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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Weißbärtchen. Rüppell's Grasmücke. Schwarzköpfchen.
Mühle's: "daß es in Egypten gemein sei", ist also sehr zu beschränken. Mein Bruder sagt
übrigens ausdrücklich, daß er es im Winter in der Umgegend von Murcia habe singen hören, und
somit dürfte es erwiesen sein, daß wenigstens einige, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe ihrer
Brutplätze, so doch in ihrem heimatlichen Lande bleiben.

Jm Südosten Europas tritt zu den genaunten noch eine andere kleine Grasmücke, welche zu
Ehren Rüppell's benannt wurde (Curruca Rueppellii). Sie erinnert in ihrer Gesammtfärbung so
sehr an unsere graue Bachstelze, daß sie mit dieser verwechselt werden kann. Die Oberseite ist dunkel-
grau, die Unterseite weiß, röthlich überflogen, in der Weichengegend graulich; der Kopf und die
Kehle bis zur Brust sind dunkelschwarz; der Zügel ist aschgrau, ein Streifen, welcher von der
Schnabelwurzel, das Schwarz der Kehle begrenzend, nach hinten läuft, reinweiß; die Schwingen
und die kleinen Flügeldeckfedern sind bräunlichschwarz, letztere weiß gesäumt, die mittleren Schwanz-
federn schwarz, die äußersten ganz weiß, die zweiten, dritten und vierten jederseits an der Spitze und
an der Jnnenfahne mehr oder weniger weiß. Das Weibchen ist kleiner und blässer gezeichnet. Das
Auge ist hellbraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß röthlich, die Länge des Männchens beträgt 51/2,
die Breite 81/2, die Fittiglänge 21/2 Zoll.

Ueber die Lebensweise fehlen noch ausführliche Berichte. Wir wissen einstweilen nur, daß
Rüppell's Grasmücke ein Bewohner der buschigen Thäler der Wüsten oder wüstenähnlichen Gegenden
oder der spärlich bewachsenen Jnseln ist. Jn Griechenland gehört sie zu den Seltenheiten;
in Palästina, Kleinasien und auf den Jnseln des rothen Meeres ist sie häufiger; Egypten berührt sie
einzeln auf ihrem Zuge: ich habe sie ein einziges Mal in der Nähe des Mensalehsees bemerkt
und erlegt.



Während die bisher genannten Grasmücken sich, meiner Ansicht nach, so ähneln, daß jede
Trennung der einen Sippe unnöthig erscheint, zeigen andere ein entschieden selbständiges Gepräge
und verdienen deshalb in einer besondern Sippe vereinigt zu werden. Bonaparte hat dieser
Gruppe den Namen Pyrophthalma gegeben, weil alle hierhergehörigen Arten durch nacktes und lebhaft
gefärbtes Augenlid auffallen. Jm übrigen kennzeichnet die Strauchsänger ein sehr kurzer und stark
abgerundeter Flügel, in dem die dritte, vierte und fünfte Schwinge gleich lang und die längsten sind,
ein langer, deutlich abgestufter Schwanz und ein reiches, zerschlissenes, haarartiges Gefieder.

Das Schwarzköpfchen (Pyrophthalma melanocephala), das verbreitetste und häufigste Mit-
glied der Sippe, ist 53/4 Zoll lang, aber nur 7 Zoll breit; der Fittig mißt höchstens 2 1/6 , der Schwanz
aber 21/2 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist grauschwarz, das der Unterseite weiß, röthlich ange-
flogen; der Kopf ist sammtschwarz, die Kehle reinweiß; Flügel und Schwanzfedern find schwarz, die
drei äußersten Steuerfedern jederseits und die Außenfahnen der ersten weiß. Das Auge ist
braungelb, das nackte, stark aufgetriebene Augenlid ziegelroth, der Schnabel blau, der Fuß
röthlichgrau.

Von Südfrankreich und Süditalien an ist das Schwarzköpfchen über ganz Südeuropa verbreitet
und auch auf den kleinsten Jnseln noch zu finden, vorausgesetzt, daß es hier wenigstens einige dichte
Hecken gibt. Jm Niederwalde und in allen Gärten Griechenlands, Jtaliens und Spaniens ist es
gemein. Es wandert nicht, sondern bleibt, wie alle seine Verwandten, jahraus jahrein in der Heimat.
Jch habe es über ein Jahr lang fast tagtäglich beobachtet, ziehe es aber doch vor, Hansmann für
mich reden zu lassen, weil ich es für unmöglich halte, eine so ausgezeichnete Schilderung zu erreichen,
ganz abgesehen von einer Wahrung des Erstlingsrechtes, wie ich sie stets geübt habe. Nur in einer
Hinsicht kann ich Hansmann nicht ganz beistimmen. Er sagt sehr richtig, daß das Schwarzköpfchen

Weißbärtchen. Rüppell’s Grasmücke. Schwarzköpfchen.
Mühle’s: „daß es in Egypten gemein ſei‟, iſt alſo ſehr zu beſchränken. Mein Bruder ſagt
übrigens ausdrücklich, daß er es im Winter in der Umgegend von Murcia habe ſingen hören, und
ſomit dürfte es erwieſen ſein, daß wenigſtens einige, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe ihrer
Brutplätze, ſo doch in ihrem heimatlichen Lande bleiben.

