beobachten hatte, theilt er uns doch nur äußerst wenig mit. "Jm Zorn ist der gedachte Vogel ohne Zweifel einer der schönsten Papageien, da sich dann die glänzend gefärbten Federn des Hinterkopfes in die Höhe sträuben und einen förmlichen Kreis um seinen Kopf bilden. Die Ansiedler nennen ihn "Hia", welchen Worten seine Stimme vollkommen ähnelt." Aus dem wissenschaftlichen Anhang seiner Reise erfahren wir noch, daß der Vogel die niederen Wälder in der Nähe der Ansiedelungen bevorzugt, zutraulich und leicht zähmbar, aber weichlich und ungelehrig ist, in Baumlöchern niste und mehr als zwei, mitunter vier Eier lege.
Dies ist Alles, was ich über das Leben des Schopfpapageis zu berichten weiß.
Unter den übrigen Mitgliedern der ersten Familie verdienen vor allen die Zwergpapageien (Psittacula) noch einer besondern Erwähnung. Sie gehören zu den anmuthigsten und liebenswürdigsten aller Papageien; ihre äußere Erscheinung ist überaus gefällig und gewinnend, und ihr Betragen steht damit durchaus im Einklang. "Die deutschen Dichter", sagt Schomburgk, "kannten die zärtliche Liebe nicht, welche zwischen einem Pärchen der Zwergpapageien waltet; deshalb wählten sie ein Taubenpaar zum Sinnbild der idyllischen Liebe. Allein wie weit bleibt ein solches in seiner Zärtlich- keit hinter jenem zurück! Hier herrscht die vollkommenste Harmonie zwischen dem beiderseitigen Wol- len und Thun: frißt das Eine, so thut Dies auch das Andere; badet sich Dieses, so begleitet es Jenes; schreit das Männchen, so stimmt das Weibchen unmittelbar mit ein; wird Dieses krank, so füttert es Jenes, und wenn noch so viele auf einem Baume versammelt sind, so werden doch niemals die zusammengehörenden Pärchen sich trennen." Es ist bekannt, daß man diese niedlichen Thierchen nur paarweise in der Gefangenschaft halten kann, ihnen wenigstens die Gesellschaft verwandter Arten gewähren muß. Jung aus dem Nest Genommene, welche der Liebe Macht noch nicht empfunden haben können allerdings auch einzeln aufgezogen werden; die Aelteren aber, welche sich bereits gepaart haben, überleben nur selten den Tod ihres Gatten. Sie erliegen, wenn dieser stirbt, bald ihrer Sehnsucht und ihrem Grame. Mehr braucht man sicherlich nicht zum Ruhm der "Unzertrenn- lichen" zu sagen.
Die Zwergpapageien verdienen ihren Namen. Sie sind finken- oder lerchengroße Thiere mit kurzem und stumpfhakigem Schnabel, auffallend kleinem, kurzem Schwanze, dessen Federn ziemlich gleich lang sind, spitzen, schmalschwingigen Flügeln, welche zusammengelegt das Ende des Schwanzes erreichen, und kleinen, schwachen, kurzläufigen Füßen. Das Gefieder ist weich, lang, großfederig, gleich- mäßig hinsichtlich der Färbung der einzelnen Federn, gewöhnlich nicht besonders lebhaft, immer aber ansprechend gefärbt und gezeichnet.
Man kennt viele Arten, welche über Afrika, Asien und Südamerika verbreitet sind, in ihren Sitten und Wesen aber sehr übereinstimmen. Sie machen offenbar den Uebergang von den Papageien zu den finkenartigen Vögeln, denen sie in ihrer Größe so nahe kommen, sind aber doch noch echte Pa- pageien, welche mit großer Geschicklichkeit im Gezweig umherklettern, rasch und gewandt fliegen, sich von Früchten und Körnern ernähren, in Baumhöhlungen nisten und kleine runde, weiße Eier legen.
