Prachtziegenmelker. Whip-poor-Will. Schleppen- und Leierschwalbe.
Oberhals und Brust ähneln in der Färbung dem Rücken; das übrige Gefieder der Unterseite ist blässer und gefleckt; ein gelblichweißes Band umgibt den Vorderhals.
Die Heimat dieser Nachtschwalbe ist der größte Theil von Nordamerika; gelegentlich ihres regel- mäßigen Winterzugs kommt sie auch in Mittelamerika und in Westindien vor. --
Ganz Mittelafrika wird von Ziegenmelkern bewohnt, welche sich hauptsächlich durch einen auffallend langen Stufenschwanz auszeichnen, aber auch außerdem noch durch gewisse Merkmale von andern unterscheiden und deshalb unter dem Namen Scotornis in einer besondern Sippe vereinigt worden sind. Wir wollen die betreffenden Arten kurzweg Schleppenschwalben nennen. Die Kennzeichen sind kurz zusammengefaßt folgende: Der Leib ist klein, der Schwanz aber außerordentlich entwickelt, viel länger als der Körper, und sehr stark abgestuft. Der Fittig ist etwas stumpfer als bei andern Ziegenmelkern, weil in ihm die dritte Schwinge die längste ist. Der Schnabel ist sehr klein und schwach; die Schnurrborsten aber sind verhältnißmäßig lang. Die innere Zehe ist länger als die äußere. Das Gefieder der Schleppenschwalbe (Scotornis climacurus) ist schwer zu beschreiben. Ein lichtes Rothbraun ist die Grundfarbe; die dunklere Fleckenzeichnung vertheilt sich in ähnlicher Weise wie bei anderen Arten der Familie. Das Kinn und ein Zügelstreifen sind weiß, die kleinen Flügeldeck- federn weiß zugespitzt, die Schwingen schwarz, an der Spitze grau gesprenkelt, die ersten sechs in der Mitte breit weiß gebändert, die übrigen schwarz und roth gefleckt, weiß an der Spitze. Die mittleren Schwanzfedern sind dunkler und lichter in die Quere gewellt, die äußeren an der Außenfahne und Spitze, die nächsten beiden an der Spitze allein weiß. Die Unterseite ist fein braun und grau gewellt. Das Männchen ist 15 Zoll lang und 20 Zoll breit; der Fittig mißt 51/2, der Schwanz volle 91/2 Zoll. Das Weibchen ist beträchtlich kleiner, namentlich bedeutend kürzer.
Nach den bisher bekannten Beobachtungen ist die Schleppschwalbe in allen dünn bestandenen Waldungen der Steppenländer Mittelafrikas gemein. Es wird behauptet, daß sie auch in Europa und zwar in Provence vorgekommen wäre; | diese Angabe fordert jedoch zu sehr gerechten Zweifeln heraus. Nach meinen Erfahrungen wenigstens kommt der Vogel regelmäßig nicht nördlich des sechs- zehnten Breitegrades vor, und es läßt sich kaum annehmen, daß er sich von Mittelafrika her bis Europa verfliegen sollte. Doch wird er in allen Verzeichnissen der europäischen Vögel mit aufgeführt.
Bei andern Nachtschwalben ist der Schwanz beim Männchen sehr tief, beim Weibchen weniger auffallend gegabelt, der Flügel lang und stark, seine vorderste Schwinge am Rande gekerbt wie bei den Eulen, der Schnabel sehr gestreckt, an der Spitze verhältnißmäßig stark, der Fuß fein und zierlich gebaut, oben befiedert, unten getafelt. Man hat die hierher gehörigen Arten, welche nur in Süd- amerika vorkommen, Hydropsalis genannt.