Jm Südoſten Europas tritt zu den genaunten noch eine andere kleine Grasmücke, welche zu
Ehren Rüppell’s benannt wurde (Curruca Rueppellii). Sie erinnert in ihrer Geſammtfärbung ſo
ſehr an unſere graue Bachſtelze, daß ſie mit dieſer verwechſelt werden kann. Die Oberſeite iſt dunkel-
grau, die Unterſeite weiß, röthlich überflogen, in der Weichengegend graulich; der Kopf und die
Kehle bis zur Bruſt ſind dunkelſchwarz; der Zügel iſt aſchgrau, ein Streifen, welcher von der
Schnabelwurzel, das Schwarz der Kehle begrenzend, nach hinten läuft, reinweiß; die Schwingen
und die kleinen Flügeldeckfedern ſind bräunlichſchwarz, letztere weiß geſäumt, die mittleren Schwanz-
federn ſchwarz, die äußerſten ganz weiß, die zweiten, dritten und vierten jederſeits an der Spitze und
an der Jnnenfahne mehr oder weniger weiß. Das Weibchen iſt kleiner und bläſſer gezeichnet. Das
Auge iſt hellbraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß röthlich, die Länge des Männchens beträgt 5½,
die Breite 8½, die Fittiglänge 2½ Zoll.

Ueber die Lebensweiſe fehlen noch ausführliche Berichte. Wir wiſſen einſtweilen nur, daß
Rüppell’s Grasmücke ein Bewohner der buſchigen Thäler der Wüſten oder wüſtenähnlichen Gegenden
oder der ſpärlich bewachſenen Jnſeln iſt. Jn Griechenland gehört ſie zu den Seltenheiten;
in Paläſtina, Kleinaſien und auf den Jnſeln des rothen Meeres iſt ſie häufiger; Egypten berührt ſie
einzeln auf ihrem Zuge: ich habe ſie ein einziges Mal in der Nähe des Menſalehſees bemerkt
und erlegt.



Während die bisher genannten Grasmücken ſich, meiner Anſicht nach, ſo ähneln, daß jede
Trennung der einen Sippe unnöthig erſcheint, zeigen andere ein entſchieden ſelbſtändiges Gepräge
und verdienen deshalb in einer beſondern Sippe vereinigt zu werden. Bonaparte hat dieſer
Gruppe den Namen Pyrophthalma gegeben, weil alle hierhergehörigen Arten durch nacktes und lebhaft
gefärbtes Augenlid auffallen. Jm übrigen kennzeichnet die Strauchſänger ein ſehr kurzer und ſtark
abgerundeter Flügel, in dem die dritte, vierte und fünfte Schwinge gleich lang und die längſten ſind,
ein langer, deutlich abgeſtufter Schwanz und ein reiches, zerſchliſſenes, haarartiges Gefieder.

Das Schwarzköpfchen (Pyrophthalma melanocephala), das verbreitetſte und häufigſte Mit-
glied der Sippe, iſt 5¾ Zoll lang, aber nur 7 Zoll breit; der Fittig mißt höchſtens 2⅙, der Schwanz
aber 2½ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt grauſchwarz, das der Unterſeite weiß, röthlich ange-
flogen; der Kopf iſt ſammtſchwarz, die Kehle reinweiß; Flügel und Schwanzfedern find ſchwarz, die
drei äußerſten Steuerfedern jederſeits und die Außenfahnen der erſten weiß. Das Auge iſt
braungelb, das nackte, ſtark aufgetriebene Augenlid ziegelroth, der Schnabel blau, der Fuß
röthlichgrau.

