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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Singvögel. Buschwürger.
Größe besitzt nach Gould's Behauptung eine ähnliche Kraft im Schnabel, wie dieser Würger. Er
gebraucht denselben auch mit Erfolg zu seiner Vertheidigung.

Hinsichtlich der Fortpflanzung gilt wahrscheinlich Dasselbe, was bei dem verwandten weiß-
bäuchigen Falkenwürger
beobachtet wurde. Von ihm fand Gould ein Nest im Oktober auf
den höchsten und schwächsten Zweigen eines Gummibaumes in einer Höhe von etwa 50 Fuß über
dem Boden. Es ähnelte einer tiefen Mulde und war aus zaseriger Gummibaumrinde zusammen-
gebaut, mit Spinnweben überzogen und innen mit feinen Gräsern gefüttert. Die Eier waren auf
glänzend weißem Grunde zahlreich mit dunkler ölfarbigen Flecken gezeichnet, namentlich gegen das
stumpfe Ende hin.



Jn Afrika und Jndien lebt eine artenreiche Gruppe von Würgern, welche von den bisher
genannten nicht unwesentlich abweichen und deshalb in einer eigenen Familie oder wenigstens in
einer Unterfamilie zusammengestellt worden sind. Man hat diese Gruppe Wald- oder Busch-
würger
genannt, und dieser Name bezeichnet ihre Lebensweise auch in der That vortrefflich.

Die Buschwürger (Malaconoti) unterscheiden sich von den von uns bereits besprochenen
Verwandten durch folgende Merkmale: Die Schwingen sind in der Regel länger, als bei jenen,
der Schwanz ist meist kürzer, aber sehr verschieden gestaltet, bald gerade abgeschnitten, bald leicht
ausgeschweift, bald wiederum zugerundet. Die Füße sind schwächer und höher, der Schnabel ist
länger, weniger stark gebogen und minder deutlich gezahnt. Das Gefieder ist reichhaltig und
namentlich das des Unterrückens besonders entwickelt. Seine Färbung ist oft eine sehr prachtvolle.

Hinsichtlich ihrer Lebensweise scheinen sich die meisten Buschwürger sehr ähnlich zu sein. Sie
bewohnen paarweise oder in kleinen Trupps die Waldungen, halten sich in den dichtesten Kronen
der Bäume oder in Gebüschen auf, lassen sich wenig sehen, um so öfterer aber hören und tragen des-
halb zur Belebung der Wälder nicht wenig bei. Kerbthiere scheinen die ausschließliche Nahrung
aller hierher gehörigen Arten zu bilden; wenigstens liegt noch keine Beobachtung vor, daß sich die
eigentlichen Buschwürger auch an größeren Wirbelthieren vergreifen. Ueber die Fortpflanzung wissen
wir so gut als Nichts, wie überhaupt das Leben dieser Vögel noch sehr der Erforschung bedarf.
Jch werde mich in dem Nachfolgenden auf einige Arten beschränken, welche mir durch eigene Beob-
achtung bekannt geworden sind.

Unter diesen sind es namentlich die Flötenwürger (Laniarius), welche eine ausführliche
Beschreibung verdienen. Sie haben hinsichtlich ihres Leibesbaues fast mehr Aehnlichkeit mit den
Drosseln als mit den Würgern und erinnern auch hinsichtlich ihres Betragens an jene mehr als an
diese. Jhr Leib ist gestreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Flügel ziemlich lang, in ihm
die vierte oder fünfte Schwinge die längste, der Schwanz ziemlich lang, etwas abgerundet; der
Schnabel ist gestreckt, wenig gebogen, mit deutlichem Haken, aber schwachem Zahn; der Fuß ist hoch,
aber nicht schwach, namentlich die Zehen sind kräftig und mit starken Nägeln bewehrt.

Eine Art der Sippe ist der Scharlachwürger (Laniarius erythrogaster) aus Ostafrika, welcher
im Westen und Süden des Erdtheils durch eine ihm höchst ähnliche Art (Laniarius barbarus) ver-
treten wird. Die Oberseite des erstgenannten ist einfach glänzend schwarz, die Unterseite bis auf den
ledergelblichen Steiß prachtvoll scharlachroth; das Auge ist gelb, der Schnabel schwarz, der Fuß blei-
farbig. Die Länge beträgt ungefähr 9 Zoll; die Breite 13 Zoll; der Fittig mißt 4, der
Schwanz 31/2 Zoll. Die westafrikanische Art unterscheidet sich einzig und allein durch schmuziggelbe
Kopfplatte.

Die Fänger. Singvögel. Buſchwürger.
Größe beſitzt nach Gould’s Behauptung eine ähnliche Kraft im Schnabel, wie dieſer Würger. Er
gebraucht denſelben auch mit Erfolg zu ſeiner Vertheidigung.

