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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Vielhufer oder Dickhäuter. -- Die Elefanten.
selbst hat, ganz abgesehen von der Aufregung und dem Genuß der Jagd, seinen eigenen Vortheil da-
bei, die Zahl der Elefanten zu vermindern, da diese ihren Gärten und ihren aufwachsenden Ernten
ernsten Schaden zufügen. Aus einem ähnlichen Grunde ermuthigen auch die Priester diese Jagd,
weil nämlich die Elefanten einen heiligen Baum, dessen Blätter sie außerordentlich lieben, oft ver-
nichten. Zudem wünscht man auf leichte Weise Elefanten zum Tempeldienst zu erhalten. Die
Häuptlinge endlich suchen ihren Stolz darin, die Zahl ihrer Untergebenen im Felde zur Schau zu
stellen, als auch die Leistungen der zahmen Elefanten, welche sie für das Jagdgeschäft darleihen, zu
zeigen. Eine große Zahl von Bauern finden willkommene Arbeit auf viele Wochen; denn sie haben die
Pfähle zu pflanzen, Pfade durch das Sumpfrohr auszuhauen und die Treiber abzulösen, von welchen
die Elefanten umringt und herangetrieben werden sollen."

"Als Platz der Jagd wählt man einen, der an einer alten und viel betretenen Straße dieser Thiere
liegt, auf welcher sie gewöhnlich nach Nahrung und Wasser zu wandern pflegen; namentlich ist die
Nähe eines Stromes unerläßlich, nicht nur, um den Elefanten den nöthigen Wasservorrath zu
bieten, während man sie der Umzäunung zu nähern sucht, sondern auch, um ihnen nach dem Fang
während des Zähmungsverfahrens eine Gelegenheit zum Baden und zum Abkühlen verschaffen zu
können. Bei der Errichtung der Corrals vermeidet man es sorgfältig, die Bäume oder das Unter-
holz innerhalb des eingeschlossenen Raumes zu vernichten, namentlich auf der Seite, von welcher
die Elefanten kommen sollen, da es ein wesentliches Erforderniß ist, ihnen die Einpfählung soviel
als möglich durch das dichte Laub zu verbergen."

"Die zum Bau verwendeten Stämme haben 10 bis 12 Zoll im Durchmesser; man bringt sie
etwa drei Fuß tief in die Erde, so daß noch 12 bis 15 Fuß über dem Boden bleiben. Zwischen
jedem Paar Pfählen bleibt Raum genug, daß ein Mann hindurchschlüpfen kann. An die so aufgerich-
teten Säulen befestigt man mit biegsamen Schlingpflanzen oder mit Rohr Querbalken, und das
Ganze wird dann noch durch eine Art Gabeln gestützt, welche die Querbalken fassen und es verhin-
dern, daß das Pfahlwerk durch einen Anprall der wilden Elefanten nach außen gedrängt werde.
Der also eingeschlossene Platz, welchen ich im Sinne habe, war ungefähr fünfhundert Fuß lang und
halb so breit. An dem einen Ende war ein Eingang offen gelassen, der jeden Augenblick durch
Schiebebalken verschlossen werden konnte, und von jeder Ecke des Endes, wo die Elefanten herkom-
men sollten, zogen sich zwei Linien derselben starken Einzäunung auf beiden Seiten hin, ebenfalls
sorgfältig von Bäumen verdeckt. Wäre nun also die Herde nicht durch den offen gelassenen Eingang
hineingekommen, sondern rechts oder links abgeschweift, so würden sie hier ein Hinderniß gefunden
und sich genöthigt gesehen haben, die alte Richtung nach dem Eingang zu wieder einzuschlagen.
Endlich war auf einer Gruppe Bäume für die Gesellschaft des Statthalters eine Schaubühne errichtet
worden, welche die ganze Einfassung übersehen ließ, so daß man das gesammte Verfahren vom ersten
Eintreten der Herde in die Einfassung bis zum Herausführen der gefangenen Elefanten beob-
achten konnte."