Von Südfrankreich und Süditalien an iſt das Schwarzköpfchen über ganz Südeuropa verbreitet
und auch auf den kleinſten Jnſeln noch zu finden, vorausgeſetzt, daß es hier wenigſtens einige dichte
Hecken gibt. Jm Niederwalde und in allen Gärten Griechenlands, Jtaliens und Spaniens iſt es
gemein. Es wandert nicht, ſondern bleibt, wie alle ſeine Verwandten, jahraus jahrein in der Heimat.
Jch habe es über ein Jahr lang faſt tagtäglich beobachtet, ziehe es aber doch vor, Hansmann für
mich reden zu laſſen, weil ich es für unmöglich halte, eine ſo ausgezeichnete Schilderung zu erreichen,
ganz abgeſehen von einer Wahrung des Erſtlingsrechtes, wie ich ſie ſtets geübt habe. Nur in einer
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[853/0901] Weißbärtchen. Rüppell’s Grasmücke. Schwarzköpfchen. Mühle’s: „daß es in Egypten gemein ſei‟, iſt alſo ſehr zu beſchränken. Mein Bruder ſagt übrigens ausdrücklich, daß er es im Winter in der Umgegend von Murcia habe ſingen hören, und ſomit dürfte es erwieſen ſein, daß wenigſtens einige, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe ihrer Brutplätze, ſo doch in ihrem heimatlichen Lande bleiben. Jm Südoſten Europas tritt zu den genaunten noch eine andere kleine Grasmücke, welche zu Ehren Rüppell’s benannt wurde (Curruca Rueppellii). Sie erinnert in ihrer Geſammtfärbung ſo ſehr an unſere graue Bachſtelze, daß ſie mit dieſer verwechſelt werden kann. Die Oberſeite iſt dunkel- grau, die Unterſeite weiß, röthlich überflogen, in der Weichengegend graulich; der Kopf und die Kehle bis zur Bruſt ſind dunkelſchwarz; der Zügel iſt aſchgrau, ein Streifen, welcher von der Schnabelwurzel, das Schwarz der Kehle begrenzend, nach hinten läuft, reinweiß; die Schwingen und die kleinen Flügeldeckfedern ſind bräunlichſchwarz, letztere weiß geſäumt, die mittleren Schwanz- federn ſchwarz, die äußerſten ganz weiß, die zweiten, dritten und vierten jederſeits an der Spitze und an der Jnnenfahne mehr oder weniger weiß. Das Weibchen iſt kleiner und bläſſer gezeichnet. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß röthlich, die Länge des Männchens beträgt 5½, die Breite 8½, die Fittiglänge 2½ Zoll. Ueber die Lebensweiſe fehlen noch ausführliche Berichte. Wir wiſſen einſtweilen nur, daß Rüppell’s Grasmücke ein Bewohner der buſchigen Thäler der Wüſten oder wüſtenähnlichen Gegenden oder der ſpärlich bewachſenen Jnſeln iſt. Jn Griechenland gehört ſie zu den Seltenheiten; in Paläſtina, Kleinaſien und auf den Jnſeln des rothen Meeres iſt ſie häufiger; Egypten berührt ſie einzeln auf ihrem Zuge: ich habe ſie ein einziges Mal in der Nähe des Menſalehſees bemerkt und erlegt. Während die bisher genannten Grasmücken ſich, meiner Anſicht nach, ſo ähneln, daß jede Trennung der einen Sippe unnöthig erſcheint, zeigen andere ein entſchieden ſelbſtändiges Gepräge und verdienen deshalb in einer beſondern Sippe vereinigt zu werden. Bonaparte hat dieſer Gruppe den Namen Pyrophthalma gegeben, weil alle hierhergehörigen Arten durch nacktes und lebhaft gefärbtes Augenlid auffallen. Jm übrigen kennzeichnet die Strauchſänger ein ſehr kurzer und ſtark abgerundeter Flügel, in dem die dritte, vierte und fünfte Schwinge gleich lang und die längſten ſind, ein langer, deutlich abgeſtufter Schwanz und ein reiches, zerſchliſſenes, haarartiges Gefieder. Das Schwarzköpfchen (Pyrophthalma melanocephala), das verbreitetſte und häufigſte Mit- glied der Sippe, iſt 5¾ Zoll lang, aber nur 7 Zoll breit; der Fittig mißt höchſtens 2⅙, der Schwanz aber 2½ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt grauſchwarz, das der Unterſeite weiß, röthlich ange- flogen; der Kopf iſt ſammtſchwarz, die Kehle reinweiß; Flügel und Schwanzfedern find ſchwarz, die drei äußerſten Steuerfedern jederſeits und die Außenfahnen der erſten weiß. Das Auge iſt braungelb, das nackte, ſtark aufgetriebene Augenlid ziegelroth, der Schnabel blau, der Fuß röthlichgrau. Von Südfrankreich und Süditalien an iſt das Schwarzköpfchen über ganz Südeuropa verbreitet und auch auf den kleinſten Jnſeln noch zu finden, vorausgeſetzt, daß es hier wenigſtens einige dichte Hecken gibt. Jm Niederwalde und in allen Gärten Griechenlands, Jtaliens und Spaniens iſt es gemein. Es wandert nicht, ſondern bleibt, wie alle ſeine Verwandten, jahraus jahrein in der Heimat. Jch habe es über ein Jahr lang faſt tagtäglich beobachtet, ziehe es aber doch vor, Hansmann für mich reden zu laſſen, weil ich es für unmöglich halte, eine ſo ausgezeichnete Schilderung zu erreichen, ganz abgeſehen von einer Wahrung des Erſtlingsrechtes, wie ich ſie ſtets geübt habe. Nur in einer Hinſicht kann ich Hansmann nicht ganz beiſtimmen. Er ſagt ſehr richtig, daß das Schwarzköpfchen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/901>, abgerufen am 19.05.2024.