von der Westküste gelangen so viele zu uns, daß wir wohl annehmen dürfen, er müsse auch dort massenhaft auftreten.
Jn seiner Lebensweise unterscheidet sich der Vogel nicht unwesentlich von den früher genannten. Er ist unter allen Umständen geselliger und unruhiger, in seinen Bewegungen hurtiger, wenn auch vielleicht nicht gewandter. Weder Heuglin, noch ich haben im Ost-Sudahn jemals eine seiner Brutansiedelungen gefunden; es scheint also, daß er dort nur einwandert und vor der Brutzeit wieder sich zurückzieht. Doch muß ich bemerken, daß ich ihn auch noch vor Beginn der Regenzeit im vollen Hoch- zeitskleide gesehen habe, dann aber in kleineren Gesellschaften. Wie häufig er ist, kann man daraus abnehmen, daß mein Reisegefährte Vierthaler auf einen einzigen Schuß neun und zwanzig Stück dieser Vögel zu Boden strecken konnte. Namentlich an den Tränkplätzen sieht man ihn in dichten Schwärmen, und hier verweilt auch die unruhige Bande am längsten. Heuglin erzählt, daß er den Dioch mit andern Weberfinken vereinigt zu Tausenden und aber Tausenden habe in den Rohrdickichten der sumpfigen Flußufer einfallen sehen.
Jn der Gefangenschaft hält sich auch bei uns der Dioch ohne Beschwerde jahrelang, und wenn man ihm die nöthigen Baustoffe gibt, beginnt er bald mit seinen Webereien. Den Gefangenen, welche in kleinen Bauern leben, pflegt man verschiedenfarbige Faden in hinlänglicher Menge zu reichen. Aus ihnen bereiten sie sich bald ein kunstreiches Gewebe, welches sich oft durch prächtige Muster auszeichnet. Ein Beobachter will gefunden haben, daß sie den hell und auffallend gefärbten Federn den Vorzug vor dunkleren geben, also fast nur weiße, rothe und gelbe zu ihren Geflechten ver- wenden, dunkelblaue dagegen unbeachtet lassen. Jch habe Dies nicht bemerkt und kann die Angabe also weder bestätigen noch bezweifeln. Dagegen kann ich nach eigener Beobachtung der von Vieillot gegebenen Beschreibung des Betragens und namentlich des Nestbaues unseres Vogels vollständig bei- stimmen und den wohlverdienten Naturforscher anstatt meiner hier reden lassen. Es geschieht Dies im Wortlaut der Reichenbach'schen Uebersetzung:
"Der Dioch hat ein zänkisches, störrisches und bösartiges Wesen. Man darf ihn mit sanften Benguelisten, Granatvögeln, Senegalis nicht zusammensperren, denn er quält sie auf alle Weise. Be- sonders faßt er sie gern an der Schwanzspitze, hebt sie so in die Höhe und hält sie einige Sekunden lang in der Luft, wobei er fortwährend schreit, so lange er sich in dieser Weise unterhält. Die kleinen Opfer setzen gewöhnlich keine Gewalt entgegen, sondern stellen sich todt, dann verläßt er sie; im Gegen- theil pflegt er sie zu rupfen. Unter einander selbst leben die Diochs gesellig; indessen sind sie im be- ständigen Kriege und murren und schmälen unaufhörlich; selbst das gepaarte Weibchen entgeht nicht den rohen Späßen des Männchens. -- Sie nisten auf Bäumen gesellig nahe beisammen. Jhre Nester hängen sie an die Spitzen der Zweige und bestehen aus trockenen, wenn auch zerbrechlichen Kräutern, denen sie aber die Zähigkeit, Biegsamkeit und Haltbarkeit der Binsen zu geben wissen, in- dem sie dieselben mit einer leimigen Feuchtigkeit umgeben. Sie befestigen jeden Theil mit den Zehen, machen ihn mit dem Schnabel glatt, drehen ihn nach allen Seiten, auch nach Umständen im Zickzack und in Schraubenwindungen. Dann heften sie drei bis vier Halme an schwache Zweiglein, fügen an- dere dergleichen dazwischen, um ihnen Festigkeit zu geben und die kleinen Zweiglein, welche das Zimmer- werk des Nestes ausmachen, einander mehr zu nähern. Während dieses Baues sind Männchen und Weibchen gemeinschaftlich unter stetem Zanken beschäftigt. Das Nest wird so geschickt gebaut, daß es einem zart geflochtenen Weidenkörbchen nicht unähnlich ist. Das Männchen arbeitet gewöhnlich außen und das Weibchen inwendig, wobei sie einander die Hälmchen zureichen. Das Nest ist kugelig und vorn senkrecht, hier findet sich der Eingang in der Mitte. Die Vögel arbeiten nur etwa 3 bis 4 Stunden früh, aber so thätig, daß in weniger als acht Tagen der Bau fertig wird. Entsprechen die Weibchen nach achttägiger Ruhe noch nicht den Anträgen der Männchen, so zerstören letztere das Nest wieder und bauen vierzehn Tage später ein neues."
