Zeiten sich in die Wälder zurückzieht. Tief eingeschnittene Thäler, welche von Bächen durchflossen werden und mit ziemlich dichtem Gebüsch bestanden sind, bilden ihre Lieblingsplätze. Hier sucht und findet sie ihre Nahrung, welche größtentheils aus Beeren, Früchten und Sämereien bestehen soll. Man begegnet ihr in Trupps von vier bis sechs Stück, seltener in Paaren, noch seltener in größeren Schwär- men; denn auch sie ist wie ihre Verwandten kein eigentlich geselliger Vogel. Diese Trupps oder Fa- milien halten sich mehr in Bäumen, als auf dem Boden auf, obwohl sie auch auf diesem gut zu Hause sind. Sie fliegen nach Gould ganz anders, als unsere Krähen, denen sie sonst so ähnlich sind: der Flug ist gestreckter und edler. Selten dehnen sie ihre Flüge weit aus, regelmäßig aber lassen sie, während sie fliegen, ihr eigenthümliches, auf weithin hörbares Geschrei vernehmen. Das große, runde, offene Nest wird aus Reisern aufgebaut und mit Mos und Gräsern ausgefüttert. Die drei oder vier Eier, welche das Gelege bilden, konnten von Gould nicht erlangt werden; auch in späteren Berichten habe ich keine Mittheilung über sie gefunden. Die Ansiedler jagen die Klingelatzel, wie die Flötenvögel, ihres leckeren Fleisches wegen, scheinen sie aber nicht für die Gefangenschaft zu erbeuten. Wenigstens kommen die Arten dieser Sippe bis jetzt nur selten lebend zu uns herüber.
Ein hinsichtlich seines Freilebens noch gar nicht bekannter Rabe, welcher auch in den Samm- lungen noch zu den größten Seltenheiten gehört, die Kahlkrähe (Picathartes gymnocephalus), mag als eins der eigenthümlichsten Mitglieder der Familie hier wenigstens Erwähnung finden. Sie ist, falls man so sagen darf, ein Mittelglied zwischen den Raben und Geiern, ein Vogel, welcher mit andern Gliedern seiner Familie wenig Aehnlichkeit hat. Der Schnabel ist verhältnißmäßig schwach, kaum gekrümmt, an der Wurzel mit einer Wachshaut, nicht aber mit Borstenfedern bedeckt; der Flügel ist kurz, stark gerundet, der Schwanz lang und abgestuft, der Fuß hoch und starkzehig. Der Kopf ist ganz nackt, der Hals wie bei den Geiern mit borsten- oder flaumenartigen Federn bedeckt. Das eigent- liche Gefieder ist auf der Oberseite bräunlichaschgrau, auf der Unterseite weiß; die Flügel und der Schwanz sind röthlichbraun, der nackte Hals und Kopf roth; der Schnabel ist schwarz, der Fuß gelb. Nach Gray's Messungen beträgt die Länge ungefähr 15 Zoll, die Fittiglänge 6 Zoll 3 Linien, die Schwanzlänge 6 Zoll 10 Linien.
So viel man bis jetzt weiß, beschränkt sich die Heimat des merkwürdigen Thieres auf die Sierra Leona.
Die heutzutag giltigen Anschauungen der Vogelkundigen lassen es angemessen erscheinen, mehrere Rabenvögel in einer besondern Familie zu vereinigen, obgleich sie im wesentlichen den bisher beschrie- benen eigentlichen Raben sehr nahe stehen.
Die Baumkrähen oder Heher (Garruli), welche ich meine, unterscheiden sich von andern Raben durch einen kurzen und stumpfen Schnabel mit oder ohne schwachen Haken am Oberschnabel, durch schwache Füße und sehr kurze, stark gerundete Flügel, einen verhältnißmäßig langen, oft sehr langen und dann stark abgestuften Schwanz und ein reiches, buntfarbiges Gefieder, welches meist weich und zerschlissen ist.
Alle hierher gehörigen Vögel leben weit mehr auf Bäumen und viel weniger auf dem Bo- den, als die eigentlichen Raben. Sie vereinigen sich höchst selten in große Flüge, wie die letztgenann- ten, bilden vielmehr kleine Trupps oder Familien und schweifen den ganzen Tag über im Walde umher, von einem Baume zum andern streichend. Jhr Flug ist in Folge der kurzen Schwingen schwankender und unsicherer, als der der Raben; sie sind nicht im Stande, sich in bedeutende Höhen zu erheben und denken niemals daran, nach Art der Raben sich fliegend zu vergnügen. Sie sind aber
Die Knacker. Rabenvögel. Raben. Heher.
