Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Späher. Leichtschnäbler. Kukuke.
Kukuke in derselben Weise verfahren dürften. Das Ei ist glänzend weiß. Heuglin fand in den
Eierstöcken der von ihm zergliederten Weibchen im Juli und September fast reife Eier und bemerkte,
daß eine namhafte Anzahl derselben befruchtet war. Daraus geht also hervor, daß die Vermehrung
des Vogels eine bedeutende ist.



Jn Neuholland lebt der größte aller Kukuke. Er vertritt die Sippe der Fratzenvögel (Scy-
throps),
so genannt, weil der Schnabel eher dem eines Tukans als dem eines Kukuks gleicht. Dieser
Schnabel, welcher unserm Vogel die Ehre verschafft hat, als Verbindungsglied der Kukuke und
Pfefferfresser angesehen zu werden, ist mehr als kopflang, groß, dick und stark, an der Wurzel ziemlich
hoch und breit, seitlich zusammengedrückt, auf der Firste stark und an der Spitze hakig herabgebogen,
woran der Unterschnabel theilnimmt. Je nach dem Alter des Vogels zeigen sich im Oberschnabel mehr
oder weniger Längsfurchen, welche gegen den Kieferrand hin in schwache, zahnartige Einkerbungen
auslaufen. Die Füße sind stark und kurzläufig, ihre Zehen kräftig, jedoch nicht besonders lang. Der
Fittig, in welchem die dritte Schwinge die längste ist, erreicht ungefähr die Mitte des verhältnißmäßig
kurzen, abgerundeten Schwanzes, welcher, wie gewöhnlich, aus zehn Federn gebildet wird. Das
Gefieder ist ziemlich reich, in der Färbung dem unseres Kukuks nicht ganz unähnlich. Zügel und
Augengegend sind nackt.

Der Riesenkukuk (Scythrops Novae-Hollandiae), welcher die einzige Art der Sippe bildet,
ist auf dem Kopfe, dem Halse und der Brust grau, auf der Oberseite, dem Flügel und Schwanz grün-
licholivengrau, jede Feder hier breit schwarzbraun gespitzt. Die Steißgegend ist unbestimmt graubraun
gebändert; die Stenerfedern sind auf der Oberseite dunkelbleigrau, die vier äußersten weiß, an der
Spitze und vor derselben durch ein breites schwarzes Band, im übrigen durch schmale Streifen
gezeichnet. Das Auge ist braun, die nackte Stelle um dasselbe scharlachroth, der Schnabel gelblich-
hornfarben, der Fuß olivenbraun. Das Weibchen unterscheidet sich nur durch etwas geringere Größe.
Die Länge beträgt über 2 Fuß, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll.

Gould sah den Riesenkukuk nur in Neusüdwales, wo er ein Zugvogel ist, welcher im Oktober
erscheint und im Januar wieder wegzieht. Nach Latham sieht man ihn gewöhnlich früh und abends,
zuweilen in kleinen Trupps von sieben bis acht Stücken, östers aber paarweise. Sein Anstand und
seine Sitten, seine Bewegungen, seine Ernährung und die Art und Weise seiner Fortpflanzung kenn-
zeichnen ihn auf das Entschiedenste als Kukuk. Jm Sitzen nimmt er sich prächtig aus, weil er den
langen Schwanz oft fächerartig ausbreitet; im Fluge erscheint er weniger ausgezeichnet. Sowohl im
Sitzen als im Fliegen läßt er ein lautes, durchdringendes Geschrei vernehmen, wenn ein Falk oder
ein anderer Raubvogel ihm zu Gesicht kommt. Jm Magen fanden sich Samen vom rothen Gummi-
und Pfeffermünzbaum, aber auch Ueberbleibsel von Kerbthieren, obwohl nicht in Menge. Elsey,
welcher den Vogel im Norden beobachtete, sagt, daß er mitunter fünf Minuten lang sein klägliches
Geschrei ausstoße. "Zuweilen kümmerte er sich nicht um unsere Gegenwart; gewöhnlich aber war er
sehr scheu. Zu dem Boden kam er niemals herunter; ich habe ihn stets nur auf den Wipfeln der
höchsten Bäume gesehen."

Ueber die Fortpflanzung fehlen noch ausführliche Berichte, doch scheint so viel festzustehen, daß
auch der Riesenkukuk seine Eier fremden Eltern anvertraut. Gould erhielt einen, welcher angeblich
von zwei andern fremden Vögeln gefüttert worden war. Strange fand in dem Legschlauche eines
von ihm erlegten Weibchens ein reifes Ei, welches auf graulichem Grunde überall mit röthlichbraunen
Flecken und Punkten gezeichnet war.

