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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Sperlingsvögel. Gimpel.
einen Käfig haben, der groß, wo möglich wenigstens zwei Fuß lang, hoch und breit ist, damit die
Thierchen Raum für ihre oft sehr heftigen Zänkereien haben. Bösartige Zänker muß man entfernen.
Da die Männchen in der Hecke meist nur wenig oder abgebrochen oder gar nicht singen, so thut man
recht wohl, wenn man sie nicht eher zum Weibchen thut, als bis letzteres angefangen, ihm gegebene
Fädchen nach einem ihm ebenfalls gegebenen Nestchen zu tragen. Hat das Weibchen seine volle Eier-
zahl gelegt, so kann man das Männchen in einen andern Käfig locken, worin etwas Grünes liegt;
und dann muß er so gestellt und gehängt werden, daß es vom brütenden Weibchen durchaus nicht
gesehen wird. Sobald dieses beginnt, Fädchen zum zweiten Neste zu tragen, läßt man das Männ-
chen wieder zu und so lange bei ihm, bis wieder die volle Eierzahl da ist. -- d) Jn gleicher Art kann
man ein Männchen mit drei Weibchen hecken lassen, von welchen ein jedes allein in einem Käfig oder
in der Abtheilung eines großen Käfigs ist. Kein solches einzeln in seinem Heckkäfig befindliche Weib-
chen darf das andere sehen können, darf auch das Männchen nicht sehen, es sei denn, daß letzteres
gerade bei ihm ist. Bauen mehrere solche Weibchen zugleich, so läßt man das Männchen zu jedem
nur auf einen halben Tag und wechselt oft. Die Einrichtung muß natürlich so sein, daß das Männ-
chen, ohne Störung für die Weibchen, aus einem Käfig in den andern wandern kann, woran es sich
auch bald gewöhnt. Kommt ein Männchen gegen Abend zu einem Weibchen und paart sich mit ihm,
so ist das Ei, welches am nächsten Morgen gelegt wird, gut. Jedes neue Ei bedarf aber eine neue
Paarung. Den Vortheil, welchen man bei der Trennung der drei Weibchen hat, liegt darin, daß
sie nicht mit einander zanken können, daß sie nicht beim Brüten von fremden Jungen gestört werden
und endlich darin, daß das Männchen nur ganz kurze Zeit bei dem Weibchen ist und die übrige Zeit
aufs Singen verwenden kann. -- Dem Männchen und Weibchen gebe man, so lange sie zu dem ge-
nannten Zweck beisammen sind, neben dem gewöhnlichen Futter auch gequetschten Hanf, dann aber
keinen mehr."

"Die Nester müssen an einem ruhigen Platze so stehen, daß man sie leicht herausholen, unter-
suchen und wieder hinein thun kann. Kleine Nestchen taugen gar nichts, weil die Jungen aus ihnen
leicht zu früh ausfliegen; aus demselben Grunde taugen auch Nester nichts, welche die Vögel gleich
den wilden selbst auf hingesetzte Bäumchen bauen. Die Andreasberger Nistkästchen sind von Holz,
vierkantig, im Lichten volle vier Zoll weit, vier Zoll hoch. Auf den Boden lege man zwei Linien
hoch Holzasche zum Schutz gegen Milben; auf die Asche zwei Linien hoch durchgesiebten Sand; auf die-
sen drücke man so viel feines Mos, daß es bis gegen die Hälfte des Kästchens steigt. Auf diese
Moslage bauen die Vögelchen die Nesthöhlung aus Charpie, die man ihnen, zu ein Zoll Länge
geschnitten, gibt. Die besten solcher Nistkästchen haben zwei Zoll über dem Oberrand eine Decke, auf
welche sich andere Vögel setzen können, ohne das brütende Weibchen zu stören. -- So oft eine Brut
ausgeflogen ist, wird der im Kästchen befindliche Neststoff verbrannt, jeder Ritz geölt, das Kästchen
mit Holzasche ausgestäubt, neues Mos eingefüllt."

