wandten Arten, welche nach der Brutzeit ihren eigenen Weg gehen und sich um die Mitbewohner der Ansiedlungen nicht mehr bekümmern. Die Nester werden, wie bei einzelnen Webervögeln, jahrelang benutzt, vor der Brutzeit jedoch jedesmal sorgfältig wieder ausgebessert. Sie gleichen großen, unten stark gefüllten Schrotbeuteln, wie sie früher üblich waren, sind aber so luftig, daß man den hellen Steiß des brütenden Vogels sehen kann. Jhr Bau erfordert viel Zeit und einen großen Aufwand von Mühe und Geschicklichkeit. Einzelne Arten gebrauchen nur zwirnfadenartige Streifen oder Fasern, welche sie von den Wedeln der Maximilianen abschälen. "Kaum hat sich der Vogel", sagt Schom- burgk, "auf den Wedel niedergesetzt, so faßt er die äußere Schale des Wedels mit dem Schnabel, löst sie einige Zoll weit ab und fliegt dann mit einer ganz eigenthümlichen Bewegung seitwärts, dabei die Faser drei bis vier Ellen weit abschälend." Andere Arten benutzen lange Grashalmen zum Nest- bau und wissen diese wahrscheinlich durch ihren Speichel geschmeidig zu machen.
Nach Prinz von Wied erziehen diese Vögel nie mehr als zwei Junge.
Die freilebenden Schwarzvögel haben außer dem Menschen nur in den kräftigsten Falken ihrer Heimat gefährliche Feinde; gegen schwächere Raubvögel wissen sie sich mit Erfolg zu vertheidigen. Die jungen Vögel schützt die Anlage der Brutansiedlungen vor vielen Gefahren, denen andere Nest- vögel ausgesetzt sind, jedoch nicht vor allen; denn zuweilen versehen sich die klugen Thiere doch mit der Anlage der Nester und müssen Dies dann schwer büßen. So beobachtete Schomburgk, daß bei einer plötzlichen Ueberschwemmung eines Flusses eine Ansiedlung unserer Thiere arg gefährdet wurde. "Große Herden von Schwarzvögeln", so erzählt er, "umschwärmten mit ängstlichem Geschrei ihre beutelförmigen Nester, von denen viele bereits von der hohen Flut erreicht und sogar schon in ihr begraben waren. Hier flogen unter ängstlichem Gelärm eine Menge von Paaren und suchten ihr Nest, ihre Eier, ihre Brut, währenddem andere, noch nicht vom Wasser erreichte ruhig fortbrüteten, die Jungen fütterten oder Stoffe zum begonnenen Neste herbeitrugen und die Klagen ihrer Genossen nicht achteten. Das Leben in ihrer Ansiedlung war das treue Abbild des Lebens in den größeren Städten. Wie dort hatten auch die Vögel ihre Wohnungen friedfertig neben einander gebaut, und wie dort bekümmerte sich Keiner um die Schmerzen der Andern."
Es genügt, wenn wir nachstehend zwei der merkwürdigsten Arten ausführlicher besprechen. Jm Süden Amerikas lebt der Japu oder die Haubenkassike (Cassicus cristatus), ein Vogel von der Größe unserer Dohle. Das Gefieder ist der Hauptsache nach glänzend schwarz; der Unterrücken und Steiß sind dunkelrothbraun, die seitlichen Steuerfedern gelb, die beiden mittelsten schwarz. Der Schnabel ist weißlich blaßgelb, der Fuß glänzend schwarz, das Auge, wie bei allen Arten der Sippe, hellblau. Die Länge des Männchens beträgt 151/2 bis 17 Zoll, die Breite 231/2 bis 25 Zoll; der Fittig mißt 7 2/3 bis 8, der Schwanz 63/4 bis 7 Zoll. Das Weibchen ist um mindestens 3 Zoll kürzer und um 6 bis 7 Zoll schmäler.
Wegen des am Grunde hohen, besonders am Unterkiefer verstärkten Schnabels, der schopfartig verlängerten Hinterkopffedern und des stark abgestumpften Schwanzes hat man neuerdings diese Kas- sike zum Vertreter einer besondern Sippe, Ostinops, erhoben.
