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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Jacamar. Tschakuru.
Flügel der größten und prachtvollsten Schmetterlinge, deren Leib allein gefressen wird, bedecken auf
einige Schritte im Umkreis den Boden. Dies mag richtig sein; sehr fraglich dagegen oder wenigstens
unverständlich ist die Angabe, daß der Vogel das vorüberfliegende Kerbthier mit einem Sprunge und
wenigen Flügelschlägen erreiche, mit seinem langen Schnabel durchbohre und dann im Sitzen
gemächlich auffresse. Was dieses Durchbohren bedeuten soll, vermag ich nicht zu fassen, da ich nur
annehmen kann, daß der Glanzvogel die Kerbthiere in derselben Weise fängt, wie alle seine
Verwandten auch.



Ebenso träge und langweilige Gesellen wie die Glanzvögel sind die Bartkukuke oder
Schnurrvögel (Buccones), eine nicht gerade zahlreiche, aber doch auch nicht arme Gruppe, welche
ausschließlich Südamerika angehört. Jhre Kennzeichen sind ein schlanker, leicht gebogener Schnabel,
welcher bald an den der Lieste, bald an den der Kukuke erinnert, schwächliche Beine, deren erste
und vierte Zehen nach hinten gerichtet sind, sodaß die beiden mittleren nach vorn sich wenden,
mittellange Flügel und ein mittellanger oder kurzer, aus zwölf Federn bestehender Schwanz, endlich
auch ein ungemein lockeres, weiches und schlaffes, aber düsterfarbiges Gefieder, welches sich in
der Schnabelgegend zu steifen Borsten umbildet. Der innere Bau ähnelt nach Burmeister's
Untersuchungen dem der Kukuke.

Alle Schnurrvögel sind Bewohner der Waldungen. Sie leben einzeln oder paarweise und ver-
einigen sich höchstens zeitweilig zu kleinen Familien. Den menschlichen Wohnungen kommen sie
ungern nahe, sondern treiben sich lieber im einsamsten Walde umher. Jhr Betragen ist nichts weniger
als unterhaltend; denn Trägheit, Faulheit und Dummheit sind die hervorstechendsten Züge ihres
Wesens. Die Nahrung besteht in Kerbthieren, welche sie von einem festen Sitze aus fangen. Manche
Arten nehmen in größerer Höhe, andere nahe dem Boden ihren Sitz; zu diesem herab kommen sie sehr
selten. Ueber die Fortpflanzung ist man noch nicht genügend unterrichtet. Einzelne Arten sollen in
selbst gegrabenen Erdhöhlen nisten.

Für die Gefangenschaft eignen sich diese Vögel in keiner Weise. Jhre Ernährung ist schwierig,
und sie entschädigen eine etwa auf sie verwandte Mühe durchaus nicht. Deshalb verfolgt man sie
auch nur ihres Fleisches wegen, welches als lecker gerühmt wird. Wegen ihrer ruhigen Haltung hat
sie der Volkswitz der Portugiesen mit dem Namen "Waldrichter" belehnt.



An die Lieste erinnern die Schlafvögel (Nystalus), ja einzelne Arten von ihnen würden kaum
von jenen zu unterscheiden sein, besäßen sie nicht ihren paarzehigen Fuß. Der Schnabel ist etwa
ebenso lang wie der große dicke Kopf, dabei stark, gerade, seitlich zusammengedrückt, glattrandig und
mit der Spitze des Oberkiefers etwas hakig herabgekrümmt; der Fuß ist ziemlich kurz und dick, der
Lauf und die Zehenrücken sind mit großen glatten Tafeln belegt; die Flügel sind kurz und schmal; der
Schwanz ist mittellang und aus schmalen, fast gleich langen Federn gebildet; nur das äußerste Paar
der Steuerfedern ist etwas verkürzt.

Durch Azara sind wir zuerst mit dem Tschakuru (Nystalus Chacuru) bekannt geworden.
Das Gefieder des Oberkopfs, Rückens und der Flügel ist röthlichbraun, schwärzlich in die Quere
gebändert, das der Unterseite gelblichweiß; ein Halsband und ein breiter Zügelstreifen sind reinweiß;
die Wangengegend ist schwarz; die Schwingen sind graubraun, die hintersten rostroth gerandet und
quer gefleckt, die Steuerfedern dunkelschwärzlichgraubraun mit gelbröthlichen kleinen Zackenflecken an

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Jacamar. Tſchakuru.
Flügel der größten und prachtvollſten Schmetterlinge, deren Leib allein gefreſſen wird, bedecken auf
einige Schritte im Umkreis den Boden. Dies mag richtig ſein; ſehr fraglich dagegen oder wenigſtens
unverſtändlich iſt die Angabe, daß der Vogel das vorüberfliegende Kerbthier mit einem Sprunge und
wenigen Flügelſchlägen erreiche, mit ſeinem langen Schnabel durchbohre und dann im Sitzen
gemächlich auffreſſe. Was dieſes Durchbohren bedeuten ſoll, vermag ich nicht zu faſſen, da ich nur
annehmen kann, daß der Glanzvogel die Kerbthiere in derſelben Weiſe fängt, wie alle ſeine
Verwandten auch.



