striche, welche länger oder kürzer sein können, gezeichnet. Ungefleckt sind nur die Kehle, der Hinter- bauch und ein Streifen über dem Auge. Die Schwingen und die Stenerfedern sind dunkelbraun oder schwarz, rostroth gesäumt. Jm Jugendkleide sind alle Federn der Oberseite weiß gerandet und an der Spitze dunkelgefleckt. Das Auge ist braun, der Oberschnabel dunkelgrau, der untere horngrau, der Fuß röthlich. Die Länge beträgt 63/4 Zoll, die Breite 121/2 Zoll; der Fittig mißt 33/4 Zoll, der Schwanz 21/2 Zoll. Das Weibchen ist um 4 bis 5 Linien kürzer, und um 6 bis 9 Linien schmäler.
Jn Lebensweise und Betragen haben alle Haubenlerchen große Aehnlichkeit, so daß wir sie, unbe- kümmert um ihre Arteinheit oder Artverschiedenheit, gemeinschaftlich betrachten können. Jhre Verbrei- tung ist eine außerordentlich große. Sie bewohnen ganz Europa, ganz Mittel- und Südasien und Afrika, so weit es mir bekannt geworden ist. Jm Süden scheinen sie häufiger zu sein, als im Norden; in Afrika und Spanien sind sie die überall vorkommenden Arten ihrer Familie; aber auch in Deutschland sind sie durchaus nicht selten. Hier haben sie sich namentlich in den letzten Jahren weiter verbreitet und auch da eingefunden, wo sie früher fehlten. Jm Süden Europas findet man sie in und bei den Dörfern ebensowohl, als auf der einsamen, menschenleeren Ebene oder im Gebirge; in Afrika bewohnen sie, wie schon angedeutet, das bebaute Land, wie die eigentliche Wüste; in Deutschland bevorzugen sie die Nähe des Menschen entschieden, und namentlich im Winter drängen sie sich diesen förmlich auf. Sie kommen dann wie die Sperlinge und Finken in das Jnnere der Dörfer und Städte herein: sie werden zu Bettlern vor den Scheuern und Küchen.
Jhr Betragen hat mauches Eigenthümliche. Sie sind außer der Begattungszeit stille Vögel, welche sich nur durch ihre Allgegenwart bemerkbar machen, im übrigen aber so anspruchslos erscheinen, als möglich. Von der Feldlerche unterscheiden sie sich leicht durch ihre gedrungene Gestalt und die spitzige Haube, welche sie fast immer sehr aufrecht tragen. Jm Sitzen und Laufen, auch im Fluge ähneln sie den übrigen Verwandten sehr. Jhre Stimme ist ein leises "Hoid hoid", welchem ein helles angenehmes "Qui qui" zu folgen pflegt. Der Gesang zeichnet sich durch Abwechslung aus und hat seine Vorzüge, obwohl er weder mit dem der Feldlerche noch vollends mit dem der Haidelerche verglichen werden kann. Homeyer, von dessen feinem Ohre für Vogelgesänge ich bereits gesprochen habe, rühmt besonders das Lied der spanischen Haubenlerche und sagt: "Das Klagende der Haidelerche ist ihr nicht nur eigen, sondern sie übertrifft diese liebe Sängerin gerade in dieser Eigenthümlichkeit noch bedeutend. Auch der Ton ist durchaus verschieden von dem der deutschen Haubenlerche: er ist so weich, so klagend, so silberrein, wie bei der Haidelerche, aber noch melancholischer. Der Vortrag steht mit dieser Tonweise im engsten Zusammenhange: ich kenne kaum etwas Schöneres, als den gefühlvollen Gesang dieser Lerche, während im Vergleich damit der oft schreiende Ton und die Sanges- weise unserer deutschen Haubenlerche mir oft zuwider war. Als ich den Gesang der südeuropäischen Art hörte, wollte ich ihn durchaus nicht für den einer Haubenlerche halten." Auch die wüstenbewoh- nende Haubenlerche singt sehr angenehm, und man ist vielleicht noch mehr geneigt, als in Südspanien, ihr das gut zu rechnen, weil in der Wüste jeder Laut eine erfreuliche, ein Vogelgesang aber eine geradezu entzückende Wirkung äußert.