Da die Schwanzbildung das Bemerkenswertheste ist, genügt es, wenn ich von einer der bekanntesten, welche wir Leierschwalbe nennen wollen (Hydropsalis forcipata), bemerke, daß das Gefieder braun und gelb gefleckt und die Halsmitte weiß ist, im übrigen aber die Zeichnung dem bei dem Nachtschatten allgemeinen Gepräge entspricht. Die äußerste Schwanzfeder ist fast dreimal so lang als der Leib; deshalb beträgt die Länge 26 bis 28 Zoll, wovon nur 7 Zoll auf den Leib kommen; der Fittig mißt 9 Zoll.
Nach Burmeister's Angaben leben die Leierschwalben einsam im tiefen Wald, wie es scheint, nirgends häufig. Nach Azara wandern einige Arten zuweilen in Paraguay ein, halten sich dort ebenfalls im Walde auf und fliegen, ebenso wie andere Nachtschwalben auch, gern niedrig über dem Wasser der Bäche dahin, -- daher ihr wissenschaftlicher Name. --
Endlich haben wir noch derjenigen Nachtschwalben zu gedenken, bei denen gewisse Flügelfedern eigenthümlich entwickelt sind. Jhnen möchte ich im Deutschen denselben Namen beilegen, welchen die Araber ihnen gegeben haben, so wunderlich er auch klingen mag: ich möchte sie Vierflügel
Prachtziegenmelker. Whip-poor-Will. Schleppen- und Leierſchwalbe.
Oberhals und Bruſt ähneln in der Färbung dem Rücken; das übrige Gefieder der Unterſeite iſt bläſſer und gefleckt; ein gelblichweißes Band umgibt den Vorderhals.
Die Heimat dieſer Nachtſchwalbe iſt der größte Theil von Nordamerika; gelegentlich ihres regel- mäßigen Winterzugs kommt ſie auch in Mittelamerika und in Weſtindien vor. —
Ganz Mittelafrika wird von Ziegenmelkern bewohnt, welche ſich hauptſächlich durch einen auffallend langen Stufenſchwanz auszeichnen, aber auch außerdem noch durch gewiſſe Merkmale von andern unterſcheiden und deshalb unter dem Namen Scotornis in einer beſondern Sippe vereinigt worden ſind. Wir wollen die betreffenden Arten kurzweg Schleppenſchwalben nennen. Die Kennzeichen ſind kurz zuſammengefaßt folgende: Der Leib iſt klein, der Schwanz aber außerordentlich entwickelt, viel länger als der Körper, und ſehr ſtark abgeſtuft. Der Fittig iſt etwas ſtumpfer als bei andern Ziegenmelkern, weil in ihm die dritte Schwinge die längſte iſt. Der Schnabel iſt ſehr klein und ſchwach; die Schnurrborſten aber ſind verhältnißmäßig lang. Die innere Zehe iſt länger als die äußere. Das Gefieder der Schleppenſchwalbe (Scotornis climacurus) iſt ſchwer zu beſchreiben. Ein lichtes Rothbraun iſt die Grundfarbe; die dunklere Fleckenzeichnung vertheilt ſich in ähnlicher Weiſe wie bei anderen Arten der Familie. Das Kinn und ein Zügelſtreifen ſind weiß, die kleinen Flügeldeck- federn weiß zugeſpitzt, die Schwingen ſchwarz, an der Spitze grau geſprenkelt, die erſten ſechs in der Mitte breit weiß gebändert, die übrigen ſchwarz und roth gefleckt, weiß an der Spitze. Die mittleren Schwanzfedern ſind dunkler und lichter in die Quere gewellt, die äußeren an der Außenfahne und Spitze, die nächſten beiden an der Spitze allein weiß. Die Unterſeite iſt fein braun und grau gewellt. Das Männchen iſt 15 Zoll lang und 20 Zoll breit; der Fittig mißt 5½, der Schwanz volle 9½ Zoll. Das Weibchen iſt beträchtlich kleiner, namentlich bedeutend kürzer.
