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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Antilopen. -- Der Ducker.
Art hat ihr Eigenthümliches, und sowenig wir auch noch von dem Leben dieser herrlichen Geschöpfe
wissen, soviel gibt es doch gerade hier zu berichten; selbstverständlich aber möchte der Kenner der
Thiere seinen Lesern Alles mittheilen, was er selbst weiß. Allein Dies ist bei den Antilopen un-
möglich. Wir müssen viele, viele Arten der reichen Familie übergehen, deren Leben anziehend und
merkwürdig ist, weil meine erste Pflicht es sein muß, die hauptsächlichsten Formen hervorzuheben.
Somit lasse ich auf die vorhergehenden eine Sippe folgen, welche den Riedantilopen ziemlich entfernt
steht. Es sind Dies die Schopf- oder Zwergantilopen (Cephalophus), welche eine scharf ab-
gegrenzte Gruppe bilden. Wie der eine Name andeutet, finden wir unter ihnen die kleinsten und
zierlichsten Mitglieder der ganzen Familie, obwohl auch Einige in der Größe einem Reh etwa gleich-
kommen.

Alle hierher gehörigen Arten kennzeichnen sehr kleine, dünne, aufrechtstehende, nur ein wenig
vorgebogene Hörner mit einigen Ringen oder Halbringen an der Wurzel, Klauendrüsen und
Weichengruben, der rundliche Kopf und der kurze Schwanz. Neuerdings hat man sie wieder in
Schopf- und Zwergantilopen getrennt: der Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht darin, daß
jene zwischen den Hörnern einen nach hinten gerichteten Haarkamm tragen, welcher, jedoch nur theil-
weise, diesen fehlt.

Der Süden oder der Osten Afrikas, zumal das Kapland und Habesch, sind die Heimat der
kleinen, schmucken Geschöpfe. Man findet sie nur im Walde, niemals in der offenen Ebene, und
die verhältnißmäßige Kürze ihrer Läufe scheint hiermit im Einklang zu stehen. Freilich braucht der
Wald nicht groß zu sein, um sie zu beherbergen. Einige dichte Büsche genügen ihrem beschaulichen
Leben schon vollständig. Nicht ganz so flüchtig als andere Leichtfüße der Familie, gebrauchen die
Schopfantilopen eigene Listen, um sich vor ihren Feinden zu retten, ganz in ähnlicher Weise, wie wir
sie beim Zwergmoschusthier kennen lernten.

Der Ducker (Cephalophus mergens) ist eine der bekanntesten und größten Arten dieser Gruppe.
Seine Leibeslänge beträgt 31/2, die Schulterhöhe 2 Fuß, die Schwanzlänge 71/2 Zoll. Gerade
pfriemenförmige, vier bis sechs Mal flach geringelte Hörner von 31/2 Zoll Länge, welche von dem
Gehör verdeckt oder wenigstens weit überragt werden, verschwinden fast zwischen den Haaren des
Schopfes. An der Stelle der Thränengruben liegt vor den Augen ein gebogener, nackter Streifen.
Die Läufe sind sehr schlank, die Hufe und Afterklauen klein, der bequastete Schwanz ist kurz. Die
Färbung ändert vielfach ab; sie ist auf der Oberseite meistens grau olivenfarbig, beim Männchen auch
wohl dunkelgelbbraun und längs des Rückens und der Keulen schwarz punktirt. An den Knöcheln
und der Vorderseite der Läufe geht sie ins Schwarzbraune, an der Unterseite ins Weiße über.

