde der Abu-Riſch und ſeine Verwandten eigentlich hat, vermag ich nicht zu ſagen. Jch habe nie geſehen, daß irgend ein Raubvogel nach einem Honigſauger geſtoßen hätte. Die Ge- wandtheit der kleinen Geſellen und die Dornen der Mimoſen, zwiſchen denen ſie ſich beſtändig herumtreiben, ſchützen ſie gegen Angriffe der Sperber und anderer Falken. Dagegen werden die Neſter unzweifelhaft ebenſo gut, wie alle anderen, von den Affen geplündert, wenn dieſe ſie erreichen.
Die indiſchen Verwandten des Abu-Riſch hat man Feuerhonigſauger(Aethopyga) genannt. Auch bei ihnen iſt der Schnabel noch kurz, aber dünn und deutlich gebogen. Jm Fittig iſt die vierte Schwinge die längſte, der Schwanz iſt keilförmig geſteigert, die verſchmälerten Mittel- federn ſind ebenfalls verlängert. Das Kleid des Männchens iſt durch lebhaft gefärbte Zügelſtreifen ausgezeichnet, das des Weibchens iſt unſcheinbar, faſt einfarbig.
Eine der ſchönſten Arten dieſer Gruppe heißt Kadet(Aethopyga miles). Das Männchen iſt auf der Oberſeite blutroth, an der Kehle und auf der Oberbruſt ebenſo, aber etwas heller; der Oberkopf iſt violettgrün, metalliſch glänzend, der Nacken dunkelolivengelb, der Bauch mattolivengrün. Vom Mundwinkel an verläuft nach der Halsſeite ein ſchmaler, nach unten ſich verbreitender Streifen von ſtahlblauer Farbe. Die Schwingen ſind braun, olivenfarbig gerandet, die ſeitlichen Außenfedern braun, an der Außenfahne purpurglänzend, die beiden mittleren Schwanzfedern dunkel und glänzend purpurgrün. Das Auge iſt dunkelbraun, der Oberſchnabel ſchwarz, der Unterſchnabel braun, der Fuß graulichſchwarz. Das Weibchen iſt oben olivengrün, unten gelblichgrün. Die Länge beträgt 6, die Breite 6½, die Fittiglänge 2⅜, die Schwanzlänge 3 Zoll.
Der Norden und Oſten Jndiens, namentlich der Himalaya, ſind die Heimat dieſes Vogels. Jm Gebirge ſteigt er bis zu 2500 Fuß über das Meer empor. Boys behauptet, daß er Honig
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Die Späher. Klettervögel. Honigſauger.
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Gebiet und fällt über jeden Eindringling mit Heftigkeit her, verfolgt ihn aufs eifrigſte durch die Luft
und die ärgſten Dornen hindurch und raſtet nicht eher, als bis er ihn vollſtändig aus den Grenzen
ſeines Reiches vertrieben hat.
Die Brutzeit iſt verſchieden, je nach der Oertlichkeit oder richtiger, je nachdem der Frühling zu
dieſer oder jener Zeit des Jahres eintritt. Jn Südnubien und in der Samhara beginnt der Neſtbau,
ſofort nach vollendeter Mauſer, im März und April; im eigentlichen Sudahn hingegen fand ich
Neſter im Spätſommer, nach Anfang der Regenzeit. Es hält ſchwer, dieſe von den Neſtern der
Verwandten zu unterſcheiden. Sie ſind an den äußerſten Spitzen der Bäume, namentlich der Mi-
moſen, aufgehängt, ſelten hoch über dem Boden, zuweilen ſo niedrig, daß man ſie eben noch mit der
Hand erreichen kann, manchmal auch höher oben in der Krone nahe dem Wipfel. Die Geſtalt des
Neſtes iſt eiförmig, bald länglicher, bald rundlicher, zuweilen auch walzig und dann oben und unten
gerundet. Das Flugloch befindet ſich oben an der Seite. Die Pflanzenwolle des Jſchr bildet den
hauptſächlichſten Bauſtoff; aus ihr werden die Wandungen zuſammengefilzt und gefügt. Jm Jn-
nern iſt das Neſt mit Haaren, Spinnweben und auch wohl mit Blüthenfaſern ausgekleidet. Sehr
gern hängt es der Vogel ſo auf, daß der Eingang durch Blätter gedeckt iſt. Beide Geſchlechter
bauen außerordentlich eifrig und bedürfen wenigſtens zwei Wochen zur Vollendung des Kunſtwerks.
