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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der kasserische Büffel.
Seuchen, welche oft ausbrechen, tödten rasch die von ihnen ergriffenen Thiere. Wechsel des Futters
oder unzureichende Nahrung bringen ebenfalls gewöhnlich Krankheiten hervor.

Die nach Europa eingeführten Jaks haben sich bisher in den Thiergärten besser gehalten, als
man ihrer Vorliebe für kalte Gegenden nach vermuthen durfte. Jm pariser Pflanzengarten leben
schon seit mehreren Jahren zahme Jaks im besten Wohlsein, und auch die in Amsterdam, Frankfurt,
München, Stuttgart, Hamburg und an anderen Orten eingeführten haben sich recht gut gehalten.



Die Büffel (Bubalus) nähern sich mehr den übrigen Rindern. Jhr Leib ist gedrungen; die
Stirn ist gewölbt und kurz; die Hörner stehen an den hintersten Ecken des Schädels, sind unten auf-
geworfen, bisweilen sogar unregelmäßig geringelt oder wenigstens mit höckerartigen Auswüchsen ver-
sehen, seitlich zusammengedrückt und endlich gerundet. Sie biegen sich zuerst nach unten und hinten,
sodann nach außen und zuletzt nach oben und wieder etwas nach vorn, bei anderen Arten aber fast
gerade nach rückwärts mit einem sanften Bogen nach unten und einer schwachen, spitzen Krümmung
nach außen.

Unter diesen Thieren steht der kafferische Büffel (Bubalus caffer) unzweifelhaft obenan.
Er ist der größte, plumpeste, stärkste und wildeste, und namentlich seine Hörner sind sehr ausge-
zeichnet. Sie verdicken sich nahe ihrer Wurzel um mehr als das Doppelte der durchschnittlichen
Horndicke, ungeheure Wülste treten über dem Kopfe hervor und stoßen in der Mitte so zusammen,
daß sie sich fast berühren. Die Hörner wenden sich erst abwärts und nach hinten, dann aufwärts
und etwas nach vorn, so daß sie sich mit den Spitzen wieder gegen einander krümmen. Die Augen
liegen tief, die Ohren hängen fußlang herab. Der ganze Leib ist plump und dick, die Füße stark
und groß, der Schwanz nackt bis auf einen kurzen Büschel. Am Unterkiefer findet sich ein getheilter
Bart von straffen Haaren. Die Färbung ist ein dunkles Schwarz, welches in das Bräunliche zieht;
die Haut ist bläulichschwarz.

Jn größeren oder kleineren Herden durchzieht dieses grimmige und wüthende, von allen Völker-
schaften aufs äußerste gefürchtete Thier die busch- oder waldreichen Gegenden Süd- und Mittel-
afrikas. Denn nicht blos am Vorgebirge der guten Hoffnung ist der Büffel zu sinden, sondern auch
in den Urwaldungen des Jnneren. Jn den südlich von Kordofahn gelegenen Wäldern erscheint er
manchmal in großer Menge. Jm Urwald, welcher die Ufer des blauen Flusses bedeckt, sah ich am
Abend des 4. Februar 1851 zwei große und starke Büffel dieser Art zur Tränke gehen und jagte dem
einen aus geringer Entfernung eine Kugel zu, ohne ihn zu fällen. Die Eingeborenen versicherten
mir, daß diese Thiere oft in zahlreicher Menge bei ihnen vorkämen, und waren einstimmig in Be-
richten über die entsetzliche Grimmigkeit dieses Büffels, vor dem sie noch mehr Achtung und Furcht
hatten, als vor dem Löwen und Elefanten. Derselben Ansicht waren die Kordofahnesen, deren
Scheu soweit geht, daß sie niemals daran denken, auf Büffel Jagd zu machen, so lohnend Dies
auch sein möchte. Auch in der Kafferei werden die Büffel, wie wir von Kolbe, Sparmann,
Drayson
und Gordon Cumming erfahren, sehr gefürchtet. Kolbe traf sie noch ganz in der
Nähe der Kapstadt an; gegenwärtig sind sie dort ausgerottet und mehr nach dem Jnnern zurückgedrängt.