Nach den bisher bekannten Beobachtungen iſt die Schleppſchwalbe in allen dünn beſtandenen Waldungen der Steppenländer Mittelafrikas gemein. Es wird behauptet, daß ſie auch in Europa und zwar in Provence vorgekommen wäre; | dieſe Angabe fordert jedoch zu ſehr gerechten Zweifeln heraus. Nach meinen Erfahrungen wenigſtens kommt der Vogel regelmäßig nicht nördlich des ſechs- zehnten Breitegrades vor, und es läßt ſich kaum annehmen, daß er ſich von Mittelafrika her bis Europa verfliegen ſollte. Doch wird er in allen Verzeichniſſen der europäiſchen Vögel mit aufgeführt.
Bei andern Nachtſchwalben iſt der Schwanz beim Männchen ſehr tief, beim Weibchen weniger auffallend gegabelt, der Flügel lang und ſtark, ſeine vorderſte Schwinge am Rande gekerbt wie bei den Eulen, der Schnabel ſehr geſtreckt, an der Spitze verhältnißmäßig ſtark, der Fuß fein und zierlich gebaut, oben befiedert, unten getafelt. Man hat die hierher gehörigen Arten, welche nur in Süd- amerika vorkommen, Hydropsalis genannt.
Da die Schwanzbildung das Bemerkenswertheſte iſt, genügt es, wenn ich von einer der bekannteſten, welche wir Leierſchwalbe nennen wollen (Hydropsalis forcipata), bemerke, daß das Gefieder braun und gelb gefleckt und die Halsmitte weiß iſt, im übrigen aber die Zeichnung dem bei dem Nachtſchatten allgemeinen Gepräge entſpricht. Die äußerſte Schwanzfeder iſt faſt dreimal ſo lang als der Leib; deshalb beträgt die Länge 26 bis 28 Zoll, wovon nur 7 Zoll auf den Leib kommen; der Fittig mißt 9 Zoll.
Nach Burmeiſter’s Angaben leben die Leierſchwalben einſam im tiefen Wald, wie es ſcheint, nirgends häufig. Nach Azara wandern einige Arten zuweilen in Paraguay ein, halten ſich dort ebenfalls im Walde auf und fliegen, ebenſo wie andere Nachtſchwalben auch, gern niedrig über dem Waſſer der Bäche dahin, — daher ihr wiſſenſchaftlicher Name. —
Endlich haben wir noch derjenigen Nachtſchwalben zu gedenken, bei denen gewiſſe Flügelfedern eigenthümlich entwickelt ſind. Jhnen möchte ich im Deutſchen denſelben Namen beilegen, welchen die Araber ihnen gegeben haben, ſo wunderlich er auch klingen mag: ich möchte ſie Vierflügel
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Prachtziegenmelker. Whip-poor-Will. Schleppen- und Leierſchwalbe.
Oberhals und Bruſt ähneln in der Färbung dem Rücken; das übrige Gefieder der Unterſeite iſt
bläſſer und gefleckt; ein gelblichweißes Band umgibt den Vorderhals.
Die Heimat dieſer Nachtſchwalbe iſt der größte Theil von Nordamerika; gelegentlich ihres regel-
mäßigen Winterzugs kommt ſie auch in Mittelamerika und in Weſtindien vor. —
Ganz Mittelafrika wird von Ziegenmelkern bewohnt, welche ſich hauptſächlich durch einen
auffallend langen Stufenſchwanz auszeichnen, aber auch außerdem noch durch gewiſſe Merkmale von
andern unterſcheiden und deshalb unter dem Namen Scotornis in einer beſondern Sippe vereinigt
worden ſind. Wir wollen die betreffenden Arten kurzweg Schleppenſchwalben nennen. Die
Kennzeichen ſind kurz zuſammengefaßt folgende: Der Leib iſt klein, der Schwanz aber außerordentlich
entwickelt, viel länger als der Körper, und ſehr ſtark abgeſtuft. Der Fittig iſt etwas ſtumpfer als bei
andern Ziegenmelkern, weil in ihm die dritte Schwinge die längſte iſt. Der Schnabel iſt ſehr klein und
ſchwach; die Schnurrborſten aber ſind verhältnißmäßig lang. Die innere Zehe iſt länger als die
äußere. Das Gefieder der Schleppenſchwalbe (Scotornis climacurus) iſt ſchwer zu beſchreiben.