"Junge, vorjährige Männchen thut man in Andreasberg aus der Hecke, sobald die Weibchen
zum zweiten Mal brüten. Jn der Regel thut man dort jedes Männchen jährlich in die Hecke. --
Dabei ist zu bemerken, daß ein Männchen, welches ein Mal in der Hecke gewesen, leicht krank wird
wenn es in einem andern Jahre nicht hineinkommt, wogegen diejenigen, welche von Jugend auf
allein bleiben, sich auch bei dieser Lebensart immer sehr wohl befinden und alt werden können."

"Die Eier sind weißlich, am stumpfen Ende röthlich punktirt, werden 13 bis 15 Tage bebrütet.
Badet sich das brütende Weibchen, so geschieht dadurch den Eiern kein Schaden. Hämmert man in
der Stube, oder schlägt man die Thüren tüchtig zu oder fällt ein Donnerschlag, so leiden auch hier-
durch die Eier nicht. Sind die Jungen ausgekrochen, so holt man zufällig vorhandene faule Eier
oder sterbende Junge mit einem Theelöffel und wirft sie weg. Die Jungen fliegen etwa 21 Tage alt
aus, können 25 bis 30 Tage alt selbst zu fressen beginnen. Vier Wochen nach dem Ausfliegen, zu-
weilen auch mehrere Wochen später, beginnen die jungen Vögel ihre Federn, die des Schwanzes und

Die Knacker. Sperlingsvögel. Gimpel.
einen Käfig haben, der groß, wo möglich wenigſtens zwei Fuß lang, hoch und breit iſt, damit die
Thierchen Raum für ihre oft ſehr heftigen Zänkereien haben. Bösartige Zänker muß man entfernen.
Da die Männchen in der Hecke meiſt nur wenig oder abgebrochen oder gar nicht ſingen, ſo thut man
recht wohl, wenn man ſie nicht eher zum Weibchen thut, als bis letzteres angefangen, ihm gegebene
Fädchen nach einem ihm ebenfalls gegebenen Neſtchen zu tragen. Hat das Weibchen ſeine volle Eier-
zahl gelegt, ſo kann man das Männchen in einen andern Käfig locken, worin etwas Grünes liegt;
und dann muß er ſo geſtellt und gehängt werden, daß es vom brütenden Weibchen durchaus nicht
geſehen wird. Sobald dieſes beginnt, Fädchen zum zweiten Neſte zu tragen, läßt man das Männ-
chen wieder zu und ſo lange bei ihm, bis wieder die volle Eierzahl da iſt. — d) Jn gleicher Art kann
man ein Männchen mit drei Weibchen hecken laſſen, von welchen ein jedes allein in einem Käfig oder
in der Abtheilung eines großen Käfigs iſt. Kein ſolches einzeln in ſeinem Heckkäfig befindliche Weib-
chen darf das andere ſehen können, darf auch das Männchen nicht ſehen, es ſei denn, daß letzteres
gerade bei ihm iſt. Bauen mehrere ſolche Weibchen zugleich, ſo läßt man das Männchen zu jedem
nur auf einen halben Tag und wechſelt oft. Die Einrichtung muß natürlich ſo ſein, daß das Männ-
chen, ohne Störung für die Weibchen, aus einem Käfig in den andern wandern kann, woran es ſich
auch bald gewöhnt. Kommt ein Männchen gegen Abend zu einem Weibchen und paart ſich mit ihm,
ſo iſt das Ei, welches am nächſten Morgen gelegt wird, gut. Jedes neue Ei bedarf aber eine neue
Paarung. Den Vortheil, welchen man bei der Trennung der drei Weibchen hat, liegt darin, daß
ſie nicht mit einander zanken können, daß ſie nicht beim Brüten von fremden Jungen geſtört werden
und endlich darin, daß das Männchen nur ganz kurze Zeit bei dem Weibchen iſt und die übrige Zeit
aufs Singen verwenden kann. — Dem Männchen und Weibchen gebe man, ſo lange ſie zu dem ge-
nannten Zweck beiſammen ſind, neben dem gewöhnlichen Futter auch gequetſchten Hanf, dann aber
keinen mehr.‟