Zeiten ſich in die Wälder zurückzieht. Tief eingeſchnittene Thäler, welche von Bächen durchfloſſen werden und mit ziemlich dichtem Gebüſch beſtanden ſind, bilden ihre Lieblingsplätze. Hier ſucht und findet ſie ihre Nahrung, welche größtentheils aus Beeren, Früchten und Sämereien beſtehen ſoll. Man begegnet ihr in Trupps von vier bis ſechs Stück, ſeltener in Paaren, noch ſeltener in größeren Schwär- men; denn auch ſie iſt wie ihre Verwandten kein eigentlich geſelliger Vogel. Dieſe Trupps oder Fa- milien halten ſich mehr in Bäumen, als auf dem Boden auf, obwohl ſie auch auf dieſem gut zu Hauſe ſind. Sie fliegen nach Gould ganz anders, als unſere Krähen, denen ſie ſonſt ſo ähnlich ſind: der Flug iſt geſtreckter und edler. Selten dehnen ſie ihre Flüge weit aus, regelmäßig aber laſſen ſie, während ſie fliegen, ihr eigenthümliches, auf weithin hörbares Geſchrei vernehmen. Das große, runde, offene Neſt wird aus Reiſern aufgebaut und mit Mos und Gräſern ausgefüttert. Die drei oder vier Eier, welche das Gelege bilden, konnten von Gould nicht erlangt werden; auch in ſpäteren Berichten habe ich keine Mittheilung über ſie gefunden. Die Anſiedler jagen die Klingelatzel, wie die Flötenvögel, ihres leckeren Fleiſches wegen, ſcheinen ſie aber nicht für die Gefangenſchaft zu erbeuten. Wenigſtens kommen die Arten dieſer Sippe bis jetzt nur ſelten lebend zu uns herüber.
Ein hinſichtlich ſeines Freilebens noch gar nicht bekannter Rabe, welcher auch in den Samm- lungen noch zu den größten Seltenheiten gehört, die Kahlkrähe (Picathartes gymnocephalus), mag als eins der eigenthümlichſten Mitglieder der Familie hier wenigſtens Erwähnung finden. Sie iſt, falls man ſo ſagen darf, ein Mittelglied zwiſchen den Raben und Geiern, ein Vogel, welcher mit andern Gliedern ſeiner Familie wenig Aehnlichkeit hat. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig ſchwach, kaum gekrümmt, an der Wurzel mit einer Wachshaut, nicht aber mit Borſtenfedern bedeckt; der Flügel iſt kurz, ſtark gerundet, der Schwanz lang und abgeſtuft, der Fuß hoch und ſtarkzehig. Der Kopf iſt ganz nackt, der Hals wie bei den Geiern mit borſten- oder flaumenartigen Federn bedeckt. Das eigent- liche Gefieder iſt auf der Oberſeite bräunlichaſchgrau, auf der Unterſeite weiß; die Flügel und der Schwanz ſind röthlichbraun, der nackte Hals und Kopf roth; der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß gelb. Nach Gray’s Meſſungen beträgt die Länge ungefähr 15 Zoll, die Fittiglänge 6 Zoll 3 Linien, die Schwanzlänge 6 Zoll 10 Linien.
So viel man bis jetzt weiß, beſchränkt ſich die Heimat des merkwürdigen Thieres auf die Sierra Leona.
Die heutzutag giltigen Anſchauungen der Vogelkundigen laſſen es angemeſſen erſcheinen, mehrere Rabenvögel in einer beſondern Familie zu vereinigen, obgleich ſie im weſentlichen den bisher beſchrie- benen eigentlichen Raben ſehr nahe ſtehen.
Die Baumkrähen oder Heher (Garruli), welche ich meine, unterſcheiden ſich von andern Raben durch einen kurzen und ſtumpfen Schnabel mit oder ohne ſchwachen Haken am Oberſchnabel, durch ſchwache Füße und ſehr kurze, ſtark gerundete Flügel, einen verhältnißmäßig langen, oft ſehr langen und dann ſtark abgeſtuften Schwanz und ein reiches, buntfarbiges Gefieder, welches meiſt weich und zerſchliſſen iſt.
Alle hierher gehörigen Vögel leben weit mehr auf Bäumen und viel weniger auf dem Bo- den, als die eigentlichen Raben. Sie vereinigen ſich höchſt ſelten in große Flüge, wie die letztgenann- ten, bilden vielmehr kleine Trupps oder Familien und ſchweifen den ganzen Tag über im Walde umher, von einem Baume zum andern ſtreichend. Jhr Flug iſt in Folge der kurzen Schwingen ſchwankender und unſicherer, als der der Raben; ſie ſind nicht im Stande, ſich in bedeutende Höhen zu erheben und denken niemals daran, nach Art der Raben ſich fliegend zu vergnügen. Sie ſind aber
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Die Knacker. Rabenvögel. Raben. Heher.
