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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhasen.

Abweichend von den Genannten lebt das Felsenkänguru (Petrogale penieillata) nur in
gebirgigen und zumal in felsigen Gegenden. Es ist ein schmuckes Geschöpf von ungefähr 4 Fuß
Länge, wovon der Schwanz fast die Hälfte wegnimmt, der besonders dadurch auffällt, daß er gegen
das Ende hin mit langen, steifen, buschigen, schwarz gefärbten Haaren bekleidet ist. Die Färbung
des Pelzes scheint manchfachem Wechsel unterworfen zu sein. Gewöhnlich ist sie eine Mischung von
Purpurroth und Grau. Ersteres tritt namentlich auf dem Hintertheile des Leibes und dem Schwanze
hervor. Das Kinn ist weiß, die Brust grau, mit weiß gefleckt; eine scharf begrenzte, weiße Binde
läuft vom Kinn über die Brust herab. Die Ohren sind innen blaßgelb, äußerlich schwarz mit gelbem
Rande, die Füße sind schwarz. Das Fell ist zwar lang, aber rauh und hart und steht deshalb bei
den Pelzhändlern nicht eben in großem Ansehen.

Die Gebirge von Neusüdwales beherbergen das Felsenkänguru in ziemlicher Anzahl, doch wird
es nicht häufig bemerkt, denn es ist ein Nachtfreund, welcher nur äußerst selten vor Sonnenunter-

[Abbildung] Das Felsenkänguru (Petrogale penicillata).
gang aus dunkeln Höhlen und Gängen zwischen den Felsen hervorkommt. Die Behendigkeit, mit
welcher es auf den gefährlichen Abhängen und Felsenwänden umherklettert, würde einem Affen alle
Ehre machen, und wirklich glaubt der Europäer, welcher dieses Thier zum erstenmale im dämmerigen
Halbdunkel des Abends erblickt, einen Pavian vor sich zu sehen. Seine Kletterfertigkeit schützt es
weit mehr, als die übrigen Verwandten, vor den Nachstellungen des Menschen und anderer Feinde.
Das Felsenkänguru verlangt einen sehr geübten Jäger und fällt auch diesem nur dann zur Beute,
wenn er den von seinem Wild streng eingehaltenen Wechsel ausgespürt hat. Die Eingeborenen
folgen der deutlich wahrnehmbaren Fährte wohl auch bis zu dem Geklüft, in dem sich das Thier bei
Tage verborgen hat; zu solcher Jagd aber gehört die bewunderungswürdige Geduld des Wilden: der
Europäer unterläßt sie weislich. Ein schlimmerer Feind, als der Mensch, soll der Dingo sein, weil
er häufig genug in denselben Höhlen wohnt, in welche das Felsenkänguru sich bei Tage zurückzieht.
Doch gelingt es auch ihm nur durch Ueberrumpelung, sich des sehr vorsichtigen Thieres zu bemäch-

Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen.

Abweichend von den Genannten lebt das Felſenkänguru (Petrogale penieillata) nur in
gebirgigen und zumal in felſigen Gegenden. Es iſt ein ſchmuckes Geſchöpf von ungefähr 4 Fuß
Länge, wovon der Schwanz faſt die Hälfte wegnimmt, der beſonders dadurch auffällt, daß er gegen
das Ende hin mit langen, ſteifen, buſchigen, ſchwarz gefärbten Haaren bekleidet iſt. Die Färbung
des Pelzes ſcheint manchfachem Wechſel unterworfen zu ſein. Gewöhnlich iſt ſie eine Miſchung von
Purpurroth und Grau. Erſteres tritt namentlich auf dem Hintertheile des Leibes und dem Schwanze
hervor. Das Kinn iſt weiß, die Bruſt grau, mit weiß gefleckt; eine ſcharf begrenzte, weiße Binde
läuft vom Kinn über die Bruſt herab. Die Ohren ſind innen blaßgelb, äußerlich ſchwarz mit gelbem
Rande, die Füße ſind ſchwarz. Das Fell iſt zwar lang, aber rauh und hart und ſteht deshalb bei
den Pelzhändlern nicht eben in großem Anſehen.