"Es ist kaum nöthig zu bemerken, daß das eben beschriebene Pfahlwerk, so stark es auch ist,
blutwenig nützen würde, wenn ein Elefant sich mit aller Kraft darauf stürzte; es sind auch wirklich
manche Unfälle vorgekommen, indem die Herden durchbrachen. Man verläßt sich aber nicht sowohl auf
den Widerstand der Einpfählung, als auf die Schüchternheit der Gefangenen, die ihre eigene Kraft
nicht kennen, und auf die Kühnheit und List ihrer Fänger."

"Wenn nun der Corral fertig ist, beginnen die Treiber ihr Werk. Sie haben oft einen Umfang
von vielen Meilen zu umstellen, damit die Anzahl der Elefanten ansehnlich genug werde, und die
anzuwendende Vorsicht verlangt viel Geduld. Jn keinem Fall darf man die Elefanten beunruhigen;
sonst möchten sie leicht die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Die Thiere sind äußerst friedlich
und wünschen nur in Stille und Sicherheit zu weiden. Vor der geringsten Störung weichen sie
zurück, und Dies muß man nun so benutzen, daß man sie gerade nur soviel beunruhigt, daß sie
langsam in der gewünschten Richtung vorgehen. Auf diese Weise werden dann verschiedene Herden

Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.
ſelbſt hat, ganz abgeſehen von der Aufregung und dem Genuß der Jagd, ſeinen eigenen Vortheil da-
bei, die Zahl der Elefanten zu vermindern, da dieſe ihren Gärten und ihren aufwachſenden Ernten
ernſten Schaden zufügen. Aus einem ähnlichen Grunde ermuthigen auch die Prieſter dieſe Jagd,
weil nämlich die Elefanten einen heiligen Baum, deſſen Blätter ſie außerordentlich lieben, oft ver-
nichten. Zudem wünſcht man auf leichte Weiſe Elefanten zum Tempeldienſt zu erhalten. Die
Häuptlinge endlich ſuchen ihren Stolz darin, die Zahl ihrer Untergebenen im Felde zur Schau zu
ſtellen, als auch die Leiſtungen der zahmen Elefanten, welche ſie für das Jagdgeſchäft darleihen, zu
zeigen. Eine große Zahl von Bauern finden willkommene Arbeit auf viele Wochen; denn ſie haben die
Pfähle zu pflanzen, Pfade durch das Sumpfrohr auszuhauen und die Treiber abzulöſen, von welchen
die Elefanten umringt und herangetrieben werden ſollen.‟

„Als Platz der Jagd wählt man einen, der an einer alten und viel betretenen Straße dieſer Thiere
liegt, auf welcher ſie gewöhnlich nach Nahrung und Waſſer zu wandern pflegen; namentlich iſt die
Nähe eines Stromes unerläßlich, nicht nur, um den Elefanten den nöthigen Waſſervorrath zu
bieten, während man ſie der Umzäunung zu nähern ſucht, ſondern auch, um ihnen nach dem Fang
während des Zähmungsverfahrens eine Gelegenheit zum Baden und zum Abkühlen verſchaffen zu
können. Bei der Errichtung der Corrals vermeidet man es ſorgfältig, die Bäume oder das Unter-
holz innerhalb des eingeſchloſſenen Raumes zu vernichten, namentlich auf der Seite, von welcher
die Elefanten kommen ſollen, da es ein weſentliches Erforderniß iſt, ihnen die Einpfählung ſoviel
als möglich durch das dichte Laub zu verbergen.‟

