Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen. -- Rabenvögel.
Mittelzehe mit Nagel, der Schwanz ebenfalls lang und ziemlich gerade abgeschnitten, der Fittig, in dem die zweite, dritte, vierte und fünfte Schwingen die längsten sind, verhältnißmäßig kurz.
Eine der bekannteren Arten dieser Sippe, welche auch wiederholt in Europa beobachtet wurde, ist die Wüstenläuferlerche (Alaemon desertorum). Sie ist auf Kopf und Hinterhals graulich- isabellfarben, auf Rücken und Flügeldeckfedern gilblicher, auf der Unterseite weiß, auf der Brust spär- lich durch schwarzbraune Längsflecken gezeichnet. Unter und hinter dem Auge steht ein dunkelgrauer Flecken. Die Handschwingen sind an der Wurzel weiß, an der Spitze schwarz, die Armschwingen reinweiß, in der Mitte schwarz gebändert, wodurch eine doppelte weiße Flügelbinde entsteht. Die mittleren Schwanzdeckfedern sind isabellfarben wie der Oberrücken, schwarz geschäftet, die äußersten schwarz mit weißer Außenfahne, die übrigen schwarz mit gilblichem Saume. Das Auge ist lichtbraun, Schnabel und Fuß sind blaßhornfarben. Männchen und Weibchen ähneln sich bis auf die Größe, welche beim Weibchen etwas geringer ist. Die jungen Vögel sind auf der Oberseite mehr aschgrau. Die Länge beträgt 8 Zoll, die Fittiglänge 41/2 Zoll, die Schwanzlänge über 3 Zoll.
Nach meinen Erfahrungen ist diese auffallende Lerche in allen Wüsten Nordostafrikas nicht gerade selten; in der Steppe habe ich sie jedoch nie bemerkt. Besonders häufig habe ich sie zwischen Kairo und Suez beobachtet. Jch fand sie höchstens in kleinen Familien zu vier bis sechs Stücken, niemals in Flügen, gewöhnlich in Paaren. Von diesen wohnt eins dicht neben dem andern, und wie es scheint, besuchen sich die Nachbarn oft gegenseitig in aller Freundschaft.
Jn ihrem Betragen ist die Wüstenläuferlerche ein wirkliches Mittelglied zwischen ihren engeren Verwandten und den Rennvögeln. Sie läuft absatzweise ungemein rasch, viel mehr strandläufer-, als lerchenartig, fast ganz wie der Wüstenrennvogel (Cursorius isabellinus), fliegt leicht, viel schwe- bend und sehr oft schnurgerade in die Höhe, nicht langsam steigend wie andere Lerchen, sondern mit jähen Flügelschlägen sehr rasch sich aufwärts fördernd; dann schwebt sie einige Augenblicke lang auf ein und derselben Stelle und läßt sich plötzlich mit zusammengelegten Flügeln wieder zum Boden herabfallen. Dieses Spiel wiederholt sie unter Umständen mehrmals kurz hinter einander. Jch glaube, daß das Männchen allein derartige Flugkünste ausführt; es schien mir, als wären sie ein Spiel zur Freude des Weibchens. Die Paare halten außerordentlich treu zusammen, rennen stets dicht neben einander dahin und erheben sich fast gleichzeitig. Der Wille des Einen scheint dem Andern Gesetz zu sein. Vor dem Menschen scheut sich die Wüstenläuferlerche nicht im geringsten; den bewohn- ten Haltestellen der ostindischen Straße zwischen Kairo und Suez nähert sie sich mit der Zutraulichkeit der Haubenlerche: ich traf sie mehrmals im Jnnern der weitläufigen Höfe dieser Gebäude an. Den Jäger läßt sie nahe an sich herankommen; Verfolgung aber macht sie bald außerordentlich scheu.
Jm Magen der von mir Erlegten fand ich nur Kerbthiere; demungeachtet will ich nicht behaup- ten, daß der Vogel Sämereien verschmähe. Der Gesang ist laut, aber zwitschernd. Das Nest habe ich nie gefunden; wahrscheinlich ähnelt es dem anderer Verwandten.
Dritte Ordnung. Rabenvögel (Coracirostres).
Das Gepräge der Sperlingsvögel, ihr Leibesbau und ihre Eigenthümlichkeiten, werden in einem gewissen Grade durch die Rabenvögel wiederholt; deshalb sind diese gewöhnlich auch nur als die Glieder einer Zunft oder Unterordnung von jenen angesehen worden. Jch erhebe diese Unter- ordnung zu einer Ordnung, weil die Rabenvögel, ungeachtet der zugestandenen Uebereinstimmung
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen. — Rabenvögel.
Mittelzehe mit Nagel, der Schwanz ebenfalls lang und ziemlich gerade abgeſchnitten, der Fittig, in dem die zweite, dritte, vierte und fünfte Schwingen die längſten ſind, verhältnißmäßig kurz.
