niedriger. Nachdem der alte Vogel etwa eine Minute lang geschnattert hat, neigt er sein Haupt herab, öffnet sein Maul soweit als möglich; das Junge steckt seinen Kopf da hinein, und es sieht nun aus, als ob es ein oder zwei Minuten lang sauge. Das Geplärr wiederholt sich, das Junge wird von Neuem geäzt, und so spinnt sich die Geschichte ungefähr 10 Minuten lang fort. Nachdem die Jungen eine gewisse Größe erreicht haben, d. h. etwas mehr als halbwüchsig geworden sind, wendet sich Alles dem Meere zu, und die Brutstätte verödet bis auf wenige Nachzügler, welche sie sich zum Ruheplatze erkoren haben. Solche Zurückbleibende beobachtete wenigstens Abott auf den Falklandsinseln.
Wie es zugeht, wenn sich Menschen unter brütenden Flossentauchern einfinden, haben uns Lesson und Garnot beschrieben. Das Schiff "Urania", welches unsere Forscher trug, scheiterte an den Maluinen, und die Mannschaft, welche Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeschickt, um solche zu suchen. Sie betraten auch die Pinguineninsel, einen Brutplatz, welcher ungefähr zweihunderttausend Flossentaucher beherbergte, in der Hoffnung, dort Seehunde zu finden. Bei ihrer Annäherung, welche noch in der Nacht erfolgte, scholl ihnen ein furchtbares Geschrei entgegen; als es Tag wurde, sahen sie Tausende von Vögeln am Ufer stehen, welche alle mit einem Male aus vollem Halse schrien. Jeder Einzelne hat eine Stimme, welche der des Esels an Stärke kaum nachsteht; man mag sich also das Geschrei vorstellen, welches diese Tausende hervorbrachten. Als die Schiffer das Land betreten hatten, entflohen die Flossentaucher so eilig als möglich und verschwanden theilweise im hohen Grase, theilweise in ihren Löchern. Man bemerkte bald, daß sie nur auf ihren Wegen fortliefen, stellte sich dort auf und konnte nunmehr die Vögel leicht ergreifen. Die Jagd wurde mit Stöcken betrieben und so oft wiederholt, als nöthig schien, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Acht bis zehn Mann wurden abgeschickt, schritten still vorwärts, besetzten die Wege und schlugen die Vögel mit kurzen Stöcken zu Boden. Aber man mußte ihnen den Kopf entzwei schlagen, wenn sie nicht wieder aufstehen und entfliehen sollten. Wenn sie sich überrascht sahen, erhoben sie ein herzzerreißendes Geschrei, vertheidigten sich auch mit furchtbaren Schnabelhieben. Beim Gehen traten sie so hart auf, daß man hätte glauben können, kleine Pferde traben zu hören. Nach und nach lernte man die Jagd ausgiebig betreiben, und in fünf bis sechs Stunden wurden gewöhnlich sechszig bis achtzig Stück erlegt. Sie gewährten der Schiffsmannschaft jedoch nur für zwei Tage Lebensmittel oder Nahrung. Jeder Vogel wog zwar zehn bis zwölf Pfund; davon aber kam ein großer Theil auf die Eingeweide, und außerdem mußte beim Abziehen der Haut alles Fett entfernt werden, so daß kaum mehr als drei bis vier Pfund Fleisch von einem Vogel übrig blieben. Ohne die eiserne Noth würde man übrigens gegen die unschuldigen Vögel keinen Krieg geführt haben, denn das Fleisch ist ein sehr schlechtes Nahrungsmittel.