"Unter allen Antilopen," sagt Kapitän Drayson, "welche die Ränder der Buschwaldungen
bewohnen, ist der Ducker eine der gemeinsten, obgleich er nur einzeln gefunden wird. Bei der
Annäherung eines Menschen oder anderen Feindes bleibt er ruhig in seinem Lager; regungslos,
starr wie eine Bildsäule schaut er auf den Ankommenden, bis er glaubt, er werde beobachtet: --
dann springt er plötzlich auf und stürzt dahin, schlägt eine Reihe scharfer Haken, setzt über Büsche
und schlüpft durch sie hindurch, duckt sich und kriecht, so wie er sicher ist, seinen Verfolgern aus den
Augen gekommen zu sein, in dem langen Grase oder zwischen den Büschen so still dahin, daß man
glaubt, er wäre förmlich verschwunden oder habe sich niedergelegt. Aber letzteres ist nie der Fall;
denn er geht dann immer weiter unter den Blättern fort, bis er einen guten Vorsprung erlangt hat:
dann eilt er auf und davon. Selbst der klügste Jäger und der beste Hund werden durch den Ducker
oft genug gefoppt; wenn man aber seinen Weg überwachen und den Ort entdecken kann, wo er sich
nach seinen Gängen niedergelegt hat, kommt man leicht unter dem Winde an ihn heran. Doch muß
man ihm dann einen guten Schuß geben, wenn man sicher sein will, ihn auch zu erhalten; denn so
klein er auch ist, eine so starke Ladung von Rehposten nimmt er auf sich. Die Büchse ist kaum zu
gebrauchen, weil er bei seinem unregelmäßigen Hin- und Herspringen einen überaus geschickten

Die Antilopen. — Der Ducker.
Art hat ihr Eigenthümliches, und ſowenig wir auch noch von dem Leben dieſer herrlichen Geſchöpfe
wiſſen, ſoviel gibt es doch gerade hier zu berichten; ſelbſtverſtändlich aber möchte der Kenner der
Thiere ſeinen Leſern Alles mittheilen, was er ſelbſt weiß. Allein Dies iſt bei den Antilopen un-
möglich. Wir müſſen viele, viele Arten der reichen Familie übergehen, deren Leben anziehend und
merkwürdig iſt, weil meine erſte Pflicht es ſein muß, die hauptſächlichſten Formen hervorzuheben.
Somit laſſe ich auf die vorhergehenden eine Sippe folgen, welche den Riedantilopen ziemlich entfernt
ſteht. Es ſind Dies die Schopf- oder Zwergantilopen (Cephalophus), welche eine ſcharf ab-
gegrenzte Gruppe bilden. Wie der eine Name andeutet, finden wir unter ihnen die kleinſten und
zierlichſten Mitglieder der ganzen Familie, obwohl auch Einige in der Größe einem Reh etwa gleich-
kommen.

Alle hierher gehörigen Arten kennzeichnen ſehr kleine, dünne, aufrechtſtehende, nur ein wenig
vorgebogene Hörner mit einigen Ringen oder Halbringen an der Wurzel, Klauendrüſen und
Weichengruben, der rundliche Kopf und der kurze Schwanz. Neuerdings hat man ſie wieder in
Schopf- und Zwergantilopen getrennt: der Unterſchied zwiſchen beiden Gruppen beſteht darin, daß
jene zwiſchen den Hörnern einen nach hinten gerichteten Haarkamm tragen, welcher, jedoch nur theil-
weiſe, dieſen fehlt.

Der Süden oder der Oſten Afrikas, zumal das Kapland und Habeſch, ſind die Heimat der
kleinen, ſchmucken Geſchöpfe. Man findet ſie nur im Walde, niemals in der offenen Ebene, und
die verhältnißmäßige Kürze ihrer Läufe ſcheint hiermit im Einklang zu ſtehen. Freilich braucht der
Wald nicht groß zu ſein, um ſie zu beherbergen. Einige dichte Büſche genügen ihrem beſchaulichen
Leben ſchon vollſtändig. Nicht ganz ſo flüchtig als andere Leichtfüße der Familie, gebrauchen die
Schopfantilopen eigene Liſten, um ſich vor ihren Feinden zu retten, ganz in ähnlicher Weiſe, wie wir
ſie beim Zwergmoſchusthier kennen lernten.

