Der Rothflügel wird seiner Schönheit halber oft in Gefangenschaft gehalten und läßt sich mit Drosselfutter und Gesäme mancherlei Art leicht erhalten, singt auch recht fleißig im Käfig, ist ewig munter und in Thätigkeit, stets heiter, mit wenigem zufrieden und, unter Gleichstarken mindestens, verträglich. Einen Gesellschaftsbauer belebt er in der anmuthigsten Weise: er versteht es, Auge und Ohr zugleich zu fesseln, -- kurz, ich kann ihn nur rühmen und empfehlen. Man hat versucht, ihn im Käfig zur Fortpflanzung zu bringen; doch ist Dies nach Audubon bisher noch nicht gelungen. Trotz- dem dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, daß der schöne Vogel bei geeigneter Pflege auch in der Gefangenschaft sich fortpflanzen wird. Jch glaube, daß unsere Thiergärten hierfür bald einen Beweis liefern werden.
Ein kurzer, kegelförmiger, sehr spitzer, auf der Firste fast gerader Schnabel mit stark eingebogenem Mundrande, ziemlich lange und spitze Flügel, in denen die drei ersten Federn gleich lang sind, ein
[Abbildung]
Der Kuhstaar (Molothrus pecoris).
mittellanger, gerade abgestutzter Schwanz, dessen einzelne Federn gegen die Spitze hin sich etwas ver- breitern, zierliche, mittelhohe Füße und ein weiches, im Alter lebhaft metallisch stahlblau glänzendes, in der Jugend einfach braun oder bräunliches Gefieder kennzeichnen die Sippe der Kuhvögel (Molothrus).
Die bekannteste Art dieser Gruppe ist der berühmte oder berüchtigte Kuhstaar (Molothrus pecoris). Das alte Männchen ist ein sehr einfach gefärbter, aber doch hübscher Vogel. Kopf und Hals sind rußbraun, das ganze übrige Gefieder ist bräunlichschwarz, auf der Brust bläulich, auf dem Rücken grün und blau glänzend. Das Auge ist dunkelbraun; der Schnabel und die Füße sind bräunlich- schwarz. Die Länge beträgt 7 Zoll, die Breite 111/2 Zoll. Das Weibchen ist etwas kleiner und ziemlich gleichmäßig rußbraun, auf der Unterseite etwas lichter, als auf der obern.
Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge.
Der Rothflügel wird ſeiner Schönheit halber oft in Gefangenſchaft gehalten und läßt ſich mit Droſſelfutter und Geſäme mancherlei Art leicht erhalten, ſingt auch recht fleißig im Käfig, iſt ewig munter und in Thätigkeit, ſtets heiter, mit wenigem zufrieden und, unter Gleichſtarken mindeſtens, verträglich. Einen Geſellſchaftsbauer belebt er in der anmuthigſten Weiſe: er verſteht es, Auge und Ohr zugleich zu feſſeln, — kurz, ich kann ihn nur rühmen und empfehlen. Man hat verſucht, ihn im Käfig zur Fortpflanzung zu bringen; doch iſt Dies nach Audubon bisher noch nicht gelungen. Trotz- dem dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, daß der ſchöne Vogel bei geeigneter Pflege auch in der Gefangenſchaft ſich fortpflanzen wird. Jch glaube, daß unſere Thiergärten hierfür bald einen Beweis liefern werden.
Ein kurzer, kegelförmiger, ſehr ſpitzer, auf der Firſte faſt gerader Schnabel mit ſtark eingebogenem Mundrande, ziemlich lange und ſpitze Flügel, in denen die drei erſten Federn gleich lang ſind, ein
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Der Kuhſtaar (Molothrus pecoris).
mittellanger, gerade abgeſtutzter Schwanz, deſſen einzelne Federn gegen die Spitze hin ſich etwas ver- breitern, zierliche, mittelhohe Füße und ein weiches, im Alter lebhaft metalliſch ſtahlblau glänzendes, in der Jugend einfach braun oder bräunliches Gefieder kennzeichnen die Sippe der Kuhvögel (Molothrus).
Die bekannteſte Art dieſer Gruppe iſt der berühmte oder berüchtigte Kuhſtaar (Molothrus pecoris). Das alte Männchen iſt ein ſehr einfach gefärbter, aber doch hübſcher Vogel. Kopf und Hals ſind rußbraun, das ganze übrige Gefieder iſt bräunlichſchwarz, auf der Bruſt bläulich, auf dem Rücken grün und blau glänzend. Das Auge iſt dunkelbraun; der Schnabel und die Füße ſind bräunlich- ſchwarz. Die Länge beträgt 7 Zoll, die Breite 11½ Zoll. Das Weibchen iſt etwas kleiner und ziemlich gleichmäßig rußbraun, auf der Unterſeite etwas lichter, als auf der obern.
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Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge.
Der Rothflügel wird ſeiner Schönheit halber oft in Gefangenſchaft gehalten und läßt ſich mit
Droſſelfutter und Geſäme mancherlei Art leicht erhalten, ſingt auch recht fleißig im Käfig, iſt ewig
munter und in Thätigkeit, ſtets heiter, mit wenigem zufrieden und, unter Gleichſtarken mindeſtens,
verträglich. Einen Geſellſchaftsbauer belebt er in der anmuthigſten Weiſe: er verſteht es, Auge und
Ohr zugleich zu feſſeln, — kurz, ich kann ihn nur rühmen und empfehlen. Man hat verſucht, ihn im
Käfig zur Fortpflanzung zu bringen; doch iſt Dies nach Audubon bisher noch nicht gelungen. Trotz-
dem dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, daß der ſchöne Vogel bei geeigneter Pflege auch in der
Gefangenſchaft ſich fortpflanzen wird. Jch glaube, daß unſere Thiergärten hierfür bald einen Beweis
liefern werden.
Ein kurzer, kegelförmiger, ſehr ſpitzer, auf der Firſte faſt gerader Schnabel mit ſtark eingebogenem
Mundrande, ziemlich lange und ſpitze Flügel, in denen die drei erſten Federn gleich lang ſind, ein
[Abbildung Der Kuhſtaar (Molothrus pecoris).]
mittellanger, gerade abgeſtutzter Schwanz, deſſen einzelne Federn gegen die Spitze hin ſich etwas ver-
breitern, zierliche, mittelhohe Füße und ein weiches, im Alter lebhaft metalliſch ſtahlblau glänzendes,
in der Jugend einfach braun oder bräunliches Gefieder kennzeichnen die Sippe der Kuhvögel
(Molothrus).
Die bekannteſte Art dieſer Gruppe iſt der berühmte oder berüchtigte Kuhſtaar (Molothrus
pecoris). Das alte Männchen iſt ein ſehr einfach gefärbter, aber doch hübſcher Vogel. Kopf und Hals
ſind rußbraun, das ganze übrige Gefieder iſt bräunlichſchwarz, auf der Bruſt bläulich, auf dem Rücken
grün und blau glänzend. Das Auge iſt dunkelbraun; der Schnabel und die Füße ſind bräunlich-
ſchwarz. Die Länge beträgt 7 Zoll, die Breite 11½ Zoll. Das Weibchen iſt etwas kleiner und
ziemlich gleichmäßig rußbraun, auf der Unterſeite etwas lichter, als auf der obern.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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