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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Delfine. -- Der Weißfisch oder die Beluga.

Mertens, welcher als Schiffsarzt eines Walfischfahrers im Jahre 1671 Grönland besuchte
und über nordische Seethiere schrieb, erwähnt zuerst eines der merkwürdigsten Delfine, des Weiß-
fisches
oder der Beluga (Delphinapterus Leucas). Dieses Thier gilt als einziger Vertreter einer
besonderen Sippe, welche sich hauptsächlich durch den runden Kopf mit abgestumpfter Schnauze, das
Fehlen einer Rückenflosse, sonst aber auch dadurch auszeichnet, daß die Zähne, welche beide Kiefern
tragen, im Alter oft ausfallen. Aus diesem Grunde reiht man das Thier dem Narwal an.

Der Weißfisch erreicht eine Länge von 12 bis 20 Fuß bei einem Umfang des Leibes von 9 Fuß.
Die Brustfinnen messen 2 Fuß in der Länge und etwas mehr als 1 Fuß in der Breite. Die starke
Schwanzfinne wird 3 Fuß breit. So große Thiere gehören aber doch zu den Seltenheiten; bei wei-
tem die meisten, welche untersucht worden waren, sind kleiner. Bei jüngeren Thieren zählt man in
beiden Kiefern jederseits neun kurze, gerade, stumpfe Zähne. Die äußere Haut des Leibes ist bei

[Abbildung] Der Weißfisch oder die Beluga (Delphinapterus Leucas).
jungen Thieren bräunlich oder bläulichgrau, bei alten aber milchweiß, mehr oder weniger ins Gelb-
lichrosenrothe oder Pomeranzenfarbige spielend. Bei den jungen verbleicht zuerst der Bauch, und
dann zeigen sich lichtere Flecken auf dem Rücken, welche mehr und mehr sich vergrößern und aus dem
zeitweilig gescheckten Thiere endlich ein vollkommen weißes machen. Diese Färbung ist es, welche
unserem Wale oder Delfin in allen Sprachen seinen Namen gegeben hat. Die Grönländer nennen
ihn Hvüdvisk, die Jsländer Witfisk, die Russen Morskuja Beljuge, die Samojeden Viborga, die
Guräcken Ghik, die Kamtschatalen Satscha, die Kurilen Petschuga und die Walfischfänger Wihtefisch
oder Hirtfisch, woraus dann unser deutscher Name Weißfisch entstanden ist. Es soll, wie Faber,
einer der späteren Beobachter, sagt, ein wahrhaft prachtvolles Schauspiel sein, wenn eine Herde dieser
blendenden Thiere nach und nach aus den dunklen Meereswogen mit halbem Leibe emportaucht und
unter Schnauben Wasserstrahlen umherschleudert. Die weißen Gestalten erscheinen wegen des dunk-
len Hintergrundes blendend und verleihen dem Meere einen neuen Reiz.

Die Delfine. — Der Weißfiſch oder die Beluga.

Mertens, welcher als Schiffsarzt eines Walfiſchfahrers im Jahre 1671 Grönland beſuchte
und über nordiſche Seethiere ſchrieb, erwähnt zuerſt eines der merkwürdigſten Delfine, des Weiß-
fiſches
oder der Beluga (Delphinapterus Leucas). Dieſes Thier gilt als einziger Vertreter einer
beſonderen Sippe, welche ſich hauptſächlich durch den runden Kopf mit abgeſtumpfter Schnauze, das
Fehlen einer Rückenfloſſe, ſonſt aber auch dadurch auszeichnet, daß die Zähne, welche beide Kiefern
tragen, im Alter oft ausfallen. Aus dieſem Grunde reiht man das Thier dem Narwal an.

Der Weißfiſch erreicht eine Länge von 12 bis 20 Fuß bei einem Umfang des Leibes von 9 Fuß.
Die Bruſtfinnen meſſen 2 Fuß in der Länge und etwas mehr als 1 Fuß in der Breite. Die ſtarke
Schwanzfinne wird 3 Fuß breit. So große Thiere gehören aber doch zu den Seltenheiten; bei wei-
tem die meiſten, welche unterſucht worden waren, ſind kleiner. Bei jüngeren Thieren zählt man in
beiden Kiefern jederſeits neun kurze, gerade, ſtumpfe Zähne. Die äußere Haut des Leibes iſt bei

