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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.
nungslos entgegentritt, werden die kleinen schmucken Gesellen von allen möglichen Raubthieren ihrer
Heimat verfolgt, von dem schnellen Edelfalken an bis zu den Schleichkatzen oder Raub-
beutelthieren
und selbst zu den Schlangen und großen Eidechsen herab. Für gewisse Falken
bilden sie die gewöhnliche Speise.

Schon seit langer Zeit werden viele der hierher zu zählenden Vögel unter dem Namen Benga-
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lebend auf unsern Markt gebracht, und gegenwärtig kommt kaum ein einziges Schiff von der
Westküste Afrikas oder aus Australien an, welches nicht eine Ladung dieser Vögel an Bord hätte.
Liebhaber finden sich in Europa genug für solche Fracht; wir wissen die Prachtfinken besser zu würdi-
gen, als ihre Landsleute Dies thun. Sie halten bei geeigneter Pflege -- und sie verlangen sehr wenig
davon -- jahrelang im Käfig aus; sie brüten auch, wenn ihnen dazu Gelegenheit geboten wird. Eine
der von mir erwählten Arten hat einen Beobachter gefunden, welcher mit scharfem und liebevollem
Auge das ganze Treiben solcher Vögel während ihrer Brutzeit beobachtete, und ich will deshalb hier
auf diesen Abschnitt des Gefangenlebens nicht weiter eingehen: jene Schilderung wird beweisen, daß
die Prachtfinken eine lebendige Theilnahme aller thierfreundlichen Menschen in reichem Maße ver-
dienen.



Der in allen Seeplätzen wohlbekannte Bandvogel oder Halsbandfink (Amadina fasciata)
mag die Reihe der Arten, welche hier Platz finden können, eröffnen. Die Kennzeichen seiner Sippe
liegen in Folgendem: Der Schnabel ist sehr stark, kaum länger als breit und hoch, der Oberschnabel
am Firstengrunde platt, seitlich der Firste bogenförmig in die Stirn tretend, der Unterschnabel sehr
breit. Der Flügel ist mittellang, die erste bis dritte Schwinge etwa gleich lang und am längsten.
Der Schwanz ist kurz und abgerundet. Das Kleid ist braun, heller gefleckt und angenehm schwarz
gezeichnet. Die Schwanzfedern sind schwarz, weiß zugespitzt. Die Gesammtlänge dieses niedlichen
Vogels beträgt 5 Zoll; der Flügel ist 21/4 Zoll lang, der Schwanz 13/4 Zoll. Beim Männchen bildet
ein angenehmes, aber schwer zu beschreibendes Fahlbraun die Grundfarbe. Es ist auf dem Rücken
dunkler, auf der Unterseite lichter, überall aber schwarz gewellt, oder, wie auf der Oberbrust schwarz
gesäumt. Einzelne Brust- und Seitenfedern zeigen einen schwarzen Flecken, welcher wie ein V ge-
staltet ist. Die Oberflügeldeckfedern enden mit einem großen grauröthlichen Fleck, welcher durch einen
schwarzen Halbmond vor ihm besonders hervorgehoben wird. Die Schwingen sind braun, fahl
gesäumt. Die Schwanzfedern sind mattschwarz, unten graulich, auf der Außenfahne der Außen-
federn weiß. Ein ebenso gefärbter Endfleck zeichnet die übrigen aus, mit Ausnahme der beiden mitt-
leren, welche ganz schwarz sind. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen nicht blos durch
seine schönere Färbung, sondern auch durch ein prächtig karminrothes breites Halsband, welches von
einem Auge zu dem andern über das weiße Untergesicht und die weiße Kehle verläuft. Der Augen-
ring ist braun, der Schnabel und die Beine sind blaßbraun. Mancherlei Spielarten kommen vor.

