strandete ein sechzehn Fuß langes Weibchen und gab einem tüchtigen Naturforscher Gelegenheit, es zu beobachten. Als dieser es zuerst sah, war es noch mit einem eigenthümlichen Farbenglanze ge- schmückt. Das Schwarz spielte in allen Farben des Regenbogens, und das Weiß glich an Reinheit und Glanz dem Porzellan. Aber schon nach wenigen Tagen war von dem Farbenschimmer Nichts mehr zu sehen; die oberste Haut trennte sich nach und nach ab, und nach Verlauf einer Woche war das Thier durch die eingetretene Fäulniß gänzlich verstümmelt und entstellt. Jetzt wurde es ver- steigert. Es fanden sich viele Kauflustige ein, und einer erstand es für die Summe von 140 Gul- den. Der gute Mann hatte sich verrechnet; denn er gewann blos 40 Gulden aus dem Thran und nicht mehr aus dem Geripp, welches dem reichen Museum zu Leyden zu ganz besonderer Zierde gereicht.
Der Schwertfisch ist ein so auffallendes Geschöpf, daß alle Völkerschaften, welche mit ihm zu thun haben, ihm auch einen besonderen Namen beilegten. Die meisten dieser Namen bedeuten Todt- schläger oder Mörder. So nennen ihn die Nordamerikaner "Killer", die Engländer "Trasher", die Norweger "Speckhugger", "Hvalhund" und "Springer". Bei den Schweden heißt er "Opara", bei den Dänen "Ornswin", bei den Portugiesen und Spaniern "Orca", bei den Franzosen "Epaular" und "Orgue", bei den Russen "Kossakta" u. s. w.
Der gemeinste und deshalb bekannteste aller Delfine ist der Braunfisch. Er bildet mit einigen Verwandten die Sippe der Meerschweine (Phocaena), welche die sanft abfallende Stirn, die nicht auffallend erhöhte Rückenflosse und das sehr reichzahnige Gebiß kennzeichnet.
Der Braunfisch (Phocaena communis) wird 4 bis 6, selten 8 Fuß lang. Bei einem Thiere von 4 Fuß Körperlänge war die Brustfinne 7 Zoll lang, die Schwanzfinne 5 Zoll breit und die Rückenfinne 31/2 Zoll hoch. Der Leib ist spindelförmig, hinten leicht zusammengedrückt, in der Mitte am meisten verdickt. Die Brustflossen sind länglich stumpf zugespitzt; die Rücken- flosse ist fast regelmäßig dreieckig. Die glänzende Haut ist auf der ganzen Oberseite dunkelschwarz- braun oder schwarz gefärbt und schillert in das Violette oder Grünliche, die Unterseite ist weiß, die Jris gelblich. Jn beiden Kiefern finden sich jederseits 23 bis 25 Zähne, die Gesammtzahl der Zähne steigt also auf 92 bis 100; nicht selten findet man auch einzelne Braunfische, welche nur 20 bis 22 Zähne haben. Bei jenen ist wahrscheinlich das Gebiß noch nicht vollständig entwickelt. Alle Zähne sind gleichmäßig in den Kiefern vertheilt und so gestellt, daß die beiden Reihen bei geschlos- senem Munde in einander eingreifen.