Die Knacker. Sperlingsvögel. Webervögel.
von der Weſtküſte gelangen ſo viele zu uns, daß wir wohl annehmen dürfen, er müſſe auch dort maſſenhaft auftreten.
Jn ſeiner Lebensweiſe unterſcheidet ſich der Vogel nicht unweſentlich von den früher genannten. Er iſt unter allen Umſtänden geſelliger und unruhiger, in ſeinen Bewegungen hurtiger, wenn auch vielleicht nicht gewandter. Weder Heuglin, noch ich haben im Oſt-Sudahn jemals eine ſeiner Brutanſiedelungen gefunden; es ſcheint alſo, daß er dort nur einwandert und vor der Brutzeit wieder ſich zurückzieht. Doch muß ich bemerken, daß ich ihn auch noch vor Beginn der Regenzeit im vollen Hoch- zeitskleide geſehen habe, dann aber in kleineren Geſellſchaften. Wie häufig er iſt, kann man daraus abnehmen, daß mein Reiſegefährte Vierthaler auf einen einzigen Schuß neun und zwanzig Stück dieſer Vögel zu Boden ſtrecken konnte. Namentlich an den Tränkplätzen ſieht man ihn in dichten Schwärmen, und hier verweilt auch die unruhige Bande am längſten. Heuglin erzählt, daß er den Dioch mit andern Weberfinken vereinigt zu Tauſenden und aber Tauſenden habe in den Rohrdickichten der ſumpfigen Flußufer einfallen ſehen.
Jn der Gefangenſchaft hält ſich auch bei uns der Dioch ohne Beſchwerde jahrelang, und wenn man ihm die nöthigen Bauſtoffe gibt, beginnt er bald mit ſeinen Webereien. Den Gefangenen, welche in kleinen Bauern leben, pflegt man verſchiedenfarbige Faden in hinlänglicher Menge zu reichen. Aus ihnen bereiten ſie ſich bald ein kunſtreiches Gewebe, welches ſich oft durch prächtige Muſter auszeichnet. Ein Beobachter will gefunden haben, daß ſie den hell und auffallend gefärbten Federn den Vorzug vor dunkleren geben, alſo faſt nur weiße, rothe und gelbe zu ihren Geflechten ver- wenden, dunkelblaue dagegen unbeachtet laſſen. Jch habe Dies nicht bemerkt und kann die Angabe alſo weder beſtätigen noch bezweifeln. Dagegen kann ich nach eigener Beobachtung der von Vieillot gegebenen Beſchreibung des Betragens und namentlich des Neſtbaues unſeres Vogels vollſtändig bei- ſtimmen und den wohlverdienten Naturforſcher anſtatt meiner hier reden laſſen. Es geſchieht Dies im Wortlaut der Reichenbach’ſchen Ueberſetzung:
„Der Dioch hat ein zänkiſches, ſtörriſches und bösartiges Weſen. Man darf ihn mit ſanften Bengueliſten, Granatvögeln, Senegalis nicht zuſammenſperren, denn er quält ſie auf alle Weiſe. Be- ſonders faßt er ſie gern an der Schwanzſpitze, hebt ſie ſo in die Höhe und hält ſie einige Sekunden lang in der Luft, wobei er fortwährend ſchreit, ſo lange er ſich in dieſer Weiſe unterhält. Die kleinen Opfer ſetzen gewöhnlich keine Gewalt entgegen, ſondern ſtellen ſich todt, dann verläßt er ſie; im Gegen- theil pflegt er ſie zu rupfen. Unter einander ſelbſt leben