den Zügeln graubraun, sonst auf der Oberseite röthlichgrau, jede Feder lichter gesäumt und dunkler geschäftet, auf der Unterseite blaßgelb, auf der Kehle weißlich. Alle Schwingen und Flügeldeckfedern, sowie die Steuerfedern sind dunkelbraun, bräunlichweiß oder hellbraun gesäumt, der Schnabel ist licht- bläulich, im Winter hornfarben, der Fuß dunkelfleischfarbig.
Auch der Kappenammer wird den deutschen Vögeln zugezählt, weil er wiederholt bei Triest und selbst weiter im Jnnern Deutschlands gefunden worden ist; doch gehört er hier überall zu den großen Seltenheiten. Einzelne Verflogene sollen bei Leipzig erlegt worden sein; dieser Angabe fehlt jedoch die nöthige Bestimmtheit. Der Vogel erscheint in Griechenland als Zugvogel Ende Aprils und zieht im August wieder weg. Durch Jerdon wissen wir auch, wohin er seine Reise richtet. Wenige Tage nach seinem Abgange aus Europa im November erscheint er in Dekan und in den obern Pro- vinzen von Hindostan, schlägt sich zu ungeheuren Flügen zusammen, welche große Verwüstungen in den Getreidefeldern anrichten, und verläßt das Land im März dann wieder.
An einem heitern Frühlingsmorgen sind in Griechenland oft alle Hecken am Meerufer von ihm bedeckt, während Tags vorher noch keiner zu sehen war.
Hinsichtlich seines Betragens unterscheidet er sich von andern Ammern unwesentlich; doch be- hauptet Graf von der Mühle, daß er sehr dumm und wenig scheu sei und man oft in Versuchung käme, das singende Männchen mit dem Stocke zu erschlagen.
Um die Fortpflanzungszeit zieht sich der Kappenammer nach unbebauten, mit Salbei und Christusdorn bewachsenen Hügeln oder in die Weinberge und öde Gärten zurück. Das Männchen setzt sich dann sehr frei auf die Spitze eines Gesträuches oder Baumes und läßt beständig seinen einfachen flötenden Gesang vernehmen, das Weibchen hingegen verbirgt sich soviel als möglich. Das Nest steht am Boden in oder an stachlichem Gestrüpp, gewöhnlich sehr versteckt, ist nachlässig gebaut, aus dürren Pflanzenstengeln und Blättern sperrig zusammengefügt, im Jnnern mit feinen Würzelchen, Hälmchen, Blattfasern und Pferdehaaren ausgelegt und enthält Anfangs oder Mitte Juni fünf bis sieben Eier, welche auf bleich bläulichgrünem Grunde mit deutlicheren oder verwaschenen aschgrauen, grün- lichen oder röthlichgrauen Flecken gezeichnet sind.
Von allen bisher genannten Mitgliedern der Familie unterscheidet sich der Rohrammer oder Rohrsperling, Rohrleps, Mosmerling, Schilfvogel oder Schilfschwätzer (Cynehramus Schoeniclus) hauptsächlich durch seine Lebensweise. Man hat ihn namentlich wegen seines kleinen und kleinhöckrigen Schnabels von andern Ammern getrennt; doch sind die Unterschiede zwischen ihm und den übrigen nur geringfügiger Art.
Der Rohrammer wird 6 Zoll 2 Linien lang und 9 Zoll breit; der Fittig mißt 2 Zoll 10 bis 11 Linien, der Schwanz 2 Zoll 8 Linien. Das Weibchen ist um 3 bis 5 Linien kürzer und um wenige Linien schmäler. Beim Männchen ist der Kopf und die ganze Kehle tiefschwarz. Vom Schna- belwinkel läuft ein weißer Streifen nach der Schulter zu und verbindet sich hier mit einem Halsband von gleicher Färbung. Der Rücken ist braun, jede Feder mit dunklem Schaftstrich und lichterem Saum, wodurch eine dem Sperlingsgefieder ähnelnde Zeichnung entsteht. Der Bürzel ist aschgrau, die Unterseite weiß, an den Seiten graulich mit dunkleren Längsstrichen. Beim Weibchen ist der Kopf braun, dunkler gestrichelt, die Kehle schmuzig weiß, durch ein aus Flecken bestehendes Band ein- gefaßt. Jhm ähneln die Männchen im Herbstkleide und die Jungen. Der Augenstern ist braun, der Schnabel bläulich, oben wie gewöhnlich dunkler, als unten, der Fuß röthlich hornfarben.