Kein Delfin geht uns näher an, als der Braunfisch. Er ist es, welchem man auf jeder Reise in der Nordsee begegnet, er ist es, welcher die Mündungen unserer Flüsse umschwärmt und gar nicht selten in ihnen bis tief in das Jnnere des Landes hinaufsteigt. So hat man das Meer- schwein wiederholt im Rhein und in der Elbe noch über Magdeburg hinauf angetroffen; man hat es bei Paris und London erlegt. Als eigentliche Heimat ist der ganze Norden des atlantischen Meeres anzusehen. Es liebt mehr die Küsten, als das innere, hohe Meer, und findet sich daher überall in der Nähe des Landes. Nach Süden hin scheint der Braunfisch bis zum Mittelmeere vorzukommen. Außerdem schwärmt er, durch die Behringsstraße gehend, im großen Weltmeere umher und gelangt hier bis in die Breite der japanesischen Jnseln. Es scheint, daß auch er regelmäßige Reisen macht, mit Eintritt des Sommers nördlich geht und gegen den Winter hin sich wieder nach Süden wendet. Jm Frühjahre zieht er den Häringen nach; sie verfolgt er mit solchem Eifer, daß er den Fischern oft im hohen Grade lästig wird. Seine Gefräßigkeit ist sprichwörtlich; er verdaut außerordentlich schnell und bedarf einer ansehnlichen Menge von Nahrung. Die Fischer hassen ihn, weil er ihr Gewerbe beeinträchtigt und ihnen auch manchmal wirklich Schaden zufügt. Ohne Mühe zerreißt er die dünnen Netze, welche Fische bergen, und frißt ganz behäbig die Gefangenen auf. Stärkere
Der Braunfiſch.
ſtrandete ein ſechzehn Fuß langes Weibchen und gab einem tüchtigen Naturforſcher Gelegenheit, es zu beobachten. Als dieſer es zuerſt ſah, war es noch mit einem eigenthümlichen Farbenglanze ge- ſchmückt. Das Schwarz ſpielte in allen Farben des Regenbogens, und das Weiß glich an Reinheit und Glanz dem Porzellan. Aber ſchon nach wenigen Tagen war von dem Farbenſchimmer Nichts mehr zu ſehen; die oberſte Haut trennte ſich nach und nach ab, und nach Verlauf einer Woche war das Thier durch die eingetretene Fäulniß gänzlich verſtümmelt und entſtellt. Jetzt wurde es ver- ſteigert. Es fanden ſich viele Kaufluſtige ein, und einer erſtand es für die Summe von 140 Gul- den. Der gute Mann hatte ſich verrechnet; denn er gewann blos 40 Gulden aus dem Thran und nicht mehr aus dem Geripp, welches dem reichen Muſeum zu Leyden zu ganz beſonderer Zierde gereicht.
Der Schwertfiſch iſt ein ſo auffallendes Geſchöpf, daß alle Völkerſchaften, welche mit ihm zu thun haben, ihm auch einen beſonderen Namen beilegten. Die meiſten dieſer Namen bedeuten Todt- ſchläger oder Mörder. So nennen ihn die Nordamerikaner „Killer‟, die Engländer „Traſher‟, die Norweger „Speckhugger‟, „Hvalhund‟ und „Springer‟. Bei den Schweden heißt er „Opara‟, bei den Dänen „Ornſwin‟, bei den Portugieſen und Spaniern „Orca‟, bei den Franzoſen „Epaular‟ und „Orgue‟, bei den Ruſſen „Koſſakta‟ u. ſ. w.
Der gemeinſte und deshalb bekannteſte aller Delfine iſt der Braunfiſch. Er bildet mit einigen Verwandten die Sippe der Meerſchweine (Phocaena), welche die ſanft abfallende Stirn, die nicht auffallend erhöhte Rückenfloſſe und das ſehr reichzahnige Gebiß kennzeichnet.
Der Braunfiſch (Phocaena communis) wird 4 bis 6, ſelten 8 Fuß lang. Bei einem Thiere von 4 Fuß Körperlänge war die Bruſtfinne 7 Zoll lang, die Schwanzfinne 5 Zoll breit und die Rückenfinne 3½ Zoll hoch. Der Leib iſt ſpindelförmig, hinten leicht zuſammengedrückt, in der Mitte am meiſten verdickt. Die Bruſtfloſſen ſind länglich ſtumpf zugeſpitzt; die Rücken- floſſe iſt faſt regelmäßig dreieckig. Die glänzende Haut iſt auf der ganzen Oberſeite dunkelſchwarz- braun oder ſchwarz gefärbt und ſchillert in das Violette oder Grünliche, die Unterſeite iſt weiß, die Jris gelblich. Jn beiden Kiefern finden ſich jederſeits 23 bis 25 Zähne, die Geſammtzahl der Zähne ſteigt alſo auf 92 bis 100; nicht ſelten findet man auch einzelne Braunfiſche, welche nur 20 bis 22 Zähne haben. Bei jenen iſt wahrſcheinlich das Gebiß noch nicht vollſtändig entwickelt. Alle Zähne ſind gleichmäßig in den Kiefern vertheilt und ſo geſtellt, daß die beiden Reihen bei geſchloſ- ſenem Munde in einander eingreifen.