Die Nahrung ist gemischter Art. Es scheint, als ob sie ebensoviel Sämereien als Kerbthiere zu sich nehmen; mit letzteren füttern sie ihre Jungen groß. Jm Herbst, im Winter und im Frühling begnügen sie sich mit Gesäme aller Art. Jm Frühjahr pflücken sie sich zarte Grasspitzen und andere grüne Kräuter ab. Jn der Gefangenschaft ernährt man sie leicht mit Drosselfutter und Sämereien.
Das Nest wird auf Feldern, trockenen Wiesen, in Weinbergen, Gärten und an ähnlichen Orten auf dem Boden angelegt, oft sehr nahe bei bewohnten Gebäuden, so z. B. in viel besuchten öffentlichen Gärten. Es steht aber immer sehr verborgen und ist schwer zu finden. Jn seiner Bauart unter- scheidet es sich wenig von andern Lerchennestern; auch die Eier sind sofort als Lercheneier zu erken- nen: sie sind auf gelbem oder röthlichweißen Grunde mit sehr vielen aschgrauen und gelbbraunen kleinen Punkten und Flecken über und über bestreut. Das erste Gelege besteht gewöhnlich aus vier bis sechs, das zweite aus drei bis vier Eiern. Beide Geschlechter brüten abwechselnd, das Weibchen
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
ſtriche, welche länger oder kürzer ſein können, gezeichnet. Ungefleckt ſind nur die Kehle, der Hinter- bauch und ein Streifen über dem Auge. Die Schwingen und die Stenerfedern ſind dunkelbraun oder ſchwarz, roſtroth geſäumt. Jm Jugendkleide ſind alle Federn der Oberſeite weiß gerandet und an der Spitze dunkelgefleckt. Das Auge iſt braun, der Oberſchnabel dunkelgrau, der untere horngrau, der Fuß röthlich. Die Länge beträgt 6¾ Zoll, die Breite 12½ Zoll; der Fittig mißt 3¾ Zoll, der Schwanz 2½ Zoll. Das Weibchen iſt um 4 bis 5 Linien kürzer, und um 6 bis 9 Linien ſchmäler.
Jn Lebensweiſe und Betragen haben alle Haubenlerchen große Aehnlichkeit, ſo daß wir ſie, unbe- kümmert um ihre Arteinheit oder Artverſchiedenheit, gemeinſchaftlich betrachten können. Jhre Verbrei- tung iſt eine außerordentlich große. Sie bewohnen ganz Europa, ganz Mittel- und Südaſien und Afrika, ſo weit es mir bekannt geworden iſt. Jm Süden ſcheinen ſie häufiger zu ſein, als im Norden; in Afrika und Spanien ſind ſie die überall vorkommenden Arten ihrer Familie; aber auch in Deutſchland ſind ſie durchaus nicht ſelten. Hier haben ſie ſich namentlich in den letzten Jahren weiter verbreitet und auch da eingefunden, wo ſie früher fehlten. Jm Süden Europas findet man ſie in und bei den Dörfern ebenſowohl, als auf der einſamen, menſchenleeren Ebene oder im Gebirge; in Afrika bewohnen ſie, wie ſchon angedeutet, das bebaute Land, wie die eigentliche Wüſte; in Deutſchland bevorzugen ſie die Nähe des Menſchen entſchieden, und namentlich im Winter drängen ſie ſich dieſen förmlich auf. Sie kommen dann wie die Sperlinge und Finken in das Jnnere der Dörfer und Städte herein: ſie werden zu Bettlern vor den Scheuern und Küchen.