Eine der bekannteren Arten dieſer Sippe, welche auch wiederholt in Europa beobachtet wurde, iſt die Wüſtenläuferlerche (Alaemon desertorum). Sie iſt auf Kopf und Hinterhals graulich- iſabellfarben, auf Rücken und Flügeldeckfedern gilblicher, auf der Unterſeite weiß, auf der Bruſt ſpär- lich durch ſchwarzbraune Längsflecken gezeichnet. Unter und hinter dem Auge ſteht ein dunkelgrauer Flecken. Die Handſchwingen ſind an der Wurzel weiß, an der Spitze ſchwarz, die Armſchwingen reinweiß, in der Mitte ſchwarz gebändert, wodurch eine doppelte weiße Flügelbinde entſteht. Die mittleren Schwanzdeckfedern ſind iſabellfarben wie der Oberrücken, ſchwarz geſchäftet, die äußerſten ſchwarz mit weißer Außenfahne, die übrigen ſchwarz mit gilblichem Saume. Das Auge iſt lichtbraun, Schnabel und Fuß ſind blaßhornfarben. Männchen und Weibchen ähneln ſich bis auf die Größe, welche beim Weibchen etwas geringer iſt. Die jungen Vögel ſind auf der Oberſeite mehr aſchgrau. Die Länge beträgt 8 Zoll, die Fittiglänge 4½ Zoll, die Schwanzlänge über 3 Zoll.
Nach meinen Erfahrungen iſt dieſe auffallende Lerche in allen Wüſten Nordoſtafrikas nicht gerade ſelten; in der Steppe habe ich ſie jedoch nie bemerkt. Beſonders häufig habe ich ſie zwiſchen Kairo und Suez beobachtet. Jch fand ſie höchſtens in kleinen Familien zu vier bis ſechs Stücken, niemals in Flügen, gewöhnlich in Paaren. Von dieſen wohnt eins dicht neben dem andern, und wie es ſcheint, beſuchen ſich die Nachbarn oft gegenſeitig in aller Freundſchaft.
Jn ihrem Betragen iſt die Wüſtenläuferlerche ein wirkliches Mittelglied zwiſchen ihren engeren Verwandten und den Rennvögeln. Sie läuft abſatzweiſe ungemein raſch, viel mehr ſtrandläufer-, als lerchenartig, faſt ganz wie der Wüſtenrennvogel (Cursorius isabellinus), fliegt leicht, viel ſchwe- bend und ſehr oft ſchnurgerade in die Höhe, nicht langſam ſteigend wie andere Lerchen, ſondern mit jähen Flügelſchlägen ſehr raſch ſich aufwärts fördernd; dann ſchwebt ſie einige Augenblicke lang auf ein und derſelben Stelle und läßt ſich plötzlich mit zuſammengelegten Flügeln wieder zum Boden herabfallen. Dieſes Spiel wiederholt ſie unter Umſtänden mehrmals kurz hinter einander. Jch glaube, daß das Männchen allein derartige Flugkünſte ausführt; es ſchien mir, als wären ſie ein Spiel zur Freude des Weibchens. Die Paare halten außerordentlich treu zuſammen, rennen ſtets dicht neben einander dahin und erheben ſich faſt gleichzeitig. Der Wille des Einen ſcheint dem Andern Geſetz zu ſein. Vor dem Menſchen ſcheut ſich die Wüſtenläuferlerche nicht im geringſten; den bewohn- ten Halteſtellen der oſtindiſchen Straße zwiſchen Kairo und Suez nähert ſie ſich mit der Zutraulichkeit der Haubenlerche: ich traf ſie mehrmals im Jnnern der weitläufigen Höfe dieſer Gebäude an. Den Jäger läßt ſie nahe an ſich herankommen; Verfolgung aber macht ſie bald außerordentlich ſcheu.
Jm Magen der von mir Erlegten fand ich nur Kerbthiere; demungeachtet will ich nicht behaup- ten, daß der Vogel Sämereien verſchmähe. Der Geſang iſt laut, aber zwitſchernd. Das Neſt habe ich nie gefunden; wahrſcheinlich ähnelt es dem anderer Verwandten.
Dritte Ordnung. Rabenvögel (Coracirostres).
Das Gepräge der Sperlingsvögel, ihr Leibesbau und ihre Eigenthümlichkeiten, werden in einem gewiſſen Grade durch die Rabenvögel wiederholt; deshalb ſind dieſe gewöhnlich auch nur als die Glieder einer Zunft oder Unterordnung von jenen angeſehen worden. Jch erhebe dieſe Unter- ordnung zu einer Ordnung, weil die Rabenvögel, ungeachtet der zugeſtandenen Uebereinſtimmung
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Mittelzehe mit Nagel, der Schwanz ebenfalls lang und ziemlich gerade abgeſchnitten, der Fittig, in
dem die zweite, dritte, vierte und fünfte Schwingen die längſten ſind, verhältnißmäßig kurz.