Der Prinz von Wied hat den Japu so ausführlich beschrieben, daß Schomburgk versichert, Nichts hinzusetzen zu können. Jch lege deshalb die Beschreibung jenes Naturforschers dem Nachfol- genden zu Grunde.
Der Japu bewohnt nur die Wälder und nähert sich den Pflanzungen oder menschlichen Woh- nungen blos dann, wenn sie dicht am Walde liegen. Jn den waldlosen Gegenden sieht man ihn nicht; in den Waldungen ist er zahlreich. Er verbreitet sich weit über Südamerika, ist jedoch im Süden minder häufig als im Norden. Er lebt, etwa nach Art unserer Heher, gesellschaftlich, ist lebhaft, stets in Bewegung, fliegt von einem Fruchtbaum zum andern, hängt sich mit seinen starken Klauen an die Zweige, ergreift zuweilen eine Frucht, fliegt damit ab, um sie anderwärts zu verzehren und lockt und ruft dabei fortwährend. Die Nahrung besteht aus Kerbthieren und Beeren; während der Fruchtreife
Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge.
wandten Arten, welche nach der Brutzeit ihren eigenen Weg gehen und ſich um die Mitbewohner der Anſiedlungen nicht mehr bekümmern. Die Neſter werden, wie bei einzelnen Webervögeln, jahrelang benutzt, vor der Brutzeit jedoch jedesmal ſorgfältig wieder ausgebeſſert. Sie gleichen großen, unten ſtark gefüllten Schrotbeuteln, wie ſie früher üblich waren, ſind aber ſo luftig, daß man den hellen Steiß des brütenden Vogels ſehen kann. Jhr Bau erfordert viel Zeit und einen großen Aufwand von Mühe und Geſchicklichkeit. Einzelne Arten gebrauchen nur zwirnfadenartige Streifen oder Faſern, welche ſie von den Wedeln der Maximilianen abſchälen. „Kaum hat ſich der Vogel‟, ſagt Schom- burgk, „auf den Wedel niedergeſetzt, ſo faßt er die äußere Schale des Wedels mit dem Schnabel, löſt ſie einige Zoll weit ab und fliegt dann mit einer ganz eigenthümlichen Bewegung ſeitwärts, dabei die Faſer drei bis vier Ellen weit abſchälend.‟ Andere Arten benutzen lange Grashalmen zum Neſt- bau und wiſſen dieſe wahrſcheinlich durch ihren Speichel geſchmeidig zu machen.
Nach Prinz von Wied erziehen dieſe Vögel nie mehr als zwei Junge.
Die freilebenden Schwarzvögel haben außer dem Menſchen nur in den kräftigſten Falken ihrer Heimat gefährliche Feinde; gegen ſchwächere Raubvögel wiſſen ſie ſich mit Erfolg zu vertheidigen. Die jungen Vögel ſchützt die Anlage der Brutanſiedlungen vor vielen Gefahren, denen andere Neſt- vögel ausgeſetzt ſind, jedoch nicht vor allen; denn zuweilen verſehen ſich die klugen Thiere doch mit der Anlage der Neſter und müſſen Dies dann ſchwer büßen. So beobachtete Schomburgk, daß bei einer plötzlichen Ueberſchwemmung eines Fluſſes eine Anſiedlung unſerer Thiere arg gefährdet wurde. „Große Herden von Schwarzvögeln‟, ſo erzählt er, „umſchwärmten mit ängſtlichem Geſchrei ihre beutelförmigen Neſter, von denen viele bereits von der hohen Flut erreicht und ſogar ſchon in ihr begraben waren. Hier flogen unter ängſtlichem Gelärm eine Menge von Paaren und ſuchten ihr Neſt, ihre Eier, ihre Brut, währenddem andere, noch nicht vom Waſſer erreichte ruhig fortbrüteten, die Jungen fütterten oder Stoffe zum begonnenen Neſte herbeitrugen und die Klagen ihrer Genoſſen nicht achteten. Das Leben in ihrer Anſiedlung war das treue Abbild des Lebens in den größeren Städten. Wie dort hatten auch die Vögel ihre Wohnungen friedfertig neben einander gebaut, und wie dort bekümmerte ſich Keiner um die Schmerzen der Andern.‟
Es genügt, wenn wir nachſtehend zwei der merkwürdigſten Arten ausführlicher beſprechen. Jm Süden Amerikas lebt der Japu oder die Haubenkaſſike (Cassicus cristatus), ein Vogel von der Größe unſerer Dohle. Das Gefieder iſt der Hauptſache nach glänzend ſchwarz; der Unterrücken und Steiß ſind dunkelrothbraun, die ſeitlichen Steuerfedern gelb, die beiden mittelſten ſchwarz. Der Schnabel iſt weißlich blaßgelb, der Fuß glänzend ſchwarz, das Auge, wie bei allen Arten der Sippe, hellblau. Die Länge des Männchens beträgt 15½ bis 17 Zoll, die Breite 23½ bis 25 Zoll; der Fittig mißt 7⅔ bis 8, der Schwanz 6¾ bis 7 Zoll. Das Weibchen iſt um mindeſtens 3 Zoll kürzer und um 6 bis 7 Zoll ſchmäler.