Jung eingefangene Flossentaucher lassen sich leicht zähmen, werden zutraulich und folgen ihrem Herrn wie ein Hund; die Alten dagegen bleiben stets wild und bissig, gehen schreiend und mit dem Flügel klappend selbst auf die größten Hausthiere los und suchen mit ihrem Schnabel soviel als möglich Unfug zu stiften. Ein Schiffsführer erzählte mir, daß er einmal zwei Flossentaucher sechs Wochen lang auf seinem Schiffe gehalten und mit Speck und Salzfleisch ernährt habe. An diese unnatürliche Nahrung hatten sich die Gefangenen so gewöhnt, daß unser Kapitän die beste Hoffnung hatte, sie lebend nach Europa zu bringen. Eines schönen Tages aber fanden die beiden Pinguine bei ihrem Spaziergange auf dem Verdecke eine Luke offen, sahen sehnsüchtig auf das Meer hinab und ehe der besorgte Besitzer zur Stelle kam, schwammen und tauchten beide lustig in ihrem wahren Elemente umher. Erst in der jüngsten Zeit gelang es der Zoologischen Gesellschaft zu London, einen lebenden Pinguin zu erwerben; er hat aber leider die Gefangenschaft nicht lange ausgehalten.
Die Schwimmer. Taucher. Floſſentaucher.
niedriger. Nachdem der alte Vogel etwa eine Minute lang geſchnattert hat, neigt er ſein Haupt herab, öffnet ſein Maul ſoweit als möglich; das Junge ſteckt ſeinen Kopf da hinein, und es ſieht nun aus, als ob es ein oder zwei Minuten lang ſauge. Das Geplärr wiederholt ſich, das Junge wird von Neuem geäzt, und ſo ſpinnt ſich die Geſchichte ungefähr 10 Minuten lang fort. Nachdem die Jungen eine gewiſſe Größe erreicht haben, d. h. etwas mehr als halbwüchſig geworden ſind, wendet ſich Alles dem Meere zu, und die Brutſtätte verödet bis auf wenige Nachzügler, welche ſie ſich zum Ruheplatze erkoren haben. Solche Zurückbleibende beobachtete wenigſtens Abott auf den Falklandsinſeln.
Wie es zugeht, wenn ſich Menſchen unter brütenden Floſſentauchern einfinden, haben uns Leſſon und Garnot beſchrieben. Das Schiff „Urania“, welches unſere Forſcher trug, ſcheiterte an den Maluinen, und die Mannſchaft, welche Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeſchickt, um ſolche zu ſuchen. Sie betraten auch die Pinguineninſel, einen Brutplatz, welcher ungefähr zweihunderttauſend Floſſentaucher beherbergte, in der Hoffnung, dort Seehunde zu finden. Bei ihrer Annäherung, welche noch in der Nacht erfolgte, ſcholl ihnen ein furchtbares Geſchrei entgegen; als es Tag wurde, ſahen ſie Tauſende von Vögeln am Ufer ſtehen, welche alle mit einem Male aus vollem Halſe ſchrien. Jeder Einzelne hat eine Stimme, welche der des Eſels an Stärke kaum nachſteht; man mag ſich alſo das Geſchrei vorſtellen, welches dieſe Tauſende hervorbrachten. Als die Schiffer das Land betreten hatten, entflohen die Floſſentaucher ſo eilig als möglich und verſchwanden theilweiſe im hohen Graſe, theilweiſe in ihren Löchern. Man bemerkte bald, daß ſie nur auf ihren Wegen fortliefen, ſtellte ſich dort auf und konnte nunmehr die Vögel leicht ergreifen. Die Jagd wurde mit Stöcken betrieben und ſo oft wiederholt, als nöthig ſchien, um ſich mit Lebensmitteln zu verſorgen. Acht bis zehn Mann wurden abgeſchickt, ſchritten ſtill vorwärts, beſetzten die Wege und ſchlugen die Vögel mit kurzen Stöcken zu Boden. Aber man mußte ihnen den Kopf entzwei ſchlagen, wenn ſie nicht wieder aufſtehen und entfliehen ſollten. Wenn ſie ſich überraſcht ſahen, erhoben ſie ein herzzerreißendes Geſchrei, vertheidigten ſich auch mit furchtbaren Schnabelhieben. Beim Gehen traten ſie ſo hart auf, daß man hätte glauben können, kleine Pferde traben zu hören. Nach und nach lernte man die Jagd ausgiebig betreiben, und in fünf bis ſechs Stunden wurden gewöhnlich ſechszig bis achtzig Stück erlegt. Sie gewährten der Schiffsmannſchaft jedoch nur für zwei Tage Lebensmittel oder Nahrung. Jeder Vogel wog zwar zehn bis zwölf Pfund; davon aber kam ein großer Theil auf die Eingeweide, und außerdem mußte beim Abziehen der Haut alles Fett entfernt werden, ſo daß kaum mehr als drei bis vier Pfund Fleiſch von einem Vogel übrig blieben. Ohne die eiſerne Noth würde man übrigens gegen die unſchuldigen Vögel keinen Krieg geführt haben, denn das Fleiſch iſt ein ſehr ſchlechtes Nahrungsmittel.