Ebenſo träge und langweilige Geſellen wie die Glanzvögel ſind die Bartkukuke oder
Schnurrvögel (Buccones), eine nicht gerade zahlreiche, aber doch auch nicht arme Gruppe, welche
ausſchließlich Südamerika angehört. Jhre Kennzeichen ſind ein ſchlanker, leicht gebogener Schnabel,
welcher bald an den der Lieſte, bald an den der Kukuke erinnert, ſchwächliche Beine, deren erſte
und vierte Zehen nach hinten gerichtet ſind, ſodaß die beiden mittleren nach vorn ſich wenden,
mittellange Flügel und ein mittellanger oder kurzer, aus zwölf Federn beſtehender Schwanz, endlich
auch ein ungemein lockeres, weiches und ſchlaffes, aber düſterfarbiges Gefieder, welches ſich in
der Schnabelgegend zu ſteifen Borſten umbildet. Der innere Bau ähnelt nach Burmeiſter’s
Unterſuchungen dem der Kukuke.

Alle Schnurrvögel ſind Bewohner der Waldungen. Sie leben einzeln oder paarweiſe und ver-
einigen ſich höchſtens zeitweilig zu kleinen Familien. Den menſchlichen Wohnungen kommen ſie
ungern nahe, ſondern treiben ſich lieber im einſamſten Walde umher. Jhr Betragen iſt nichts weniger
als unterhaltend; denn Trägheit, Faulheit und Dummheit ſind die hervorſtechendſten Züge ihres
Weſens. Die Nahrung beſteht in Kerbthieren, welche ſie von einem feſten Sitze aus fangen. Manche
Arten nehmen in größerer Höhe, andere nahe dem Boden ihren Sitz; zu dieſem herab kommen ſie ſehr
ſelten. Ueber die Fortpflanzung iſt man noch nicht genügend unterrichtet. Einzelne Arten ſollen in
ſelbſt gegrabenen Erdhöhlen niſten.

Für die Gefangenſchaft eignen ſich dieſe Vögel in keiner Weiſe. Jhre Ernährung iſt ſchwierig,
und ſie entſchädigen eine etwa auf ſie verwandte Mühe durchaus nicht. Deshalb verfolgt man ſie
auch nur ihres Fleiſches wegen, welches als lecker gerühmt wird. Wegen ihrer ruhigen Haltung hat
ſie der Volkswitz der Portugieſen mit dem Namen „Waldrichter“ belehnt.



An die Lieſte erinnern die Schlafvögel (Nystalus), ja einzelne Arten von ihnen würden kaum
von jenen zu unterſcheiden ſein, beſäßen ſie nicht ihren paarzehigen Fuß. Der Schnabel iſt etwa
ebenſo lang wie der große dicke Kopf, dabei ſtark, gerade, ſeitlich zuſammengedrückt, glattrandig und
mit der Spitze des Oberkiefers etwas hakig herabgekrümmt; der Fuß iſt ziemlich kurz und dick, der
Lauf und die Zehenrücken ſind mit großen glatten Tafeln belegt; die Flügel ſind kurz und ſchmal; der
Schwanz iſt mittellang und aus ſchmalen, faſt gleich langen Federn gebildet; nur das äußerſte Paar
der Steuerfedern iſt etwas verkürzt.

Durch Azara ſind wir zuerſt mit dem Tſchakuru (Nystalus Chacuru) bekannt geworden.
Das Gefieder des Oberkopfs, Rückens und der Flügel iſt röthlichbraun, ſchwärzlich in die Quere
gebändert, das der Unterſeite gelblichweiß; ein Halsband und ein breiter Zügelſtreifen ſind reinweiß;
die Wangengegend iſt ſchwarz; die Schwingen ſind graubraun, die hinterſten roſtroth gerandet und
quer gefleckt, die Steuerfedern dunkelſchwärzlichgraubraun mit gelbröthlichen kleinen Zackenflecken an