Auch der Rohrammer ist sehr weit verbreitet. Es gibt in Europa vielleicht kein Land, in welchem er nicht bemerkt worden ist. Jn den meisten Gegenden ist er Brutvogel, so nach meinen eigenen Beobachtungen noch im südlichen Lappland. Dagegen ist sein Wohngebiet beschränkt; denn er lebt nur in wasserreichen Gegenden, am liebsten in Ebenen und hier ausschließlich da, wo sumpfige
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
den Zügeln graubraun, ſonſt auf der Oberſeite röthlichgrau, jede Feder lichter geſäumt und dunkler geſchäftet, auf der Unterſeite blaßgelb, auf der Kehle weißlich. Alle Schwingen und Flügeldeckfedern, ſowie die Steuerfedern ſind dunkelbraun, bräunlichweiß oder hellbraun geſäumt, der Schnabel iſt licht- bläulich, im Winter hornfarben, der Fuß dunkelfleiſchfarbig.
Auch der Kappenammer wird den deutſchen Vögeln zugezählt, weil er wiederholt bei Trieſt und ſelbſt weiter im Jnnern Deutſchlands gefunden worden iſt; doch gehört er hier überall zu den großen Seltenheiten. Einzelne Verflogene ſollen bei Leipzig erlegt worden ſein; dieſer Angabe fehlt jedoch die nöthige Beſtimmtheit. Der Vogel erſcheint in Griechenland als Zugvogel Ende Aprils und zieht im Auguſt wieder weg. Durch Jerdon wiſſen wir auch, wohin er ſeine Reiſe richtet. Wenige Tage nach ſeinem Abgange aus Europa im November erſcheint er in Dekan und in den obern Pro- vinzen von Hindoſtan, ſchlägt ſich zu ungeheuren Flügen zuſammen, welche große Verwüſtungen in den Getreidefeldern anrichten, und verläßt das Land im März dann wieder.
An einem heitern Frühlingsmorgen ſind in Griechenland oft alle Hecken am Meerufer von ihm bedeckt, während Tags vorher noch keiner zu ſehen war.
Hinſichtlich ſeines Betragens unterſcheidet er ſich von andern Ammern unweſentlich; doch be- hauptet Graf von der Mühle, daß er ſehr dumm und wenig ſcheu ſei und man oft in Verſuchung käme, das ſingende Männchen mit dem Stocke zu erſchlagen.
Um die Fortpflanzungszeit zieht ſich der Kappenammer nach unbebauten, mit Salbei und Chriſtusdorn bewachſenen Hügeln oder in die Weinberge und öde Gärten zurück. Das Männchen ſetzt ſich dann ſehr frei auf die Spitze eines Geſträuches oder Baumes und läßt beſtändig ſeinen einfachen flötenden Geſang vernehmen, das Weibchen hingegen verbirgt ſich ſoviel als möglich. Das Neſt ſteht am Boden in oder an ſtachlichem Geſtrüpp, gewöhnlich ſehr verſteckt, iſt nachläſſig gebaut, aus dürren Pflanzenſtengeln und Blättern ſperrig zuſammengefügt, im Jnnern mit feinen Würzelchen, Hälmchen, Blattfaſern und Pferdehaaren ausgelegt und enthält Anfangs oder Mitte Juni fünf bis ſieben Eier, welche auf bleich bläulichgrünem Grunde mit deutlicheren oder verwaſchenen aſchgrauen, grün- lichen oder röthlichgrauen Flecken gezeichnet ſind.
