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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Schmucksuruku. Quesal.
lebenden vor mir sah. "Der Flug ist rasch und wird in gerader Richtung ausgeführt; die langen
Schwanzdeckfedern, welche ihm durchaus nicht im Wege zu sein scheinen, strömen hinter ihm drein.
Die Laute, welche er ausstößt, sind verschieden. Seine Lockstimme ist ein doppelter Laut, den
Silben "Wiu wiu" ungefähr vergleichbar. Der Vogel beginnt mit einem sanften Pfeifen und ver-
stärkt dieses nach und nach zu einem lauten, aber nicht klanglosen Schrei. Oft dehnt er diesen Laut,
beginnt ihn leise, verstärkt ihn und läßt ihn dann allgemach wieder verstummen. Beide Töne
können leicht nachgeahmt werden. Andere Schreie sind rauh und mißtönend und sie lassen sich nur
mit Hilfe von Blättern wiedergeben. Jn der Fertigkeit der Nachahmung beruht hauptsächlich der
Erfolg der Jagd auf Quesals."

"Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Früchten; doch findet man gelegentlich auch eine Heu-
schrecke in seinem Magen."

Ueber das Brutgeschäft theilt Owen Einiges mit. "Gelegentlich eines Jagdausfluges nach dem
Berge von Santa Cruz, erzählte mir einer meiner Jäger, daß er ungefähr eine Meile von Chilasco
ein Quesalnest gesehen, und erbot sich, das Weibchen zu erlegen und mir das Ei zu bringen, falls ich
ihm Jemand zur Hilfe geben wollte. Jch ging selbstverständlich darauf ein, und der Mann kehrte
mit dem Weibchen und zwei Eiern zurück. Er berichtete, daß das Nest in der Höhle eines abge-
storbenen Baumes ungefähr 26 Fuß über dem Boden gestanden hatte. Zur Höhle führte ein Ein-
gangsloch, eben groß genug, um das Einschlüpfen zu ermöglichen. Das Jnnere derselben war kaum
so geräumig, daß sich der Vogel umdrehen konnte. Außer einer Lage von Mulm fand sich kein
eigentliches Nest vor. Andere Bergbewohner erzählten, daß sich der Quesal gern mit verlassenen
Spechthöhlen behelfe." -- "Jch denke", fügt Salvin Vorstehendem hinzu, "daß diese Angabe für
die Nestkunde des Vogels genügend ist. Meiner Meinung nach hilft der männliche Vogel nicht mit
brüten, sondern überläßt diese Pflicht ausschließlich dem Weibchen. Der Ursprung der Erzählung,
daß das Nest des Quesals nur in einer durchgehenden Baumhöhle angelegt werde, gründet sich
unzweifelhaft auf die Unmöglichkeit, ein anderes Nest, welches die langen Schwanzfedern des
Männchens nicht gefährdet, sich zu denken. So mußte man sich einbilden, daß der Vogel eine Baum-
höhle erwähle, zu deren einem Eingang er einschlüpfe und durch deren andern Zugang er sie wieder
verlasse. Daß diese Erzählung in Guatemala entstanden ist, unterliegt für mich keinem Zweifel.
Ein derartiges Nest ist mir oft beschrieben worden, aber niemals von Einem, welcher es selbst gesehen."

Die Jagd des Quesals ist für Den, welcher den Laut seines Wildes nachzuahmen versteht, sehr
einfach. Der Jäger, welcher sich des Prachtvogels bemächtigen will, geht gemächlich durch den Wald
und ahmt dabei ab und zu den Lockruf des Männchens nach. Sobald ein solches ihn vernimmt,
antwortet es. Der Jäger bleibt siehen und wiederholt die verschiedenen Schreie, bis der Vogel auf
einem der nächsten Bäume vor ihm erscheint. Salvin sagt ausdrücklich, daß er selten lange habe
warten müssen. Gewöhnlich fliegt das Weibchen voraus und setzt sich in großer Nähe über dem Jäger
nieder. Dieser beachtet es nicht und fährt fort, nach dem Männchen zu rufen, bis letzteres sich
einstellt. Nur zuweilen wird von dem Quesaljäger auch das Weibchen erlegt.



Eine arten- und gestaltenreiche Zunft oder, wie Andere wollen, eine in mehrere Unterab-
theilungen zerfällte Familie umfaßt die Kukuksvögel (Cuculidae). Sie kennzeichnen sich durch
gestreckten Leib mit ziemlich langen Flügeln und langem, abgestuften, aus acht bis zwölf Federn
bestehenden Schwanz, mehr oder weniger zusammengedrückten, sanft gebogenen, mitunter hohen,
scharfkantigen, ungefähr kopflangen oder kürzeren Schnabel und verhältnißmäßig langen und stark
gebauten kurzzehigen Füßen. Die Beschaffenheit des Gefieders ist so verschieden, daß etwas allgemein
Giltiges nicht ausgesprochen werden kann.