die Diochs geſellig; indeſſen ſind ſie im be- ſtändigen Kriege und murren und ſchmälen unaufhörlich; ſelbſt das gepaarte Weibchen entgeht nicht den rohen Späßen des Männchens. — Sie niſten auf Bäumen geſellig nahe beiſammen. Jhre Neſter hängen ſie an die Spitzen der Zweige und beſtehen aus trockenen, wenn auch zerbrechlichen Kräutern, denen ſie aber die Zähigkeit, Biegſamkeit und Haltbarkeit der Binſen zu geben wiſſen, in- dem ſie dieſelben mit einer leimigen Feuchtigkeit umgeben. Sie befeſtigen jeden Theil mit den Zehen, machen ihn mit dem Schnabel glatt, drehen ihn nach allen Seiten, auch nach Umſtänden im Zickzack und in Schraubenwindungen. Dann heften ſie drei bis vier Halme an ſchwache Zweiglein, fügen an- dere dergleichen dazwiſchen, um ihnen Feſtigkeit zu geben und die kleinen Zweiglein, welche das Zimmer- werk des Neſtes ausmachen, einander mehr zu nähern. Während dieſes Baues ſind Männchen und Weibchen gemeinſchaftlich unter ſtetem Zanken beſchäftigt. Das Neſt wird ſo geſchickt gebaut, daß es einem zart geflochtenen Weidenkörbchen nicht unähnlich iſt. Das Männchen arbeitet gewöhnlich außen und das Weibchen inwendig, wobei ſie einander die Hälmchen zureichen. Das Neſt iſt kugelig und vorn ſenkrecht, hier findet ſich der Eingang in der Mitte. Die Vögel arbeiten nur etwa 3 bis 4 Stunden früh, aber ſo thätig, daß in weniger als acht Tagen der Bau fertig wird. Entſprechen die Weibchen nach achttägiger Ruhe noch nicht den Anträgen der Männchen, ſo zerſtören letztere das Neſt wieder und bauen vierzehn Tage ſpäter ein neues.‟
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von der Weſtküſte gelangen ſo viele zu uns, daß wir wohl annehmen dürfen, er müſſe auch dort
maſſenhaft auftreten.
Jn ſeiner Lebensweiſe unterſcheidet ſich der Vogel nicht unweſentlich von den früher genannten.
Er iſt unter allen Umſtänden geſelliger und unruhiger, in ſeinen Bewegungen hurtiger, wenn auch
vielleicht nicht gewandter. Weder Heuglin, noch ich haben im Oſt-Sudahn jemals eine ſeiner
Brutanſiedelungen gefunden; es ſcheint alſo, daß er dort nur einwandert und vor der Brutzeit wieder
ſich zurückzieht. Doch muß ich bemerken, daß ich ihn auch noch vor Beginn der Regenzeit im vollen Hoch-
zeitskleide geſehen habe, dann aber in kleineren Geſellſchaften. Wie häufig er iſt, kann man daraus
abnehmen, daß mein Reiſegefährte Vierthaler auf einen einzigen Schuß neun und zwanzig Stück
dieſer Vögel zu Boden ſtrecken konnte. Namentlich an den Tränkplätzen ſieht man ihn in dichten
Schwärmen, und hier verweilt auch die unruhige Bande am längſten. Heuglin erzählt, daß er den
Dioch mit andern Weberfinken vereinigt zu Tauſenden und aber Tauſenden habe in den Rohrdickichten
der ſumpfigen Flußufer einfallen ſehen.