„Die zum Bau verwendeten Stämme haben 10 bis 12 Zoll im Durchmeſſer; man bringt ſie
etwa drei Fuß tief in die Erde, ſo daß noch 12 bis 15 Fuß über dem Boden bleiben. Zwiſchen
jedem Paar Pfählen bleibt Raum genug, daß ein Mann hindurchſchlüpfen kann. An die ſo aufgerich-
teten Säulen befeſtigt man mit biegſamen Schlingpflanzen oder mit Rohr Querbalken, und das
Ganze wird dann noch durch eine Art Gabeln geſtützt, welche die Querbalken faſſen und es verhin-
dern, daß das Pfahlwerk durch einen Anprall der wilden Elefanten nach außen gedrängt werde.
Der alſo eingeſchloſſene Platz, welchen ich im Sinne habe, war ungefähr fünfhundert Fuß lang und
halb ſo breit. An dem einen Ende war ein Eingang offen gelaſſen, der jeden Augenblick durch
Schiebebalken verſchloſſen werden konnte, und von jeder Ecke des Endes, wo die Elefanten herkom-
men ſollten, zogen ſich zwei Linien derſelben ſtarken Einzäunung auf beiden Seiten hin, ebenfalls
ſorgfältig von Bäumen verdeckt. Wäre nun alſo die Herde nicht durch den offen gelaſſenen Eingang
hineingekommen, ſondern rechts oder links abgeſchweift, ſo würden ſie hier ein Hinderniß gefunden
und ſich genöthigt geſehen haben, die alte Richtung nach dem Eingang zu wieder einzuſchlagen.
Endlich war auf einer Gruppe Bäume für die Geſellſchaft des Statthalters eine Schaubühne errichtet
worden, welche die ganze Einfaſſung überſehen ließ, ſo daß man das geſammte Verfahren vom erſten
Eintreten der Herde in die Einfaſſung bis zum Herausführen der gefangenen Elefanten beob-
achten konnte.‟

„Es iſt kaum nöthig zu bemerken, daß das eben beſchriebene Pfahlwerk, ſo ſtark es auch iſt,
blutwenig nützen würde, wenn ein Elefant ſich mit aller Kraft darauf ſtürzte; es ſind auch wirklich
manche Unfälle vorgekommen, indem die Herden durchbrachen. Man verläßt ſich aber nicht ſowohl auf
den Widerſtand der Einpfählung, als auf die Schüchternheit der Gefangenen, die ihre eigene Kraft
nicht kennen, und auf die Kühnheit und Liſt ihrer Fänger.‟

„Wenn nun der Corral fertig iſt, beginnen die Treiber ihr Werk. Sie haben oft einen Umfang
von vielen Meilen zu umſtellen, damit die Anzahl der Elefanten anſehnlich genug werde, und die
anzuwendende Vorſicht verlangt viel Geduld. Jn keinem Fall darf man die Elefanten beunruhigen;
ſonſt möchten ſie leicht die entgegengeſetzte Richtung einſchlagen. Die Thiere ſind äußerſt friedlich
und wünſchen nur in Stille und Sicherheit zu weiden. Vor der geringſten Störung weichen ſie
zurück, und Dies muß man nun ſo benutzen, daß man ſie gerade nur ſoviel beunruhigt, daß ſie
langſam in der gewünſchten Richtung vorgehen. Auf dieſe Weiſe werden dann verſchiedene Herden