Kein Delfin geht uns näher an, als der Braunfiſch. Er iſt es, welchem man auf jeder Reiſe in der Nordſee begegnet, er iſt es, welcher die Mündungen unſerer Flüſſe umſchwärmt und gar nicht ſelten in ihnen bis tief in das Jnnere des Landes hinaufſteigt. So hat man das Meer- ſchwein wiederholt im Rhein und in der Elbe noch über Magdeburg hinauf angetroffen; man hat es bei Paris und London erlegt. Als eigentliche Heimat iſt der ganze Norden des atlantiſchen Meeres anzuſehen. Es liebt mehr die Küſten, als das innere, hohe Meer, und findet ſich daher überall in der Nähe des Landes. Nach Süden hin ſcheint der Braunfiſch bis zum Mittelmeere vorzukommen. Außerdem ſchwärmt er, durch die Behringsſtraße gehend, im großen Weltmeere umher und gelangt hier bis in die Breite der japaneſiſchen Jnſeln. Es ſcheint, daß auch er regelmäßige Reiſen macht, mit Eintritt des Sommers nördlich geht und gegen den Winter hin ſich wieder nach Süden wendet. Jm Frühjahre zieht er den Häringen nach; ſie verfolgt er mit ſolchem Eifer, daß er den Fiſchern oft im hohen Grade läſtig wird. Seine Gefräßigkeit iſt ſprichwörtlich; er verdaut außerordentlich ſchnell und bedarf einer anſehnlichen Menge von Nahrung. Die Fiſcher haſſen ihn, weil er ihr Gewerbe beeinträchtigt und ihnen auch manchmal wirklich Schaden zufügt. Ohne Mühe zerreißt er die dünnen Netze, welche Fiſche bergen, und frißt ganz behäbig die Gefangenen auf. Stärkere
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Der Braunfiſch.
ſtrandete ein ſechzehn Fuß langes Weibchen und gab einem tüchtigen Naturforſcher Gelegenheit, es zu
beobachten. Als dieſer es zuerſt ſah, war es noch mit einem eigenthümlichen Farbenglanze ge-
ſchmückt. Das Schwarz ſpielte in allen Farben des Regenbogens, und das Weiß glich an Reinheit
und Glanz dem Porzellan. Aber ſchon nach wenigen Tagen war von dem Farbenſchimmer Nichts
mehr zu ſehen; die oberſte Haut trennte ſich nach und nach ab, und nach Verlauf einer Woche war
das Thier durch die eingetretene Fäulniß gänzlich verſtümmelt und entſtellt. Jetzt wurde es ver-
ſteigert. Es fanden ſich viele Kaufluſtige ein, und einer erſtand es für die Summe von 140 Gul-
den. Der gute Mann hatte ſich verrechnet; denn er gewann blos 40 Gulden aus dem Thran und
nicht mehr aus dem Geripp, welches dem reichen Muſeum zu Leyden zu ganz beſonderer Zierde
gereicht.
Der Schwertfiſch iſt ein ſo auffallendes Geſchöpf, daß alle Völkerſchaften, welche mit ihm zu
thun haben, ihm auch einen beſonderen Namen beilegten. Die meiſten dieſer Namen bedeuten Todt-
ſchläger oder Mörder. So nennen ihn die Nordamerikaner „Killer‟, die Engländer „Traſher‟, die
Norweger „Speckhugger‟, „Hvalhund‟ und „Springer‟. Bei den Schweden heißt er „Opara‟,
bei den Dänen „Ornſwin‟, bei den Portugieſen und Spaniern „Orca‟, bei den Franzoſen
„Epaular‟ und „Orgue‟, bei den Ruſſen „Koſſakta‟ u. ſ. w.