Der Ducker (Cephalophus mergens) iſt eine der bekannteſten und größten Arten dieſer Gruppe.
Seine Leibeslänge beträgt 3½, die Schulterhöhe 2 Fuß, die Schwanzlänge 7½ Zoll. Gerade
pfriemenförmige, vier bis ſechs Mal flach geringelte Hörner von 3½ Zoll Länge, welche von dem
Gehör verdeckt oder wenigſtens weit überragt werden, verſchwinden faſt zwiſchen den Haaren des
Schopfes. An der Stelle der Thränengruben liegt vor den Augen ein gebogener, nackter Streifen.
Die Läufe ſind ſehr ſchlank, die Hufe und Afterklauen klein, der bequaſtete Schwanz iſt kurz. Die
Färbung ändert vielfach ab; ſie iſt auf der Oberſeite meiſtens grau olivenfarbig, beim Männchen auch
wohl dunkelgelbbraun und längs des Rückens und der Keulen ſchwarz punktirt. An den Knöcheln
und der Vorderſeite der Läufe geht ſie ins Schwarzbraune, an der Unterſeite ins Weiße über.

„Unter allen Antilopen,‟ ſagt Kapitän Drayſon, „welche die Ränder der Buſchwaldungen
bewohnen, iſt der Ducker eine der gemeinſten, obgleich er nur einzeln gefunden wird. Bei der
Annäherung eines Menſchen oder anderen Feindes bleibt er ruhig in ſeinem Lager; regungslos,
ſtarr wie eine Bildſäule ſchaut er auf den Ankommenden, bis er glaubt, er werde beobachtet: —
dann ſpringt er plötzlich auf und ſtürzt dahin, ſchlägt eine Reihe ſcharfer Haken, ſetzt über Büſche
und ſchlüpft durch ſie hindurch, duckt ſich und kriecht, ſo wie er ſicher iſt, ſeinen Verfolgern aus den
Augen gekommen zu ſein, in dem langen Graſe oder zwiſchen den Büſchen ſo ſtill dahin, daß man
glaubt, er wäre förmlich verſchwunden oder habe ſich niedergelegt. Aber letzteres iſt nie der Fall;
denn er geht dann immer weiter unter den Blättern fort, bis er einen guten Vorſprung erlangt hat:
dann eilt er auf und davon. Selbſt der klügſte Jäger und der beſte Hund werden durch den Ducker
oft genug gefoppt; wenn man aber ſeinen Weg überwachen und den Ort entdecken kann, wo er ſich
nach ſeinen Gängen niedergelegt hat, kommt man leicht unter dem Winde an ihn heran. Doch muß
man ihm dann einen guten Schuß geben, wenn man ſicher ſein will, ihn auch zu erhalten; denn ſo
klein er auch iſt, eine ſo ſtarke Ladung von Rehpoſten nimmt er auf ſich. Die Büchſe iſt kaum zu
gebrauchen, weil er bei ſeinem unregelmäßigen Hin- und Herſpringen einen überaus geſchickten

