auch einen kurzen würgerähnlichen Gesang außer den heiseren Rufen und miauenden Tönen, welche sonst gehört werden.
Sämereien, namentlich die der Nadelholzbäume und vorzugsweise die Nüßchen der Arve und Zirbel, sonst auch Eicheln, Bücheln u. dgl., sowie nebenbei Kerbthiere aller Art bilden die Nahrung des Unglückshehers. Er klettert im Gezweig wie eine Meise herum, zerbricht die Nadelholzzapfen wie der Kreuzschnabel auf einem stärkeren Aste und hämmert und klaubt den Samen heraus. Gegen den Winter hin legt er sich Vorrathskämmerchen an und speichert in ihnen oft eine recht hübsche Menge von Körnern auf, muß aber freilich häufig genug erfahren, daß Eichhörnchen und Mäuse, oder Spechte und Meisen seine Schätze plündern. Die Beerenarten, welche der Norden erzeugt, werden selbstverständlich auch nicht verschmäht, und manche kleine Wirbelthiere sollen kaum minder durch ihn bedroht werden, als unser Waldgeflügel durch den Eichelheher.
Nordvy theilte mir mit, daß der Unglücksvogel, welcher am Varangerfjord nicht selten ist, bereits im März zum Nestbau schreite, spätestens aber in den ersten Tagen des April brüte. Das Nest, welches er mir gab, war ein großer Bau, welcher äußerlich aus Reifern, Gräsern, Mos und dürren Flechten bestand, innen aber eine außerordentlich dichte Lage von Haaren und vor allem von Schneehuhnfedern enthielt, welche eine ebenso weiche, als warme Nestmulde bildeten. Die fünf bis sieben Eier sind auf grünlichweißer Grundfarbe ziemlich dicht mit unregelmäßigen schmuzigen Flecken von grüngrauer oder olivengrüner Farbe gezeichnet. Beide Eltern sollen ihre Brut sehr lieben, sich am Neste ganz still verhalten, um dasselbe nicht zu verrathen und bei Gefahr durch Verstellung den Feind zu täuschen und abzulenken suchen. Sie hüpfen oder gaukeln auf dem Boden dahin, als ob ihre Flügel gelähmt wären und sie so leicht eine Beute des Jägers werden könnten, führen diesen dann ein Stück fort, heben sich plötzlich auf und fliegen davon, um im weiten Bogen zu den Jungen zurück- zukehren.
Alle Beobachter stimmen darin überein, daß die Jagd des Unglückshehers wenig Schwierigkeiten verursacht. Die Hauptsache dabei ist, den Vogel überhaupt aufzufinden. Doch kann man, wenn man erst ein Mitglied der Gesellschaft erlegt hat, regelmäßig fast den ganzen Trupp erbeuten, weil sich die Thiere bei Gefahr nicht verlassen. Der Fang scheint ebensowenig Schwierigkeiten zu verursachen; der Unglücksheher soll leicht in jede Schlinge gehen. Kapitän Blakiston beschreibt eine eigenthümliche Fangart, welche von den Amerikanern angewandt werden soll, um den kanadischen Unglücks- vogel zu erbeuten. "Dieser wohlbekannte Heher", sagt unser Berichterstatter, "ist der beständige Gefährte der Reisenden in den Pelzgegenden. Er zeigt sich Jedem, im Winter wie im Sommer, und bettelt förmlich beim Lager. Um ihn zu fangen, legt sich ein Mann der Länge nach auf das ange- kettete Boot oder auf die Erde, bedeckt sein Haupt und seine Schultern mit einem Kleidungsstück, streckt die eine Hand, in deren Höhlung ein Stück getrocknetes Fleisch liegt, lang aus und verhält sich so still und bewegungslos, als möglich. Der Heher stellt sich bald ein, hüpft näher und näher, endlich auf die Hand und wird gerade in dem Augenblicke, wo er sich des Fleischstückes versichern will, gepackt wie durch eine eiserne Falle." Jch lasse es billig dahin gestellt, wie viel Wahres an der Geschichte ist; jedenfalls beweist sie, daß der betreffende Vogel sehr zudringlich und wenig menschenschen ist.