Ein junger Riesenkukuk wurde in ein Gebauer, welches bis dahin ein Riesenfischer innegehabt
hatte, gebracht, und hier von Bennett beobachtet. Sofort nach seiner Ankunft öffnete der Neuling,

Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke.
Kukuke in derſelben Weiſe verfahren dürften. Das Ei iſt glänzend weiß. Heuglin fand in den
Eierſtöcken der von ihm zergliederten Weibchen im Juli und September faſt reife Eier und bemerkte,
daß eine namhafte Anzahl derſelben befruchtet war. Daraus geht alſo hervor, daß die Vermehrung
des Vogels eine bedeutende iſt.



Jn Neuholland lebt der größte aller Kukuke. Er vertritt die Sippe der Fratzenvögel (Scy-
throps),
ſo genannt, weil der Schnabel eher dem eines Tukans als dem eines Kukuks gleicht. Dieſer
Schnabel, welcher unſerm Vogel die Ehre verſchafft hat, als Verbindungsglied der Kukuke und
Pfefferfreſſer angeſehen zu werden, iſt mehr als kopflang, groß, dick und ſtark, an der Wurzel ziemlich
hoch und breit, ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Firſte ſtark und an der Spitze hakig herabgebogen,
woran der Unterſchnabel theilnimmt. Je nach dem Alter des Vogels zeigen ſich im Oberſchnabel mehr
oder weniger Längsfurchen, welche gegen den Kieferrand hin in ſchwache, zahnartige Einkerbungen
auslaufen. Die Füße ſind ſtark und kurzläufig, ihre Zehen kräftig, jedoch nicht beſonders lang. Der
Fittig, in welchem die dritte Schwinge die längſte iſt, erreicht ungefähr die Mitte des verhältnißmäßig
kurzen, abgerundeten Schwanzes, welcher, wie gewöhnlich, aus zehn Federn gebildet wird. Das
Gefieder iſt ziemlich reich, in der Färbung dem unſeres Kukuks nicht ganz unähnlich. Zügel und
Augengegend ſind nackt.

Der Rieſenkukuk (Scythrops Novae-Hollandiae), welcher die einzige Art der Sippe bildet,
iſt auf dem Kopfe, dem Halſe und der Bruſt grau, auf der Oberſeite, dem Flügel und Schwanz grün-
licholivengrau, jede Feder hier breit ſchwarzbraun geſpitzt. Die Steißgegend iſt unbeſtimmt graubraun
gebändert; die Stenerfedern ſind auf der Oberſeite dunkelbleigrau, die vier äußerſten weiß, an der
Spitze und vor derſelben durch ein breites ſchwarzes Band, im übrigen durch ſchmale Streifen
gezeichnet. Das Auge iſt braun, die nackte Stelle um daſſelbe ſcharlachroth, der Schnabel gelblich-
hornfarben, der Fuß olivenbraun. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch etwas geringere Größe.
Die Länge beträgt über 2 Fuß, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll.

Gould ſah den Rieſenkukuk nur in Neuſüdwales, wo er ein Zugvogel iſt, welcher im Oktober
erſcheint und im Januar wieder wegzieht. Nach Latham ſieht man ihn gewöhnlich früh und abends,
zuweilen in kleinen Trupps von ſieben bis acht Stücken, öſters aber paarweiſe. Sein Anſtand und
ſeine Sitten, ſeine Bewegungen, ſeine Ernährung und die Art und Weiſe ſeiner Fortpflanzung kenn-
zeichnen ihn auf das Entſchiedenſte als Kukuk. Jm Sitzen nimmt er ſich prächtig aus, weil er den
langen Schwanz oft fächerartig ausbreitet; im Fluge erſcheint er weniger ausgezeichnet. Sowohl im
Sitzen als im Fliegen läßt er ein lautes, durchdringendes Geſchrei vernehmen, wenn ein Falk oder
ein anderer Raubvogel ihm zu Geſicht kommt. Jm Magen fanden ſich Samen vom rothen Gummi-
und Pfeffermünzbaum, aber auch Ueberbleibſel von Kerbthieren, obwohl nicht in Menge. Elſey,
welcher den Vogel im Norden beobachtete, ſagt, daß er mitunter fünf Minuten lang ſein klägliches
Geſchrei ausſtoße. „Zuweilen kümmerte er ſich nicht um unſere Gegenwart; gewöhnlich aber war er
ſehr ſcheu. Zu dem Boden kam er niemals herunter; ich habe ihn ſtets nur auf den Wipfeln der
höchſten Bäume geſehen.“