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[514/0544] Die Antilopen. — Der Ducker. Art hat ihr Eigenthümliches, und ſowenig wir auch noch von dem Leben dieſer herrlichen Geſchöpfe wiſſen, ſoviel gibt es doch gerade hier zu berichten; ſelbſtverſtändlich aber möchte der Kenner der Thiere ſeinen Leſern Alles mittheilen, was er ſelbſt weiß. Allein Dies iſt bei den Antilopen un- möglich. Wir müſſen viele, viele Arten der reichen Familie übergehen, deren Leben anziehend und merkwürdig iſt, weil meine erſte Pflicht es ſein muß, die hauptſächlichſten Formen hervorzuheben. Somit laſſe ich auf die vorhergehenden eine Sippe folgen, welche den Riedantilopen ziemlich entfernt ſteht. Es ſind Dies die Schopf- oder Zwergantilopen (Cephalophus), welche eine ſcharf ab- gegrenzte Gruppe bilden. Wie der eine Name andeutet, finden wir unter ihnen die kleinſten und zierlichſten Mitglieder der ganzen Familie, obwohl auch Einige in der Größe einem Reh etwa gleich- kommen. Alle hierher gehörigen Arten kennzeichnen ſehr kleine, dünne, aufrechtſtehende, nur ein wenig vorgebogene Hörner mit einigen Ringen oder Halbringen an der Wurzel, Klauendrüſen und Weichengruben, der rundliche Kopf und der kurze Schwanz. Neuerdings hat man ſie wieder in Schopf- und Zwergantilopen getrennt: der Unterſchied zwiſchen beiden Gruppen beſteht darin, daß jene zwiſchen den Hörnern einen nach hinten gerichteten Haarkamm tragen, welcher, jedoch nur theil- weiſe, dieſen fehlt. Der Süden oder der Oſten Afrikas, zumal das Kapland und Habeſch, ſind die Heimat der kleinen, ſchmucken Geſchöpfe. Man findet ſie nur im Walde, niemals in der offenen Ebene, und die verhältnißmäßige Kürze ihrer Läufe ſcheint hiermit im Einklang zu ſtehen. Freilich braucht der Wald nicht groß zu ſein, um ſie zu beherbergen. Einige dichte Büſche genügen ihrem beſchaulichen Leben ſchon vollſtändig. Nicht ganz ſo flüchtig als andere Leichtfüße der Familie, gebrauchen die Schopfantilopen eigene Liſten, um ſich vor ihren Feinden zu retten, ganz in ähnlicher Weiſe, wie wir ſie beim Zwergmoſchusthier kennen lernten. Der Ducker (Cephalophus mergens) iſt eine der bekannteſten und größten Arten dieſer Gruppe. Seine Leibeslänge beträgt 3½, die Schulterhöhe 2 Fuß, die Schwanzlänge 7½ Zoll. Gerade pfriemenförmige, vier bis ſechs Mal flach geringelte Hörner von 3½ Zoll Länge, welche von dem Gehör verdeckt oder wenigſtens weit überragt werden, verſchwinden faſt zwiſchen den Haaren des Schopfes. An der Stelle der Thränengruben liegt vor den Augen ein gebogener, nackter Streifen. Die Läufe ſind ſehr ſchlank, die Hufe und Afterklauen klein, der bequaſtete Schwanz iſt kurz. Die Färbung ändert vielfach ab; ſie iſt auf der Oberſeite meiſtens grau olivenfarbig, beim Männchen auch wohl dunkelgelbbraun und längs des Rückens und der Keulen ſchwarz punktirt. An den Knöcheln und der Vorderſeite der Läufe geht ſie ins Schwarzbraune, an der Unterſeite ins Weiße über. „Unter allen Antilopen,‟ ſagt Kapitän Drayſon, „welche die Ränder der Buſchwaldungen bewohnen, iſt der Ducker eine der gemeinſten, obgleich er nur einzeln gefunden wird. Bei der Annäherung eines Menſchen oder anderen Feindes bleibt er ruhig in ſeinem Lager; regungslos, ſtarr wie eine Bildſäule ſchaut er auf den Ankommenden, bis er glaubt, er werde beobachtet: — dann ſpringt er plötzlich auf und ſtürzt dahin, ſchlägt eine Reihe ſcharfer Haken, ſetzt über Büſche und ſchlüpft durch ſie hindurch, duckt ſich und kriecht, ſo wie er ſicher iſt, ſeinen Verfolgern aus den Augen gekommen zu ſein, in dem langen Graſe oder zwiſchen den Büſchen ſo ſtill dahin, daß man glaubt, er wäre förmlich verſchwunden oder habe ſich niedergelegt. Aber letzteres iſt nie der Fall; denn er geht dann immer weiter unter den Blättern fort, bis er einen guten Vorſprung erlangt hat: dann eilt er auf und davon. Selbſt der klügſte Jäger und der beſte Hund werden durch den Ducker oft genug gefoppt; wenn man aber ſeinen Weg überwachen und den Ort entdecken kann, wo er ſich nach ſeinen Gängen niedergelegt hat, kommt man leicht unter dem Winde an ihn heran. Doch muß man ihm dann einen guten Schuß geben, wenn man ſicher ſein will, ihn auch zu erhalten; denn ſo klein er auch iſt, eine ſo ſtarke Ladung von Rehpoſten nimmt er auf ſich. Die Büchſe iſt kaum zu gebrauchen, weil er bei ſeinem unregelmäßigen Hin- und Herſpringen einen überaus geſchickten

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/544>, abgerufen am 03.07.2024.