Jung eingefangene Floſſentaucher laſſen ſich leicht zähmen, werden zutraulich und folgen ihrem Herrn wie ein Hund; die Alten dagegen bleiben ſtets wild und biſſig, gehen ſchreiend und mit dem Flügel klappend ſelbſt auf die größten Hausthiere los und ſuchen mit ihrem Schnabel ſoviel als möglich Unfug zu ſtiften. Ein Schiffsführer erzählte mir, daß er einmal zwei Floſſentaucher ſechs Wochen lang auf ſeinem Schiffe gehalten und mit Speck und Salzfleiſch ernährt habe. An dieſe unnatürliche Nahrung hatten ſich die Gefangenen ſo gewöhnt, daß unſer Kapitän die beſte Hoffnung hatte, ſie lebend nach Europa zu bringen. Eines ſchönen Tages aber fanden die beiden Pinguine bei ihrem Spaziergange auf dem Verdecke eine Luke offen, ſahen ſehnſüchtig auf das Meer hinab und ehe der beſorgte Beſitzer zur Stelle kam, ſchwammen und tauchten beide luſtig in ihrem wahren Elemente umher. Erſt in der jüngſten Zeit gelang es der Zoologiſchen Geſellſchaft zu London, einen lebenden Pinguin zu erwerben; er hat aber leider die Gefangenſchaft nicht lange ausgehalten.
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Die Schwimmer. Taucher. Floſſentaucher.
niedriger. Nachdem der alte Vogel etwa eine Minute lang geſchnattert hat, neigt er ſein Haupt herab,
öffnet ſein Maul ſoweit als möglich; das Junge ſteckt ſeinen Kopf da hinein, und es ſieht nun aus, als
ob es ein oder zwei Minuten lang ſauge. Das Geplärr wiederholt ſich, das Junge wird von Neuem
geäzt, und ſo ſpinnt ſich die Geſchichte ungefähr 10 Minuten lang fort. Nachdem die Jungen eine
gewiſſe Größe erreicht haben, d. h. etwas mehr als halbwüchſig geworden ſind, wendet ſich Alles dem
Meere zu, und die Brutſtätte verödet bis auf wenige Nachzügler, welche ſie ſich zum Ruheplatze
erkoren haben. Solche Zurückbleibende beobachtete wenigſtens Abott auf den Falklandsinſeln.