Ueber die Fortpflanzung fehlen noch ausführliche Berichte, doch ſcheint ſo viel feſtzuſtehen, daß
auch der Rieſenkukuk ſeine Eier fremden Eltern anvertraut. Gould erhielt einen, welcher angeblich
von zwei andern fremden Vögeln gefüttert worden war. Strange fand in dem Legſchlauche eines
von ihm erlegten Weibchens ein reifes Ei, welches auf graulichem Grunde überall mit röthlichbraunen
Flecken und Punkten gezeichnet war.

Ein junger Rieſenkukuk wurde in ein Gebauer, welches bis dahin ein Rieſenfiſcher innegehabt
hatte, gebracht, und hier von Bennett beobachtet. Sofort nach ſeiner Ankunft öffnete der Neuling,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0230" n="208"/><fw place="top" type="header">Die Späher. Leicht&#x017F;chnäbler. Kukuke.</fw><lb/>
Kukuke in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e verfahren dürften. Das Ei i&#x017F;t glänzend weiß. <hi rendition="#g">Heuglin</hi> fand in den<lb/>
Eier&#x017F;töcken der von ihm zergliederten Weibchen im Juli und September fa&#x017F;t reife Eier und bemerkte,<lb/>
daß eine namhafte Anzahl der&#x017F;elben befruchtet war. Daraus geht al&#x017F;o hervor, daß die Vermehrung<lb/>
des Vogels eine bedeutende i&#x017F;t.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jn Neuholland lebt der größte aller Kukuke. Er vertritt die Sippe der <hi rendition="#g">Fratzenvögel</hi> <hi rendition="#aq">(Scy-<lb/>
throps),</hi> &#x017F;o genannt, weil der Schnabel eher dem eines Tukans als dem eines Kukuks gleicht. Die&#x017F;er<lb/>
Schnabel, welcher un&#x017F;erm Vogel die Ehre ver&#x017F;chafft hat, als Verbindungsglied der Kukuke und<lb/>
Pfefferfre&#x017F;&#x017F;er ange&#x017F;ehen zu werden, i&#x017F;t mehr als kopflang, groß, dick und &#x017F;tark, an der Wurzel ziemlich<lb/>
hoch und breit, &#x017F;eitlich zu&#x017F;ammengedrückt, auf der Fir&#x017F;te &#x017F;tark und an der Spitze hakig herabgebogen,<lb/>
woran der Unter&#x017F;chnabel theilnimmt. Je nach dem Alter des Vogels zeigen &#x017F;ich im Ober&#x017F;chnabel mehr<lb/>
oder weniger Längsfurchen, welche gegen den Kieferrand hin in &#x017F;chwache, zahnartige Einkerbungen<lb/>
auslaufen. Die Füße &#x017F;ind &#x017F;tark und kurzläufig, ihre Zehen kräftig, jedoch nicht be&#x017F;onders lang. Der<lb/>
Fittig, in welchem die dritte Schwinge die läng&#x017F;te i&#x017F;t, erreicht ungefähr die Mitte des verhältnißmäßig<lb/>
kurzen, abgerundeten Schwanzes, welcher, wie gewöhnlich, aus zehn Federn gebildet wird. Das<lb/>
Gefieder i&#x017F;t ziemlich reich, in der Färbung dem un&#x017F;eres Kukuks nicht ganz unähnlich. Zügel und<lb/>
Augengegend &#x017F;ind nackt.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#g">Rie&#x017F;enkukuk</hi> <hi rendition="#aq">(Scythrops Novae-Hollandiae),</hi> welcher die einzige Art der Sippe bildet,<lb/>
i&#x017F;t auf dem Kopfe, dem Hal&#x017F;e und der Bru&#x017F;t grau, auf der Ober&#x017F;eite, dem Flügel und Schwanz grün-<lb/>
licholivengrau, jede Feder hier breit &#x017F;chwarzbraun ge&#x017F;pitzt. Die Steißgegend i&#x017F;t unbe&#x017F;timmt graubraun<lb/>
gebändert; die Stenerfedern &#x017F;ind auf der Ober&#x017F;eite dunkelbleigrau, die vier äußer&#x017F;ten weiß, an der<lb/>
Spitze und vor der&#x017F;elben durch ein breites &#x017F;chwarzes Band, im übrigen durch &#x017F;chmale Streifen<lb/>
gezeichnet. Das Auge i&#x017F;t braun, die nackte Stelle um da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;charlachroth, der Schnabel gelblich-<lb/>