"Es sind," sagt er, "höchst gefährliche Thiere. Wenn man sie durch Vorhalten rother Farbe,
durch Schießen oder heftiges Verfolgen erzürnt, ist man seines Lebens nicht sicher; sie fangen an hef-
tig zu brüllen und zu stampfen, fürchten Nichts mehr und verschonen Nichts, und wenn ihnen auch
noch soviel gewassnete Menschen entgegenständen. Sie springen in der Wuth durch Feuer und Wasser
und Alles, was ihnen vorkommt. Einer verfolgte einmal einen jungen Mann, welcher eine rothe
Jacke trug, ins Meer und schwamm ihm nach. Der Jüngling konnte aber gut schwimmen und tau-
chen, und der Stier verlor ihn aus dem Gesicht; dennoch schwamm er quer durch den Hafen fort,
11/2 Stunde weit, bis er vom Schiffe aus durch einen Kanonenschuß getödtet wurde." Sparmann

Brehm, Thierleben. II. 40

Der kaſſeriſche Büffel.
Seuchen, welche oft ausbrechen, tödten raſch die von ihnen ergriffenen Thiere. Wechſel des Futters
oder unzureichende Nahrung bringen ebenfalls gewöhnlich Krankheiten hervor.

Die nach Europa eingeführten Jaks haben ſich bisher in den Thiergärten beſſer gehalten, als
man ihrer Vorliebe für kalte Gegenden nach vermuthen durfte. Jm pariſer Pflanzengarten leben
ſchon ſeit mehreren Jahren zahme Jaks im beſten Wohlſein, und auch die in Amſterdam, Frankfurt,
München, Stuttgart, Hamburg und an anderen Orten eingeführten haben ſich recht gut gehalten.



Die Büffel (Bubalus) nähern ſich mehr den übrigen Rindern. Jhr Leib iſt gedrungen; die
Stirn iſt gewölbt und kurz; die Hörner ſtehen an den hinterſten Ecken des Schädels, ſind unten auf-
geworfen, bisweilen ſogar unregelmäßig geringelt oder wenigſtens mit höckerartigen Auswüchſen ver-
ſehen, ſeitlich zuſammengedrückt und endlich gerundet. Sie biegen ſich zuerſt nach unten und hinten,
ſodann nach außen und zuletzt nach oben und wieder etwas nach vorn, bei anderen Arten aber faſt
gerade nach rückwärts mit einem ſanften Bogen nach unten und einer ſchwachen, ſpitzen Krümmung
nach außen.

Unter dieſen Thieren ſteht der kafferiſche Büffel (Bubalus caffer) unzweifelhaft obenan.
Er iſt der größte, plumpeſte, ſtärkſte und wildeſte, und namentlich ſeine Hörner ſind ſehr ausge-
zeichnet. Sie verdicken ſich nahe ihrer Wurzel um mehr als das Doppelte der durchſchnittlichen
Horndicke, ungeheure Wülſte treten über dem Kopfe hervor und ſtoßen in der Mitte ſo zuſammen,
daß ſie ſich faſt berühren. Die Hörner wenden ſich erſt abwärts und nach hinten, dann aufwärts
und etwas nach vorn, ſo daß ſie ſich mit den Spitzen wieder gegen einander krümmen. Die Augen
liegen tief, die Ohren hängen fußlang herab. Der ganze Leib iſt plump und dick, die Füße ſtark
und groß, der Schwanz nackt bis auf einen kurzen Büſchel. Am Unterkiefer findet ſich ein getheilter
Bart von ſtraffen Haaren. Die Färbung iſt ein dunkles Schwarz, welches in das Bräunliche zieht;
die Haut iſt bläulichſchwarz.