Jhr Betragen hat mauches Eigenthümliche. Sie ſind außer der Begattungszeit ſtille Vögel, welche ſich nur durch ihre Allgegenwart bemerkbar machen, im übrigen aber ſo anſpruchslos erſcheinen, als möglich. Von der Feldlerche unterſcheiden ſie ſich leicht durch ihre gedrungene Geſtalt und die ſpitzige Haube, welche ſie faſt immer ſehr aufrecht tragen. Jm Sitzen und Laufen, auch im Fluge ähneln ſie den übrigen Verwandten ſehr. Jhre Stimme iſt ein leiſes „Hoid hoid‟, welchem ein helles angenehmes „Qui qui‟ zu folgen pflegt. Der Geſang zeichnet ſich durch Abwechslung aus und hat ſeine Vorzüge, obwohl er weder mit dem der Feldlerche noch vollends mit dem der Haidelerche verglichen werden kann. Homeyer, von deſſen feinem Ohre für Vogelgeſänge ich bereits geſprochen habe, rühmt beſonders das Lied der ſpaniſchen Haubenlerche und ſagt: „Das Klagende der Haidelerche iſt ihr nicht nur eigen, ſondern ſie übertrifft dieſe liebe Sängerin gerade in dieſer Eigenthümlichkeit noch bedeutend. Auch der Ton iſt durchaus verſchieden von dem der deutſchen Haubenlerche: er iſt ſo weich, ſo klagend, ſo ſilberrein, wie bei der Haidelerche, aber noch melancholiſcher. Der Vortrag ſteht mit dieſer Tonweiſe im engſten Zuſammenhange: ich kenne kaum etwas Schöneres, als den gefühlvollen Geſang dieſer Lerche, während im Vergleich damit der oft ſchreiende Ton und die Sanges- weiſe unſerer deutſchen Haubenlerche mir oft zuwider war. Als ich den Geſang der ſüdeuropäiſchen Art hörte, wollte ich ihn durchaus nicht für den einer Haubenlerche halten.‟ Auch die wüſtenbewoh- nende Haubenlerche ſingt ſehr angenehm, und man iſt vielleicht noch mehr geneigt, als in Südſpanien, ihr das gut zu rechnen, weil in der Wüſte jeder Laut eine erfreuliche, ein Vogelgeſang aber eine geradezu entzückende Wirkung äußert.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Es ſcheint, als ob ſie ebenſoviel Sämereien als Kerbthiere zu ſich nehmen; mit letzteren füttern ſie ihre Jungen groß. Jm Herbſt, im Winter und im Frühling begnügen ſie ſich mit Geſäme aller Art. Jm Frühjahr pflücken ſie ſich zarte Grasſpitzen und andere grüne Kräuter ab. Jn der Gefangenſchaft ernährt man ſie leicht mit Droſſelfutter und Sämereien.
Das Neſt wird auf Feldern, trockenen Wieſen, in Weinbergen, Gärten und an ähnlichen Orten auf dem Boden angelegt, oft ſehr nahe bei bewohnten Gebäuden, ſo z. B. in viel beſuchten öffentlichen Gärten. Es ſteht aber immer ſehr verborgen und iſt ſchwer zu finden. Jn ſeiner Bauart unter- ſcheidet es ſich wenig von andern Lerchenneſtern; auch die Eier ſind ſofort als Lercheneier zu erken- nen: ſie ſind auf gelbem oder röthlichweißen Grunde mit ſehr vielen aſchgrauen und gelbbraunen kleinen Punkten und Flecken über und über beſtreut. Das erſte Gelege beſteht gewöhnlich aus vier bis ſechs, das zweite aus drei bis vier Eiern. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd, das Weibchen
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[268/0290]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
ſtriche, welche länger oder kürzer ſein können, gezeichnet. Ungefleckt ſind nur die Kehle, der Hinter-
bauch und ein Streifen über dem Auge. Die Schwingen und die Stenerfedern ſind dunkelbraun oder
ſchwarz, roſtroth geſäumt. Jm Jugendkleide ſind alle Federn der Oberſeite weiß gerandet und an
der Spitze dunkelgefleckt. Das Auge iſt braun, der Oberſchnabel dunkelgrau, der untere horngrau,
der Fuß röthlich. Die Länge beträgt 6¾ Zoll, die Breite 12½ Zoll; der Fittig mißt 3¾ Zoll, der
Schwanz 2½ Zoll. Das Weibchen iſt um 4 bis 5 Linien kürzer, und um 6 bis 9 Linien ſchmäler.
Jn Lebensweiſe und Betragen haben alle Haubenlerchen große Aehnlichkeit, ſo daß wir ſie, unbe-
kümmert um ihre Arteinheit oder Artverſchiedenheit, gemeinſchaftlich betrachten können. Jhre Verbrei-
tung iſt eine außerordentlich große. Sie bewohnen ganz Europa, ganz Mittel- und Südaſien und Afrika,
ſo weit es mir bekannt geworden iſt. Jm Süden ſcheinen ſie häufiger zu ſein, als im Norden; in Afrika
und Spanien ſind ſie die überall vorkommenden Arten ihrer Familie; aber auch in Deutſchland ſind ſie
durchaus nicht ſelten. Hier haben ſie ſich namentlich in den letzten Jahren weiter verbreitet und auch
da eingefunden, wo ſie früher fehlten. Jm Süden Europas findet man ſie in und bei den Dörfern
ebenſowohl, als auf der einſamen, menſchenleeren Ebene oder im Gebirge; in Afrika bewohnen ſie,
wie ſchon angedeutet, das bebaute Land, wie die eigentliche Wüſte; in Deutſchland bevorzugen ſie die
Nähe des Menſchen entſchieden, und namentlich im Winter drängen ſie ſich dieſen förmlich auf. Sie
kommen dann wie die Sperlinge und Finken in das Jnnere der Dörfer und Städte herein: ſie
werden zu Bettlern vor den Scheuern und Küchen.