Man darf schon aus der Menge der Bandvögel, welche zu uns gebracht werden, schließen, daß
dieser Prachtfink in seinem Vaterlande ein häufiger Vogel ist. Wir kennen ihn seit mehreren Jahr-
hunderten als Erzeugniß Westafrikas. Der Vogel beschränkt sich aber nicht blos auf den Westen des
Erdtheils, sondern verbreitet sich vonhieraus bis zur Ostküste. Jn den Nilländern begegnet man
ihm vom 16. Grade nördlicher Breite an überall in den dünn bestandenen Wäldern der Steppe. Die
eigentliche Wüste meidet er; mit der Grenze des Regengürtels aber findet er sich, und wo er vor-
kommt, ist er nicht selten. Jn die eigentlichen Urwaldungen d. h. jene geschlossenen, in Nahrungsfülle
schwelgenden Waldsäume zu beiden Ufern der Ströme kommt er nicht herein, oder wenn er hier
erscheint, geschieht es nur zufällig, und er verweilt hier blos kurze Zeit. Diese Waldungen bieten ihm
nicht Das, was er verlangt, nicht die samenreichen Gräser und andere niedere Bodenpflanzen, auf
und unter denen er sein Futter sucht. Ob er Früchte frißt, vermag ich nicht zu sagen; in Ostafrika

Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.
nungslos entgegentritt, werden die kleinen ſchmucken Geſellen von allen möglichen Raubthieren ihrer
Heimat verfolgt, von dem ſchnellen Edelfalken an bis zu den Schleichkatzen oder Raub-
beutelthieren
und ſelbſt zu den Schlangen und großen Eidechſen herab. Für gewiſſe Falken
bilden ſie die gewöhnliche Speiſe.

Schon ſeit langer Zeit werden viele der hierher zu zählenden Vögel unter dem Namen Benga-
liſten
lebend auf unſern Markt gebracht, und gegenwärtig kommt kaum ein einziges Schiff von der
Weſtküſte Afrikas oder aus Auſtralien an, welches nicht eine Ladung dieſer Vögel an Bord hätte.
Liebhaber finden ſich in Europa genug für ſolche Fracht; wir wiſſen die Prachtfinken beſſer zu würdi-
gen, als ihre Landsleute Dies thun. Sie halten bei geeigneter Pflege — und ſie verlangen ſehr wenig
davon — jahrelang im Käfig aus; ſie brüten auch, wenn ihnen dazu Gelegenheit geboten wird. Eine
der von mir erwählten Arten hat einen Beobachter gefunden, welcher mit ſcharfem und liebevollem
Auge das ganze Treiben ſolcher Vögel während ihrer Brutzeit beobachtete, und ich will deshalb hier
auf dieſen Abſchnitt des Gefangenlebens nicht weiter eingehen: jene Schilderung wird beweiſen, daß
die Prachtfinken eine lebendige Theilnahme aller thierfreundlichen Menſchen in reichem Maße ver-
dienen.



Der in allen Seeplätzen wohlbekannte Bandvogel oder Halsbandfink (Amadina fasciata)
mag die Reihe der Arten, welche hier Platz finden können, eröffnen. Die Kennzeichen ſeiner Sippe
liegen in Folgendem: Der Schnabel iſt ſehr ſtark, kaum länger als breit und hoch, der Oberſchnabel
am Firſtengrunde platt, ſeitlich der Firſte bogenförmig in die Stirn tretend, der Unterſchnabel ſehr
breit. Der Flügel iſt mittellang, die erſte bis dritte Schwinge etwa gleich lang und am längſten.
Der Schwanz iſt kurz und abgerundet. Das Kleid iſt braun, heller gefleckt und angenehm ſchwarz
gezeichnet. Die Schwanzfedern ſind ſchwarz, weiß zugeſpitzt. Die Geſammtlänge dieſes niedlichen
Vogels beträgt 5 Zoll; der Flügel iſt 2¼ Zoll lang, der Schwanz 1¾ Zoll. Beim Männchen bildet
ein angenehmes, aber ſchwer zu beſchreibendes Fahlbraun die Grundfarbe. Es iſt auf dem Rücken
dunkler, auf der Unterſeite lichter, überall aber ſchwarz gewellt, oder, wie auf der Oberbruſt ſchwarz
geſäumt. Einzelne Bruſt- und Seitenfedern zeigen einen ſchwarzen Flecken, welcher wie ein V ge-
ſtaltet iſt. Die Oberflügeldeckfedern enden mit einem großen grauröthlichen Fleck, welcher durch einen
ſchwarzen Halbmond vor ihm beſonders hervorgehoben wird. Die Schwingen ſind braun, fahl
geſäumt. Die Schwanzfedern ſind mattſchwarz, unten graulich, auf der Außenfahne der Außen-
federn weiß. Ein ebenſo gefärbter Endfleck zeichnet die übrigen aus, mit Ausnahme der beiden mitt-
leren, welche ganz ſchwarz ſind. Das Männchen unterſcheidet ſich vom Weibchen nicht blos durch
ſeine ſchönere Färbung, ſondern auch durch ein prächtig karminrothes breites Halsband, welches von
einem Auge zu dem andern über das weiße Untergeſicht und die weiße Kehle verläuft. Der Augen-
ring iſt braun, der Schnabel und die Beine ſind blaßbraun. Mancherlei Spielarten kommen vor.

