Unter den vielen Feinden, welche die Lerchen haben, steht der Mensch leider obenan. Er verfolgt die harmlosen und nützlichen Thiere namentlich während ihres Herbstzuges mit allerlei Netzen und Fal- len, hauptsächlich aber mit dem großen Streichgarn, welches über ganze Felder hinwegreicht und oft zu gleicher Zeit Hunderten von Lerchen verderblich wird. Welche Massen von Lerchen im Herbste gefan- gen werden, geht aus nachstehenden Worten von Elzholz deutlich genug hervor: "An Lerchen sind im Monat Oktober zur Stadt Leipzig durch die Thore 6724 Schock 1 Mandel gebracht worden, das ist 403,455 Stück, welche Anzahl aber mit denen, welche im September und November eingebracht zu werden pflegen, um ein gutes vermehrt werden muß. Es ist auch hierbei zu erinnern, daß ein großer Theil von den Lerchen nicht nach Leipzig kommt, weil auf den Dörfern mancher gute Schlucker wohnet, der sich mit Lerchen etwas zu gute thut."
Der zweitschlimmste Feind unserer Vögel ist der Baumfalk. "Bei seinem Erscheinen", sagt Naumann, "verstummen die fröhlichen Gesänge der Lerchen. Alles stürzt auf die Erde nieder, um sich platt niederzudrücken, wohl wissend, daß Dies hier das beste Rettungsmittel ist; nur die, welche zu hoch in der Luft waren und den pfeilschnellen Feind nicht früh genug gewahr wurden, suchen in höhern Regionen Schutz. Unter beständigem Singen (welchem man aber die Angst anhört) steigen sie immer höher und höher, und retten sich dadurch, daß sie immer über dem Falken sind; denn er kann nur von oben niederstoßen und muß sie deshalb immer übersteigen; Das aber wird ihm sauer und so läßt er solche meist unbeachtet. Jhre Furcht vor ihm kennt keine Grenzen: sie suchen, wenn er sie verfolgt, sogar bei Menschen Schutz, verkriechen sich unter Wagen und Zugvieh, und ich weiß sogar von einer hartverfolgten Lerche, welche sich in dieser Noth einem Reiter auf den Sattelknopf setzte."
Daß alle übrigen schnellen Falken und das gesammte kleine, vierfüßige Raubzeug, einschließlich der Ragethiere, die Lerchen ebenfalls nicht schonen, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.
Der schöne Gesang, leichte Zähmbarkeit und Anspruchslosigkeit machen die Feldlerche zu einem sehr beliebten Stubenvogel. Wenn man für einen guten Bauer sorgt, kann man alt einge- fangene drei bis vier Jahre lang am Leben erhalten, jung aufgezogene noch länger. Diese werden außerordentlich zahm und nehmen leicht Lehre an; einige lernen z. B. kleinere Lieder herrlich nach- pfeifen. Auch die alt eingefangenen legen bald ihren Trotz ab, gewöhnen sich schon nach wenigen Wochen an ihren Gebieter und beweisen demselben nicht selten eine große Anhänglichkeit.
Afrika beherbergt außer den bereits genannten noch mehrere sehr eigenthümliche Lerchen, welche eine besondere Horde bilden. Die Stelzenlerchen, wie wir sie nennen wollen (Certhilaudae), zeichnen sich aus durch gestreckten Leibesbau, kleinen Kopf mit sehr langem Schnabel, dessen Obertheil sich mit einem kleinen Haken über den unteren krümmt, verhältnißmäßig kurze Flügel, aber langen, in der Mitte ausgerandeten Schwanz und sehr hohe Füße mit kurzen oder mittellangen Zehen und Nägeln.