hornfarben, der Fuß olivenbraun. Das Weibchen unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich nur durch etwas geringere Größe.<lb/>
Die Länge beträgt über 2 Fuß, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Gould</hi> &#x017F;ah den Rie&#x017F;enkukuk nur in Neu&#x017F;üdwales, wo er ein Zugvogel i&#x017F;t, welcher im Oktober<lb/>
er&#x017F;cheint und im Januar wieder wegzieht. Nach <hi rendition="#g">Latham</hi> &#x017F;ieht man ihn gewöhnlich früh und abends,<lb/>
zuweilen in kleinen Trupps von &#x017F;ieben bis acht Stücken, ö&#x017F;ters aber paarwei&#x017F;e. Sein An&#x017F;tand und<lb/>
&#x017F;eine Sitten, &#x017F;eine Bewegungen, &#x017F;eine Ernährung und die Art und Wei&#x017F;e &#x017F;einer Fortpflanzung kenn-<lb/>
zeichnen ihn auf das Ent&#x017F;chieden&#x017F;te als Kukuk. Jm Sitzen nimmt er &#x017F;ich prächtig aus, weil er den<lb/>
langen Schwanz oft fächerartig ausbreitet; im Fluge er&#x017F;cheint er weniger ausgezeichnet. Sowohl im<lb/>
Sitzen als im Fliegen läßt er ein lautes, durchdringendes Ge&#x017F;chrei vernehmen, wenn ein Falk oder<lb/>
ein anderer Raubvogel ihm zu Ge&#x017F;icht kommt. Jm Magen fanden &#x017F;ich Samen vom rothen Gummi-<lb/>
und Pfeffermünzbaum, aber auch Ueberbleib&#x017F;el von Kerbthieren, obwohl nicht in Menge. <hi rendition="#g">El&#x017F;ey,</hi><lb/>
welcher den Vogel im Norden beobachtete, &#x017F;agt, daß er mitunter fünf Minuten lang &#x017F;ein klägliches<lb/>
Ge&#x017F;chrei aus&#x017F;toße. &#x201E;Zuweilen kümmerte er &#x017F;ich nicht um un&#x017F;ere Gegenwart; gewöhnlich aber war er<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;cheu. Zu dem Boden kam er niemals herunter; ich habe ihn &#x017F;tets nur auf den Wipfeln der<lb/>
höch&#x017F;ten Bäume ge&#x017F;ehen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Ueber die Fortpflanzung fehlen noch ausführliche Berichte, doch &#x017F;cheint &#x017F;o viel fe&#x017F;tzu&#x017F;tehen, daß<lb/>
auch der Rie&#x017F;enkukuk &#x017F;eine Eier fremden Eltern anvertraut. <hi rendition="#g">Gould</hi> erhielt einen, welcher angeblich<lb/>
von zwei andern fremden Vögeln gefüttert worden war. <hi rendition="#g">Strange</hi> fand in dem Leg&#x017F;chlauche eines<lb/>
von ihm erlegten Weibchens ein reifes Ei, welches auf graulichem Grunde überall mit röthlichbraunen<lb/>
Flecken und Punkten gezeichnet war.</p><lb/>
          <p>Ein junger Rie&#x017F;enkukuk wurde in ein Gebauer, welches bis dahin ein Rie&#x017F;enfi&#x017F;cher innegehabt<lb/>
hatte, gebracht, und hier von <hi rendition="#g">Bennett</hi> beobachtet. Sofort nach &#x017F;einer Ankunft öffnete der Neuling,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0230] Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke. Kukuke in derſelben Weiſe verfahren dürften. Das Ei iſt glänzend weiß. Heuglin fand in den Eierſtöcken der von ihm zergliederten Weibchen im Juli und September faſt reife Eier und bemerkte, daß eine namhafte Anzahl derſelben befruchtet war. Daraus geht alſo hervor, daß die Vermehrung des Vogels eine bedeutende iſt. Jn Neuholland lebt der größte aller Kukuke. Er vertritt die Sippe der Fratzenvögel (Scy- throps), ſo genannt, weil der Schnabel eher dem eines Tukans als dem eines Kukuks gleicht. Dieſer Schnabel, welcher unſerm Vogel die Ehre verſchafft hat, als Verbindungsglied der Kukuke und Pfefferfreſſer angeſehen zu werden, iſt mehr als kopflang, groß, dick und