Jhr Betragen hat mauches Eigenthümliche. Sie ſind außer der Begattungszeit ſtille Vögel,
welche ſich nur durch ihre Allgegenwart bemerkbar machen, im übrigen aber ſo anſpruchslos erſcheinen,
als möglich. Von der Feldlerche unterſcheiden ſie ſich leicht durch ihre gedrungene Geſtalt und die
ſpitzige Haube, welche ſie faſt immer ſehr aufrecht tragen. Jm Sitzen und Laufen, auch im Fluge
ähneln ſie den übrigen Verwandten ſehr. Jhre Stimme iſt ein leiſes „Hoid hoid‟, welchem ein helles
angenehmes „Qui qui‟ zu folgen pflegt. Der Geſang zeichnet ſich durch Abwechslung aus und hat
ſeine Vorzüge, obwohl er weder mit dem der Feldlerche noch vollends mit dem der Haidelerche verglichen
werden kann. Homeyer, von deſſen feinem Ohre für Vogelgeſänge ich bereits geſprochen habe, rühmt
beſonders das Lied der ſpaniſchen Haubenlerche und ſagt: „Das Klagende der Haidelerche iſt ihr
nicht nur eigen, ſondern ſie übertrifft dieſe liebe Sängerin gerade in dieſer Eigenthümlichkeit noch
bedeutend. Auch der Ton iſt durchaus verſchieden von dem der deutſchen Haubenlerche: er iſt ſo
weich, ſo klagend, ſo ſilberrein, wie bei der Haidelerche, aber noch melancholiſcher. Der Vortrag
ſteht mit dieſer Tonweiſe im engſten Zuſammenhange: ich kenne kaum etwas Schöneres, als den
gefühlvollen Geſang dieſer Lerche, während im Vergleich damit der oft ſchreiende Ton und die Sanges-
weiſe unſerer deutſchen Haubenlerche mir oft zuwider war. Als ich den Geſang der ſüdeuropäiſchen
Art hörte, wollte ich ihn durchaus nicht für den einer Haubenlerche halten.‟ Auch die wüſtenbewoh-
nende Haubenlerche ſingt ſehr angenehm, und man iſt vielleicht noch mehr geneigt, als in Südſpanien,
ihr das gut zu rechnen, weil in der Wüſte jeder Laut eine erfreuliche, ein Vogelgeſang aber eine geradezu
entzückende Wirkung äußert.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Es ſcheint, als ob ſie ebenſoviel Sämereien als Kerbthiere zu
ſich nehmen; mit letzteren füttern ſie ihre Jungen groß. Jm Herbſt, im Winter und im Frühling
begnügen ſie ſich mit Geſäme aller Art. Jm Frühjahr pflücken ſie ſich zarte Grasſpitzen und andere
grüne Kräuter ab. Jn der Gefangenſchaft ernährt man ſie leicht mit Droſſelfutter und Sämereien.
Das Neſt wird auf Feldern, trockenen Wieſen, in Weinbergen, Gärten und an ähnlichen Orten
auf dem Boden angelegt, oft ſehr nahe bei bewohnten Gebäuden, ſo z. B. in viel beſuchten öffentlichen
Gärten. Es ſteht aber immer ſehr verborgen und iſt ſchwer zu finden. Jn ſeiner Bauart unter-
ſcheidet es ſich wenig von andern Lerchenneſtern; auch die Eier ſind ſofort als Lercheneier zu erken-
nen: ſie ſind auf gelbem oder röthlichweißen Grunde mit ſehr vielen aſchgrauen und gelbbraunen
kleinen Punkten und Flecken über und über beſtreut. Das erſte Gelege beſteht gewöhnlich aus vier
bis ſechs, das zweite aus drei bis vier Eiern. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd, das Weibchen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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