Von allen bisher genannten Mitgliedern der Familie unterſcheidet ſich der Rohrammer oder Rohrſperling, Rohrleps, Mosmerling, Schilfvogel oder Schilfſchwätzer (Cynehramus Schoeniclus) hauptſächlich durch ſeine Lebensweiſe. Man hat ihn namentlich wegen ſeines kleinen und kleinhöckrigen Schnabels von andern Ammern getrennt; doch ſind die Unterſchiede zwiſchen ihm und den übrigen nur geringfügiger Art.
Der Rohrammer wird 6 Zoll 2 Linien lang und 9 Zoll breit; der Fittig mißt 2 Zoll 10 bis 11 Linien, der Schwanz 2 Zoll 8 Linien. Das Weibchen iſt um 3 bis 5 Linien kürzer und um wenige Linien ſchmäler. Beim Männchen iſt der Kopf und die ganze Kehle tiefſchwarz. Vom Schna- belwinkel läuft ein weißer Streifen nach der Schulter zu und verbindet ſich hier mit einem Halsband von gleicher Färbung. Der Rücken iſt braun, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich und lichterem Saum, wodurch eine dem Sperlingsgefieder ähnelnde Zeichnung entſteht. Der Bürzel iſt aſchgrau, die Unterſeite weiß, an den Seiten graulich mit dunkleren Längsſtrichen. Beim Weibchen iſt der Kopf braun, dunkler geſtrichelt, die Kehle ſchmuzig weiß, durch ein aus Flecken beſtehendes Band ein- gefaßt. Jhm ähneln die Männchen im Herbſtkleide und die Jungen. Der Augenſtern iſt braun, der Schnabel bläulich, oben wie gewöhnlich dunkler, als unten, der Fuß röthlich hornfarben.
Auch der Rohrammer iſt ſehr weit verbreitet. Es gibt in Europa vielleicht kein Land, in welchem er nicht bemerkt worden iſt. Jn den meiſten Gegenden iſt er Brutvogel, ſo nach meinen eigenen Beobachtungen noch im ſüdlichen Lappland. Dagegen iſt ſein Wohngebiet beſchränkt; denn er lebt nur in waſſerreichen Gegenden, am liebſten in Ebenen und hier ausſchließlich da, wo ſumpfige
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[250/0272]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
den Zügeln graubraun, ſonſt auf der Oberſeite röthlichgrau, jede Feder lichter geſäumt und dunkler
geſchäftet, auf der Unterſeite blaßgelb, auf der Kehle weißlich. Alle Schwingen und Flügeldeckfedern,
ſowie die Steuerfedern ſind dunkelbraun, bräunlichweiß oder hellbraun geſäumt, der Schnabel iſt licht-
bläulich, im Winter hornfarben, der Fuß dunkelfleiſchfarbig.
Auch der Kappenammer wird den deutſchen Vögeln zugezählt, weil er wiederholt bei Trieſt und
ſelbſt weiter im Jnnern Deutſchlands gefunden worden iſt; doch gehört er hier überall zu den großen
Seltenheiten. Einzelne Verflogene ſollen bei Leipzig erlegt worden ſein; dieſer Angabe fehlt jedoch
die nöthige Beſtimmtheit. Der Vogel erſcheint in Griechenland als Zugvogel Ende Aprils und zieht
im Auguſt wieder weg. Durch Jerdon wiſſen wir auch, wohin er ſeine Reiſe richtet. Wenige
Tage nach ſeinem Abgange aus Europa im November erſcheint er in Dekan und in den obern Pro-
vinzen von Hindoſtan, ſchlägt ſich zu ungeheuren Flügen zuſammen, welche große Verwüſtungen in
den Getreidefeldern anrichten, und verläßt das Land im März dann wieder.