Ueber das Gefangenleben sind mir nur wenige Angaben bekannt; daraus erfahren wir, daß der Unglücksheher sich leicht zähmen läßt, aber immer bissig und unliebsam bleibt.
Bei den Schweifkrähen oder Lappenvögeln (Glaucopes) ist der mittelmäßig lange Schnabel stark, an der Wurzel verbreitert, nach vorn seitlich zusammengedrückt, auf der Oberkinnlade zuweilen messerförmig, stark gewölbt, an der Spitze hakig übergebogen, an der Wurzel gewöhnlich mit kurzen sammtartigen Federn bedeckt. Der Flügel ist kurz, die fünfte Schwinge in ihm die längste; der Schwanz ist lang und abgestuft; der Fuß ist stark, der Lauf länger, als die Mittelzehe. Das Gefieder ist prächtig gefärbt.
Eichelheher. Unglücksheher.
auch einen kurzen würgerähnlichen Geſang außer den heiſeren Rufen und miauenden Tönen, welche ſonſt gehört werden.
Sämereien, namentlich die der Nadelholzbäume und vorzugsweiſe die Nüßchen der Arve und Zirbel, ſonſt auch Eicheln, Bücheln u. dgl., ſowie nebenbei Kerbthiere aller Art bilden die Nahrung des Unglückshehers. Er klettert im Gezweig wie eine Meiſe herum, zerbricht die Nadelholzzapfen wie der Kreuzſchnabel auf einem ſtärkeren Aſte und hämmert und klaubt den Samen heraus. Gegen den Winter hin legt er ſich Vorrathskämmerchen an und ſpeichert in ihnen oft eine recht hübſche Menge von Körnern auf, muß aber freilich häufig genug erfahren, daß Eichhörnchen und Mäuſe, oder Spechte und Meiſen ſeine Schätze plündern. Die Beerenarten, welche der Norden erzeugt, werden ſelbſtverſtändlich auch nicht verſchmäht, und manche kleine Wirbelthiere ſollen kaum minder durch ihn bedroht werden, als unſer Waldgeflügel durch den Eichelheher.
Nordvy theilte mir mit, daß der Unglücksvogel, welcher am Varangerfjord nicht ſelten iſt, bereits im März zum Neſtbau ſchreite, ſpäteſtens aber in den erſten Tagen des April brüte. Das Neſt, welches er mir gab, war ein großer Bau, welcher äußerlich aus Reifern, Gräſern, Mos und dürren Flechten beſtand, innen aber eine außerordentlich dichte Lage von Haaren und vor allem von Schneehuhnfedern enthielt, welche eine ebenſo weiche, als warme Neſtmulde bildeten. Die fünf bis ſieben Eier ſind auf grünlichweißer Grundfarbe ziemlich dicht mit unregelmäßigen ſchmuzigen Flecken von grüngrauer oder olivengrüner Farbe gezeichnet. Beide Eltern ſollen ihre Brut ſehr lieben, ſich am Neſte ganz ſtill verhalten, um daſſelbe nicht zu verrathen und bei Gefahr durch Verſtellung den Feind zu täuſchen und abzulenken ſuchen. Sie hüpfen oder gaukeln auf dem Boden dahin, als ob ihre Flügel gelähmt wären und ſie ſo leicht eine Beute des Jägers werden könnten, führen dieſen dann ein Stück fort, heben ſich plötzlich auf und fliegen davon, um im weiten Bogen zu den Jungen zurück- zukehren.
Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß die Jagd des Unglückshehers wenig Schwierigkeiten verurſacht. Die Hauptſache dabei iſt, den Vogel überhaupt aufzufinden. Doch kann man, wenn man erſt ein Mitglied der Geſellſchaft erlegt hat, regelmäßig faſt den ganzen Trupp erbeuten, weil ſich die Thiere bei Gefahr nicht verlaſſen. Der Fang ſcheint ebenſowenig Schwierigkeiten zu verurſachen; der Unglücksheher ſoll leicht in jede Schlinge gehen. Kapitän Blakiston beſchreibt eine eigenthümliche Fangart, welche von den Amerikanern angewandt werden ſoll, um den kanadiſchen Unglücks- vogel zu erbeuten. „Dieſer wohlbekannte Heher‟, ſagt unſer Berichterſtatter, „iſt der beſtändige Gefährte der Reiſenden in den Pelzgegenden. Er zeigt ſich Jedem, im Winter wie im Sommer, und bettelt förmlich beim Lager. Um ihn zu fangen, legt ſich ein Mann der Länge nach auf das ange- kettete Boot oder auf die Erde, bedeckt ſein Haupt und ſeine Schultern mit einem Kleidungsſtück, ſtreckt die eine Hand, in deren Höhlung ein Stück getrocknetes Fleiſch liegt, lang aus und verhält ſich ſo ſtill und bewegungslos, als möglich. Der Heher ſtellt ſich bald ein, hüpft näher und näher, endlich auf die Hand und wird gerade in dem Augenblicke, wo er ſich des Fleiſchſtückes verſichern will, gepackt wie durch eine eiſerne Falle.‟ Jch laſſe es billig dahin geſtellt, wie viel Wahres an der Geſchichte iſt; jedenfalls beweiſt ſie, daß der betreffende Vogel ſehr zudringlich und wenig menſchenſchen iſt.
Ueber das Gefangenleben ſind mir nur wenige Angaben bekannt; daraus erfahren wir, daß der Unglücksheher ſich leicht zähmen läßt, aber immer biſſig und unliebſam bleibt.
Bei den Schweifkrähen oder Lappenvögeln (Glaucopes) iſt der mittelmäßig lange Schnabel ſtark, an der Wurzel verbreitert, nach vorn ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Oberkinnlade zuweilen meſſerförmig, ſtark gewölbt, an der Spitze hakig übergebogen, an der Wurzel gewöhnlich mit kurzen ſammtartigen Federn bedeckt. Der Flügel iſt kurz, die fünfte Schwinge in ihm die längſte; der Schwanz iſt lang und abgeſtuft; der Fuß iſt ſtark, der Lauf länger, als die Mittelzehe. Das Gefieder iſt prächtig gefärbt.
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[383/0411]
Eichelheher. Unglücksheher.
auch einen kurzen würgerähnlichen Geſang außer den heiſeren Rufen und miauenden Tönen, welche
ſonſt gehört werden.
Sämereien, namentlich die der Nadelholzbäume und vorzugsweiſe die Nüßchen der Arve und
Zirbel, ſonſt auch Eicheln, Bücheln u. dgl., ſowie nebenbei Kerbthiere aller Art bilden die Nahrung
des Unglückshehers. Er klettert im Gezweig wie eine Meiſe herum, zerbricht die Nadelholzzapfen
wie der Kreuzſchnabel auf einem ſtärkeren Aſte und hämmert und klaubt den Samen heraus.
Gegen den Winter hin legt er ſich Vorrathskämmerchen an und ſpeichert in ihnen oft eine recht hübſche
Menge von Körnern auf, muß aber freilich häufig genug erfahren, daß Eichhörnchen und Mäuſe,
oder Spechte und Meiſen ſeine Schätze plündern. Die Beerenarten, welche der Norden erzeugt,
werden ſelbſtverſtändlich auch nicht verſchmäht, und manche kleine Wirbelthiere ſollen kaum minder
durch ihn bedroht werden, als unſer Waldgeflügel durch den Eichelheher.