Schmuckſuruku. Queſal.
lebenden vor mir ſah. „Der Flug iſt raſch und wird in gerader Richtung ausgeführt; die langen
Schwanzdeckfedern, welche ihm durchaus nicht im Wege zu ſein ſcheinen, ſtrömen hinter ihm drein.
Die Laute, welche er ausſtößt, ſind verſchieden. Seine Lockſtimme iſt ein doppelter Laut, den
Silben „Wiu wiu“ ungefähr vergleichbar. Der Vogel beginnt mit einem ſanften Pfeifen und ver-
ſtärkt dieſes nach und nach zu einem lauten, aber nicht klangloſen Schrei. Oft dehnt er dieſen Laut,
beginnt ihn leiſe, verſtärkt ihn und läßt ihn dann allgemach wieder verſtummen. Beide Töne
können leicht nachgeahmt werden. Andere Schreie ſind rauh und mißtönend und ſie laſſen ſich nur
mit Hilfe von Blättern wiedergeben. Jn der Fertigkeit der Nachahmung beruht hauptſächlich der
Erfolg der Jagd auf Queſals.“

„Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Früchten; doch findet man gelegentlich auch eine Heu-
ſchrecke in ſeinem Magen.“

Ueber das Brutgeſchäft theilt Owen Einiges mit. „Gelegentlich eines Jagdausfluges nach dem
Berge von Santa Cruz, erzählte mir einer meiner Jäger, daß er ungefähr eine Meile von Chilasco
ein Queſalneſt geſehen, und erbot ſich, das Weibchen zu erlegen und mir das Ei zu bringen, falls ich
ihm Jemand zur Hilfe geben wollte. Jch ging ſelbſtverſtändlich darauf ein, und der Mann kehrte
mit dem Weibchen und zwei Eiern zurück. Er berichtete, daß das Neſt in der Höhle eines abge-
ſtorbenen Baumes ungefähr 26 Fuß über dem Boden geſtanden hatte. Zur Höhle führte ein Ein-
gangsloch, eben groß genug, um das Einſchlüpfen zu ermöglichen. Das Jnnere derſelben war kaum
ſo geräumig, daß ſich der Vogel umdrehen konnte. Außer einer Lage von Mulm fand ſich kein
eigentliches Neſt vor. Andere Bergbewohner erzählten, daß ſich der Queſal gern mit verlaſſenen
Spechthöhlen behelfe.“ — „Jch denke“, fügt Salvin Vorſtehendem hinzu, „daß dieſe Angabe für
die Neſtkunde des Vogels genügend iſt. Meiner Meinung nach hilft der männliche Vogel nicht mit
brüten, ſondern überläßt dieſe Pflicht ausſchließlich dem Weibchen. Der Urſprung der Erzählung,
daß das Neſt des Queſals nur in einer durchgehenden Baumhöhle angelegt werde, gründet ſich
unzweifelhaft auf die Unmöglichkeit, ein anderes Neſt, welches die langen Schwanzfedern des
Männchens nicht gefährdet, ſich zu denken. So mußte man ſich einbilden, daß der Vogel eine Baum-
höhle erwähle, zu deren einem Eingang er einſchlüpfe und durch deren andern Zugang er ſie wieder
verlaſſe. Daß dieſe Erzählung in Guatemala entſtanden iſt, unterliegt für mich keinem Zweifel.
Ein derartiges Neſt iſt mir oft beſchrieben worden, aber niemals von Einem, welcher es ſelbſt geſehen.“

Die Jagd des Queſals iſt für Den, welcher den Laut ſeines Wildes nachzuahmen verſteht, ſehr
einfach. Der Jäger, welcher ſich des Prachtvogels bemächtigen will, geht gemächlich durch den Wald
und ahmt dabei ab und zu den Lockruf des Männchens nach. Sobald ein ſolches ihn vernimmt,
antwortet es. Der Jäger bleibt ſiehen und wiederholt die verſchiedenen Schreie, bis der Vogel auf
einem der nächſten Bäume vor ihm erſcheint. Salvin ſagt ausdrücklich, daß er ſelten lange habe
warten müſſen. Gewöhnlich fliegt das Weibchen voraus und ſetzt ſich in großer Nähe über dem Jäger
nieder. Dieſer beachtet es nicht und fährt fort, nach dem Männchen zu rufen, bis letzteres ſich
einſtellt. Nur zuweilen wird von dem Queſaljäger auch das Weibchen erlegt.