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[700/0738] Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten. ſelbſt hat, ganz abgeſehen von der Aufregung und dem Genuß der Jagd, ſeinen eigenen Vortheil da- bei, die Zahl der Elefanten zu vermindern, da dieſe ihren Gärten und ihren aufwachſenden Ernten ernſten Schaden zufügen. Aus einem ähnlichen Grunde ermuthigen auch die Prieſter dieſe Jagd, weil nämlich die Elefanten einen heiligen Baum, deſſen Blätter ſie außerordentlich lieben, oft ver- nichten. Zudem wünſcht man auf leichte Weiſe Elefanten zum Tempeldienſt zu erhalten. Die Häuptlinge endlich ſuchen ihren Stolz darin, die Zahl ihrer Untergebenen im Felde zur Schau zu ſtellen, als auch die Leiſtungen der zahmen Elefanten, welche ſie für das Jagdgeſchäft darleihen, zu zeigen. Eine große Zahl von Bauern finden willkommene Arbeit auf viele Wochen; denn ſie haben die Pfähle zu pflanzen, Pfade durch das Sumpfrohr auszuhauen und die Treiber abzulöſen, von welchen die Elefanten umringt und herangetrieben werden ſollen.‟ „Als Platz der Jagd wählt man einen, der an einer alten und viel betretenen Straße dieſer Thiere liegt, auf welcher ſie gewöhnlich nach Nahrung und Waſſer zu wandern pflegen; namentlich iſt die Nähe eines Stromes unerläßlich, nicht nur, um den Elefanten den nöthigen Waſſervorrath zu bieten, während man ſie der Umzäunung zu nähern ſucht, ſondern auch, um ihnen nach dem Fang während des Zähmungsverfahrens eine Gelegenheit zum Baden und zum Abkühlen verſchaffen zu können. Bei der Errichtung der Corrals vermeidet man es ſorgfältig, die Bäume oder das Unter- holz innerhalb des eingeſchloſſenen Raumes zu vernichten, namentlich auf der Seite, von welcher die Elefanten kommen ſollen, da es ein weſentliches Erforderniß iſt, ihnen die Einpfählung ſoviel als möglich durch das dichte Laub zu verbergen.‟ „Die zum Bau verwendeten Stämme haben 10 bis 12 Zoll im Durchmeſſer; man bringt ſie etwa drei Fuß tief in die Erde, ſo daß noch 12 bis 15 Fuß über dem Boden bleiben. Zwiſchen jedem Paar Pfählen bleibt Raum genug, daß ein Mann hindurchſchlüpfen kann. An die ſo aufgerich- teten Säulen befeſtigt man mit biegſamen Schlingpflanzen oder mit Rohr Querbalken, und das Ganze wird dann noch durch eine Art Gabeln geſtützt, welche die Querbalken faſſen und es verhin- dern, daß das Pfahlwerk durch einen Anprall der wilden Elefanten nach außen gedrängt werde. Der alſo eingeſchloſſene Platz, welchen ich im Sinne habe, war ungefähr fünfhundert Fuß lang und halb ſo breit. An dem einen Ende war ein Eingang offen gelaſſen, der jeden Augenblick durch Schiebebalken verſchloſſen werden konnte, und von jeder Ecke des Endes, wo die Elefanten herkom- men ſollten, zogen ſich zwei Linien derſelben ſtarken Einzäunung auf beiden Seiten hin, ebenfalls ſorgfältig von Bäumen verdeckt. Wäre nun alſo die Herde nicht durch den offen gelaſſenen Eingang hineingekommen, ſondern rechts oder links abgeſchweift, ſo würden ſie hier ein Hinderniß gefunden und ſich genöthigt geſehen haben, die alte Richtung nach dem Eingang zu wieder einzuſchlagen. Endlich war auf einer Gruppe Bäume für die Geſellſchaft des Statthalters eine Schaubühne errichtet worden, welche die ganze Einfaſſung überſehen ließ, ſo daß man das geſammte Verfahren vom erſten Eintreten der Herde in die Einfaſſung bis zum Herausführen der gefangenen Elefanten beob- achten konnte.‟ „Es iſt kaum nöthig zu bemerken, daß das eben beſchriebene Pfahlwerk, ſo ſtark es auch iſt, blutwenig nützen würde, wenn ein Elefant ſich mit aller Kraft darauf ſtürzte; es ſind auch wirklich manche Unfälle vorgekommen, indem die Herden durchbrachen. Man verläßt ſich aber nicht ſowohl auf den Widerſtand der Einpfählung, als auf die Schüchternheit der Gefangenen, die ihre eigene Kraft nicht kennen, und auf die Kühnheit und Liſt ihrer Fänger.‟ „Wenn nun der Corral fertig iſt, beginnen die Treiber ihr Werk. Sie haben oft einen Umfang von vielen Meilen zu umſtellen, damit die Anzahl der Elefanten anſehnlich genug werde, und die anzuwendende Vorſicht verlangt viel Geduld. Jn keinem Fall darf man die Elefanten beunruhigen; ſonſt möchten ſie leicht die entgegengeſetzte Richtung einſchlagen. Die Thiere ſind äußerſt friedlich und wünſchen nur in Stille und Sicherheit zu weiden. Vor der geringſten Störung weichen ſie zurück, und Dies muß man nun ſo benutzen, daß man ſie gerade nur ſoviel beunruhigt, daß ſie langſam in der gewünſchten Richtung vorgehen. Auf dieſe Weiſe werden dann verſchiedene Herden

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/738>, abgerufen am 24.11.2024.