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[179/0197] Jacamar. Tſchakuru. Flügel der größten und prachtvollſten Schmetterlinge, deren Leib allein gefreſſen wird, bedecken auf einige Schritte im Umkreis den Boden. Dies mag richtig ſein; ſehr fraglich dagegen oder wenigſtens unverſtändlich iſt die Angabe, daß der Vogel das vorüberfliegende Kerbthier mit einem Sprunge und wenigen Flügelſchlägen erreiche, mit ſeinem langen Schnabel durchbohre und dann im Sitzen gemächlich auffreſſe. Was dieſes Durchbohren bedeuten ſoll, vermag ich nicht zu faſſen, da ich nur annehmen kann, daß der Glanzvogel die Kerbthiere in derſelben Weiſe fängt, wie alle ſeine Verwandten auch. Ebenſo träge und langweilige Geſellen wie die Glanzvögel ſind die Bartkukuke oder Schnurrvögel (Buccones), eine nicht gerade zahlreiche, aber doch auch nicht arme Gruppe, welche ausſchließlich Südamerika angehört. Jhre Kennzeichen ſind ein ſchlanker, leicht gebogener Schnabel, welcher bald an den der Lieſte, bald an den der Kukuke erinnert, ſchwächliche Beine, deren erſte und vierte Zehen nach hinten gerichtet ſind, ſodaß die beiden mittleren nach vorn ſich wenden, mittellange Flügel und ein mittellanger oder kurzer, aus zwölf Federn beſtehender Schwanz, endlich auch ein ungemein lockeres, weiches und ſchlaffes, aber düſterfarbiges Gefieder, welches ſich in der Schnabelgegend zu ſteifen Borſten umbildet. Der innere Bau ähnelt nach Burmeiſter’s Unterſuchungen dem der Kukuke. Alle Schnurrvögel ſind Bewohner der Waldungen. Sie leben einzeln oder paarweiſe und ver- einigen ſich höchſtens zeitweilig zu kleinen Familien. Den menſchlichen Wohnungen kommen ſie ungern nahe, ſondern treiben ſich lieber im einſamſten Walde umher. Jhr Betragen iſt nichts weniger als unterhaltend; denn Trägheit, Faulheit und Dummheit ſind die hervorſtechendſten Züge ihres Weſens. Die Nahrung beſteht in Kerbthieren, welche ſie von einem feſten Sitze aus fangen. Manche Arten nehmen in größerer Höhe, andere nahe dem Boden ihren Sitz; zu dieſem herab kommen ſie ſehr ſelten. Ueber die Fortpflanzung iſt man noch nicht genügend unterrichtet. Einzelne Arten ſollen in ſelbſt gegrabenen Erdhöhlen niſten. Für die Gefangenſchaft eignen ſich dieſe Vögel in keiner Weiſe. Jhre Ernährung iſt ſchwierig, und ſie entſchädigen eine etwa auf ſie verwandte Mühe durchaus nicht. Deshalb verfolgt man ſie auch nur ihres Fleiſches wegen, welches als lecker gerühmt wird. Wegen ihrer ruhigen Haltung hat ſie der Volkswitz der Portugieſen mit dem Namen „Waldrichter“ belehnt. An die Lieſte erinnern die Schlafvögel (Nystalus), ja einzelne Arten von ihnen würden kaum von jenen zu unterſcheiden ſein, beſäßen ſie nicht ihren paarzehigen Fuß. Der Schnabel iſt etwa ebenſo lang wie der große dicke Kopf, dabei ſtark, gerade, ſeitlich zuſammengedrückt, glattrandig und mit der Spitze des Oberkiefers etwas hakig herabgekrümmt; der Fuß iſt ziemlich kurz und dick, der Lauf und die Zehenrücken ſind mit großen glatten Tafeln belegt; die Flügel ſind kurz und ſchmal; der Schwanz iſt mittellang und aus ſchmalen, faſt gleich langen Federn gebildet; nur das äußerſte Paar der Steuerfedern iſt etwas verkürzt. Durch Azara ſind wir zuerſt mit dem Tſchakuru (Nystalus Chacuru) bekannt geworden. Das Gefieder des Oberkopfs, Rückens und der Flügel iſt röthlichbraun, ſchwärzlich in die Quere gebändert, das der Unterſeite gelblichweiß; ein Halsband und ein breiter Zügelſtreifen ſind reinweiß; die Wangengegend iſt ſchwarz; die Schwingen ſind graubraun, die hinterſten roſtroth gerandet und quer gefleckt, die Steuerfedern dunkelſchwärzlichgraubraun mit gelbröthlichen kleinen Zackenflecken an 12 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/197>, abgerufen am 23.11.2024.