Durch Le Vaillant sind wir zuerst mit der Sippe der Sporenlerchen (Macronyx) bekannt geworden. Bei den hierher gehörigen Vögeln ist der Schnabel noch ziemlich kurz, kräftig und gerade, der Fuß hoch und großzehig, das Gefieder ziemlich bunt. Ein Hauptmerkmal ist der auffallend lange, mehr oder weniger gekrümmte Sporen an der Hinterzehe; er übertrifft diese bedeutend an Länge und ist auch wohl der Hauptgrund gewesen, daß einige Forscher die Sporenlerchen der Familie der Pieper zugetheilt haben.
Le Vaillant hat eine Art (Macronyx capensis) Wachtlerche genannt, weil sie beim Er- scheinen eines Menschen oder eines andern ihr auffallenden Wesens sehr deutlich das "Qui vive, qui vive" der französischen Soldaten ausstößt. Dieser Vogel gehört zu den buntfarbigsten aller Lerchen. Die Federn der Oberseite sind dunkelaschgrau, lichter gesäumt, die äußern Steuerfedern auf der Jnnen- seite zur Hälfte weißgrau. Die Unterseite ist ziemlich gleichmäßig rostroth; die mit einem schwarzen Bande eingefaßte Kehle und ein Strich über dem Auge sind röthlichorangefarben; das Auge ist
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
Unter den vielen Feinden, welche die Lerchen haben, ſteht der Menſch leider obenan. Er verfolgt die harmloſen und nützlichen Thiere namentlich während ihres Herbſtzuges mit allerlei Netzen und Fal- len, hauptſächlich aber mit dem großen Streichgarn, welches über ganze Felder hinwegreicht und oft zu gleicher Zeit Hunderten von Lerchen verderblich wird. Welche Maſſen von Lerchen im Herbſte gefan- gen werden, geht aus nachſtehenden Worten von Elzholz deutlich genug hervor: „An Lerchen ſind im Monat Oktober zur Stadt Leipzig durch die Thore 6724 Schock 1 Mandel gebracht worden, das iſt 403,455 Stück, welche Anzahl aber mit denen, welche im September und November eingebracht zu werden pflegen, um ein gutes vermehrt werden muß. Es iſt auch hierbei zu erinnern, daß ein großer Theil von den Lerchen nicht nach Leipzig kommt, weil auf den Dörfern mancher gute Schlucker wohnet, der ſich mit Lerchen etwas zu gute thut.‟
Der zweitſchlimmſte Feind unſerer Vögel iſt der Baumfalk. „Bei ſeinem Erſcheinen‟, ſagt Naumann, „verſtummen die fröhlichen Geſänge der Lerchen. Alles ſtürzt auf die Erde nieder, um ſich platt niederzudrücken, wohl wiſſend, daß Dies hier das beſte Rettungsmittel iſt; nur die, welche zu hoch in der Luft waren und den pfeilſchnellen Feind nicht früh genug gewahr wurden, ſuchen in höhern Regionen Schutz. Unter beſtändigem Singen (welchem man aber die Angſt anhört) ſteigen ſie immer höher und höher, und retten ſich dadurch, daß ſie immer über dem Falken ſind; denn er kann nur von oben niederſtoßen und muß ſie deshalb immer überſteigen; Das aber wird ihm ſauer und ſo läßt er ſolche meiſt unbeachtet. Jhre Furcht vor ihm kennt keine Grenzen: ſie ſuchen, wenn er ſie verfolgt, ſogar bei Menſchen Schutz, verkriechen ſich unter Wagen und Zugvieh, und ich weiß ſogar von einer hartverfolgten Lerche, welche ſich in dieſer Noth einem Reiter auf den Sattelknopf ſetzte.‟
Daß alle übrigen ſchnellen Falken und das geſammte kleine, vierfüßige Raubzeug, einſchließlich der Ragethiere, die Lerchen ebenfalls nicht ſchonen, braucht nicht beſonders hervorgehoben zu werden.