Man darf ſchon aus der Menge der Bandvögel, welche zu uns gebracht werden, ſchließen, daß
dieſer Prachtfink in ſeinem Vaterlande ein häufiger Vogel iſt. Wir kennen ihn ſeit mehreren Jahr-
hunderten als Erzeugniß Weſtafrikas. Der Vogel beſchränkt ſich aber nicht blos auf den Weſten des
Erdtheils, ſondern verbreitet ſich vonhieraus bis zur Oſtküſte. Jn den Nilländern begegnet man
ihm vom 16. Grade nördlicher Breite an überall in den dünn beſtandenen Wäldern der Steppe. Die
eigentliche Wüſte meidet er; mit der Grenze des Regengürtels aber findet er ſich, und wo er vor-
kommt, iſt er nicht ſelten. Jn die eigentlichen Urwaldungen d. h. jene geſchloſſenen, in Nahrungsfülle
ſchwelgenden Waldſäume zu beiden Ufern der Ströme kommt er nicht herein, oder wenn er hier
erſcheint, geſchieht es nur zufällig, und er verweilt hier blos kurze Zeit. Dieſe Waldungen bieten ihm
nicht Das, was er verlangt, nicht die ſamenreichen Gräſer und andere niedere Bodenpflanzen, auf
und unter denen er ſein Futter ſucht. Ob er Früchte frißt, vermag ich nicht zu ſagen; in Oſtafrika

