Ein anderes Mitglied der Gruppe ist das Hähnchen (Aleetrurus tricolor). Die Sippe, welche es bildet, zeichnet sich durch kurzen, steifen Schwanz aus, in welchem entweder die beiden äußersten oder die beiden mittleren Federn eigenthümlich gestaltet, nämlich ungleichfahnig sind. Der Schnabel ist dick, kegelförmig, an den Rändern bauchig, mit feinen Endhaken, der Fuß zierlich, hochläufig und langzehig, der Flügel mittellang, mäßig spitz, in ihm die dritte Schwinge die längste, die erste und zweite an der Spitze stark ausgeschnitten und verschmälert. Das Gefieder ist weich, aber kleinfederig; die Zügel- borsten sind stark entwickelt. Das männliche Hähnchen, bei welchem die Jnnenfahnen der sehr breiten Mittelschwanzsedern besonders entwickelt sind, ist schwarz, an der Kehle, am Vorderhalse, auf den Achseln und am Bauche weiß. Das Weibchen und die Jungen sind gelbbraun, an der Kehle weiß, mit vielen lichten Federrändern; die mittleren Schwanzfedern sind nicht breiter, als die seitlichen. Das Auge ist graubraun, der Schnabel schmuzighellbräunlich, der Fuß dunkelbraun. Die Länge beträgt 51/2, die Breite 8 2/3 Zoll, der Fittig mißt 21/2, der Schwanz etwas über 2 Zoll.
Das Hähnchen ist weit über Südamerika verbreitet. Azara entdeckte es in Paraguay; spätere Beobachter fanden es in Brasilien, in Bolivia und der argentinischen Republik auf, sodaß man sagen kann, es bewohnt alle Ebenen ganz Südamerikas. Nach Azara's und Orbigny's Beobachtungen hält es sich immer auf den Spitzen der hohen Grasstengel auf, erhebt sich vonhieraus zuweilen, um einem Kerbthiere nachzufliegen, hält sich in der Höhe auf Augenblicke still und läßt sich dann mit aus- gebreiteten Flügeln und Schwanz senkrecht wieder herabfallen. Orbigny hat es auch Kerbthiere vom Boden wegnehmen, niemals aber auf demselben sich niederlassen sehen. Der Flug geschieht ruck- weise und wird selten weit ausgedehnt; auch scheint das Hähnchen, wenn es nicht seiner Jagd gilt, nur im Nothfall zu fliegen. Vor dem Menschen scheut es sich nicht im Geringsten.
Die Artenzahl der Vögel, welche den vorhergenannten und unsern Fliegenfängern ähnlich gestaltet sind und ungefähr in derselben Weise leben, ist so außerordentlich groß, daß wir uns hier mehr beschränken müssen, als ich wünschen möchte. Wollte man versuchen, alle bekannten Fliegen- fänger zu beschreiben: man würde ein Buch allein mit ihnen füllen können. Die reichen Länder unter den Wendekreisen stellen ein überaus großes Heer von Kerbthiervertilgern, und unter ihnen sind die Vögel, welche den Fliegenfängern ähneln, bei weitem die zahlreichsten. Jch habe den Reich- thum Südamerikas an diesen Vögeln kaum andeuten können und bin ebensowenig im Stande, über die altweltlichen Arten der Gruppe Genügendes zu bieten.
Eine kleine Familie, welche in Ostindien, auf den benachbarten Eilanden, in Neuholland und Afrika zu Hause ist, hat man Raupenfresser (Campephagae) genannt. Sie enthält mittelgroße oder kleine Vögel mit mittellangen Flügeln, in denen die dritte und vierte oder die vierte und fünfte Schwinge die längsten sind, ziemlich langem, runden oder abgestuften Schwanze, kurzläufigen, schwachen Füßen und einem mäßig langen oder kurzen Schnabel, welcher am Grunde verbreitert, auf der Firste gewölbt oder gebogen, schwachhakig und zahnlos ist. Das Gefieder des Rückens pflegt in eigen- thümlicher Weise steif zu sein; die Federn um den Schnabel sind in schwache Borsten umgewandelt. Die Färbung ist bei den meisten ein manchfach schattirtes Grau, bei einigen aber ein sehr lebhaftes Roth oder Gelb.
