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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Halbziegen. -- Der Thar oder Tahir.
ist er eine echte Ziege; denn auch die Hörner, auf denen zum Theil seine Sonderstellung beruht,
unterscheiden sich eben nicht sehr von denen anderer Mitglieder unserer Familie. Sie stehen ziemlich
hoch über den Augen und stoßen am Grunde fast zusammen. Vom Grunde an erheben sie sich in
schiefer Richtung, fast an den Scheitel angepreßt, nach rückwärts, weichen nach außen von einander
ab, und drehen sich im letzten Drittel ihrer Länge wieder nach ein- und abwärts, mit der Spitze aber
nochmals nach außen. Die Behaarung besteht aus längeren, groben enganliegenden Grannen und
sehr zartem feinen Wollhaar; sie ist am ganzen Leibe reichlich, an manchen Theilen aber ganz auf-
fallend verlängert: denn der alte Bock trägt eine Mähne, welche der des Löwen an Fülle völlig
gleichkommt. Das Gesicht, die Unterseite des Kopfes und die Füße sind kurz behaart, der Hals, die
Borderschenkel und die hinteren Seiten bemähnt; die einzelnen Haare werden hier fast fußlang.
Bei dem Weibchen ist die Mähne nur angedeutet. Beide Geschlechter sind bartlos. Wie man an
[Abbildung] Der Thar oder Tahir (Hemitragus Jemlaicus).
dem Bocke im londoner Thiergarten beobachtete, ist der Unterschied zwischen Sommer- und Winter-
tracht sehr bedeutend. Mit dem Alter nimmt die Länge der Mähne auffallend zu. Auch die Fär-
bung wechselt. Alte Männchen sind weißlich fahlbraun, hier und da, an einzelnen Stellen, dunkel-
braun; ein schwarzer, breiter Längsstreifen zieht sich über die Stirn bis an das Schnauzenende hin
und läuft nach hinten hin über den ganzen Rücken bis zur Schwanzspitze. Jüngere Männchen und
Weibchen sind dunkelbraun und ihre Füße, mit Ausnahme eines lichteren Streifen, auf der Hinter-
seite fast schwarz. Nicht selten ist die vorherrschende Färbung aber auch ein fahles Schiefergrau, in
welches sich an den Seiten Rostroth einmischt. Die Stirn, die Oberseite des Halses und
Rückens sind roth oder dunkelbraun, die Kehle, die Unterseite des Halses, der mittlere Theil des
Bauches und die Jnnenseite der Gliedmaßen schmuziggelblich, schiefergrau überflogen. Ein rother
oder dunkelbrauner Streifen zieht sich erst ringartig um das Auge und läuft dann seitlich bis zum
Munde herab, wo er, sich verbreitend, erblaßt. Ein ähnlicher Flecken steht an der unteren Kinn-

Die Halbziegen. — Der Thar oder Tahir.
iſt er eine echte Ziege; denn auch die Hörner, auf denen zum Theil ſeine Sonderſtellung beruht,
unterſcheiden ſich eben nicht ſehr von denen anderer Mitglieder unſerer Familie. Sie ſtehen ziemlich
hoch über den Augen und ſtoßen am Grunde faſt zuſammen. Vom Grunde an erheben ſie ſich in
ſchiefer Richtung, faſt an den Scheitel angepreßt, nach rückwärts, weichen nach außen von einander
ab, und drehen ſich im letzten Drittel ihrer Länge wieder nach ein- und abwärts, mit der Spitze aber
nochmals nach außen. Die Behaarung beſteht aus längeren, groben enganliegenden Grannen und
ſehr zartem feinen Wollhaar; ſie iſt am ganzen Leibe reichlich, an manchen Theilen aber ganz auf-
fallend verlängert: denn der alte Bock trägt eine Mähne, welche der des Löwen an Fülle völlig
gleichkommt. Das Geſicht, die Unterſeite des Kopfes und die Füße ſind kurz behaart, der Hals, die
Borderſchenkel und die hinteren Seiten bemähnt; die einzelnen Haare werden hier faſt fußlang.