Eine der hübschesten Arten dieser Gruppe ist der zu Ehren Swinder's benannte Zwergpapagei aus Mittelafrika (Agapornis Swinderiana), ein Thierchen von höchstens 5 Zoll Länge, wovon etwas mehr als 1 Zoll auf den Schwanz gerechnet werden muß, und etwa 9 Zoll Breite, wovon jede Schwinge vom Bug bis zur Spitze etwa 3 Zoll wegnimmt. Die Hauptfarbe des Gefieders ist, wie bei allen übrigen Arten, grün, der Unterrücken, der Bürzel und die Oberschwanzdeckfedern sind schön azurblau, der kurze, kaum abgerundete Schwanz ist mit Ausnahme der beiden mittleren grünen Steuer- federn an der Wurzelhälfte der Federn hochroth, an der Spitzenhälfte dagegen grün mit einer diese beiden Farben trennenden schwärzlichen Kante. Das Gesicht, der Bauch und die Deckfedern des Schwanzes sind gelblichgrün, der Hals und die Brust grünlichockergelb; den Oberhals umgibt ein schwarzes Band.
Brehm, Thierleben. III. 3
Schopfpapagei. Zwergpapageien.
beobachten hatte, theilt er uns doch nur äußerſt wenig mit. „Jm Zorn iſt der gedachte Vogel ohne Zweifel einer der ſchönſten Papageien, da ſich dann die glänzend gefärbten Federn des Hinterkopfes in die Höhe ſträuben und einen förmlichen Kreis um ſeinen Kopf bilden. Die Anſiedler nennen ihn „Hia‟, welchen Worten ſeine Stimme vollkommen ähnelt.‟ Aus dem wiſſenſchaftlichen Anhang ſeiner Reiſe erfahren wir noch, daß der Vogel die niederen Wälder in der Nähe der Anſiedelungen bevorzugt, zutraulich und leicht zähmbar, aber weichlich und ungelehrig iſt, in Baumlöchern niſte und mehr als zwei, mitunter vier Eier lege.
Dies iſt Alles, was ich über das Leben des Schopfpapageis zu berichten weiß.
Unter den übrigen Mitgliedern der erſten Familie verdienen vor allen die Zwergpapageien (Psittacula) noch einer beſondern Erwähnung. Sie gehören zu den anmuthigſten und liebenswürdigſten aller Papageien; ihre äußere Erſcheinung iſt überaus gefällig und gewinnend, und ihr Betragen ſteht damit durchaus im Einklang. „Die deutſchen Dichter‟, ſagt Schomburgk, „kannten die zärtliche Liebe nicht, welche zwiſchen einem Pärchen der Zwergpapageien waltet; deshalb wählten ſie ein Taubenpaar zum Sinnbild der idylliſchen Liebe. Allein wie weit bleibt ein ſolches in ſeiner Zärtlich- keit hinter jenem zurück! Hier herrſcht die vollkommenſte Harmonie zwiſchen dem beiderſeitigen Wol- len und Thun: frißt das Eine, ſo thut Dies auch das Andere; badet ſich Dieſes, ſo begleitet es Jenes; ſchreit das Männchen, ſo ſtimmt das Weibchen unmittelbar mit ein; wird Dieſes krank, ſo füttert es Jenes, und wenn noch ſo viele auf einem Baume verſammelt ſind, ſo werden doch niemals die zuſammengehörenden Pärchen ſich trennen.‟ Es iſt bekannt, daß man dieſe niedlichen Thierchen nur paarweiſe in der Gefangenſchaft halten kann, ihnen wenigſtens die Geſellſchaft verwandter Arten gewähren muß. Jung aus dem Neſt Genommene, welche der Liebe Macht noch nicht empfunden haben können allerdings auch einzeln aufgezogen werden; die Aelteren aber, welche ſich bereits gepaart haben, überleben nur ſelten den Tod ihres Gatten. Sie erliegen, wenn dieſer ſtirbt, bald ihrer Sehnſucht und ihrem Grame. Mehr braucht man ſicherlich nicht zum Ruhm der „Unzertrenn- lichen‟ zu ſagen.