Drei längliche, weiße Eier bilden das Gelege; ſie werden, wie ich glaube, vom Weibchen allein aus-
gebrütet. Ueber die Erziehung der Jungen habe ich keine Beobachtung machen können. Als auf-
fallend muß es erſcheinen, daß dieſe Blumenſauger wie andere Verwandte zuweilen mit dem Neſtbau
beginnen, noch ehe ſie ihr Hochzeitskleid angelegt haben. Möglicherweiſe bauen ſie ſich alſo nur
Vergnügungsneſter und denken noch gar nicht ernſtlich an die Fortpflanzung. Doch muß ich hierzu
bemerken, daß die Zergliederung des Vogels das Gegentheil zu beweiſen ſchien.
Welche Feinde der Abu-Riſch und ſeine Verwandten eigentlich hat, vermag ich nicht zu ſagen.
Jch habe nie geſehen, daß irgend ein Raubvogel nach einem Honigſauger geſtoßen hätte. Die Ge-
wandtheit der kleinen Geſellen und die Dornen der Mimoſen, zwiſchen denen ſie ſich beſtändig
herumtreiben, ſchützen ſie gegen Angriffe der Sperber und anderer Falken. Dagegen werden die
Neſter unzweifelhaft ebenſo gut, wie alle anderen, von den Affen geplündert, wenn dieſe ſie
erreichen.
Die indiſchen Verwandten des Abu-Riſch hat man Feuerhonigſauger (Aethopyga)
genannt. Auch bei ihnen iſt der Schnabel noch kurz, aber dünn und deutlich gebogen. Jm Fittig
iſt die vierte Schwinge die längſte, der Schwanz iſt keilförmig geſteigert, die verſchmälerten Mittel-
federn ſind ebenfalls verlängert. Das Kleid des Männchens iſt durch lebhaft gefärbte Zügelſtreifen
ausgezeichnet, das des Weibchens iſt unſcheinbar, faſt einfarbig.
Eine der ſchönſten Arten dieſer Gruppe heißt Kadet (Aethopyga miles). Das Männchen
iſt auf der Oberſeite blutroth, an der Kehle und auf der Oberbruſt ebenſo, aber etwas heller; der
Oberkopf iſt violettgrün, metalliſch glänzend, der Nacken dunkelolivengelb, der Bauch mattolivengrün.
Vom Mundwinkel an verläuft nach der Halsſeite ein ſchmaler, nach unten ſich verbreitender Streifen
von ſtahlblauer Farbe. Die Schwingen ſind braun, olivenfarbig gerandet, die ſeitlichen Außenfedern
braun, an der Außenfahne purpurglänzend, die beiden mittleren Schwanzfedern dunkel und
glänzend purpurgrün. Das Auge iſt dunkelbraun, der Oberſchnabel ſchwarz, der Unterſchnabel
braun, der Fuß graulichſchwarz. Das Weibchen iſt oben olivengrün, unten gelblichgrün. Die
Länge beträgt 6, die Breite 6½, die Fittiglänge 2⅜, die Schwanzlänge 3 Zoll.
Der Norden und Oſten Jndiens, namentlich der Himalaya, ſind die Heimat dieſes Vogels.
Jm Gebirge ſteigt er bis zu 2500 Fuß über das Meer empor. Boys behauptet, daß er Honig
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/24>, abgerufen am 21.11.2024.
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