futter einige Jahre lang erhalten wurden, scheinbar sich auch wohlbefanden und sangen: Dies aber ist Alles, was ich hierüber zu sagen vermag.
Von den übrigen Edelschwalben der Erde mögen noch zwei Arten hier Erwähnung finden: die eine wegen ihrer bedeutenden Größe, die zweite wegen ihrer auffallenden Schwanzbildung, welche einigen Forschern so wichtig erschienen ist, daß sie gedachte Schwalbe zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben haben.
Die ersterwähnte Art wurde zuerst am Senegal gefunden und deshalb Senegalschwalbe (Cecropis senegalensis) genannt; sie verbreitet sich aber über ganz Mittelafrika, von der Westküste
[Abbildung]
Die Fadenschwalbe (Cecropis -- Uromitus -- filifera).
an bis zum Gestade des rothen oder indischen Meeres. Wo sie vorkommt, ist sie häufig; ich sah sie oft in Kordofahn, Heuglin fand sie zahlreich am Tana- See und anderswo in Abissinien. Sie lebt nicht eigentlich als Hausschwalbe, sondern mehr in den spärlich bewachsenen Steppen; möglicher Weise nistet sie in den hohlen Adansonienstämmen. Jn ihrem Wesen und Betragen stimmt sie so genau mit der Rauchschwalbe überein, daß wir von ihrer Lebensbe- schreibung absehen können.
Die Senegalschwalbe ist 8 Zoll lang und 15 Zoll breit; der Fittig mißt 51/2 Zoll, der Schwanz 41/2 Zoll. Das Gefieder ist glänzend blauschwarz auf der Oberseite, mit Ausnahme des Bürzels und eines Halsringes, welche licht röthlichbraun sind. Diese Färbung ist vorherrschend auf der ganzen Unterseite; nur die Kehle und die Oberbrust sind etwas lichter.
Nah verwandte Arten, möglicher Weise nur Abarten dieser Riesenform der Schwalben leben am Kap und in Angola.
Die Fadenschwalbe (Cecropis -- Uromi- tus -- filifera) zeichnet sich in demselben Grade, wie die Senegalschwalbe durch die Größe, durch ihre Zierlichkeit aus. Bezeichnend für sie ist, daß die beiden äußersten Federn des sonst seicht gegabelten Schwanzes ungewöhnlich verlängert und zugleich ver- schmälert sind, so daß sie fadenförmig erscheinen. Das Gefieder glänzt auf der Oberseite im pracht- vollen Stahlblau; der Scheitel ist rostroth, die Wangengegend schwarz; die ganze Unterseite ist gleich- mäßig weiß; die Schwanzfedern zeigen weiße Flecken, wie bei andern Schwalben. Die Länge beträgt 5 Zoll, einschließlich der langen Schwanzfedern aber 8 Zoll und mehr, die Breite 11 Zoll. Beim Weibchen sind die Fadenfedern weniger ausgebildet.
Ost-Afrika und Jndien sind die Heimatsländer dieser schönen Schwalbe. Jch habe sie von Mittelnubien an nach Süden hin beobachtet, jedoch immer nur einzeln, paarweise oder höchstens in kleinen Trupps. So ist es auch in Jndien und Kaschmir.
Hinsichtlich ihres Betragens habe ich nichts Absonderliches bemerken können: sie gleicht unserer Rauchschwalbe an Schnelle, Gewandtheit und Anmuth der Bewegungen und ebenso rücksichtlich des
Die Fänger. Sperrvögel. Schwalben.
futter einige Jahre lang erhalten wurden, ſcheinbar ſich auch wohlbefanden und ſangen: Dies aber iſt Alles, was ich hierüber zu ſagen vermag.
Von den übrigen Edelſchwalben der Erde mögen noch zwei Arten hier Erwähnung finden: die eine wegen ihrer bedeutenden Größe, die zweite wegen ihrer auffallenden Schwanzbildung, welche einigen Forſchern ſo wichtig erſchienen iſt, daß ſie gedachte Schwalbe zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben haben.
Die erſterwähnte Art wurde zuerſt am Senegal gefunden und deshalb Senegalſchwalbe (Cecropis senegalensis) genannt; ſie verbreitet ſich aber über ganz Mittelafrika, von der Weſtküſte
[Abbildung]
Die Fadenſchwalbe (Cecropiſ — Uromituſ — filifera).
an bis zum Geſtade des rothen oder indiſchen Meeres. Wo ſie vorkommt, iſt ſie häufig; ich ſah ſie oft in Kordofahn, Heuglin fand ſie zahlreich am Tana- See und anderswo in Abiſſinien. Sie lebt nicht eigentlich als Hausſchwalbe, ſondern mehr in den ſpärlich bewachſenen Steppen; möglicher Weiſe niſtet ſie in den hohlen Adanſonienſtämmen. Jn ihrem Weſen und Betragen ſtimmt ſie ſo genau mit der Rauchſchwalbe überein, daß wir von ihrer Lebensbe- ſchreibung abſehen können.
Die Senegalſchwalbe iſt 8 Zoll lang und 15 Zoll breit; der Fittig mißt 5½ Zoll, der Schwanz 4½ Zoll. Das Gefieder iſt glänzend blauſchwarz auf der Oberſeite, mit Ausnahme des Bürzels und eines Halsringes, welche licht röthlichbraun ſind. Dieſe Färbung iſt vorherrſchend auf der ganzen Unterſeite; nur die Kehle und die Oberbruſt ſind etwas lichter.