Die Zwergpapageien verdienen ihren Namen. Sie ſind finken- oder lerchengroße Thiere mit kurzem und ſtumpfhakigem Schnabel, auffallend kleinem, kurzem Schwanze, deſſen Federn ziemlich gleich lang ſind, ſpitzen, ſchmalſchwingigen Flügeln, welche zuſammengelegt das Ende des Schwanzes erreichen, und kleinen, ſchwachen, kurzläufigen Füßen. Das Gefieder iſt weich, lang, großfederig, gleich- mäßig hinſichtlich der Färbung der einzelnen Federn, gewöhnlich nicht beſonders lebhaft, immer aber anſprechend gefärbt und gezeichnet.
Man kennt viele Arten, welche über Afrika, Aſien und Südamerika verbreitet ſind, in ihren Sitten und Weſen aber ſehr übereinſtimmen. Sie machen offenbar den Uebergang von den Papageien zu den finkenartigen Vögeln, denen ſie in ihrer Größe ſo nahe kommen, ſind aber doch noch echte Pa- pageien, welche mit großer Geſchicklichkeit im Gezweig umherklettern, raſch und gewandt fliegen, ſich von Früchten und Körnern ernähren, in Baumhöhlungen niſten und kleine runde, weiße Eier legen.
Eine der hübſcheſten Arten dieſer Gruppe iſt der zu Ehren Swinder’s benannte Zwergpapagei aus Mittelafrika (Agapornis Swinderiana), ein Thierchen von höchſtens 5 Zoll Länge, wovon etwas mehr als 1 Zoll auf den Schwanz gerechnet werden muß, und etwa 9 Zoll Breite, wovon jede Schwinge vom Bug bis zur Spitze etwa 3 Zoll wegnimmt. Die Hauptfarbe des Gefieders iſt, wie bei allen übrigen Arten, grün, der Unterrücken, der Bürzel und die Oberſchwanzdeckfedern ſind ſchön azurblau, der kurze, kaum abgerundete Schwanz iſt mit Ausnahme der beiden mittleren grünen Steuer- federn an der Wurzelhälfte der Federn hochroth, an der Spitzenhälfte dagegen grün mit einer dieſe beiden Farben trennenden ſchwärzlichen Kante. Das Geſicht, der Bauch und die Deckfedern des Schwanzes ſind gelblichgrün, der Hals und die Bruſt grünlichockergelb; den Oberhals umgibt ein ſchwarzes Band.
Brehm, Thierleben. III. 3
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[33/0045]
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beobachten hatte, theilt er uns doch nur äußerſt wenig mit. „Jm Zorn iſt der gedachte Vogel ohne
Zweifel einer der ſchönſten Papageien, da ſich dann die glänzend gefärbten Federn des Hinterkopfes in
die Höhe ſträuben und einen förmlichen Kreis um ſeinen Kopf bilden. Die Anſiedler nennen ihn
„Hia‟, welchen Worten ſeine Stimme vollkommen ähnelt.‟ Aus dem wiſſenſchaftlichen Anhang
ſeiner Reiſe erfahren wir noch, daß der Vogel die niederen Wälder in der Nähe der Anſiedelungen
bevorzugt, zutraulich und leicht zähmbar, aber weichlich und ungelehrig iſt, in Baumlöchern niſte und
mehr als zwei, mitunter vier Eier lege.
Dies iſt Alles, was ich über das Leben des Schopfpapageis zu berichten weiß.