Jn größeren oder kleineren Herden durchzieht dieſes grimmige und wüthende, von allen Völker-
ſchaften aufs äußerſte gefürchtete Thier die buſch- oder waldreichen Gegenden Süd- und Mittel-
afrikas. Denn nicht blos am Vorgebirge der guten Hoffnung iſt der Büffel zu ſinden, ſondern auch
in den Urwaldungen des Jnneren. Jn den ſüdlich von Kordofahn gelegenen Wäldern erſcheint er
manchmal in großer Menge. Jm Urwald, welcher die Ufer des blauen Fluſſes bedeckt, ſah ich am
Abend des 4. Februar 1851 zwei große und ſtarke Büffel dieſer Art zur Tränke gehen und jagte dem
einen aus geringer Entfernung eine Kugel zu, ohne ihn zu fällen. Die Eingeborenen verſicherten
mir, daß dieſe Thiere oft in zahlreicher Menge bei ihnen vorkämen, und waren einſtimmig in Be-
richten über die entſetzliche Grimmigkeit dieſes Büffels, vor dem ſie noch mehr Achtung und Furcht
hatten, als vor dem Löwen und Elefanten. Derſelben Anſicht waren die Kordofahneſen, deren
Scheu ſoweit geht, daß ſie niemals daran denken, auf Büffel Jagd zu machen, ſo lohnend Dies
auch ſein möchte. Auch in der Kafferei werden die Büffel, wie wir von Kolbe, Sparmann,
Drayſon
und Gordon Cumming erfahren, ſehr gefürchtet. Kolbe traf ſie noch ganz in der
Nähe der Kapſtadt an; gegenwärtig ſind ſie dort ausgerottet und mehr nach dem Jnnern zurückgedrängt.

„Es ſind,‟ ſagt er, „höchſt gefährliche Thiere. Wenn man ſie durch Vorhalten rother Farbe,
durch Schießen oder heftiges Verfolgen erzürnt, iſt man ſeines Lebens nicht ſicher; ſie fangen an hef-
tig zu brüllen und zu ſtampfen, fürchten Nichts mehr und verſchonen Nichts, und wenn ihnen auch
noch ſoviel gewaſſnete Menſchen entgegenſtänden. Sie ſpringen in der Wuth durch Feuer und Waſſer
und Alles, was ihnen vorkommt. Einer verfolgte einmal einen jungen Mann, welcher eine rothe
Jacke trug, ins Meer und ſchwamm ihm nach. Der Jüngling konnte aber gut ſchwimmen und tau-
chen, und der Stier verlor ihn aus dem Geſicht; dennoch ſchwamm er quer durch den Hafen fort,
1½ Stunde weit, bis er vom Schiffe aus durch einen Kanonenſchuß getödtet wurde.‟ Sparmann