Bei dem Weibchen iſt die Mähne nur angedeutet. Beide Geſchlechter ſind bartlos. Wie man an
[Abbildung] Der Thar oder Tahir (Hemitragus Jemlaicus).
dem Bocke im londoner Thiergarten beobachtete, iſt der Unterſchied zwiſchen Sommer- und Winter-
tracht ſehr bedeutend. Mit dem Alter nimmt die Länge der Mähne auffallend zu. Auch die Fär-
bung wechſelt. Alte Männchen ſind weißlich fahlbraun, hier und da, an einzelnen Stellen, dunkel-
braun; ein ſchwarzer, breiter Längsſtreifen zieht ſich über die Stirn bis an das Schnauzenende hin
und läuft nach hinten hin über den ganzen Rücken bis zur Schwanzſpitze. Jüngere Männchen und
Weibchen ſind dunkelbraun und ihre Füße, mit Ausnahme eines lichteren Streifen, auf der Hinter-
ſeite faſt ſchwarz. Nicht ſelten iſt die vorherrſchende Färbung aber auch ein fahles Schiefergrau, in
welches ſich an den Seiten Roſtroth einmiſcht. Die Stirn, die Oberſeite des Halſes und
Rückens ſind roth oder dunkelbraun, die Kehle, die Unterſeite des Halſes, der mittlere Theil des
Bauches und die Jnnenſeite der Gliedmaßen ſchmuziggelblich, ſchiefergrau überflogen. Ein rother
oder dunkelbrauner Streifen zieht ſich erſt ringartig um das Auge und läuft dann ſeitlich bis zum
Munde herab, wo er, ſich verbreitend, erblaßt. Ein ähnlicher Flecken ſteht an der unteren Kinn-

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[594/0624] Die Halbziegen. — Der Thar oder Tahir. iſt er eine echte Ziege; denn auch die Hörner, auf denen zum Theil ſeine Sonderſtellung beruht, unterſcheiden ſich eben nicht ſehr von denen anderer Mitglieder unſerer Familie. Sie ſtehen ziemlich hoch über den Augen und ſtoßen am Grunde faſt zuſammen. Vom Grunde an erheben ſie ſich in ſchiefer Richtung, faſt an den Scheitel angepreßt, nach rückwärts, weichen nach außen von einander ab, und drehen ſich im letzten Drittel ihrer Länge wieder nach ein- und abwärts, mit der Spitze aber nochmals nach außen. Die Behaarung beſteht aus längeren, groben enganliegenden Grannen und ſehr zartem feinen Wollhaar; ſie iſt am ganzen Leibe reichlich, an manchen Theilen aber ganz auf- fallend verlängert: denn der alte Bock trägt eine Mähne, welche der des Löwen an Fülle völlig gleichkommt. Das Geſicht, die Unterſeite des Kopfes und die Füße ſind kurz behaart, der Hals, die Borderſchenkel und die hinteren Seiten bemähnt; die einzelnen Haare werden hier faſt fußlang. Bei dem Weibchen iſt die Mähne nur angedeutet. Beide Geſchlechter ſind bartlos. Wie man an [Abbildung Der Thar oder Tahir (Hemitragus Jemlaicus).] dem Bocke im londoner Thiergarten beobachtete, iſt der Unterſchied zwiſchen Sommer- und Winter- tracht ſehr bedeutend. Mit dem Alter nimmt die Länge der Mähne auffallend zu. Auch die Fär- bung wechſelt. Alte Männchen ſind weißlich fahlbraun, hier und da, an einzelnen Stellen, dunkel- braun; ein ſchwarzer, breiter Längsſtreifen zieht ſich über die Stirn bis an das Schnauzenende hin und läuft nach hinten hin über den ganzen Rücken bis zur Schwanzſpitze. Jüngere Männchen und Weibchen ſind dunkelbraun und ihre Füße, mit Ausnahme eines lichteren Streifen, auf der Hinter- ſeite faſt ſchwarz. Nicht ſelten iſt die vorherrſchende Färbung aber auch ein fahles Schiefergrau, in welches ſich an den Seiten Roſtroth einmiſcht. Die Stirn, die Oberſeite des Halſes und Rückens ſind roth oder dunkelbraun, die Kehle, die Unterſeite des Halſes, der mittlere Theil des Bauches und die Jnnenſeite der Gliedmaßen ſchmuziggelblich, ſchiefergrau überflogen. Ein rother oder dunkelbrauner Streifen zieht ſich erſt ringartig um das Auge und läuft dann ſeitlich bis zum Munde herab, wo er, ſich verbreitend, erblaßt. Ein ähnlicher Flecken ſteht an der unteren Kinn-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/624>, abgerufen am 23.11.2024.