Wie es zugeht, wenn ſich Menſchen unter brütenden Floſſentauchern einfinden, haben uns Leſſon
und Garnot beſchrieben. Das Schiff „Urania“, welches unſere Forſcher trug, ſcheiterte an den
Maluinen, und die Mannſchaft, welche Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeſchickt, um ſolche zu
ſuchen. Sie betraten auch die Pinguineninſel, einen Brutplatz, welcher ungefähr zweihunderttauſend
Floſſentaucher beherbergte, in der Hoffnung, dort Seehunde zu finden. Bei ihrer Annäherung, welche
noch in der Nacht erfolgte, ſcholl ihnen ein furchtbares Geſchrei entgegen; als es Tag wurde, ſahen ſie
Tauſende von Vögeln am Ufer ſtehen, welche alle mit einem Male aus vollem Halſe ſchrien. Jeder
Einzelne hat eine Stimme, welche der des Eſels an Stärke kaum nachſteht; man mag ſich alſo das
Geſchrei vorſtellen, welches dieſe Tauſende hervorbrachten. Als die Schiffer das Land betreten hatten,
entflohen die Floſſentaucher ſo eilig als möglich und verſchwanden theilweiſe im hohen Graſe, theilweiſe
in ihren Löchern. Man bemerkte bald, daß ſie nur auf ihren Wegen fortliefen, ſtellte ſich dort auf
und konnte nunmehr die Vögel leicht ergreifen. Die Jagd wurde mit Stöcken betrieben und ſo oft
wiederholt, als nöthig ſchien, um ſich mit Lebensmitteln zu verſorgen. Acht bis zehn Mann wurden
abgeſchickt, ſchritten ſtill vorwärts, beſetzten die Wege und ſchlugen die Vögel mit kurzen Stöcken zu
Boden. Aber man mußte ihnen den Kopf entzwei ſchlagen, wenn ſie nicht wieder aufſtehen und
entfliehen ſollten. Wenn ſie ſich überraſcht ſahen, erhoben ſie ein herzzerreißendes Geſchrei, vertheidigten
ſich auch mit furchtbaren Schnabelhieben. Beim Gehen traten ſie ſo hart auf, daß man hätte glauben
können, kleine Pferde traben zu hören. Nach und nach lernte man die Jagd ausgiebig betreiben, und
in fünf bis ſechs Stunden wurden gewöhnlich ſechszig bis achtzig Stück erlegt. Sie gewährten der
Schiffsmannſchaft jedoch nur für zwei Tage Lebensmittel oder Nahrung. Jeder Vogel wog zwar zehn
bis zwölf Pfund; davon aber kam ein großer Theil auf die Eingeweide, und außerdem mußte beim
Abziehen der Haut alles Fett entfernt werden, ſo daß kaum mehr als drei bis vier Pfund Fleiſch von
einem Vogel übrig blieben. Ohne die eiſerne Noth würde man übrigens gegen die unſchuldigen Vögel
keinen Krieg geführt haben, denn das Fleiſch iſt ein ſehr ſchlechtes Nahrungsmittel.
Jung eingefangene Floſſentaucher laſſen ſich leicht zähmen, werden zutraulich und folgen ihrem
Herrn wie ein Hund; die Alten dagegen bleiben ſtets wild und biſſig, gehen ſchreiend und mit
dem Flügel klappend ſelbſt auf die größten Hausthiere los und ſuchen mit ihrem Schnabel ſoviel als
möglich Unfug zu ſtiften. Ein Schiffsführer erzählte mir, daß er einmal zwei Floſſentaucher ſechs
Wochen lang auf ſeinem Schiffe gehalten und mit Speck und Salzfleiſch ernährt habe. An dieſe
unnatürliche Nahrung hatten ſich die Gefangenen ſo gewöhnt, daß unſer Kapitän die beſte Hoffnung
hatte, ſie lebend nach Europa zu bringen. Eines ſchönen Tages aber fanden die beiden Pinguine
bei ihrem Spaziergange auf dem Verdecke eine Luke offen, ſahen ſehnſüchtig auf das Meer hinab und
ehe der beſorgte Beſitzer zur Stelle kam, ſchwammen und tauchten beide luſtig in ihrem wahren Elemente
umher. Erſt in der jüngſten Zeit gelang es der Zoologiſchen Geſellſchaft zu London, einen lebenden
Pinguin zu erwerben; er hat aber leider die Gefangenſchaft nicht lange ausgehalten.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1026>, abgerufen am 23.11.2024.
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