Hinſichtlich der Fortpflanzung gilt wahrſcheinlich Daſſelbe, was bei dem verwandten weiß-
bäuchigen Falkenwürger
beobachtet wurde. Von ihm fand Gould ein Neſt im Oktober auf
den höchſten und ſchwächſten Zweigen eines Gummibaumes in einer Höhe von etwa 50 Fuß über
dem Boden. Es ähnelte einer tiefen Mulde und war aus zaſeriger Gummibaumrinde zuſammen-
gebaut, mit Spinnweben überzogen und innen mit feinen Gräſern gefüttert. Die Eier waren auf
glänzend weißem Grunde zahlreich mit dunkler ölfarbigen Flecken gezeichnet, namentlich gegen das
ſtumpfe Ende hin.



Jn Afrika und Jndien lebt eine artenreiche Gruppe von Würgern, welche von den bisher
genannten nicht unweſentlich abweichen und deshalb in einer eigenen Familie oder wenigſtens in
einer Unterfamilie zuſammengeſtellt worden ſind. Man hat dieſe Gruppe Wald- oder Buſch-
würger
genannt, und dieſer Name bezeichnet ihre Lebensweiſe auch in der That vortrefflich.

Die Buſchwürger (Malaconoti) unterſcheiden ſich von den von uns bereits beſprochenen
Verwandten durch folgende Merkmale: Die Schwingen ſind in der Regel länger, als bei jenen,
der Schwanz iſt meiſt kürzer, aber ſehr verſchieden geſtaltet, bald gerade abgeſchnitten, bald leicht
ausgeſchweift, bald wiederum zugerundet. Die Füße ſind ſchwächer und höher, der Schnabel iſt
länger, weniger ſtark gebogen und minder deutlich gezahnt. Das Gefieder iſt reichhaltig und
namentlich das des Unterrückens beſonders entwickelt. Seine Färbung iſt oft eine ſehr prachtvolle.

Hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ſcheinen ſich die meiſten Buſchwürger ſehr ähnlich zu ſein. Sie
bewohnen paarweiſe oder in kleinen Trupps die Waldungen, halten ſich in den dichteſten Kronen
der Bäume oder in Gebüſchen auf, laſſen ſich wenig ſehen, um ſo öfterer aber hören und tragen des-
halb zur Belebung der Wälder nicht wenig bei. Kerbthiere ſcheinen die ausſchließliche Nahrung
aller hierher gehörigen Arten zu bilden; wenigſtens liegt noch keine Beobachtung vor, daß ſich die
eigentlichen Buſchwürger auch an größeren Wirbelthieren vergreifen. Ueber die Fortpflanzung wiſſen
wir ſo gut als Nichts, wie überhaupt das Leben dieſer Vögel noch ſehr der Erforſchung bedarf.
Jch werde mich in dem Nachfolgenden auf einige Arten beſchränken, welche mir durch eigene Beob-
achtung bekannt geworden ſind.

Unter dieſen ſind es namentlich die Flötenwürger (Laniarius), welche eine ausführliche
Beſchreibung verdienen. Sie haben hinſichtlich ihres Leibesbaues faſt mehr Aehnlichkeit mit den
Droſſeln als mit den Würgern und erinnern auch hinſichtlich ihres Betragens an jene mehr als an
dieſe. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Flügel ziemlich lang, in ihm
die vierte oder fünfte Schwinge die längſte, der Schwanz ziemlich lang, etwas abgerundet; der
Schnabel iſt geſtreckt, wenig gebogen, mit deutlichem Haken, aber ſchwachem Zahn; der Fuß iſt hoch,
aber nicht ſchwach, namentlich die Zehen ſind kräftig und mit ſtarken Nägeln bewehrt.

Eine Art der Sippe iſt der Scharlachwürger (Laniarius erythrogaster) aus Oſtafrika, welcher
im Weſten und Süden des Erdtheils durch eine ihm höchſt ähnliche Art (Laniarius barbarus) ver-
treten wird. Die Oberſeite des erſtgenannten iſt einfach glänzend ſchwarz, die Unterſeite bis auf den
ledergelblichen Steiß prachtvoll ſcharlachroth; das Auge iſt gelb, der Schnabel ſchwarz, der Fuß blei-
farbig. Die Länge beträgt ungefähr 9 Zoll; die Breite 13 Zoll; der Fittig mißt 4, der
Schwanz 3½ Zoll. Die weſtafrikaniſche Art unterſcheidet ſich einzig und allein durch ſchmuziggelbe
Kopfplatte.