Wegen des am Grunde hohen, beſonders am Unterkiefer verſtärkten Schnabels, der ſchopfartig verlängerten Hinterkopffedern und des ſtark abgeſtumpften Schwanzes hat man neuerdings dieſe Kaſ- ſike zum Vertreter einer beſondern Sippe, Ostinops, erhoben.
Der Prinz von Wied hat den Japu ſo ausführlich beſchrieben, daß Schomburgk verſichert, Nichts hinzuſetzen zu können. Jch lege deshalb die Beſchreibung jenes Naturforſchers dem Nachfol- genden zu Grunde.
Der Japu bewohnt nur die Wälder und nähert ſich den Pflanzungen oder menſchlichen Woh- nungen blos dann, wenn ſie dicht am Walde liegen. Jn den waldloſen Gegenden ſieht man ihn nicht; in den Waldungen iſt er zahlreich. Er verbreitet ſich weit über Südamerika, iſt jedoch im Süden minder häufig als im Norden. Er lebt, etwa nach Art unſerer Heher, geſellſchaftlich, iſt lebhaft, ſtets in Bewegung, fliegt von einem Fruchtbaum zum andern, hängt ſich mit ſeinen ſtarken Klauen an die Zweige, ergreift zuweilen eine Frucht, fliegt damit ab, um ſie anderwärts zu verzehren und lockt und ruft dabei fortwährend. Die Nahrung beſteht aus Kerbthieren und Beeren; während der Fruchtreife
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Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge.
wandten Arten, welche nach der Brutzeit ihren eigenen Weg gehen und ſich um die Mitbewohner der
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benutzt, vor der Brutzeit jedoch jedesmal ſorgfältig wieder ausgebeſſert. Sie gleichen großen, unten
ſtark gefüllten Schrotbeuteln, wie ſie früher üblich waren, ſind aber ſo luftig, daß man den hellen Steiß
des brütenden Vogels ſehen kann. Jhr Bau erfordert viel Zeit und einen großen Aufwand von
Mühe und Geſchicklichkeit. Einzelne Arten gebrauchen nur zwirnfadenartige Streifen oder Faſern,
welche ſie von den Wedeln der Maximilianen abſchälen. „Kaum hat ſich der Vogel‟, ſagt Schom-
burgk, „auf den Wedel niedergeſetzt, ſo faßt er die äußere Schale des Wedels mit dem Schnabel,
löſt ſie einige Zoll weit ab und fliegt dann mit einer ganz eigenthümlichen Bewegung ſeitwärts, dabei
die Faſer drei bis vier Ellen weit abſchälend.‟ Andere Arten benutzen lange Grashalmen zum Neſt-
bau und wiſſen dieſe wahrſcheinlich durch ihren Speichel geſchmeidig zu machen.
Nach Prinz von Wied erziehen dieſe Vögel nie mehr als zwei Junge.