Der gemeinſte und deshalb bekannteſte aller Delfine iſt der Braunfiſch. Er bildet mit
einigen Verwandten die Sippe der Meerſchweine (Phocaena), welche die ſanft abfallende
Stirn, die nicht auffallend erhöhte Rückenfloſſe und das ſehr reichzahnige Gebiß kennzeichnet.
Der Braunfiſch (Phocaena communis) wird 4 bis 6, ſelten 8 Fuß lang. Bei einem
Thiere von 4 Fuß Körperlänge war die Bruſtfinne 7 Zoll lang, die Schwanzfinne 5 Zoll breit
und die Rückenfinne 3½ Zoll hoch. Der Leib iſt ſpindelförmig, hinten leicht zuſammengedrückt,
in der Mitte am meiſten verdickt. Die Bruſtfloſſen ſind länglich ſtumpf zugeſpitzt; die Rücken-
floſſe iſt faſt regelmäßig dreieckig. Die glänzende Haut iſt auf der ganzen Oberſeite dunkelſchwarz-
braun oder ſchwarz gefärbt und ſchillert in das Violette oder Grünliche, die Unterſeite iſt weiß,
die Jris gelblich. Jn beiden Kiefern finden ſich jederſeits 23 bis 25 Zähne, die Geſammtzahl der
Zähne ſteigt alſo auf 92 bis 100; nicht ſelten findet man auch einzelne Braunfiſche, welche nur 20
bis 22 Zähne haben. Bei jenen iſt wahrſcheinlich das Gebiß noch nicht vollſtändig entwickelt. Alle
Zähne ſind gleichmäßig in den Kiefern vertheilt und ſo geſtellt, daß die beiden Reihen bei geſchloſ-
ſenem Munde in einander eingreifen.
Kein Delfin geht uns näher an, als der Braunfiſch. Er iſt es, welchem man auf jeder Reiſe
in der Nordſee begegnet, er iſt es, welcher die Mündungen unſerer Flüſſe umſchwärmt und gar
nicht ſelten in ihnen bis tief in das Jnnere des Landes hinaufſteigt. So hat man das Meer-
ſchwein wiederholt im Rhein und in der Elbe noch über Magdeburg hinauf angetroffen; man hat
es bei Paris und London erlegt. Als eigentliche Heimat iſt der ganze Norden des atlantiſchen Meeres
anzuſehen. Es liebt mehr die Küſten, als das innere, hohe Meer, und findet ſich daher überall in
der Nähe des Landes. Nach Süden hin ſcheint der Braunfiſch bis zum Mittelmeere vorzukommen.
Außerdem ſchwärmt er, durch die Behringsſtraße gehend, im großen Weltmeere umher und gelangt
hier bis in die Breite der japaneſiſchen Jnſeln. Es ſcheint, daß auch er regelmäßige Reiſen macht,
mit Eintritt des Sommers nördlich geht und gegen den Winter hin ſich wieder nach Süden wendet.
Jm Frühjahre zieht er den Häringen nach; ſie verfolgt er mit ſolchem Eifer, daß er den Fiſchern
oft im hohen Grade läſtig wird. Seine Gefräßigkeit iſt ſprichwörtlich; er verdaut außerordentlich
ſchnell und bedarf einer anſehnlichen Menge von Nahrung. Die Fiſcher haſſen ihn, weil er ihr
Gewerbe beeinträchtigt und ihnen auch manchmal wirklich Schaden zufügt. Ohne Mühe zerreißt er
die dünnen Netze, welche Fiſche bergen, und frißt ganz behäbig die Gefangenen auf. Stärkere
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/893>, abgerufen am 23.11.2024.
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