Ueber die Stellung der Raupenfresser im System sind die Naturforscher noch unentschieden, und ebenso herrschen hinsichtlich der Begrenzung dieser Familie verschiedene Ansichten. Die Einen betrachten die Raupenfresser als echte Fliegenfänger, die Andern stellen sie zu den Würgern und Einige sogar zu den Schmuckvögeln. Hartlaub hat neuerdings eine Uebersicht der bekannten Arten gegeben und 67 von ihnen beschrieben. Ueber die Lebensweise mangeln noch ausführlichere Berichte. Wir wissen, daß die Raupenfresser sich in Wäldern und Gärten aufhalten, gewöhnlich zu kleinen
Die Fänger. Singvögel. Raupenfreſſer.
Ein anderes Mitglied der Gruppe iſt das Hähnchen (Aleetrurus tricolor). Die Sippe, welche es bildet, zeichnet ſich durch kurzen, ſteifen Schwanz aus, in welchem entweder die beiden äußerſten oder die beiden mittleren Federn eigenthümlich geſtaltet, nämlich ungleichfahnig ſind. Der Schnabel iſt dick, kegelförmig, an den Rändern bauchig, mit feinen Endhaken, der Fuß zierlich, hochläufig und langzehig, der Flügel mittellang, mäßig ſpitz, in ihm die dritte Schwinge die längſte, die erſte und zweite an der Spitze ſtark ausgeſchnitten und verſchmälert. Das Gefieder iſt weich, aber kleinfederig; die Zügel- borſten ſind ſtark entwickelt. Das männliche Hähnchen, bei welchem die Jnnenfahnen der ſehr breiten Mittelſchwanzſedern beſonders entwickelt ſind, iſt ſchwarz, an der Kehle, am Vorderhalſe, auf den Achſeln und am Bauche weiß. Das Weibchen und die Jungen ſind gelbbraun, an der Kehle weiß, mit vielen lichten Federrändern; die mittleren Schwanzfedern ſind nicht breiter, als die ſeitlichen. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel ſchmuzighellbräunlich, der Fuß dunkelbraun. Die Länge beträgt 5½, die Breite 8⅔ Zoll, der Fittig mißt 2½, der Schwanz etwas über 2 Zoll.
Das Hähnchen iſt weit über Südamerika verbreitet. Azara entdeckte es in Paraguay; ſpätere Beobachter fanden es in Braſilien, in Bolivia und der argentiniſchen Republik auf, ſodaß man ſagen kann, es bewohnt alle Ebenen ganz Südamerikas. Nach Azara’s und Orbigny’s Beobachtungen hält es ſich immer auf den Spitzen der hohen Grasſtengel auf, erhebt ſich vonhieraus zuweilen, um einem Kerbthiere nachzufliegen, hält ſich in der Höhe auf Augenblicke ſtill und läßt ſich dann mit aus- gebreiteten Flügeln und Schwanz ſenkrecht wieder herabfallen. Orbigny hat es auch Kerbthiere vom Boden wegnehmen, niemals aber auf demſelben ſich niederlaſſen ſehen. Der Flug geſchieht ruck- weiſe und wird ſelten weit ausgedehnt; auch ſcheint das Hähnchen, wenn es nicht ſeiner Jagd gilt, nur im Nothfall zu fliegen. Vor dem Menſchen ſcheut es ſich nicht im Geringſten.