„Die Neſter müſſen an einem ruhigen Platze ſo ſtehen, daß man ſie leicht herausholen, unter-
ſuchen und wieder hinein thun kann. Kleine Neſtchen taugen gar nichts, weil die Jungen aus ihnen
leicht zu früh ausfliegen; aus demſelben Grunde taugen auch Neſter nichts, welche die Vögel gleich
den wilden ſelbſt auf hingeſetzte Bäumchen bauen. Die Andreasberger Niſtkäſtchen ſind von Holz,
vierkantig, im Lichten volle vier Zoll weit, vier Zoll hoch. Auf den Boden lege man zwei Linien
hoch Holzaſche zum Schutz gegen Milben; auf die Aſche zwei Linien hoch durchgeſiebten Sand; auf die-
ſen drücke man ſo viel feines Mos, daß es bis gegen die Hälfte des Käſtchens ſteigt. Auf dieſe
Moslage bauen die Vögelchen die Neſthöhlung aus Charpie, die man ihnen, zu ein Zoll Länge
geſchnitten, gibt. Die beſten ſolcher Niſtkäſtchen haben zwei Zoll über dem Oberrand eine Decke, auf
welche ſich andere Vögel ſetzen können, ohne das brütende Weibchen zu ſtören. — So oft eine Brut
ausgeflogen iſt, wird der im Käſtchen befindliche Neſtſtoff verbrannt, jeder Ritz geölt, das Käſtchen
mit Holzaſche ausgeſtäubt, neues Mos eingefüllt.‟

„Junge, vorjährige Männchen thut man in Andreasberg aus der Hecke, ſobald die Weibchen
zum zweiten Mal brüten. Jn der Regel thut man dort jedes Männchen jährlich in die Hecke. —
Dabei iſt zu bemerken, daß ein Männchen, welches ein Mal in der Hecke geweſen, leicht krank wird
wenn es in einem andern Jahre nicht hineinkommt, wogegen diejenigen, welche von Jugend auf
allein bleiben, ſich auch bei dieſer Lebensart immer ſehr wohl befinden und alt werden können.‟

„Die Eier ſind weißlich, am ſtumpfen Ende röthlich punktirt, werden 13 bis 15 Tage bebrütet.
Badet ſich das brütende Weibchen, ſo geſchieht dadurch den Eiern kein Schaden. Hämmert man in
der Stube, oder ſchlägt man die Thüren tüchtig zu oder fällt ein Donnerſchlag, ſo leiden auch hier-
durch die Eier nicht. Sind die Jungen ausgekrochen, ſo holt man zufällig vorhandene faule Eier
oder ſterbende Junge mit einem Theelöffel und wirft ſie weg. Die Jungen fliegen etwa 21 Tage alt
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weilen auch mehrere Wochen ſpäter, beginnen die jungen Vögel ihre Federn, die des Schwanzes und