ſtark, an der Wurzel ziemlich hoch und breit, ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Firſte ſtark und an der Spitze hakig herabgebogen, woran der Unterſchnabel theilnimmt. Je nach dem Alter des Vogels zeigen ſich im Oberſchnabel mehr oder weniger Längsfurchen, welche gegen den Kieferrand hin in ſchwache, zahnartige Einkerbungen auslaufen. Die Füße ſind ſtark und kurzläufig, ihre Zehen kräftig, jedoch nicht beſonders lang. Der Fittig, in welchem die dritte Schwinge die längſte iſt, erreicht ungefähr die Mitte des verhältnißmäßig kurzen, abgerundeten Schwanzes, welcher, wie gewöhnlich, aus zehn Federn gebildet wird. Das Gefieder iſt ziemlich reich, in der Färbung dem unſeres Kukuks nicht ganz unähnlich. Zügel und Augengegend ſind nackt. Der Rieſenkukuk (Scythrops Novae-Hollandiae), welcher die einzige Art der Sippe bildet, iſt auf dem Kopfe, dem Halſe und der Bruſt grau, auf der Oberſeite, dem Flügel und Schwanz grün- licholivengrau, jede Feder hier breit ſchwarzbraun geſpitzt. Die Steißgegend iſt unbeſtimmt graubraun gebändert; die Stenerfedern ſind auf der Oberſeite dunkelbleigrau, die vier äußerſten weiß, an der Spitze und vor derſelben durch ein breites ſchwarzes Band, im übrigen durch ſchmale Streifen gezeichnet. Das Auge iſt braun, die nackte Stelle um daſſelbe ſcharlachroth, der Schnabel gelblich- hornfarben, der Fuß olivenbraun. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch etwas geringere Größe. Die Länge beträgt über 2 Fuß, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll. Gould ſah den Rieſenkukuk nur in Neuſüdwales, wo er ein Zugvogel iſt, welcher im Oktober erſcheint und im Januar wieder wegzieht. Nach Latham ſieht man ihn gewöhnlich früh und abends, zuweilen in kleinen Trupps von ſieben bis acht Stücken, öſters aber paarweiſe. Sein Anſtand und ſeine Sitten, ſeine Bewegungen, ſeine Ernährung und die Art und Weiſe ſeiner Fortpflanzung kenn- zeichnen ihn auf das Entſchiedenſte als Kukuk. Jm Sitzen nimmt er ſich prächtig aus, weil er den langen Schwanz oft fächerartig ausbreitet; im Fluge erſcheint er weniger ausgezeichnet. Sowohl im Sitzen als im Fliegen läßt er ein lautes, durchdringendes Geſchrei vernehmen, wenn ein Falk oder ein anderer Raubvogel ihm zu Geſicht kommt. Jm Magen fanden ſich Samen vom rothen Gummi- und Pfeffermünzbaum, aber auch Ueberbleibſel von Kerbthieren, obwohl nicht in Menge. Elſey, welcher den Vogel im Norden beobachtete, ſagt, daß er mitunter fünf Minuten lang ſein klägliches Geſchrei ausſtoße. „Zuweilen kümmerte er ſich nicht um unſere Gegenwart; gewöhnlich aber war er ſehr ſcheu. Zu dem Boden kam er niemals herunter; ich habe ihn ſtets nur auf den Wipfeln der höchſten Bäume geſehen.“ Ueber die Fortpflanzung fehlen noch ausführliche Berichte, doch ſcheint ſo viel feſtzuſtehen, daß auch der Rieſenkukuk ſeine Eier fremden Eltern anvertraut. Gould erhielt einen, welcher angeblich von zwei andern fremden Vögeln gefüttert worden war. Strange fand in dem Legſchlauche eines von ihm erlegten Weibchens ein reifes Ei, welches auf graulichem Grunde überall mit röthlichbraunen Flecken und Punkten gezeichnet war. Ein junger Rieſenkukuk wurde in ein Gebauer, welches bis dahin ein Rieſenfiſcher innegehabt hatte, gebracht, und hier von Bennett beobachtet. Sofort nach ſeiner Ankunft öffnete der Neuling,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/230
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/230>, abgerufen am 25.11.2024.