Die Artenzahl der Vögel, welche den vorhergenannten und unſern Fliegenfängern ähnlich geſtaltet ſind und ungefähr in derſelben Weiſe leben, iſt ſo außerordentlich groß, daß wir uns hier mehr beſchränken müſſen, als ich wünſchen möchte. Wollte man verſuchen, alle bekannten Fliegen- fänger zu beſchreiben: man würde ein Buch allein mit ihnen füllen können. Die reichen Länder unter den Wendekreiſen ſtellen ein überaus großes Heer von Kerbthiervertilgern, und unter ihnen ſind die Vögel, welche den Fliegenfängern ähneln, bei weitem die zahlreichſten. Jch habe den Reich- thum Südamerikas an dieſen Vögeln kaum andeuten können und bin ebenſowenig im Stande, über die altweltlichen Arten der Gruppe Genügendes zu bieten.
Eine kleine Familie, welche in Oſtindien, auf den benachbarten Eilanden, in Neuholland und Afrika zu Hauſe iſt, hat man Raupenfreſſer (Campephagae) genannt. Sie enthält mittelgroße oder kleine Vögel mit mittellangen Flügeln, in denen die dritte und vierte oder die vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind, ziemlich langem, runden oder abgeſtuften Schwanze, kurzläufigen, ſchwachen Füßen und einem mäßig langen oder kurzen Schnabel, welcher am Grunde verbreitert, auf der Firſte gewölbt oder gebogen, ſchwachhakig und zahnlos iſt. Das Gefieder des Rückens pflegt in eigen- thümlicher Weiſe ſteif zu ſein; die Federn um den Schnabel ſind in ſchwache Borſten umgewandelt. Die Färbung iſt bei den meiſten ein manchfach ſchattirtes Grau, bei einigen aber ein ſehr lebhaftes Roth oder Gelb.
Ueber die Stellung der Raupenfreſſer im Syſtem ſind die Naturforſcher noch unentſchieden, und ebenſo herrſchen hinſichtlich der Begrenzung dieſer Familie verſchiedene Anſichten. Die Einen betrachten die Raupenfreſſer als echte Fliegenfänger, die Andern ſtellen ſie zu den Würgern und Einige ſogar zu den Schmuckvögeln. Hartlaub hat neuerdings eine Ueberſicht der bekannten Arten gegeben und 67 von ihnen beſchrieben. Ueber die Lebensweiſe mangeln noch ausführlichere Berichte. Wir wiſſen, daß die Raupenfreſſer ſich in Wäldern und Gärten aufhalten, gewöhnlich zu kleinen
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[726/0768]
Die Fänger. Singvögel. Raupenfreſſer.
Ein anderes Mitglied der Gruppe iſt das Hähnchen (Aleetrurus tricolor). Die Sippe, welche
es bildet, zeichnet ſich durch kurzen, ſteifen Schwanz aus, in welchem entweder die beiden äußerſten oder
die beiden mittleren Federn eigenthümlich geſtaltet, nämlich ungleichfahnig ſind. Der Schnabel iſt dick,
kegelförmig, an den Rändern bauchig, mit feinen Endhaken, der Fuß zierlich, hochläufig und langzehig,
der Flügel mittellang, mäßig ſpitz, in ihm die dritte Schwinge die längſte, die erſte und zweite an der
Spitze ſtark ausgeſchnitten und verſchmälert. Das Gefieder iſt weich, aber kleinfederig; die Zügel-
borſten ſind ſtark entwickelt. Das männliche Hähnchen, bei welchem die Jnnenfahnen der ſehr breiten
Mittelſchwanzſedern beſonders entwickelt ſind, iſt ſchwarz, an der Kehle, am Vorderhalſe, auf den
Achſeln und am Bauche weiß. Das Weibchen und die Jungen ſind gelbbraun, an der Kehle weiß,
mit vielen lichten Federrändern; die mittleren Schwanzfedern ſind nicht breiter, als die ſeitlichen.
Das Auge iſt graubraun, der Schnabel ſchmuzighellbräunlich, der Fuß dunkelbraun. Die Länge
beträgt 5½, die Breite 8⅔ Zoll, der Fittig mißt 2½, der Schwanz etwas über 2 Zoll.