Zeiten ſich in die Wälder zurückzieht. Tief eingeſchnittene Thäler, welche von Bächen durchfloſſen
werden und mit ziemlich dichtem Gebüſch beſtanden ſind, bilden ihre Lieblingsplätze. Hier ſucht und
findet ſie ihre Nahrung, welche größtentheils aus Beeren, Früchten und Sämereien beſtehen ſoll. Man
begegnet ihr in Trupps von vier bis ſechs Stück, ſeltener in Paaren, noch ſeltener in größeren Schwär-
men; denn auch ſie iſt wie ihre Verwandten kein eigentlich geſelliger Vogel. Dieſe Trupps oder Fa-
milien halten ſich mehr in Bäumen, als auf dem Boden auf, obwohl ſie auch auf dieſem gut zu Hauſe
ſind. Sie fliegen nach Gould ganz anders, als unſere Krähen, denen ſie ſonſt ſo ähnlich ſind:
der Flug iſt geſtreckter und edler. Selten dehnen ſie ihre Flüge weit aus, regelmäßig aber laſſen ſie,
während ſie fliegen, ihr eigenthümliches, auf weithin hörbares Geſchrei vernehmen. Das große, runde,
offene Neſt wird aus Reiſern aufgebaut und mit Mos und Gräſern ausgefüttert. Die drei oder
vier Eier, welche das Gelege bilden, konnten von Gould nicht erlangt werden; auch in ſpäteren
Berichten habe ich keine Mittheilung über ſie gefunden. Die Anſiedler jagen die Klingelatzel, wie
die Flötenvögel, ihres leckeren Fleiſches wegen, ſcheinen ſie aber nicht für die Gefangenſchaft zu erbeuten.
Wenigſtens kommen die Arten dieſer Sippe bis jetzt nur ſelten lebend zu uns herüber.
Ein hinſichtlich ſeines Freilebens noch gar nicht bekannter Rabe, welcher auch in den Samm-
lungen noch zu den größten Seltenheiten gehört, die Kahlkrähe (Picathartes gymnocephalus), mag
als eins der eigenthümlichſten Mitglieder der Familie hier wenigſtens Erwähnung finden. Sie iſt,
falls man ſo ſagen darf, ein Mittelglied zwiſchen den Raben und Geiern, ein Vogel, welcher mit
andern Gliedern ſeiner Familie wenig Aehnlichkeit hat. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig ſchwach,
kaum gekrümmt, an der Wurzel mit einer Wachshaut, nicht aber mit Borſtenfedern bedeckt; der Flügel
iſt kurz, ſtark gerundet, der Schwanz lang und abgeſtuft, der Fuß hoch und ſtarkzehig. Der Kopf iſt
ganz nackt, der Hals wie bei den Geiern mit borſten- oder flaumenartigen Federn bedeckt. Das eigent-
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Schwanz ſind röthlichbraun, der nackte Hals und Kopf roth; der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß gelb.
Nach Gray’s Meſſungen beträgt die Länge ungefähr 15 Zoll, die Fittiglänge 6 Zoll 3 Linien, die
Schwanzlänge 6 Zoll 10 Linien.
So viel man bis jetzt weiß, beſchränkt ſich die Heimat des merkwürdigen Thieres auf die
Sierra Leona.
Die heutzutag giltigen Anſchauungen der Vogelkundigen laſſen es angemeſſen erſcheinen, mehrere
Rabenvögel in einer beſondern Familie zu vereinigen, obgleich ſie im weſentlichen den bisher beſchrie-
benen eigentlichen Raben ſehr nahe ſtehen.
Die Baumkrähen oder Heher (Garruli), welche ich meine, unterſcheiden ſich von andern Raben
durch einen kurzen und ſtumpfen Schnabel mit oder ohne ſchwachen Haken am Oberſchnabel, durch
ſchwache Füße und ſehr kurze, ſtark gerundete Flügel, einen verhältnißmäßig langen, oft ſehr langen
und dann ſtark abgeſtuften Schwanz und ein reiches, buntfarbiges Gefieder, welches meiſt weich und
zerſchliſſen iſt.
Alle hierher gehörigen Vögel leben weit mehr auf Bäumen und viel weniger auf dem Bo-
den, als die eigentlichen Raben. Sie vereinigen ſich höchſt ſelten in große Flüge, wie die letztgenann-
ten, bilden vielmehr kleine Trupps oder Familien und ſchweifen den ganzen Tag über im Walde
umher, von einem Baume zum andern ſtreichend. Jhr Flug iſt in Folge der kurzen Schwingen
ſchwankender und unſicherer, als der der Raben; ſie ſind nicht im Stande, ſich in bedeutende Höhen zu
erheben und denken niemals daran, nach Art der Raben ſich fliegend zu vergnügen. Sie ſind aber
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/398>, abgerufen am 22.07.2024.
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