An einem heitern Frühlingsmorgen ſind in Griechenland oft alle Hecken am Meerufer von ihm
bedeckt, während Tags vorher noch keiner zu ſehen war.
Hinſichtlich ſeines Betragens unterſcheidet er ſich von andern Ammern unweſentlich; doch be-
hauptet Graf von der Mühle, daß er ſehr dumm und wenig ſcheu ſei und man oft in Verſuchung
käme, das ſingende Männchen mit dem Stocke zu erſchlagen.
Um die Fortpflanzungszeit zieht ſich der Kappenammer nach unbebauten, mit Salbei und
Chriſtusdorn bewachſenen Hügeln oder in die Weinberge und öde Gärten zurück. Das Männchen
ſetzt ſich dann ſehr frei auf die Spitze eines Geſträuches oder Baumes und läßt beſtändig ſeinen einfachen
flötenden Geſang vernehmen, das Weibchen hingegen verbirgt ſich ſoviel als möglich. Das Neſt
ſteht am Boden in oder an ſtachlichem Geſtrüpp, gewöhnlich ſehr verſteckt, iſt nachläſſig gebaut, aus
dürren Pflanzenſtengeln und Blättern ſperrig zuſammengefügt, im Jnnern mit feinen Würzelchen,
Hälmchen, Blattfaſern und Pferdehaaren ausgelegt und enthält Anfangs oder Mitte Juni fünf bis ſieben
Eier, welche auf bleich bläulichgrünem Grunde mit deutlicheren oder verwaſchenen aſchgrauen, grün-
lichen oder röthlichgrauen Flecken gezeichnet ſind.
Von allen bisher genannten Mitgliedern der Familie unterſcheidet ſich der Rohrammer oder
Rohrſperling, Rohrleps, Mosmerling, Schilfvogel oder Schilfſchwätzer (Cynehramus
Schoeniclus) hauptſächlich durch ſeine Lebensweiſe. Man hat ihn namentlich wegen ſeines kleinen
und kleinhöckrigen Schnabels von andern Ammern getrennt; doch ſind die Unterſchiede zwiſchen ihm
und den übrigen nur geringfügiger Art.
Der Rohrammer wird 6 Zoll 2 Linien lang und 9 Zoll breit; der Fittig mißt 2 Zoll 10 bis
11 Linien, der Schwanz 2 Zoll 8 Linien. Das Weibchen iſt um 3 bis 5 Linien kürzer und um
wenige Linien ſchmäler. Beim Männchen iſt der Kopf und die ganze Kehle tiefſchwarz. Vom Schna-
belwinkel läuft ein weißer Streifen nach der Schulter zu und verbindet ſich hier mit einem Halsband
von gleicher Färbung. Der Rücken iſt braun, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich und lichterem
Saum, wodurch eine dem Sperlingsgefieder ähnelnde Zeichnung entſteht. Der Bürzel iſt aſchgrau,
die Unterſeite weiß, an den Seiten graulich mit dunkleren Längsſtrichen. Beim Weibchen iſt der
Kopf braun, dunkler geſtrichelt, die Kehle ſchmuzig weiß, durch ein aus Flecken beſtehendes Band ein-
gefaßt. Jhm ähneln die Männchen im Herbſtkleide und die Jungen. Der Augenſtern iſt braun,
der Schnabel bläulich, oben wie gewöhnlich dunkler, als unten, der Fuß röthlich hornfarben.
Auch der Rohrammer iſt ſehr weit verbreitet. Es gibt in Europa vielleicht kein Land, in
welchem er nicht bemerkt worden iſt. Jn den meiſten Gegenden iſt er Brutvogel, ſo nach meinen
eigenen Beobachtungen noch im ſüdlichen Lappland. Dagegen iſt ſein Wohngebiet beſchränkt; denn er
lebt nur in waſſerreichen Gegenden, am liebſten in Ebenen und hier ausſchließlich da, wo ſumpfige
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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