dern auch dem ihrer vielen Freunde, welche nie verfehlen, bei ihren Besuchen im Garten ihnen Etwas mitzubringen. Frei gelassen, würden sie die Grenzen des Gartens bestimmt nicht überschreiten.
An diesen Gefangenen kann man leicht beobachten, wie sie ihre Nahrung suchen. Sie beschäftigen sich in ihren freien Stunden, d. h. wenn der Garten leer an Besuchern ist, eifrig damit, den Bodenraum ihres Käfigs zu durchstöbern. Hier ist, wie schon mein Bruder mitgetheilt hat, es geradezu unmöglich, Ordnung zu erhalten; den grünen Rasen vernichten sie in kürzester Frist, weil sie ohne Unterlaß mit ihrem Schnabel bohren und arbeiten und in wenigen Stunden alle Bemühungen des Gärtners vernichten.
Die Haltung der Alpenkrähen ist überaus einfach. Sie nähren sich zwar hauptsächlich von Fleisch, nehmen aber fast alle übrigen Speisen an, welche der Mensch genießt. Weißbrod gehört zu ihren Leckerbissen, nicht minder frischer Käse (Quark). Sie verschmähen aber auch kleine Wirbelthiere nicht, obwohl sie sich längere Zeit abmühen müssen, um eine Maus oder einen Vogel zu tödten und bezüglich zu zerkleinern. Schwache Vögel fallen sie mit großer Wuth an und auch gleich starke, Heher und Dohlen z. B., mißhandeln sie ganz abscheulich. Jhre Zuneigung beschränkt sich auf menschliche Wesen.
Nicht unerwähnt will ich lassen, daß Alpenkrähen in der Gefangenschaft zur Fortpflanzung gebracht werden können. Ein Pärchen, welches im Kölner Thiergarten lebt, hat in diesem Frühjahre (1865) genistet. Ob die Brut groß geworden, ist mir nicht bekannt; war es nicht der Fall, so wird es später gelingen, diese anmuthigen Vögel im Käfig zu züchten.
Die nahe verwandte Alpendohle oder Schneekrähe, die Berg- und Steindohle, die Flütäfie oder Alpenamsel (Pyrrhocorax alpinus) unterscheidet sich durch nur kopflangen und verhältnißmäßig stärkeren Schnabel von gelber Farbe, sowie durch amsel-, nicht krähenartiges Gefieder. Dieses ist bei alten Vögeln sammtschwarz, bei jungen mattschwarz. Der Fuß ist bei jenen roth, bei diesen gelb. Hinsichtlich der Größe ist zwischen Alpenkrähe und Alpendohle kaum ein Unterschied, und Lebensweise und Betragen sind ebenfalls im wesentlichen dieselben. Demungeachtet will ich die vortrefflichen Beobachtungen Tschudi's über das Freileben und die Mittheilungen Savi's über das Gefangenleben hier wiedergeben.