Nordvy theilte mir mit, daß der Unglücksvogel, welcher am Varangerfjord nicht ſelten iſt,
bereits im März zum Neſtbau ſchreite, ſpäteſtens aber in den erſten Tagen des April brüte. Das
Neſt, welches er mir gab, war ein großer Bau, welcher äußerlich aus Reifern, Gräſern, Mos und
dürren Flechten beſtand, innen aber eine außerordentlich dichte Lage von Haaren und vor allem von
Schneehuhnfedern enthielt, welche eine ebenſo weiche, als warme Neſtmulde bildeten. Die fünf
bis ſieben Eier ſind auf grünlichweißer Grundfarbe ziemlich dicht mit unregelmäßigen ſchmuzigen
Flecken von grüngrauer oder olivengrüner Farbe gezeichnet. Beide Eltern ſollen ihre Brut ſehr lieben,
ſich am Neſte ganz ſtill verhalten, um daſſelbe nicht zu verrathen und bei Gefahr durch Verſtellung
den Feind zu täuſchen und abzulenken ſuchen. Sie hüpfen oder gaukeln auf dem Boden dahin, als ob
ihre Flügel gelähmt wären und ſie ſo leicht eine Beute des Jägers werden könnten, führen dieſen dann
ein Stück fort, heben ſich plötzlich auf und fliegen davon, um im weiten Bogen zu den Jungen zurück-
zukehren.
Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß die Jagd des Unglückshehers wenig Schwierigkeiten
verurſacht. Die Hauptſache dabei iſt, den Vogel überhaupt aufzufinden. Doch kann man, wenn man
erſt ein Mitglied der Geſellſchaft erlegt hat, regelmäßig faſt den ganzen Trupp erbeuten, weil ſich die
Thiere bei Gefahr nicht verlaſſen. Der Fang ſcheint ebenſowenig Schwierigkeiten zu verurſachen; der
Unglücksheher ſoll leicht in jede Schlinge gehen. Kapitän Blakiston beſchreibt eine eigenthümliche
Fangart, welche von den Amerikanern angewandt werden ſoll, um den kanadiſchen Unglücks-
vogel zu erbeuten. „Dieſer wohlbekannte Heher‟, ſagt unſer Berichterſtatter, „iſt der beſtändige
Gefährte der Reiſenden in den Pelzgegenden. Er zeigt ſich Jedem, im Winter wie im Sommer, und
bettelt förmlich beim Lager. Um ihn zu fangen, legt ſich ein Mann der Länge nach auf das ange-
kettete Boot oder auf die Erde, bedeckt ſein Haupt und ſeine Schultern mit einem Kleidungsſtück,
ſtreckt die eine Hand, in deren Höhlung ein Stück getrocknetes Fleiſch liegt, lang aus und verhält ſich ſo
ſtill und bewegungslos, als möglich. Der Heher ſtellt ſich bald ein, hüpft näher und näher, endlich
auf die Hand und wird gerade in dem Augenblicke, wo er ſich des Fleiſchſtückes verſichern will, gepackt
wie durch eine eiſerne Falle.‟ Jch laſſe es billig dahin geſtellt, wie viel Wahres an der Geſchichte iſt;
jedenfalls beweiſt ſie, daß der betreffende Vogel ſehr zudringlich und wenig menſchenſchen iſt.
Ueber das Gefangenleben ſind mir nur wenige Angaben bekannt; daraus erfahren wir, daß der
Unglücksheher ſich leicht zähmen läßt, aber immer biſſig und unliebſam bleibt.
Bei den Schweifkrähen oder Lappenvögeln (Glaucopes) iſt der mittelmäßig lange Schnabel
ſtark, an der Wurzel verbreitert, nach vorn ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Oberkinnlade zuweilen
meſſerförmig, ſtark gewölbt, an der Spitze hakig übergebogen, an der Wurzel gewöhnlich mit kurzen
ſammtartigen Federn bedeckt. Der Flügel iſt kurz, die fünfte Schwinge in ihm die längſte; der
Schwanz iſt lang und abgeſtuft; der Fuß iſt ſtark, der Lauf länger, als die Mittelzehe. Das
Gefieder iſt prächtig gefärbt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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