Kunde des Thieres reicht nicht über die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts zurück. Seine Hörner waren schon oft nach Europa gekommen, aber von ihrem Träger wußte man Nichts zu sagen. Später kam eine lebende Antilope dieser Art nach dem Thiergarten von Haag, wo sie bei aller anfangs gezeigten Scheu und Wildheit lange lebte, sich nach und nach mit ihrem Schicksal aussöhnte und end- lich so sanft und gutmüthig wurde, daß man sich ihr ohne Furcht nähern und sie berühren und streicheln konnte. Jn unserem Jahrhundert ist der Kudu, wie wir das vielnamige Geschöpf vorzugs- weise benennen wollen, durch die Forschungen Rüppell's und Anderson's, sowie durch die Be-
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Der Kudu (Strepsiceros capensis).
richte der südafrikanischen Jäger bekannter geworden; jedoch gehört er keineswegs zu den Thieren, von welchen eine erschöpfliche Beschreibung geliefert werden könnte. Jch hatte die Freude, das schöne, stolze Wild in den Bogosländern anzutreffen und bin deshalb im Stande, auch mein Scherflein zu seiner Kunde beizutragen.
Der Kudu bildet mit wenigen anderen die Gruppe der Drehhörner, welche neuerdings wieder in Sippen zertheilt worden ist. Alle hieher gehörigen Antilopen kennzeichnen sich durch ihre mehr oder weniger bedeutende Größe, die schraubenförmig gewundenen, zusammengedrückten und gekielten
Die Antilopen. — Der Kudu.
Kunde des Thieres reicht nicht über die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts zurück. Seine Hörner waren ſchon oft nach Europa gekommen, aber von ihrem Träger wußte man Nichts zu ſagen. Später kam eine lebende Antilope dieſer Art nach dem Thiergarten von Haag, wo ſie bei aller anfangs gezeigten Scheu und Wildheit lange lebte, ſich nach und nach mit ihrem Schickſal ausſöhnte und end- lich ſo ſanft und gutmüthig wurde, daß man ſich ihr ohne Furcht nähern und ſie berühren und ſtreicheln konnte. Jn unſerem Jahrhundert iſt der Kudu, wie wir das vielnamige Geſchöpf vorzugs- weiſe benennen wollen, durch die Forſchungen Rüppell’s und Anderſon’s, ſowie durch die Be-
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Der Kudu (Strepsiceros capensis).
richte der ſüdafrikaniſchen Jäger bekannter geworden; jedoch gehört er keineswegs zu den Thieren, von welchen eine erſchöpfliche Beſchreibung geliefert werden könnte. Jch hatte die Freude, das ſchöne, ſtolze Wild in den Bogosländern anzutreffen und bin deshalb im Stande, auch mein Scherflein zu ſeiner Kunde beizutragen.
Der Kudu bildet mit wenigen anderen die Gruppe der Drehhörner, welche neuerdings wieder in Sippen zertheilt worden iſt. Alle hieher gehörigen Antilopen kennzeichnen ſich durch ihre mehr oder weniger bedeutende Größe, die ſchraubenförmig gewundenen, zuſammengedrückten und gekielten
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Die Antilopen. — Der Kudu.
Kunde des Thieres reicht nicht über die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts zurück. Seine Hörner
waren ſchon oft nach Europa gekommen, aber von ihrem Träger wußte man Nichts zu ſagen. Später
kam eine lebende Antilope dieſer Art nach dem Thiergarten von Haag, wo ſie bei aller anfangs
gezeigten Scheu und Wildheit lange lebte, ſich nach und nach mit ihrem Schickſal ausſöhnte und end-
lich ſo ſanft und gutmüthig wurde, daß man ſich ihr ohne Furcht nähern und ſie berühren und
ſtreicheln konnte. Jn unſerem Jahrhundert iſt der Kudu, wie wir das vielnamige Geſchöpf vorzugs-
weiſe benennen wollen, durch die Forſchungen Rüppell’s und Anderſon’s, ſowie durch die Be-
[Abbildung Der Kudu (Strepsiceros capensis).]
richte der ſüdafrikaniſchen Jäger bekannter geworden; jedoch gehört er keineswegs zu den Thieren,
von welchen eine erſchöpfliche Beſchreibung geliefert werden könnte. Jch hatte die Freude, das ſchöne,
ſtolze Wild in den Bogosländern anzutreffen und bin deshalb im Stande, auch mein Scherflein zu
ſeiner Kunde beizutragen.
Der Kudu bildet mit wenigen anderen die Gruppe der Drehhörner, welche neuerdings wieder
in Sippen zertheilt worden iſt. Alle hieher gehörigen Antilopen kennzeichnen ſich durch ihre mehr
oder weniger bedeutende Größe, die ſchraubenförmig gewundenen, zuſammengedrückten und gekielten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/570>, abgerufen am 27.11.2024.
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