Der ſchöne Geſang, leichte Zähmbarkeit und Anſpruchsloſigkeit machen die Feldlerche zu einem ſehr beliebten Stubenvogel. Wenn man für einen guten Bauer ſorgt, kann man alt einge- fangene drei bis vier Jahre lang am Leben erhalten, jung aufgezogene noch länger. Dieſe werden außerordentlich zahm und nehmen leicht Lehre an; einige lernen z. B. kleinere Lieder herrlich nach- pfeifen. Auch die alt eingefangenen legen bald ihren Trotz ab, gewöhnen ſich ſchon nach wenigen Wochen an ihren Gebieter und beweiſen demſelben nicht ſelten eine große Anhänglichkeit.
Afrika beherbergt außer den bereits genannten noch mehrere ſehr eigenthümliche Lerchen, welche eine beſondere Horde bilden. Die Stelzenlerchen, wie wir ſie nennen wollen (Certhilaudae), zeichnen ſich aus durch geſtreckten Leibesbau, kleinen Kopf mit ſehr langem Schnabel, deſſen Obertheil ſich mit einem kleinen Haken über den unteren krümmt, verhältnißmäßig kurze Flügel, aber langen, in der Mitte ausgerandeten Schwanz und ſehr hohe Füße mit kurzen oder mittellangen Zehen und Nägeln.
Durch Le Vaillant ſind wir zuerſt mit der Sippe der Sporenlerchen (Macronyx) bekannt geworden. Bei den hierher gehörigen Vögeln iſt der Schnabel noch ziemlich kurz, kräftig und gerade, der Fuß hoch und großzehig, das Gefieder ziemlich bunt. Ein Hauptmerkmal iſt der auffallend lange, mehr oder weniger gekrümmte Sporen an der Hinterzehe; er übertrifft dieſe bedeutend an Länge und iſt auch wohl der Hauptgrund geweſen, daß einige Forſcher die Sporenlerchen der Familie der Pieper zugetheilt haben.
Le Vaillant hat eine Art (Macronyx capensis) Wachtlerche genannt, weil ſie beim Er- ſcheinen eines Menſchen oder eines andern ihr auffallenden Weſens ſehr deutlich das „Qui vive, qui vive‟ der franzöſiſchen Soldaten ausſtößt. Dieſer Vogel gehört zu den buntfarbigſten aller Lerchen. Die Federn der Oberſeite ſind dunkelaſchgrau, lichter geſäumt, die äußern Steuerfedern auf der Jnnen- ſeite zur Hälfte weißgrau. Die Unterſeite iſt ziemlich gleichmäßig roſtroth; die mit einem ſchwarzen Bande eingefaßte Kehle und ein Strich über dem Auge ſind röthlichorangefarben; das Auge iſt
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Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
Unter den vielen Feinden, welche die Lerchen haben, ſteht der Menſch leider obenan. Er verfolgt
die harmloſen und nützlichen Thiere namentlich während ihres Herbſtzuges mit allerlei Netzen und Fal-
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gleicher Zeit Hunderten von Lerchen verderblich wird. Welche Maſſen von Lerchen im Herbſte gefan-
gen werden, geht aus nachſtehenden Worten von Elzholz deutlich genug hervor: „An Lerchen ſind
im Monat Oktober zur Stadt Leipzig durch die Thore 6724 Schock 1 Mandel gebracht worden, das
iſt 403,455 Stück, welche Anzahl aber mit denen, welche im September und November eingebracht
zu werden pflegen, um ein gutes vermehrt werden muß. Es iſt auch hierbei zu erinnern, daß ein
großer Theil von den Lerchen nicht nach Leipzig kommt, weil auf den Dörfern mancher gute Schlucker
wohnet, der ſich mit Lerchen etwas zu gute thut.‟
Der zweitſchlimmſte Feind unſerer Vögel iſt der Baumfalk. „Bei ſeinem Erſcheinen‟, ſagt
Naumann, „verſtummen die fröhlichen Geſänge der Lerchen. Alles ſtürzt auf die Erde nieder, um
ſich platt niederzudrücken, wohl wiſſend, daß Dies hier das beſte Rettungsmittel iſt; nur die, welche
zu hoch in der Luft waren und den pfeilſchnellen Feind nicht früh genug gewahr wurden, ſuchen in
höhern Regionen Schutz. Unter beſtändigem Singen (welchem man aber die Angſt anhört) ſteigen ſie
immer höher und höher, und retten ſich dadurch, daß ſie immer über dem Falken ſind; denn er kann
nur von oben niederſtoßen und muß ſie deshalb immer überſteigen; Das aber wird ihm ſauer und ſo
läßt er ſolche meiſt unbeachtet. Jhre Furcht vor ihm kennt keine Grenzen: ſie ſuchen, wenn er ſie
verfolgt, ſogar bei Menſchen Schutz, verkriechen ſich unter Wagen und Zugvieh, und ich weiß ſogar von
einer hartverfolgten Lerche, welche ſich in dieſer Noth einem Reiter auf den Sattelknopf ſetzte.‟
Daß alle übrigen ſchnellen Falken und das geſammte kleine, vierfüßige Raubzeug, einſchließlich
der Ragethiere, die Lerchen ebenfalls nicht ſchonen, braucht nicht beſonders hervorgehoben zu werden.