"Wie zum Saatfeld die Lerche, zum See die Möve, zum Stall und der Wiese der Ammer und Hausrothschwanz, zum Kornspeicher die Taube und der Spatz, zum Grünhag der Zaunkönig, zum jungen Lerchenwald die Meise und das Goldhähnchen, zum Feldbach die Bachstelze, zum Buchwald der Fink, in die zapfenbehangenen Föhren das Eichhorn gehört, so gehört zu den Felsenzinnen unserer Alpen die Bergdohle oder Schneekrähe. Findet der Wanderer oder Jäger auch sonst in den Bergen keine zwei- oder vierfüßigen Alpenbewohner -- eine Schar Bergdohlen, die zankend und schreiend auf den Felsenvorsprüngen sitzen, bald aber schrill pfeifend mit wenigen Flügelschlägen auffliegen, in schneckenförmigen Schwenkungen in die Höhe steigen und dann in weiten Kreisen die Felsen umziehen, um sich bald wieder auf einen derselben niederzulassen und den Fremden zu beobachten, -- die findet er gewiß immer, sei es auf den Weiden über der Holzgrenze, sei es in den todten Geröllhalden der Hochalpen, ebenso häufig auch an den nackten Felsen am und im ewigen Schnee. Fand doch v. Dürrler selbst auf dem Firnmeer, das die höchste Kuppe des Tödi (11,110 Fuß über dem Meer) umgibt, noch zwei solcher Krähen und Professor Meyer bei seiner Ersteigung des Finsteraarhorns in einer Höhe von 13,000 Fuß über dem Meer noch mehrere derselben. Sie gehen also noch höher, als Schneefinken und Schneehühner und lassen ihr helles Geschrei als eintönigen Ersatz für den trillernden Gesang der Flühlerche und des Citronfinken hören, der ein paar Tausend Fuß tiefer den Wanderer noch so freundlich begleitete. Und doch ist es diesem gar lieb, wenn er zwischen ewigem Eis und Schnee
Alpenkrähe. Alpendohle.
dern auch dem ihrer vielen Freunde, welche nie verfehlen, bei ihren Beſuchen im Garten ihnen Etwas mitzubringen. Frei gelaſſen, würden ſie die Grenzen des Gartens beſtimmt nicht überſchreiten.
An dieſen Gefangenen kann man leicht beobachten, wie ſie ihre Nahrung ſuchen. Sie beſchäftigen ſich in ihren freien Stunden, d. h. wenn der Garten leer an Beſuchern iſt, eifrig damit, den Bodenraum ihres Käfigs zu durchſtöbern. Hier iſt, wie ſchon mein Bruder mitgetheilt hat, es geradezu unmöglich, Ordnung zu erhalten; den grünen Raſen vernichten ſie in kürzeſter Friſt, weil ſie ohne Unterlaß mit ihrem Schnabel bohren und arbeiten und in wenigen Stunden alle Bemühungen des Gärtners vernichten.
Die Haltung der Alpenkrähen iſt überaus einfach. Sie nähren ſich zwar hauptſächlich von Fleiſch, nehmen aber faſt alle übrigen Speiſen an, welche der Menſch genießt. Weißbrod gehört zu ihren Leckerbiſſen, nicht minder friſcher Käſe (Quark). Sie verſchmähen aber auch kleine Wirbelthiere nicht, obwohl ſie ſich längere Zeit abmühen müſſen, um eine Maus oder einen Vogel zu tödten und bezüglich zu zerkleinern. Schwache Vögel fallen ſie mit großer Wuth an und auch gleich ſtarke, Heher und Dohlen z. B., mißhandeln ſie ganz abſcheulich. Jhre Zuneigung beſchränkt ſich auf menſchliche Weſen.
Nicht unerwähnt will ich laſſen, daß Alpenkrähen in der Gefangenſchaft zur Fortpflanzung gebracht werden können. Ein Pärchen, welches im Kölner Thiergarten lebt, hat in dieſem Frühjahre (1865) geniſtet. Ob die Brut groß geworden, iſt mir nicht bekannt; war es nicht der Fall, ſo wird es ſpäter gelingen, dieſe anmuthigen Vögel im Käfig zu züchten.
Die nahe verwandte Alpendohle oder Schneekrähe, die Berg- und Steindohle, die Flütäfie oder Alpenamſel (Pyrrhocorax alpinus) unterſcheidet ſich durch nur kopflangen und verhältnißmäßig ſtärkeren Schnabel von gelber Farbe, ſowie durch amſel-, nicht krähenartiges Gefieder. Dieſes iſt bei alten Vögeln ſammtſchwarz, bei jungen mattſchwarz. Der Fuß iſt bei jenen roth, bei dieſen gelb. Hinſichtlich der Größe iſt zwiſchen Alpenkrähe und Alpendohle kaum ein Unterſchied, und Lebensweiſe und Betragen ſind ebenfalls im weſentlichen dieſelben. Demungeachtet will ich die vortrefflichen Beobachtungen Tſchudi’s über das Freileben und die Mittheilungen Savi’s über das Gefangenleben hier wiedergeben.