Ein lichtes Rothbraun iſt die Grundfarbe; die dunklere Fleckenzeichnung vertheilt ſich in ähnlicher Weiſe
wie bei anderen Arten der Familie. Das Kinn und ein Zügelſtreifen ſind weiß, die kleinen Flügeldeck-
federn weiß zugeſpitzt, die Schwingen ſchwarz, an der Spitze grau geſprenkelt, die erſten ſechs in der
Mitte breit weiß gebändert, die übrigen ſchwarz und roth gefleckt, weiß an der Spitze. Die mittleren
Schwanzfedern ſind dunkler und lichter in die Quere gewellt, die äußeren an der Außenfahne und
Spitze, die nächſten beiden an der Spitze allein weiß. Die Unterſeite iſt fein braun und grau
gewellt. Das Männchen iſt 15 Zoll lang und 20 Zoll breit; der Fittig mißt 5½, der Schwanz
volle 9½ Zoll. Das Weibchen iſt beträchtlich kleiner, namentlich bedeutend kürzer.
Nach den bisher bekannten Beobachtungen iſt die Schleppſchwalbe in allen dünn beſtandenen
Waldungen der Steppenländer Mittelafrikas gemein. Es wird behauptet, daß ſie auch in Europa
und zwar in Provence vorgekommen wäre; | dieſe Angabe fordert jedoch zu ſehr gerechten Zweifeln
heraus. Nach meinen Erfahrungen wenigſtens kommt der Vogel regelmäßig nicht nördlich des ſechs-
zehnten Breitegrades vor, und es läßt ſich kaum annehmen, daß er ſich von Mittelafrika her bis
Europa verfliegen ſollte. Doch wird er in allen Verzeichniſſen der europäiſchen Vögel mit aufgeführt.
Bei andern Nachtſchwalben iſt der Schwanz beim Männchen ſehr tief, beim Weibchen weniger
auffallend gegabelt, der Flügel lang und ſtark, ſeine vorderſte Schwinge am Rande gekerbt wie bei
den Eulen, der Schnabel ſehr geſtreckt, an der Spitze verhältnißmäßig ſtark, der Fuß fein und zierlich
gebaut, oben befiedert, unten getafelt. Man hat die hierher gehörigen Arten, welche nur in Süd-
amerika vorkommen, Hydropsalis genannt.
Da die Schwanzbildung das Bemerkenswertheſte iſt, genügt es, wenn ich von einer der
bekannteſten, welche wir Leierſchwalbe nennen wollen (Hydropsalis forcipata), bemerke, daß
das Gefieder braun und gelb gefleckt und die Halsmitte weiß iſt, im übrigen aber die Zeichnung dem
bei dem Nachtſchatten allgemeinen Gepräge entſpricht. Die äußerſte Schwanzfeder iſt faſt dreimal
ſo lang als der Leib; deshalb beträgt die Länge 26 bis 28 Zoll, wovon nur 7 Zoll auf den Leib
kommen; der Fittig mißt 9 Zoll.
Nach Burmeiſter’s Angaben leben die Leierſchwalben einſam im tiefen Wald, wie es ſcheint,
nirgends häufig. Nach Azara wandern einige Arten zuweilen in Paraguay ein, halten ſich dort
ebenfalls im Walde auf und fliegen, ebenſo wie andere Nachtſchwalben auch, gern niedrig über dem
Waſſer der Bäche dahin, — daher ihr wiſſenſchaftlicher Name. —
Endlich haben wir noch derjenigen Nachtſchwalben zu gedenken, bei denen gewiſſe Flügelfedern
eigenthümlich entwickelt ſind. Jhnen möchte ich im Deutſchen denſelben Namen beilegen, welchen die
Araber ihnen gegeben haben, ſo wunderlich er auch klingen mag: ich möchte ſie Vierflügel
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/705>, abgerufen am 22.11.2024.
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