Unter den übrigen Mitgliedern der erſten Familie verdienen vor allen die Zwergpapageien
(Psittacula) noch einer beſondern Erwähnung. Sie gehören zu den anmuthigſten und liebenswürdigſten
aller Papageien; ihre äußere Erſcheinung iſt überaus gefällig und gewinnend, und ihr Betragen ſteht
damit durchaus im Einklang. „Die deutſchen Dichter‟, ſagt Schomburgk, „kannten die zärtliche
Liebe nicht, welche zwiſchen einem Pärchen der Zwergpapageien waltet; deshalb wählten ſie ein
Taubenpaar zum Sinnbild der idylliſchen Liebe. Allein wie weit bleibt ein ſolches in ſeiner Zärtlich-
keit hinter jenem zurück! Hier herrſcht die vollkommenſte Harmonie zwiſchen dem beiderſeitigen Wol-
len und Thun: frißt das Eine, ſo thut Dies auch das Andere; badet ſich Dieſes, ſo begleitet es
Jenes; ſchreit das Männchen, ſo ſtimmt das Weibchen unmittelbar mit ein; wird Dieſes krank, ſo
füttert es Jenes, und wenn noch ſo viele auf einem Baume verſammelt ſind, ſo werden doch niemals
die zuſammengehörenden Pärchen ſich trennen.‟ Es iſt bekannt, daß man dieſe niedlichen Thierchen
nur paarweiſe in der Gefangenſchaft halten kann, ihnen wenigſtens die Geſellſchaft verwandter Arten
gewähren muß. Jung aus dem Neſt Genommene, welche der Liebe Macht noch nicht empfunden haben
können allerdings auch einzeln aufgezogen werden; die Aelteren aber, welche ſich bereits gepaart
haben, überleben nur ſelten den Tod ihres Gatten. Sie erliegen, wenn dieſer ſtirbt, bald ihrer
Sehnſucht und ihrem Grame. Mehr braucht man ſicherlich nicht zum Ruhm der „Unzertrenn-
lichen‟ zu ſagen.
Die Zwergpapageien verdienen ihren Namen. Sie ſind finken- oder lerchengroße Thiere mit
kurzem und ſtumpfhakigem Schnabel, auffallend kleinem, kurzem Schwanze, deſſen Federn ziemlich
gleich lang ſind, ſpitzen, ſchmalſchwingigen Flügeln, welche zuſammengelegt das Ende des Schwanzes
erreichen, und kleinen, ſchwachen, kurzläufigen Füßen. Das Gefieder iſt weich, lang, großfederig, gleich-
mäßig hinſichtlich der Färbung der einzelnen Federn, gewöhnlich nicht beſonders lebhaft, immer aber
anſprechend gefärbt und gezeichnet.
Man kennt viele Arten, welche über Afrika, Aſien und Südamerika verbreitet ſind, in ihren
Sitten und Weſen aber ſehr übereinſtimmen. Sie machen offenbar den Uebergang von den Papageien
zu den finkenartigen Vögeln, denen ſie in ihrer Größe ſo nahe kommen, ſind aber doch noch echte Pa-
pageien, welche mit großer Geſchicklichkeit im Gezweig umherklettern, raſch und gewandt fliegen, ſich
von Früchten und Körnern ernähren, in Baumhöhlungen niſten und kleine runde, weiße Eier legen.
Eine der hübſcheſten Arten dieſer Gruppe iſt der zu Ehren Swinder’s benannte Zwergpapagei
aus Mittelafrika (Agapornis Swinderiana), ein Thierchen von höchſtens 5 Zoll Länge, wovon etwas
mehr als 1 Zoll auf den Schwanz gerechnet werden muß, und etwa 9 Zoll Breite, wovon jede
Schwinge vom Bug bis zur Spitze etwa 3 Zoll wegnimmt. Die Hauptfarbe des Gefieders iſt, wie
bei allen übrigen Arten, grün, der Unterrücken, der Bürzel und die Oberſchwanzdeckfedern ſind ſchön
azurblau, der kurze, kaum abgerundete Schwanz iſt mit Ausnahme der beiden mittleren grünen Steuer-
federn an der Wurzelhälfte der Federn hochroth, an der Spitzenhälfte dagegen grün mit einer dieſe beiden
Farben trennenden ſchwärzlichen Kante. Das Geſicht, der Bauch und die Deckfedern des Schwanzes ſind
gelblichgrün, der Hals und die Bruſt grünlichockergelb; den Oberhals umgibt ein ſchwarzes Band.
Brehm, Thierleben. III. 3
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/45>, abgerufen am 24.11.2024.
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