„Wie zum Saatfeld die Lerche, zum See die Möve, zum Stall und der Wieſe der Ammer und Hausrothſchwanz, zum Kornſpeicher die Taube und der Spatz, zum Grünhag der Zaunkönig, zum jungen Lerchenwald die Meiſe und das Goldhähnchen, zum Feldbach die Bachſtelze, zum Buchwald der Fink, in die zapfenbehangenen Föhren das Eichhorn gehört, ſo gehört zu den Felſenzinnen unſerer Alpen die Bergdohle oder Schneekrähe. Findet der Wanderer oder Jäger auch ſonſt in den Bergen keine zwei- oder vierfüßigen Alpenbewohner — eine Schar Bergdohlen, die zankend und ſchreiend auf den Felſenvorſprüngen ſitzen, bald aber ſchrill pfeifend mit wenigen Flügelſchlägen auffliegen, in ſchneckenförmigen Schwenkungen in die Höhe ſteigen und dann in weiten Kreiſen die Felſen umziehen, um ſich bald wieder auf einen derſelben niederzulaſſen und den Fremden zu beobachten, — die findet er gewiß immer, ſei es auf den Weiden über der Holzgrenze, ſei es in den todten Geröllhalden der Hochalpen, ebenſo häufig auch an den nackten Felſen am und im ewigen Schnee. Fand doch v. Dürrler ſelbſt auf dem Firnmeer, das die höchſte Kuppe des Tödi (11,110 Fuß über dem Meer) umgibt, noch zwei ſolcher Krähen und Profeſſor Meyer bei ſeiner Erſteigung des Finſteraarhorns in einer Höhe von 13,000 Fuß über dem Meer noch mehrere derſelben. Sie gehen alſo noch höher, als Schneefinken und Schneehühner und laſſen ihr helles Geſchrei als eintönigen Erſatz für den trillernden Geſang der Flühlerche und des Citronfinken hören, der ein paar Tauſend Fuß tiefer den Wanderer noch ſo freundlich begleitete. Und doch iſt es dieſem gar lieb, wenn er zwiſchen ewigem Eis und Schnee
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Alpenkrähe. Alpendohle.
dern auch dem ihrer vielen Freunde, welche nie verfehlen, bei ihren Beſuchen im Garten ihnen Etwas
mitzubringen. Frei gelaſſen, würden ſie die Grenzen des Gartens beſtimmt nicht überſchreiten.
An dieſen Gefangenen kann man leicht beobachten, wie ſie ihre Nahrung ſuchen. Sie
beſchäftigen ſich in ihren freien Stunden, d. h. wenn der Garten leer an Beſuchern iſt, eifrig damit,
den Bodenraum ihres Käfigs zu durchſtöbern. Hier iſt, wie ſchon mein Bruder mitgetheilt hat, es
geradezu unmöglich, Ordnung zu erhalten; den grünen Raſen vernichten ſie in kürzeſter Friſt, weil ſie
ohne Unterlaß mit ihrem Schnabel bohren und arbeiten und in wenigen Stunden alle Bemühungen
des Gärtners vernichten.
Die Haltung der Alpenkrähen iſt überaus einfach. Sie nähren ſich zwar hauptſächlich von
Fleiſch, nehmen aber faſt alle übrigen Speiſen an, welche der Menſch genießt. Weißbrod gehört zu
ihren Leckerbiſſen, nicht minder friſcher Käſe (Quark). Sie verſchmähen aber auch kleine Wirbelthiere
nicht, obwohl ſie ſich längere Zeit abmühen müſſen, um eine Maus oder einen Vogel zu tödten und
bezüglich zu zerkleinern. Schwache Vögel fallen ſie mit großer Wuth an und auch gleich ſtarke, Heher
und Dohlen z. B., mißhandeln ſie ganz abſcheulich. Jhre Zuneigung beſchränkt ſich auf menſchliche
Weſen.