Das Hähnchen iſt weit über Südamerika verbreitet. Azara entdeckte es in Paraguay; ſpätere
Beobachter fanden es in Braſilien, in Bolivia und der argentiniſchen Republik auf, ſodaß man ſagen
kann, es bewohnt alle Ebenen ganz Südamerikas. Nach Azara’s und Orbigny’s Beobachtungen
hält es ſich immer auf den Spitzen der hohen Grasſtengel auf, erhebt ſich vonhieraus zuweilen, um
einem Kerbthiere nachzufliegen, hält ſich in der Höhe auf Augenblicke ſtill und läßt ſich dann mit aus-
gebreiteten Flügeln und Schwanz ſenkrecht wieder herabfallen. Orbigny hat es auch Kerbthiere
vom Boden wegnehmen, niemals aber auf demſelben ſich niederlaſſen ſehen. Der Flug geſchieht ruck-
weiſe und wird ſelten weit ausgedehnt; auch ſcheint das Hähnchen, wenn es nicht ſeiner Jagd gilt,
nur im Nothfall zu fliegen. Vor dem Menſchen ſcheut es ſich nicht im Geringſten.
Die Artenzahl der Vögel, welche den vorhergenannten und unſern Fliegenfängern ähnlich
geſtaltet ſind und ungefähr in derſelben Weiſe leben, iſt ſo außerordentlich groß, daß wir uns hier
mehr beſchränken müſſen, als ich wünſchen möchte. Wollte man verſuchen, alle bekannten Fliegen-
fänger zu beſchreiben: man würde ein Buch allein mit ihnen füllen können. Die reichen Länder
unter den Wendekreiſen ſtellen ein überaus großes Heer von Kerbthiervertilgern, und unter ihnen
ſind die Vögel, welche den Fliegenfängern ähneln, bei weitem die zahlreichſten. Jch habe den Reich-
thum Südamerikas an dieſen Vögeln kaum andeuten können und bin ebenſowenig im Stande, über
die altweltlichen Arten der Gruppe Genügendes zu bieten.
Eine kleine Familie, welche in Oſtindien, auf den benachbarten Eilanden, in Neuholland und
Afrika zu Hauſe iſt, hat man Raupenfreſſer (Campephagae) genannt. Sie enthält mittelgroße
oder kleine Vögel mit mittellangen Flügeln, in denen die dritte und vierte oder die vierte und fünfte
Schwinge die längſten ſind, ziemlich langem, runden oder abgeſtuften Schwanze, kurzläufigen, ſchwachen
Füßen und einem mäßig langen oder kurzen Schnabel, welcher am Grunde verbreitert, auf der Firſte
gewölbt oder gebogen, ſchwachhakig und zahnlos iſt. Das Gefieder des Rückens pflegt in eigen-
thümlicher Weiſe ſteif zu ſein; die Federn um den Schnabel ſind in ſchwache Borſten umgewandelt.
Die Färbung iſt bei den meiſten ein manchfach ſchattirtes Grau, bei einigen aber ein ſehr lebhaftes
Roth oder Gelb.
Ueber die Stellung der Raupenfreſſer im Syſtem ſind die Naturforſcher noch unentſchieden, und
ebenſo herrſchen hinſichtlich der Begrenzung dieſer Familie verſchiedene Anſichten. Die Einen
betrachten die Raupenfreſſer als echte Fliegenfänger, die Andern ſtellen ſie zu den Würgern und
Einige ſogar zu den Schmuckvögeln. Hartlaub hat neuerdings eine Ueberſicht der bekannten Arten
gegeben und 67 von ihnen beſchrieben. Ueber die Lebensweiſe mangeln noch ausführlichere Berichte.
Wir wiſſen, daß die Raupenfreſſer ſich in Wäldern und Gärten aufhalten, gewöhnlich zu kleinen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/768>, abgerufen am 22.11.2024.
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