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[198/0218] Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken. nungslos entgegentritt, werden die kleinen ſchmucken Geſellen von allen möglichen Raubthieren ihrer Heimat verfolgt, von dem ſchnellen Edelfalken an bis zu den Schleichkatzen oder Raub- beutelthieren und ſelbſt zu den Schlangen und großen Eidechſen herab. Für gewiſſe Falken bilden ſie die gewöhnliche Speiſe. Schon ſeit langer Zeit werden viele der hierher zu zählenden Vögel unter dem Namen Benga- liſten lebend auf unſern Markt gebracht, und gegenwärtig kommt kaum ein einziges Schiff von der Weſtküſte Afrikas oder aus Auſtralien an, welches nicht eine Ladung dieſer Vögel an Bord hätte. Liebhaber finden ſich in Europa genug für ſolche Fracht; wir wiſſen die Prachtfinken beſſer zu würdi- gen, als ihre Landsleute Dies thun. Sie halten bei geeigneter Pflege — und ſie verlangen ſehr wenig davon — jahrelang im Käfig aus; ſie brüten auch, wenn ihnen dazu Gelegenheit geboten wird. Eine der von mir erwählten Arten hat einen Beobachter gefunden, welcher mit ſcharfem und liebevollem Auge das ganze Treiben ſolcher Vögel während ihrer Brutzeit beobachtete, und ich will deshalb hier auf dieſen Abſchnitt des Gefangenlebens nicht weiter eingehen: jene Schilderung wird beweiſen, daß die Prachtfinken eine lebendige Theilnahme aller thierfreundlichen Menſchen in reichem Maße ver- dienen. Der in allen Seeplätzen wohlbekannte Bandvogel oder Halsbandfink (Amadina fasciata) mag die Reihe der Arten, welche hier Platz finden können, eröffnen. Die Kennzeichen ſeiner Sippe liegen in Folgendem: Der Schnabel iſt ſehr ſtark, kaum länger als breit und hoch, der Oberſchnabel am Firſtengrunde platt, ſeitlich der Firſte bogenförmig in die Stirn tretend, der Unterſchnabel ſehr breit. Der Flügel iſt mittellang, die erſte bis dritte Schwinge etwa gleich lang und am längſten. Der Schwanz iſt kurz und abgerundet. Das Kleid iſt braun, heller gefleckt und angenehm ſchwarz gezeichnet. Die Schwanzfedern ſind ſchwarz, weiß zugeſpitzt. Die Geſammtlänge dieſes niedlichen Vogels beträgt 5 Zoll; der Flügel iſt 2¼ Zoll lang, der Schwanz 1¾ Zoll. Beim Männchen bildet ein angenehmes, aber ſchwer zu beſchreibendes Fahlbraun die Grundfarbe. Es iſt auf dem Rücken dunkler, auf der Unterſeite lichter, überall aber ſchwarz gewellt, oder, wie auf der Oberbruſt ſchwarz geſäumt. Einzelne Bruſt- und Seitenfedern zeigen einen ſchwarzen Flecken, welcher wie ein V ge- ſtaltet iſt. Die Oberflügeldeckfedern enden mit einem großen grauröthlichen Fleck, welcher durch einen ſchwarzen Halbmond vor ihm beſonders hervorgehoben wird. Die Schwingen ſind braun, fahl geſäumt. Die Schwanzfedern ſind mattſchwarz, unten graulich, auf der Außenfahne der Außen- federn weiß. Ein ebenſo gefärbter Endfleck zeichnet die übrigen aus, mit Ausnahme der beiden mitt- leren, welche ganz ſchwarz ſind. Das Männchen unterſcheidet ſich vom Weibchen nicht blos durch ſeine ſchönere Färbung, ſondern auch durch ein prächtig karminrothes breites Halsband, welches von einem Auge zu dem andern über das weiße Untergeſicht und die weiße Kehle verläuft. Der Augen- ring iſt braun, der Schnabel und die Beine ſind blaßbraun. Mancherlei Spielarten kommen vor. Man darf ſchon aus der Menge der Bandvögel, welche zu uns gebracht werden, ſchließen, daß dieſer Prachtfink in ſeinem Vaterlande ein häufiger Vogel iſt. Wir kennen ihn ſeit mehreren Jahr- hunderten als Erzeugniß Weſtafrikas. Der Vogel beſchränkt ſich aber nicht blos auf den Weſten des Erdtheils, ſondern verbreitet ſich vonhieraus bis zur Oſtküſte. Jn den Nilländern begegnet man ihm vom 16. Grade nördlicher Breite an überall in den dünn beſtandenen Wäldern der Steppe. Die eigentliche Wüſte meidet er; mit der Grenze des Regengürtels aber findet er ſich, und wo er vor- kommt, iſt er nicht ſelten. Jn die eigentlichen Urwaldungen d. h. jene geſchloſſenen, in Nahrungsfülle ſchwelgenden Waldſäume zu beiden Ufern der Ströme kommt er nicht herein, oder wenn er hier erſcheint, geſchieht es nur zufällig, und er verweilt hier blos kurze Zeit. Dieſe Waldungen bieten ihm nicht Das, was er verlangt, nicht die ſamenreichen Gräſer und andere niedere Bodenpflanzen, auf und unter denen er ſein Futter ſucht. Ob er Früchte frißt, vermag ich nicht zu ſagen; in Oſtafrika

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/218>, abgerufen am 24.11.2024.