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[128/0146] Die Knacker. Sperlingsvögel. Gimpel. einen Käfig haben, der groß, wo möglich wenigſtens zwei Fuß lang, hoch und breit iſt, damit die Thierchen Raum für ihre oft ſehr heftigen Zänkereien haben. Bösartige Zänker muß man entfernen. Da die Männchen in der Hecke meiſt nur wenig oder abgebrochen oder gar nicht ſingen, ſo thut man recht wohl, wenn man ſie nicht eher zum Weibchen thut, als bis letzteres angefangen, ihm gegebene Fädchen nach einem ihm ebenfalls gegebenen Neſtchen zu tragen. Hat das Weibchen ſeine volle Eier- zahl gelegt, ſo kann man das Männchen in einen andern Käfig locken, worin etwas Grünes liegt; und dann muß er ſo geſtellt und gehängt werden, daß es vom brütenden Weibchen durchaus nicht geſehen wird. Sobald dieſes beginnt, Fädchen zum zweiten Neſte zu tragen, läßt man das Männ- chen wieder zu und ſo lange bei ihm, bis wieder die volle Eierzahl da iſt. — d) Jn gleicher Art kann man ein Männchen mit drei Weibchen hecken laſſen, von welchen ein jedes allein in einem Käfig oder in der Abtheilung eines großen Käfigs iſt. Kein ſolches einzeln in ſeinem Heckkäfig befindliche Weib- chen darf das andere ſehen können, darf auch das Männchen nicht ſehen, es ſei denn, daß letzteres gerade bei ihm iſt. Bauen mehrere ſolche Weibchen zugleich, ſo läßt man das Männchen zu jedem nur auf einen halben Tag und wechſelt oft. Die Einrichtung muß natürlich ſo ſein, daß das Männ- chen, ohne Störung für die Weibchen, aus einem Käfig in den andern wandern kann, woran es ſich auch bald gewöhnt. Kommt ein Männchen gegen Abend zu einem Weibchen und paart ſich mit ihm, ſo iſt das Ei, welches am nächſten Morgen gelegt wird, gut. Jedes neue Ei bedarf aber eine neue Paarung. Den Vortheil, welchen man bei der Trennung der drei Weibchen hat, liegt darin, daß ſie nicht mit einander zanken können, daß ſie nicht beim Brüten von fremden Jungen geſtört werden und endlich darin, daß das Männchen nur ganz kurze Zeit bei dem Weibchen iſt und die übrige Zeit aufs Singen verwenden kann. — Dem Männchen und Weibchen gebe man, ſo lange ſie zu dem ge- nannten Zweck beiſammen ſind, neben dem gewöhnlichen Futter auch gequetſchten Hanf, dann aber keinen mehr.‟ „Die Neſter müſſen an einem ruhigen Platze ſo ſtehen, daß man ſie leicht herausholen, unter- ſuchen und wieder hinein thun kann. Kleine Neſtchen taugen gar nichts, weil die Jungen aus ihnen leicht zu früh ausfliegen; aus demſelben Grunde taugen auch Neſter nichts, welche die Vögel gleich den wilden ſelbſt auf hingeſetzte Bäumchen bauen. Die Andreasberger Niſtkäſtchen ſind von Holz, vierkantig, im Lichten volle vier Zoll weit, vier Zoll hoch. Auf den Boden lege man zwei Linien hoch Holzaſche zum Schutz gegen Milben; auf die Aſche zwei Linien hoch durchgeſiebten Sand; auf die- ſen drücke man ſo viel feines Mos, daß es bis gegen die Hälfte des Käſtchens ſteigt. Auf dieſe Moslage bauen die Vögelchen die Neſthöhlung aus Charpie, die man ihnen, zu ein Zoll Länge geſchnitten, gibt. Die beſten ſolcher Niſtkäſtchen haben zwei Zoll über dem Oberrand eine Decke, auf welche ſich andere Vögel ſetzen können, ohne das brütende Weibchen zu ſtören. — So oft eine Brut ausgeflogen iſt, wird der im Käſtchen befindliche Neſtſtoff verbrannt, jeder Ritz geölt, das Käſtchen mit Holzaſche ausgeſtäubt, neues Mos eingefüllt.‟ „Junge, vorjährige Männchen thut man in Andreasberg aus der Hecke, ſobald die Weibchen zum zweiten Mal brüten. Jn der Regel thut man dort jedes Männchen jährlich in die Hecke. — Dabei iſt zu bemerken, daß ein Männchen, welches ein Mal in der Hecke geweſen, leicht krank wird wenn es in einem andern Jahre nicht hineinkommt, wogegen diejenigen, welche von Jugend auf allein bleiben, ſich auch bei dieſer Lebensart immer ſehr wohl befinden und alt werden können.‟ „Die Eier ſind weißlich, am ſtumpfen Ende röthlich punktirt, werden 13 bis 15 Tage bebrütet. Badet ſich das brütende Weibchen, ſo geſchieht dadurch den Eiern kein Schaden. Hämmert man in der Stube, oder ſchlägt man die Thüren tüchtig zu oder fällt ein Donnerſchlag, ſo leiden auch hier- durch die Eier nicht. Sind die Jungen ausgekrochen, ſo holt man zufällig vorhandene faule Eier oder ſterbende Junge mit einem Theelöffel und wirft ſie weg. Die Jungen fliegen etwa 21 Tage alt aus, können 25 bis 30 Tage alt ſelbſt zu freſſen beginnen. Vier Wochen nach dem Ausfliegen, zu- weilen auch mehrere Wochen ſpäter, beginnen die jungen Vögel ihre Federn, die des Schwanzes und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/146>, abgerufen am 06.05.2024.