Die freilebenden Schwarzvögel haben außer dem Menſchen nur in den kräftigſten Falken ihrer
Heimat gefährliche Feinde; gegen ſchwächere Raubvögel wiſſen ſie ſich mit Erfolg zu vertheidigen.
Die jungen Vögel ſchützt die Anlage der Brutanſiedlungen vor vielen Gefahren, denen andere Neſt-
vögel ausgeſetzt ſind, jedoch nicht vor allen; denn zuweilen verſehen ſich die klugen Thiere doch mit der
Anlage der Neſter und müſſen Dies dann ſchwer büßen. So beobachtete Schomburgk, daß bei einer
plötzlichen Ueberſchwemmung eines Fluſſes eine Anſiedlung unſerer Thiere arg gefährdet wurde.
„Große Herden von Schwarzvögeln‟, ſo erzählt er, „umſchwärmten mit ängſtlichem Geſchrei ihre
beutelförmigen Neſter, von denen viele bereits von der hohen Flut erreicht und ſogar ſchon in ihr
begraben waren. Hier flogen unter ängſtlichem Gelärm eine Menge von Paaren und ſuchten ihr
Neſt, ihre Eier, ihre Brut, währenddem andere, noch nicht vom Waſſer erreichte ruhig fortbrüteten,
die Jungen fütterten oder Stoffe zum begonnenen Neſte herbeitrugen und die Klagen ihrer Genoſſen
nicht achteten. Das Leben in ihrer Anſiedlung war das treue Abbild des Lebens in den größeren
Städten. Wie dort hatten auch die Vögel ihre Wohnungen friedfertig neben einander gebaut, und wie
dort bekümmerte ſich Keiner um die Schmerzen der Andern.‟
Es genügt, wenn wir nachſtehend zwei der merkwürdigſten Arten ausführlicher beſprechen. Jm
Süden Amerikas lebt der Japu oder die Haubenkaſſike (Cassicus cristatus), ein Vogel von der
Größe unſerer Dohle. Das Gefieder iſt der Hauptſache nach glänzend ſchwarz; der Unterrücken und
Steiß ſind dunkelrothbraun, die ſeitlichen Steuerfedern gelb, die beiden mittelſten ſchwarz. Der
Schnabel iſt weißlich blaßgelb, der Fuß glänzend ſchwarz, das Auge, wie bei allen Arten der Sippe,
hellblau. Die Länge des Männchens beträgt 15½ bis 17 Zoll, die Breite 23½ bis 25 Zoll; der Fittig
mißt 7⅔ bis 8, der Schwanz 6¾ bis 7 Zoll. Das Weibchen iſt um mindeſtens 3 Zoll kürzer und
um 6 bis 7 Zoll ſchmäler.
Wegen des am Grunde hohen, beſonders am Unterkiefer verſtärkten Schnabels, der ſchopfartig
verlängerten Hinterkopffedern und des ſtark abgeſtumpften Schwanzes hat man neuerdings dieſe Kaſ-
ſike zum Vertreter einer beſondern Sippe, Ostinops, erhoben.
Der Prinz von Wied hat den Japu ſo ausführlich beſchrieben, daß Schomburgk verſichert,
Nichts hinzuſetzen zu können. Jch lege deshalb die Beſchreibung jenes Naturforſchers dem Nachfol-
genden zu Grunde.
Der Japu bewohnt nur die Wälder und nähert ſich den Pflanzungen oder menſchlichen Woh-
nungen blos dann, wenn ſie dicht am Walde liegen. Jn den waldloſen Gegenden ſieht man ihn nicht;
in den Waldungen iſt er zahlreich. Er verbreitet ſich weit über Südamerika, iſt jedoch im Süden
minder häufig als im Norden. Er lebt, etwa nach Art unſerer Heher, geſellſchaftlich, iſt lebhaft, ſtets
in Bewegung, fliegt von einem Fruchtbaum zum andern, hängt ſich mit ſeinen ſtarken Klauen an die
Zweige, ergreift zuweilen eine Frucht, fliegt damit ab, um ſie anderwärts zu verzehren und lockt und
ruft dabei fortwährend. Die Nahrung beſteht aus Kerbthieren und Beeren; während der Fruchtreife
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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