Brehm, Thierleben. II. 40
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[625/0657] Der kaſſeriſche Büffel. Seuchen, welche oft ausbrechen, tödten raſch die von ihnen ergriffenen Thiere. Wechſel des Futters oder unzureichende Nahrung bringen ebenfalls gewöhnlich Krankheiten hervor. Die nach Europa eingeführten Jaks haben ſich bisher in den Thiergärten beſſer gehalten, als man ihrer Vorliebe für kalte Gegenden nach vermuthen durfte. Jm pariſer Pflanzengarten leben ſchon ſeit mehreren Jahren zahme Jaks im beſten Wohlſein, und auch die in Amſterdam, Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg und an anderen Orten eingeführten haben ſich recht gut gehalten. Die Büffel (Bubalus) nähern ſich mehr den übrigen Rindern. Jhr Leib iſt gedrungen; die Stirn iſt gewölbt und kurz; die Hörner ſtehen an den hinterſten Ecken des Schädels, ſind unten auf- geworfen, bisweilen ſogar unregelmäßig geringelt oder wenigſtens mit höckerartigen Auswüchſen ver- ſehen, ſeitlich zuſammengedrückt und endlich gerundet. Sie biegen ſich zuerſt nach unten und hinten, ſodann nach außen und zuletzt nach oben und wieder etwas nach vorn, bei anderen Arten aber faſt gerade nach rückwärts mit einem ſanften Bogen nach unten und einer ſchwachen, ſpitzen Krümmung nach außen. Unter dieſen Thieren ſteht der kafferiſche Büffel (Bubalus caffer) unzweifelhaft obenan. Er iſt der größte, plumpeſte, ſtärkſte und wildeſte, und namentlich ſeine Hörner ſind ſehr ausge- zeichnet. Sie verdicken ſich nahe ihrer Wurzel um mehr als das Doppelte der durchſchnittlichen Horndicke, ungeheure Wülſte treten über dem Kopfe hervor und ſtoßen in der Mitte ſo zuſammen, daß ſie ſich faſt berühren. Die Hörner wenden ſich erſt abwärts und nach hinten, dann aufwärts und etwas nach vorn, ſo daß ſie ſich mit den Spitzen wieder gegen einander krümmen. Die Augen liegen tief, die Ohren hängen fußlang herab. Der ganze Leib iſt plump und dick, die Füße ſtark und groß, der Schwanz nackt bis auf einen kurzen Büſchel. Am Unterkiefer findet ſich ein getheilter Bart von ſtraffen Haaren. Die Färbung iſt ein dunkles Schwarz, welches in das Bräunliche zieht; die Haut iſt bläulichſchwarz. Jn größeren oder kleineren Herden durchzieht dieſes grimmige und wüthende, von allen Völker- ſchaften aufs äußerſte gefürchtete Thier die buſch- oder waldreichen Gegenden Süd- und Mittel- afrikas. Denn nicht blos am Vorgebirge der guten Hoffnung iſt der Büffel zu ſinden, ſondern auch in den Urwaldungen des Jnneren. Jn den ſüdlich von Kordofahn gelegenen Wäldern erſcheint er manchmal in großer Menge. Jm Urwald, welcher die Ufer des blauen Fluſſes bedeckt, ſah ich am Abend des 4. Februar 1851 zwei große und ſtarke Büffel dieſer Art zur Tränke gehen und jagte dem einen aus geringer Entfernung eine Kugel zu, ohne ihn zu fällen. Die Eingeborenen verſicherten mir, daß dieſe Thiere oft in zahlreicher Menge bei ihnen vorkämen, und waren einſtimmig in Be- richten über die entſetzliche Grimmigkeit dieſes Büffels, vor dem ſie noch mehr Achtung und Furcht hatten, als vor dem Löwen und Elefanten. Derſelben Anſicht waren die Kordofahneſen, deren Scheu ſoweit geht, daß ſie niemals daran denken, auf Büffel Jagd zu machen, ſo lohnend Dies auch ſein möchte. Auch in der Kafferei werden die Büffel, wie wir von Kolbe, Sparmann, Drayſon und Gordon Cumming erfahren, ſehr gefürchtet. Kolbe traf ſie noch ganz in der Nähe der Kapſtadt an; gegenwärtig ſind ſie dort ausgerottet und mehr nach dem Jnnern zurückgedrängt. „Es ſind,‟ ſagt er, „höchſt gefährliche Thiere. Wenn man ſie durch Vorhalten rother Farbe, durch Schießen oder heftiges Verfolgen erzürnt, iſt man ſeines Lebens nicht ſicher; ſie fangen an hef- tig zu brüllen und zu ſtampfen, fürchten Nichts mehr und verſchonen Nichts, und wenn ihnen auch noch ſoviel gewaſſnete Menſchen entgegenſtänden. Sie ſpringen in der Wuth durch Feuer und Waſſer und Alles, was ihnen vorkommt. Einer verfolgte einmal einen jungen Mann, welcher eine rothe Jacke trug, ins Meer und ſchwamm ihm nach. Der Jüngling konnte aber gut ſchwimmen und tau- chen, und der Stier verlor ihn aus dem Geſicht; dennoch ſchwamm er quer durch den Hafen fort, 1½ Stunde weit, bis er vom Schiffe aus durch einen Kanonenſchuß getödtet wurde.‟ Sparmann Brehm, Thierleben. II. 40

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/657>, abgerufen am 23.11.2024.