Eine der bekannteren Arten dieſer Sippe, welche auch wiederholt in Europa beobachtet wurde, iſt
die Wüſtenläuferlerche (Alaemon desertorum). Sie iſt auf Kopf und Hinterhals graulich-
iſabellfarben, auf Rücken und Flügeldeckfedern gilblicher, auf der Unterſeite weiß, auf der Bruſt ſpär-
lich durch ſchwarzbraune Längsflecken gezeichnet. Unter und hinter dem Auge ſteht ein dunkelgrauer
Flecken. Die Handſchwingen ſind an der Wurzel weiß, an der Spitze ſchwarz, die Armſchwingen
reinweiß, in der Mitte ſchwarz gebändert, wodurch eine doppelte weiße Flügelbinde entſteht. Die
mittleren Schwanzdeckfedern ſind iſabellfarben wie der Oberrücken, ſchwarz geſchäftet, die äußerſten
ſchwarz mit weißer Außenfahne, die übrigen ſchwarz mit gilblichem Saume. Das Auge iſt lichtbraun,
Schnabel und Fuß ſind blaßhornfarben. Männchen und Weibchen ähneln ſich bis auf die Größe,
welche beim Weibchen etwas geringer iſt. Die jungen Vögel ſind auf der Oberſeite mehr aſchgrau.
Die Länge beträgt 8 Zoll, die Fittiglänge 4½ Zoll, die Schwanzlänge über 3 Zoll.
Nach meinen Erfahrungen iſt dieſe auffallende Lerche in allen Wüſten Nordoſtafrikas nicht gerade
ſelten; in der Steppe habe ich ſie jedoch nie bemerkt. Beſonders häufig habe ich ſie zwiſchen Kairo
und Suez beobachtet. Jch fand ſie höchſtens in kleinen Familien zu vier bis ſechs Stücken, niemals
in Flügen, gewöhnlich in Paaren. Von dieſen wohnt eins dicht neben dem andern, und wie es ſcheint,
beſuchen ſich die Nachbarn oft gegenſeitig in aller Freundſchaft.
Jn ihrem Betragen iſt die Wüſtenläuferlerche ein wirkliches Mittelglied zwiſchen ihren engeren
Verwandten und den Rennvögeln. Sie läuft abſatzweiſe ungemein raſch, viel mehr ſtrandläufer-, als
lerchenartig, faſt ganz wie der Wüſtenrennvogel (Cursorius isabellinus), fliegt leicht, viel ſchwe-
bend und ſehr oft ſchnurgerade in die Höhe, nicht langſam ſteigend wie andere Lerchen, ſondern mit
jähen Flügelſchlägen ſehr raſch ſich aufwärts fördernd; dann ſchwebt ſie einige Augenblicke lang auf
ein und derſelben Stelle und läßt ſich plötzlich mit zuſammengelegten Flügeln wieder zum Boden
herabfallen. Dieſes Spiel wiederholt ſie unter Umſtänden mehrmals kurz hinter einander. Jch
glaube, daß das Männchen allein derartige Flugkünſte ausführt; es ſchien mir, als wären ſie ein
Spiel zur Freude des Weibchens. Die Paare halten außerordentlich treu zuſammen, rennen ſtets dicht
neben einander dahin und erheben ſich faſt gleichzeitig. Der Wille des Einen ſcheint dem Andern
Geſetz zu ſein. Vor dem Menſchen ſcheut ſich die Wüſtenläuferlerche nicht im geringſten; den bewohn-
ten Halteſtellen der oſtindiſchen Straße zwiſchen Kairo und Suez nähert ſie ſich mit der Zutraulichkeit
der Haubenlerche: ich traf ſie mehrmals im Jnnern der weitläufigen Höfe dieſer Gebäude an.
Den Jäger läßt ſie nahe an ſich herankommen; Verfolgung aber macht ſie bald außerordentlich ſcheu.
Jm Magen der von mir Erlegten fand ich nur Kerbthiere; demungeachtet will ich nicht behaup-
ten, daß der Vogel Sämereien verſchmähe. Der Geſang iſt laut, aber zwitſchernd. Das Neſt habe
ich nie gefunden; wahrſcheinlich ähnelt es dem anderer Verwandten.
Dritte Ordnung.
Rabenvögel (Coracirostres).
Das Gepräge der Sperlingsvögel, ihr Leibesbau und ihre Eigenthümlichkeiten, werden in einem
gewiſſen Grade durch die Rabenvögel wiederholt; deshalb ſind dieſe gewöhnlich auch nur als die
Glieder einer Zunft oder Unterordnung von jenen angeſehen worden. Jch erhebe dieſe Unter-
ordnung zu einer Ordnung, weil die Rabenvögel, ungeachtet der zugeſtandenen Uebereinſtimmung
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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