Die Gebirge von Neuſüdwales beherbergen das Felſenkänguru in ziemlicher Anzahl, doch wird
es nicht häufig bemerkt, denn es iſt ein Nachtfreund, welcher nur äußerſt ſelten vor Sonnenunter-

[Abbildung] Das Felſenkänguru (Petrogale penicillata).
gang aus dunkeln Höhlen und Gängen zwiſchen den Felſen hervorkommt. Die Behendigkeit, mit
welcher es auf den gefährlichen Abhängen und Felſenwänden umherklettert, würde einem Affen alle
Ehre machen, und wirklich glaubt der Europäer, welcher dieſes Thier zum erſtenmale im dämmerigen
Halbdunkel des Abends erblickt, einen Pavian vor ſich zu ſehen. Seine Kletterfertigkeit ſchützt es
weit mehr, als die übrigen Verwandten, vor den Nachſtellungen des Menſchen und anderer Feinde.
Das Felſenkänguru verlangt einen ſehr geübten Jäger und fällt auch dieſem nur dann zur Beute,
wenn er den von ſeinem Wild ſtreng eingehaltenen Wechſel ausgeſpürt hat. Die Eingeborenen
folgen der deutlich wahrnehmbaren Fährte wohl auch bis zu dem Geklüft, in dem ſich das Thier bei
Tage verborgen hat; zu ſolcher Jagd aber gehört die bewunderungswürdige Geduld des Wilden: der
Europäer unterläßt ſie weislich. Ein ſchlimmerer Feind, als der Menſch, ſoll der Dingo ſein, weil
er häufig genug in denſelben Höhlen wohnt, in welche das Felſenkänguru ſich bei Tage zurückzieht.
Doch gelingt es auch ihm nur durch Ueberrumpelung, ſich des ſehr vorſichtigen Thieres zu bemäch-

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[52/0066] Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen. Abweichend von den Genannten lebt das Felſenkänguru (Petrogale penieillata) nur in gebirgigen und zumal in felſigen Gegenden. Es iſt ein ſchmuckes Geſchöpf von ungefähr 4 Fuß Länge, wovon der Schwanz faſt die Hälfte wegnimmt, der beſonders dadurch auffällt, daß er gegen das Ende hin mit langen, ſteifen, buſchigen, ſchwarz gefärbten Haaren bekleidet iſt. Die Färbung des Pelzes ſcheint manchfachem Wechſel unterworfen zu ſein. Gewöhnlich iſt ſie eine Miſchung von Purpurroth und Grau. Erſteres tritt namentlich auf dem Hintertheile des Leibes und dem Schwanze hervor. Das Kinn iſt weiß, die Bruſt grau, mit weiß gefleckt; eine ſcharf begrenzte, weiße Binde läuft vom Kinn über die Bruſt herab. Die Ohren ſind innen blaßgelb, äußerlich ſchwarz mit gelbem Rande, die Füße ſind ſchwarz. Das Fell iſt zwar lang, aber rauh und hart und ſteht deshalb bei den Pelzhändlern nicht eben in großem Anſehen. Die Gebirge von Neuſüdwales beherbergen das Felſenkänguru in ziemlicher Anzahl, doch wird es nicht häufig bemerkt, denn es iſt ein Nachtfreund, welcher nur äußerſt ſelten vor Sonnenunter- [Abbildung Das Felſenkänguru (Petrogale penicillata).] gang aus dunkeln Höhlen und Gängen zwiſchen den Felſen hervorkommt. Die Behendigkeit, mit welcher es auf den gefährlichen Abhängen und Felſenwänden umherklettert, würde einem Affen alle Ehre machen, und wirklich glaubt der Europäer, welcher dieſes Thier zum erſtenmale im dämmerigen Halbdunkel des Abends erblickt, einen Pavian vor ſich zu ſehen. Seine Kletterfertigkeit ſchützt es weit mehr, als die übrigen Verwandten, vor den Nachſtellungen des Menſchen und anderer Feinde. Das Felſenkänguru verlangt einen ſehr geübten Jäger und fällt auch dieſem nur dann zur Beute, wenn er den von ſeinem Wild ſtreng eingehaltenen Wechſel ausgeſpürt hat. Die Eingeborenen folgen der deutlich wahrnehmbaren Fährte wohl auch bis zu dem Geklüft, in dem ſich das Thier bei Tage verborgen hat; zu ſolcher Jagd aber gehört die bewunderungswürdige Geduld des Wilden: der Europäer unterläßt ſie weislich. Ein ſchlimmerer Feind, als der Menſch, ſoll der Dingo ſein, weil er häufig genug in denſelben Höhlen wohnt, in welche das Felſenkänguru ſich bei Tage zurückzieht. Doch gelingt es auch ihm nur durch Ueberrumpelung, ſich des ſehr vorſichtigen Thieres zu bemäch-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/66>, abgerufen am 24.11.2024.