Der ſchöne Geſang, leichte Zähmbarkeit und Anſpruchsloſigkeit machen die Feldlerche zu einem
ſehr beliebten Stubenvogel. Wenn man für einen guten Bauer ſorgt, kann man alt einge-
fangene drei bis vier Jahre lang am Leben erhalten, jung aufgezogene noch länger. Dieſe werden
außerordentlich zahm und nehmen leicht Lehre an; einige lernen z. B. kleinere Lieder herrlich nach-
pfeifen. Auch die alt eingefangenen legen bald ihren Trotz ab, gewöhnen ſich ſchon nach wenigen
Wochen an ihren Gebieter und beweiſen demſelben nicht ſelten eine große Anhänglichkeit.
Afrika beherbergt außer den bereits genannten noch mehrere ſehr eigenthümliche Lerchen, welche
eine beſondere Horde bilden. Die Stelzenlerchen, wie wir ſie nennen wollen (Certhilaudae),
zeichnen ſich aus durch geſtreckten Leibesbau, kleinen Kopf mit ſehr langem Schnabel, deſſen Obertheil
ſich mit einem kleinen Haken über den unteren krümmt, verhältnißmäßig kurze Flügel, aber langen, in
der Mitte ausgerandeten Schwanz und ſehr hohe Füße mit kurzen oder mittellangen Zehen und Nägeln.
Durch Le Vaillant ſind wir zuerſt mit der Sippe der Sporenlerchen (Macronyx) bekannt
geworden. Bei den hierher gehörigen Vögeln iſt der Schnabel noch ziemlich kurz, kräftig und gerade,
der Fuß hoch und großzehig, das Gefieder ziemlich bunt. Ein Hauptmerkmal iſt der auffallend lange,
mehr oder weniger gekrümmte Sporen an der Hinterzehe; er übertrifft dieſe bedeutend an Länge und
iſt auch wohl der Hauptgrund geweſen, daß einige Forſcher die Sporenlerchen der Familie der Pieper
zugetheilt haben.
Le Vaillant hat eine Art (Macronyx capensis) Wachtlerche genannt, weil ſie beim Er-
ſcheinen eines Menſchen oder eines andern ihr auffallenden Weſens ſehr deutlich das „Qui vive, qui
vive‟ der franzöſiſchen Soldaten ausſtößt. Dieſer Vogel gehört zu den buntfarbigſten aller Lerchen.
Die Federn der Oberſeite ſind dunkelaſchgrau, lichter geſäumt, die äußern Steuerfedern auf der Jnnen-
ſeite zur Hälfte weißgrau. Die Unterſeite iſt ziemlich gleichmäßig roſtroth; die mit einem ſchwarzen
Bande eingefaßte Kehle und ein Strich über dem Auge ſind röthlichorangefarben; das Auge iſt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/296>, abgerufen am 23.11.2024.
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