Eine arten- und geſtaltenreiche Zunft oder, wie Andere wollen, eine in mehrere Unterab-
theilungen zerfällte Familie umfaßt die Kukuksvögel (Cuculidae). Sie kennzeichnen ſich durch
geſtreckten Leib mit ziemlich langen Flügeln und langem, abgeſtuften, aus acht bis zwölf Federn
beſtehenden Schwanz, mehr oder weniger zuſammengedrückten, ſanft gebogenen, mitunter hohen,
ſcharfkantigen, ungefähr kopflangen oder kürzeren Schnabel und verhältnißmäßig langen und ſtark
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[189/0211] Schmuckſuruku. Queſal. lebenden vor mir ſah. „Der Flug iſt raſch und wird in gerader Richtung ausgeführt; die langen Schwanzdeckfedern, welche ihm durchaus nicht im Wege zu ſein ſcheinen, ſtrömen hinter ihm drein. Die Laute, welche er ausſtößt, ſind verſchieden. Seine Lockſtimme iſt ein doppelter Laut, den Silben „Wiu wiu“ ungefähr vergleichbar. Der Vogel beginnt mit einem ſanften Pfeifen und ver- ſtärkt dieſes nach und nach zu einem lauten, aber nicht klangloſen Schrei. Oft dehnt er dieſen Laut, beginnt ihn leiſe, verſtärkt ihn und läßt ihn dann allgemach wieder verſtummen. Beide Töne können leicht nachgeahmt werden. Andere Schreie ſind rauh und mißtönend und ſie laſſen ſich nur mit Hilfe von Blättern wiedergeben. Jn der Fertigkeit der Nachahmung beruht hauptſächlich der Erfolg der Jagd auf Queſals.“ „Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Früchten; doch findet man gelegentlich auch eine Heu- ſchrecke in ſeinem Magen.“ Ueber das Brutgeſchäft theilt Owen Einiges mit. „Gelegentlich eines Jagdausfluges nach dem Berge von Santa Cruz, erzählte mir einer meiner Jäger, daß er ungefähr eine Meile von Chilasco ein Queſalneſt geſehen, und erbot ſich, das Weibchen zu erlegen und mir das Ei zu bringen, falls ich ihm Jemand zur Hilfe geben wollte. Jch ging ſelbſtverſtändlich darauf ein, und der Mann kehrte mit dem Weibchen und zwei Eiern zurück. Er berichtete, daß das Neſt in der Höhle eines abge- ſtorbenen Baumes ungefähr 26 Fuß über dem Boden geſtanden hatte. Zur Höhle führte ein Ein- gangsloch, eben groß genug, um das Einſchlüpfen zu ermöglichen. Das Jnnere derſelben war kaum ſo geräumig, daß ſich der Vogel umdrehen konnte. Außer einer Lage von Mulm fand ſich kein eigentliches Neſt vor. Andere Bergbewohner erzählten, daß ſich der Queſal gern mit verlaſſenen Spechthöhlen behelfe.“ — „Jch denke“, fügt Salvin Vorſtehendem hinzu, „daß dieſe Angabe für die Neſtkunde des Vogels genügend iſt. Meiner Meinung nach hilft der männliche Vogel nicht mit brüten, ſondern überläßt dieſe Pflicht ausſchließlich dem Weibchen. Der Urſprung der Erzählung, daß das Neſt des Queſals nur in einer durchgehenden Baumhöhle angelegt werde, gründet ſich unzweifelhaft auf die Unmöglichkeit, ein anderes Neſt, welches die langen Schwanzfedern des Männchens nicht gefährdet, ſich zu denken. So mußte man ſich einbilden, daß der Vogel eine Baum- höhle erwähle, zu deren einem Eingang er einſchlüpfe und durch deren andern Zugang er ſie wieder verlaſſe. Daß dieſe Erzählung in Guatemala entſtanden iſt, unterliegt für mich keinem Zweifel. Ein derartiges Neſt iſt mir oft beſchrieben worden, aber niemals von Einem, welcher es ſelbſt geſehen.“ Die Jagd des Queſals iſt für Den, welcher den Laut ſeines Wildes nachzuahmen verſteht, ſehr einfach. Der Jäger, welcher ſich des Prachtvogels bemächtigen will, geht gemächlich durch den Wald und ahmt dabei ab und zu den Lockruf des Männchens nach. Sobald ein ſolches ihn vernimmt, antwortet es. Der Jäger bleibt ſiehen und wiederholt die verſchiedenen Schreie, bis der Vogel auf einem der nächſten Bäume vor ihm erſcheint. Salvin ſagt ausdrücklich, daß er ſelten lange habe warten müſſen. Gewöhnlich fliegt das Weibchen voraus und ſetzt ſich in großer Nähe über dem Jäger nieder. Dieſer beachtet es nicht und fährt fort, nach dem Männchen zu rufen, bis letzteres ſich einſtellt. Nur zuweilen wird von dem Queſaljäger auch das Weibchen erlegt. Eine arten- und geſtaltenreiche Zunft oder, wie Andere wollen, eine in mehrere Unterab- theilungen zerfällte Familie umfaßt die Kukuksvögel (Cuculidae). Sie kennzeichnen ſich durch geſtreckten Leib mit ziemlich langen Flügeln und langem, abgeſtuften, aus acht bis zwölf Federn beſtehenden Schwanz, mehr oder weniger zuſammengedrückten, ſanft gebogenen, mitunter hohen, ſcharfkantigen, ungefähr kopflangen oder kürzeren Schnabel und verhältnißmäßig langen und ſtark gebauten kurzzehigen Füßen. Die Beſchaffenheit des Gefieders iſt ſo verſchieden, daß etwas allgemein Giltiges nicht ausgeſprochen werden kann.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/211>, abgerufen am 22.11.2024.