Jn der Gefangenſchaft hält ſich auch bei uns der Dioch ohne Beſchwerde jahrelang, und wenn
man ihm die nöthigen Bauſtoffe gibt, beginnt er bald mit ſeinen Webereien. Den Gefangenen,
welche in kleinen Bauern leben, pflegt man verſchiedenfarbige Faden in hinlänglicher Menge zu
reichen. Aus ihnen bereiten ſie ſich bald ein kunſtreiches Gewebe, welches ſich oft durch prächtige
Muſter auszeichnet. Ein Beobachter will gefunden haben, daß ſie den hell und auffallend gefärbten
Federn den Vorzug vor dunkleren geben, alſo faſt nur weiße, rothe und gelbe zu ihren Geflechten ver-
wenden, dunkelblaue dagegen unbeachtet laſſen. Jch habe Dies nicht bemerkt und kann die Angabe
alſo weder beſtätigen noch bezweifeln. Dagegen kann ich nach eigener Beobachtung der von Vieillot
gegebenen Beſchreibung des Betragens und namentlich des Neſtbaues unſeres Vogels vollſtändig bei-
ſtimmen und den wohlverdienten Naturforſcher anſtatt meiner hier reden laſſen. Es geſchieht Dies
im Wortlaut der Reichenbach’ſchen Ueberſetzung:
„Der Dioch hat ein zänkiſches, ſtörriſches und bösartiges Weſen. Man darf ihn mit ſanften
Bengueliſten, Granatvögeln, Senegalis nicht zuſammenſperren, denn er quält ſie auf alle Weiſe. Be-
ſonders faßt er ſie gern an der Schwanzſpitze, hebt ſie ſo in die Höhe und hält ſie einige Sekunden
lang in der Luft, wobei er fortwährend ſchreit, ſo lange er ſich in dieſer Weiſe unterhält. Die kleinen
Opfer ſetzen gewöhnlich keine Gewalt entgegen, ſondern ſtellen ſich todt, dann verläßt er ſie; im Gegen-
theil pflegt er ſie zu rupfen. Unter einander ſelbſt leben die Diochs geſellig; indeſſen ſind ſie im be-
ſtändigen Kriege und murren und ſchmälen unaufhörlich; ſelbſt das gepaarte Weibchen entgeht nicht
den rohen Späßen des Männchens. — Sie niſten auf Bäumen geſellig nahe beiſammen. Jhre
Neſter hängen ſie an die Spitzen der Zweige und beſtehen aus trockenen, wenn auch zerbrechlichen
Kräutern, denen ſie aber die Zähigkeit, Biegſamkeit und Haltbarkeit der Binſen zu geben wiſſen, in-
dem ſie dieſelben mit einer leimigen Feuchtigkeit umgeben. Sie befeſtigen jeden Theil mit den Zehen,
machen ihn mit dem Schnabel glatt, drehen ihn nach allen Seiten, auch nach Umſtänden im Zickzack
und in Schraubenwindungen. Dann heften ſie drei bis vier Halme an ſchwache Zweiglein, fügen an-
dere dergleichen dazwiſchen, um ihnen Feſtigkeit zu geben und die kleinen Zweiglein, welche das Zimmer-
werk des Neſtes ausmachen, einander mehr zu nähern. Während dieſes Baues ſind Männchen und
Weibchen gemeinſchaftlich unter ſtetem Zanken beſchäftigt. Das Neſt wird ſo geſchickt gebaut, daß
es einem zart geflochtenen Weidenkörbchen nicht unähnlich iſt. Das Männchen arbeitet gewöhnlich
außen und das Weibchen inwendig, wobei ſie einander die Hälmchen zureichen. Das Neſt iſt kugelig
und vorn ſenkrecht, hier findet ſich der Eingang in der Mitte. Die Vögel arbeiten nur etwa 3 bis 4
Stunden früh, aber ſo thätig, daß in weniger als acht Tagen der Bau fertig wird. Entſprechen die
Weibchen nach achttägiger Ruhe noch nicht den Anträgen der Männchen, ſo zerſtören letztere das Neſt
wieder und bauen vierzehn Tage ſpäter ein neues.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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