[Abbildung] Der Weißfiſch oder die Beluga (Delphinapterus Leucas).
jungen Thieren bräunlich oder bläulichgrau, bei alten aber milchweiß, mehr oder weniger ins Gelb-
lichroſenrothe oder Pomeranzenfarbige ſpielend. Bei den jungen verbleicht zuerſt der Bauch, und
dann zeigen ſich lichtere Flecken auf dem Rücken, welche mehr und mehr ſich vergrößern und aus dem
zeitweilig geſcheckten Thiere endlich ein vollkommen weißes machen. Dieſe Färbung iſt es, welche
unſerem Wale oder Delfin in allen Sprachen ſeinen Namen gegeben hat. Die Grönländer nennen
ihn Hvüdvisk, die Jsländer Witfisk, die Ruſſen Morskuja Beljuge, die Samojeden Viborga, die
Guräcken Ghik, die Kamtſchatalen Satſcha, die Kurilen Petſchuga und die Walfiſchfänger Wihtefiſch
oder Hirtfiſch, woraus dann unſer deutſcher Name Weißfiſch entſtanden iſt. Es ſoll, wie Faber,
einer der ſpäteren Beobachter, ſagt, ein wahrhaft prachtvolles Schauſpiel ſein, wenn eine Herde dieſer
blendenden Thiere nach und nach aus den dunklen Meereswogen mit halbem Leibe emportaucht und
unter Schnauben Waſſerſtrahlen umherſchleudert. Die weißen Geſtalten erſcheinen wegen des dunk-
len Hintergrundes blendend und verleihen dem Meere einen neuen Reiz.

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[836/0884] Die Delfine. — Der Weißfiſch oder die Beluga. Mertens, welcher als Schiffsarzt eines Walfiſchfahrers im Jahre 1671 Grönland beſuchte und über nordiſche Seethiere ſchrieb, erwähnt zuerſt eines der merkwürdigſten Delfine, des Weiß- fiſches oder der Beluga (Delphinapterus Leucas). Dieſes Thier gilt als einziger Vertreter einer beſonderen Sippe, welche ſich hauptſächlich durch den runden Kopf mit abgeſtumpfter Schnauze, das Fehlen einer Rückenfloſſe, ſonſt aber auch dadurch auszeichnet, daß die Zähne, welche beide Kiefern tragen, im Alter oft ausfallen. Aus dieſem Grunde reiht man das Thier dem Narwal an. Der Weißfiſch erreicht eine Länge von 12 bis 20 Fuß bei einem Umfang des Leibes von 9 Fuß. Die Bruſtfinnen meſſen 2 Fuß in der Länge und etwas mehr als 1 Fuß in der Breite. Die ſtarke Schwanzfinne wird 3 Fuß breit. So große Thiere gehören aber doch zu den Seltenheiten; bei wei- tem die meiſten, welche unterſucht worden waren, ſind kleiner. Bei jüngeren Thieren zählt man in beiden Kiefern jederſeits neun kurze, gerade, ſtumpfe Zähne. Die äußere Haut des Leibes iſt bei [Abbildung Der Weißfiſch oder die Beluga (Delphinapterus Leucas).] jungen Thieren bräunlich oder bläulichgrau, bei alten aber milchweiß, mehr oder weniger ins Gelb- lichroſenrothe oder Pomeranzenfarbige ſpielend. Bei den jungen verbleicht zuerſt der Bauch, und dann zeigen ſich lichtere Flecken auf dem Rücken, welche mehr und mehr ſich vergrößern und aus dem zeitweilig geſcheckten Thiere endlich ein vollkommen weißes machen. Dieſe Färbung iſt es, welche unſerem Wale oder Delfin in allen Sprachen ſeinen Namen gegeben hat. Die Grönländer nennen ihn Hvüdvisk, die Jsländer Witfisk, die Ruſſen Morskuja Beljuge, die Samojeden Viborga, die Guräcken Ghik, die Kamtſchatalen Satſcha, die Kurilen Petſchuga und die Walfiſchfänger Wihtefiſch oder Hirtfiſch, woraus dann unſer deutſcher Name Weißfiſch entſtanden iſt. Es ſoll, wie Faber, einer der ſpäteren Beobachter, ſagt, ein wahrhaft prachtvolles Schauſpiel ſein, wenn eine Herde dieſer blendenden Thiere nach und nach aus den dunklen Meereswogen mit halbem Leibe emportaucht und unter Schnauben Waſſerſtrahlen umherſchleudert. Die weißen Geſtalten erſcheinen wegen des dunk- len Hintergrundes blendend und verleihen dem Meere einen neuen Reiz.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/884>, abgerufen am 23.11.2024.