Nah verwandte Arten, möglicher Weiſe nur Abarten dieſer Rieſenform der Schwalben leben am Kap und in Angola.
Die Fadenſchwalbe (Cecropiſ — Uromi- tuſ — filifera) zeichnet ſich in demſelben Grade, wie die Senegalſchwalbe durch die Größe, durch ihre Zierlichkeit aus. Bezeichnend für ſie iſt, daß die beiden äußerſten Federn des ſonſt ſeicht gegabelten Schwanzes ungewöhnlich verlängert und zugleich ver- ſchmälert ſind, ſo daß ſie fadenförmig erſcheinen. Das Gefieder glänzt auf der Oberſeite im pracht- vollen Stahlblau; der Scheitel iſt roſtroth, die Wangengegend ſchwarz; die ganze Unterſeite iſt gleich- mäßig weiß; die Schwanzfedern zeigen weiße Flecken, wie bei andern Schwalben. Die Länge beträgt 5 Zoll, einſchließlich der langen Schwanzfedern aber 8 Zoll und mehr, die Breite 11 Zoll. Beim Weibchen ſind die Fadenfedern weniger ausgebildet.
Oſt-Afrika und Jndien ſind die Heimatsländer dieſer ſchönen Schwalbe. Jch habe ſie von Mittelnubien an nach Süden hin beobachtet, jedoch immer nur einzeln, paarweiſe oder höchſtens in kleinen Trupps. So iſt es auch in Jndien und Kaſchmir.
Hinſichtlich ihres Betragens habe ich nichts Abſonderliches bemerken können: ſie gleicht unſerer Rauchſchwalbe an Schnelle, Gewandtheit und Anmuth der Bewegungen und ebenſo rückſichtlich des
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Die Fänger. Sperrvögel. Schwalben.
futter einige Jahre lang erhalten wurden, ſcheinbar ſich auch wohlbefanden und ſangen: Dies aber iſt
Alles, was ich hierüber zu ſagen vermag.
Von den übrigen Edelſchwalben der Erde mögen noch zwei Arten hier Erwähnung finden: die
eine wegen ihrer bedeutenden Größe, die zweite wegen ihrer auffallenden Schwanzbildung, welche
einigen Forſchern ſo wichtig erſchienen iſt, daß ſie gedachte Schwalbe zum Vertreter einer eigenen
Sippe erhoben haben.
Die erſterwähnte Art wurde zuerſt am Senegal gefunden und deshalb Senegalſchwalbe
(Cecropis senegalensis) genannt; ſie verbreitet ſich aber über ganz Mittelafrika, von der Weſtküſte
[Abbildung Die Fadenſchwalbe (Cecropiſ — Uromituſ — filifera).]
an bis zum Geſtade des rothen oder indiſchen Meeres.
Wo ſie vorkommt, iſt ſie häufig; ich ſah ſie oft in
Kordofahn, Heuglin fand ſie zahlreich am Tana-
See und anderswo in Abiſſinien. Sie lebt nicht
eigentlich als Hausſchwalbe, ſondern mehr in den
ſpärlich bewachſenen Steppen; möglicher Weiſe niſtet
ſie in den hohlen Adanſonienſtämmen. Jn ihrem
Weſen und Betragen ſtimmt ſie ſo genau mit der
Rauchſchwalbe überein, daß wir von ihrer Lebensbe-
ſchreibung abſehen können.
Die Senegalſchwalbe iſt 8 Zoll lang und 15
Zoll breit; der Fittig mißt 5½ Zoll, der Schwanz
4½ Zoll. Das Gefieder iſt glänzend blauſchwarz
auf der Oberſeite, mit Ausnahme des Bürzels und
eines Halsringes, welche licht röthlichbraun ſind.
Dieſe Färbung iſt vorherrſchend auf der ganzen
Unterſeite; nur die Kehle und die Oberbruſt ſind
etwas lichter.
Nah verwandte Arten, möglicher Weiſe nur
Abarten dieſer Rieſenform der Schwalben leben am
Kap und in Angola.
Die Fadenſchwalbe (Cecropiſ — Uromi-
tuſ — filifera) zeichnet ſich in demſelben Grade, wie
die Senegalſchwalbe durch die Größe, durch ihre
Zierlichkeit aus. Bezeichnend für ſie iſt, daß die
beiden äußerſten Federn des ſonſt ſeicht gegabelten
Schwanzes ungewöhnlich verlängert und zugleich ver-
ſchmälert ſind, ſo daß ſie fadenförmig erſcheinen.
Das Gefieder glänzt auf der Oberſeite im pracht-
vollen Stahlblau; der Scheitel iſt roſtroth, die Wangengegend ſchwarz; die ganze Unterſeite iſt gleich-
mäßig weiß; die Schwanzfedern zeigen weiße Flecken, wie bei andern Schwalben. Die Länge beträgt
5 Zoll, einſchließlich der langen Schwanzfedern aber 8 Zoll und mehr, die Breite 11 Zoll. Beim
Weibchen ſind die Fadenfedern weniger ausgebildet.
Oſt-Afrika und Jndien ſind die Heimatsländer dieſer ſchönen Schwalbe. Jch habe ſie von
Mittelnubien an nach Süden hin beobachtet, jedoch immer nur einzeln, paarweiſe oder höchſtens in
kleinen Trupps. So iſt es auch in Jndien und Kaſchmir.
Hinſichtlich ihres Betragens habe ich nichts Abſonderliches bemerken können: ſie gleicht unſerer
Rauchſchwalbe an Schnelle, Gewandtheit und Anmuth der Bewegungen und ebenſo rückſichtlich des
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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