"Die Pacos werden in großen Herden gehalten, welche das ganze Jahr auf den Hochebenen weiden. Nur zur Schur treibt man sie nach den Hütten. Es gibt vielleicht kein widerspenstigeres Thier, als dieses Lama. Wenn eins von der Herde getrennt wird, wirft es sich auf die Erde und ist weder durch Schmeicheln, noch durch Schläge zu bewegen, wieder aufzustehen. Es erleidet lieber die heftigsten Züchtigungen und selbst den qualvollsten Tod, als daß es folge. Einzelne können blos fortgeschafft werden, indem man sie den Herden von Lamas und Schafen beigesellt. Die Jndia- ner verfertigen aus der Wolle des Paco und Lama schon seit uralten Zeiten wollene Decken und Mäntel."
[Abbildung]
Der Paco (Auchenia Paco).
Wie Acosta angibt, nennen die Jndianer die gröbere Wolle Hanaska, die feinere Cumbi. Aus dieser machen sie Tischdecken und andere schätzbare Dinge mit großer Kunst, welche sich durch ihre lange Dauer und ihren schönen Glanz besonders auszeichnen. Die Jnkas von Peru hatten große Meister im Weben. Die geschicktesten wohnten am Titicacasee. Sie färbten die grobe und feine Wolle in sehr frischen und zarten Farben mit vielerlei Kräutern. Gegenwärtig verstehen sie blos noch warme Decken und Mäntel zu weben; aber die Wolle wird jetzt vielfach nach Europa überge- führt, und seit Titus Salt in Bradford eine eigene Art der Spinnerei und Weberei dieser Wolle erfunden hat, betreibt man beides ins Großartige, und bemüht sich nach Kräften, den Paco oder Alpaca bei uns einzuführen.
Der Paco.
„Die Pacos werden in großen Herden gehalten, welche das ganze Jahr auf den Hochebenen weiden. Nur zur Schur treibt man ſie nach den Hütten. Es gibt vielleicht kein widerſpenſtigeres Thier, als dieſes Lama. Wenn eins von der Herde getrennt wird, wirft es ſich auf die Erde und iſt weder durch Schmeicheln, noch durch Schläge zu bewegen, wieder aufzuſtehen. Es erleidet lieber die heftigſten Züchtigungen und ſelbſt den qualvollſten Tod, als daß es folge. Einzelne können blos fortgeſchafft werden, indem man ſie den Herden von Lamas und Schafen beigeſellt. Die Jndia- ner verfertigen aus der Wolle des Paco und Lama ſchon ſeit uralten Zeiten wollene Decken und Mäntel.‟
[Abbildung]
Der Paco (Auchenia Paco).
Wie Acoſta angibt, nennen die Jndianer die gröbere Wolle Hanaska, die feinere Cumbi. Aus dieſer machen ſie Tiſchdecken und andere ſchätzbare Dinge mit großer Kunſt, welche ſich durch ihre lange Dauer und ihren ſchönen Glanz beſonders auszeichnen. Die Jnkas von Peru hatten große Meiſter im Weben. Die geſchickteſten wohnten am Titicacaſee. Sie färbten die grobe und feine Wolle in ſehr friſchen und zarten Farben mit vielerlei Kräutern. Gegenwärtig verſtehen ſie blos noch warme Decken und Mäntel zu weben; aber die Wolle wird jetzt vielfach nach Europa überge- führt, und ſeit Titus Salt in Bradford eine eigene Art der Spinnerei und Weberei dieſer Wolle erfunden hat, betreibt man beides ins Großartige, und bemüht ſich nach Kräften, den Paco oder Alpaca bei uns einzuführen.
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Der Paco.
„Die Pacos werden in großen Herden gehalten, welche das ganze Jahr auf den Hochebenen
weiden. Nur zur Schur treibt man ſie nach den Hütten. Es gibt vielleicht kein widerſpenſtigeres
Thier, als dieſes Lama. Wenn eins von der Herde getrennt wird, wirft es ſich auf die Erde und
iſt weder durch Schmeicheln, noch durch Schläge zu bewegen, wieder aufzuſtehen. Es erleidet lieber
die heftigſten Züchtigungen und ſelbſt den qualvollſten Tod, als daß es folge. Einzelne können blos
fortgeſchafft werden, indem man ſie den Herden von Lamas und Schafen beigeſellt. Die Jndia-
ner verfertigen aus der Wolle des Paco und Lama ſchon ſeit uralten Zeiten wollene Decken und
Mäntel.‟
[Abbildung Der Paco (Auchenia Paco).]
Wie Acoſta angibt, nennen die Jndianer die gröbere Wolle Hanaska, die feinere Cumbi.
Aus dieſer machen ſie Tiſchdecken und andere ſchätzbare Dinge mit großer Kunſt, welche ſich durch
ihre lange Dauer und ihren ſchönen Glanz beſonders auszeichnen. Die Jnkas von Peru hatten große
Meiſter im Weben. Die geſchickteſten wohnten am Titicacaſee. Sie färbten die grobe und feine
Wolle in ſehr friſchen und zarten Farben mit vielerlei Kräutern. Gegenwärtig verſtehen ſie blos
noch warme Decken und Mäntel zu weben; aber die Wolle wird jetzt vielfach nach Europa überge-
führt, und ſeit Titus Salt in Bradford eine eigene Art der Spinnerei und Weberei dieſer Wolle
erfunden hat, betreibt man beides ins Großartige, und bemüht ſich nach Kräften, den Paco oder
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/433>, abgerufen am 23.11.2024.
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