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[704/0746] Die Fänger. Singvögel. Buſchwürger. Größe beſitzt nach Gould’s Behauptung eine ähnliche Kraft im Schnabel, wie dieſer Würger. Er gebraucht denſelben auch mit Erfolg zu ſeiner Vertheidigung. Hinſichtlich der Fortpflanzung gilt wahrſcheinlich Daſſelbe, was bei dem verwandten weiß- bäuchigen Falkenwürger beobachtet wurde. Von ihm fand Gould ein Neſt im Oktober auf den höchſten und ſchwächſten Zweigen eines Gummibaumes in einer Höhe von etwa 50 Fuß über dem Boden. Es ähnelte einer tiefen Mulde und war aus zaſeriger Gummibaumrinde zuſammen- gebaut, mit Spinnweben überzogen und innen mit feinen Gräſern gefüttert. Die Eier waren auf glänzend weißem Grunde zahlreich mit dunkler ölfarbigen Flecken gezeichnet, namentlich gegen das ſtumpfe Ende hin. Jn Afrika und Jndien lebt eine artenreiche Gruppe von Würgern, welche von den bisher genannten nicht unweſentlich abweichen und deshalb in einer eigenen Familie oder wenigſtens in einer Unterfamilie zuſammengeſtellt worden ſind. Man hat dieſe Gruppe Wald- oder Buſch- würger genannt, und dieſer Name bezeichnet ihre Lebensweiſe auch in der That vortrefflich. Die Buſchwürger (Malaconoti) unterſcheiden ſich von den von uns bereits beſprochenen Verwandten durch folgende Merkmale: Die Schwingen ſind in der Regel länger, als bei jenen, der Schwanz iſt meiſt kürzer, aber ſehr verſchieden geſtaltet, bald gerade abgeſchnitten, bald leicht ausgeſchweift, bald wiederum zugerundet. Die Füße ſind ſchwächer und höher, der Schnabel iſt länger, weniger ſtark gebogen und minder deutlich gezahnt. Das Gefieder iſt reichhaltig und namentlich das des Unterrückens beſonders entwickelt. Seine Färbung iſt oft eine ſehr prachtvolle. Hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ſcheinen ſich die meiſten Buſchwürger ſehr ähnlich zu ſein. Sie bewohnen paarweiſe oder in kleinen Trupps die Waldungen, halten ſich in den dichteſten Kronen der Bäume oder in Gebüſchen auf, laſſen ſich wenig ſehen, um ſo öfterer aber hören und tragen des- halb zur Belebung der Wälder nicht wenig bei. Kerbthiere ſcheinen die ausſchließliche Nahrung aller hierher gehörigen Arten zu bilden; wenigſtens liegt noch keine Beobachtung vor, daß ſich die eigentlichen Buſchwürger auch an größeren Wirbelthieren vergreifen. Ueber die Fortpflanzung wiſſen wir ſo gut als Nichts, wie überhaupt das Leben dieſer Vögel noch ſehr der Erforſchung bedarf. Jch werde mich in dem Nachfolgenden auf einige Arten beſchränken, welche mir durch eigene Beob- achtung bekannt geworden ſind. Unter dieſen ſind es namentlich die Flötenwürger (Laniarius), welche eine ausführliche Beſchreibung verdienen. Sie haben hinſichtlich ihres Leibesbaues faſt mehr Aehnlichkeit mit den Droſſeln als mit den Würgern und erinnern auch hinſichtlich ihres Betragens an jene mehr als an dieſe. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Flügel ziemlich lang, in ihm die vierte oder fünfte Schwinge die längſte, der Schwanz ziemlich lang, etwas abgerundet; der Schnabel iſt geſtreckt, wenig gebogen, mit deutlichem Haken, aber ſchwachem Zahn; der Fuß iſt hoch, aber nicht ſchwach, namentlich die Zehen ſind kräftig und mit ſtarken Nägeln bewehrt. Eine Art der Sippe iſt der Scharlachwürger (Laniarius erythrogaster) aus Oſtafrika, welcher im Weſten und Süden des Erdtheils durch eine ihm höchſt ähnliche Art (Laniarius barbarus) ver- treten wird. Die Oberſeite des erſtgenannten iſt einfach glänzend ſchwarz, die Unterſeite bis auf den ledergelblichen Steiß prachtvoll ſcharlachroth; das Auge iſt gelb, der Schnabel ſchwarz, der Fuß blei- farbig. Die Länge beträgt ungefähr 9 Zoll; die Breite 13 Zoll; der Fittig mißt 4, der Schwanz 3½ Zoll. Die weſtafrikaniſche Art unterſcheidet ſich einzig und allein durch ſchmuziggelbe Kopfplatte.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/746>, abgerufen am 26.11.2024.