Nicht unerwähnt will ich laſſen, daß Alpenkrähen in der Gefangenſchaft zur Fortpflanzung
gebracht werden können. Ein Pärchen, welches im Kölner Thiergarten lebt, hat in dieſem Frühjahre
(1865) geniſtet. Ob die Brut groß geworden, iſt mir nicht bekannt; war es nicht der Fall, ſo wird
es ſpäter gelingen, dieſe anmuthigen Vögel im Käfig zu züchten.
Die nahe verwandte Alpendohle oder Schneekrähe, die Berg- und Steindohle, die
Flütäfie oder Alpenamſel (Pyrrhocorax alpinus) unterſcheidet ſich durch nur kopflangen und
verhältnißmäßig ſtärkeren Schnabel von gelber Farbe, ſowie durch amſel-, nicht krähenartiges Gefieder.
Dieſes iſt bei alten Vögeln ſammtſchwarz, bei jungen mattſchwarz. Der Fuß iſt bei jenen roth, bei
dieſen gelb. Hinſichtlich der Größe iſt zwiſchen Alpenkrähe und Alpendohle kaum ein Unterſchied, und
Lebensweiſe und Betragen ſind ebenfalls im weſentlichen dieſelben. Demungeachtet will ich die
vortrefflichen Beobachtungen Tſchudi’s über das Freileben und die Mittheilungen Savi’s über
das Gefangenleben hier wiedergeben.
„Wie zum Saatfeld die Lerche, zum See die Möve, zum Stall und der Wieſe der Ammer und
Hausrothſchwanz, zum Kornſpeicher die Taube und der Spatz, zum Grünhag der Zaunkönig, zum
jungen Lerchenwald die Meiſe und das Goldhähnchen, zum Feldbach die Bachſtelze, zum Buchwald der
Fink, in die zapfenbehangenen Föhren das Eichhorn gehört, ſo gehört zu den Felſenzinnen unſerer
Alpen die Bergdohle oder Schneekrähe. Findet der Wanderer oder Jäger auch ſonſt in den Bergen
keine zwei- oder vierfüßigen Alpenbewohner — eine Schar Bergdohlen, die zankend und ſchreiend auf
den Felſenvorſprüngen ſitzen, bald aber ſchrill pfeifend mit wenigen Flügelſchlägen auffliegen, in
ſchneckenförmigen Schwenkungen in die Höhe ſteigen und dann in weiten Kreiſen die Felſen umziehen,
um ſich bald wieder auf einen derſelben niederzulaſſen und den Fremden zu beobachten, — die findet
er gewiß immer, ſei es auf den Weiden über der Holzgrenze, ſei es in den todten Geröllhalden der
Hochalpen, ebenſo häufig auch an den nackten Felſen am und im ewigen Schnee. Fand doch
v. Dürrler ſelbſt auf dem Firnmeer, das die höchſte Kuppe des Tödi (11,110 Fuß über dem Meer)
umgibt, noch zwei ſolcher Krähen und Profeſſor Meyer bei ſeiner Erſteigung des Finſteraarhorns in
einer Höhe von 13,000 Fuß über dem Meer noch mehrere derſelben. Sie gehen alſo noch höher, als
Schneefinken und Schneehühner und laſſen ihr helles Geſchrei als eintönigen Erſatz für den trillernden
Geſang der Flühlerche und des Citronfinken hören, der ein paar Tauſend Fuß tiefer den Wanderer noch
ſo freundlich begleitete. Und doch iſt es dieſem gar lieb, wenn er zwiſchen ewigem Eis und Schnee
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/367>, abgerufen am 24.11.2024.
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